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von Spieler zu Spieler, alles über GT

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Streuner (*) schrieb am 29-03-2004 15:41:21 : Die meisten hier sind eh RPG-Legastheniker.
Im Grunde kannst Du 90% des RPGs wegen Blödsinn und Unglaubwürdigkeit sowieso in die Tonne kloppen, um es mal so auszudrücken. Wenn ich schon lese, daß Leute versuchen RPG zu machen, bei denen irgendwelche Charakter-Nicks, die bei der Charaktererschaffung aus dem Bauch heraus gewählt wurden, im RPG-Forum als "reale" Namen verwendet werden, dann kann ich das nicht mehr als glaubwürdiges RPG ansehen. Wenn man die Dinger als Callsign ausgibt, dann ist das ja noch okay, aber dann kann man es auch kenntlich machen.

Als Beispiel:
Letztens kam ja dieses RPG der =P=-Offensive im Gladsheim. Meiner Ansicht nach eigentlich ziemlich gut gemacht. ABER: Ich kriege allenfalls einen Lachanfall, wenn da jemand vor die virtuelle Kamera tritt und sich als "ops" bzw. "operations" oder so ähnlich vorstellt und erwartet, daß seine Botschaft von der Befreiung des GH Ernst genommen wird. Das ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber damit fängt es an.

Ich will mal ein wenig tiefer hineingehen. Der Name Role Playing Game beinhaltet, daß wir die Rolle einer imaginären Person übernehmen und diese ausspielen. Desweiteren ist dies ein SciFi-Spiel und da können wir durchaus davon ausgehen, daß die menschlichen Grundlagen sich nicht großartig verändert haben. Aber die meisten, die da versuchen RPG zu spielen, spielen keine imaginäre Person aus, sondern schreiben einfach irgendetwas ohne besonderen Hintergrund, was sich bei näherer Betrachtung als absoluten Unfug für die Handlungsweise und Psychologie eines Menschen herausstellt. Kleinkindergetue wird als die Handlungsweise eines großen und mächtigen Kriegers/Kommandanten/Raumschiffpiloten usw. erklärt.
Wieder andere gehen durchaus einen Schritt weiter und definieren einen Charakter, schränken sich aber durch eines der vielen bekannten archetypischen Bilder ein und diese sind in den seltensten Fällen auch nur annähernd real. Da kommen dann bisweilen sehr seltsame Dinge heraus.

Wenn ich ein Buch lese, dann haben die dort beschriebenen Personen gewisse Charakterzüge, die sie ausmachen und definieren. Abhängig davon, wie gut der Autor diese herüberbringt und welches Einfühlungsvermögen er dabei an den Tag legt, um diese Personen lebendig zu gestalten, ist eine gewisse Glaubwürdigkeit gegeben. Ein Autor, der nur einen spannenden Fantasyroman schreiben möchte, kann da sehr weit ausgelegte und durchaus auch massiv von der menschlichen Psyche abweichende Charaktere verwenden. Das Buch ist durch seine Thematik eh unglaubwürdig und damit hat er eine sehr freie Wahl. In der SciFi ist das ein wenig enger zu sehen, dann diese erhebt schon dem Namen nach zumindest die Grundlage, daß es in irgendeiner Weise eine Extrapolation derzeitiger Möglichkeiten ist. Aber auch da gibt es ja Welten, in denen vieles möglich ist. Aber, ein Autor, der eine wirklich reale und nachvollziehbare Geschichte womöglich gepaart mit einer "Message" erzählen möchte, der muß sich da sehr anstrengen, daß seine Charaktere nicht in irgendwelche Pseudoarchetypen oder Widersprüche abgleiten.

Wenn jetzt, wie hier in einem RPG, die Interaktion von verschiedenen Charakteren und deren Spieler stattfindet, die dazu auch noch Ernst genommen werden möchten, dann ist es zwingend erforderlich, daß die gespielten Charaktere eine gewisse Glaubhaftigkeit aufbauen. Das fängt ganz grundlegend bei Sachen wie der Namensgebung, der Ausdrucksweise und des Schreibstils an. Wenn mir jemand sagt, daß Grammatik, Rechtschreibung und speziell die Interpunktion sowie die Klein- und Großschreibung im Internet doch nicht so wichtig sind und es eher auf den Sinn ankommt, sie aber im RPG glaubhaft (und in den meisten Fällen intelligent, gebildet usw.) rüber kommen wollen, dann kann ich nur sagen: Thema verfehlt. Gerade durch solche Dinge "leben" die einzelnen Charaktere nämlich und werden maßgeblich definiert.

Der nächste Punkt ist die inhaltliche Aussage, bei der es zum Teil wirklich groteske Züge annimmt. Charaktere, die im RPG etwas von Training faseln sind an sich schon völlig unglaubwürdig, denn das Beschießen mit scharfen Waffen, was bei durchbrochenen Schilden und geringer Panzerung unweigerlich Tote nach sich ziehen wird, kann ich nicht mehr allen Ernstes als Training ansehen. Oder Piraten, die sich als doch so ehrenvoll und toll halten. Was für eine Scheiße. Piraten sind einfach der Abschaum der Galaxis! Sie ballern mit scharfen Waffen die Schiffe zusammen und zwingen die Opfer zur Herausgabe der Kohle. Dabei riskieren sie definitiv den Tod von Menschen, um sich Geld anzueignen, daß ihnen nicht gehört. Im Sinne der Moral sind sie damit höchst widerwärtig und handeln aus niedersten Beweggründen. Wenn dann irgendwelche Leute ankommen und solch seltsame romantische und verklärte Sichtweisen zu den ach so galanten und im Grunde doch lieben Piraten entwickeln, dann pack ich mir an den Kopp. Die Leute ballern Dir das Schiff klein, die Tachyonen-Emitter rösten Dir die Mannschaft, sie entern unter Waffengewalt Dein Schiff, klauen Dir Dein Geld und man hat nix besseres zu tun als über das doch so gentlemanhafte (oder sonstwie tolle Verhalten) der Angreifer zu schwärmen. Hallo?
Das gleiche gilt auch für Headhunter. Die Kommandanten befehligen einen Zerstörer mit locker über 100 Menschen an Bord, fangen die Piraten ab, schießen denen die Schilde runter und kommen an Bord, nehmen mit, was nicht niet- und nagelfest ist bzw. knacken den Hauptrechner und zocken das Geld und dann soll das im Grund alles gar nicht so schlimm sein? Headhunter müssen im allgemeinen knallharte Leute sein und es ist eigentlich ihr Job, den Piratenabschaum aus dem All zu blasen, der das Leben der "ehrlichen" Leute gefährdet. Diese ganze verklärte Romantik mit der das betrachtet wird ist sowas von irreal, das gibt´s einfach gar nicht. HHs müßten einem realen RPG zufolge die Piraten ständig versuchen aufzubringen und ihnen zumindest die Schiffe wegnehmen und die verfügbaren Barmittel entwenden. Zzgl. zu einem gewissen Kerkeraufenthalt.

Was die Marodeure betrifft: Die sind nocheinmal ein Fall für sich.


Das obig gesagte ist dabei natürlich rein auf die Glaubwürdigkeit eines Charakters und dessen RPG bezogen. Legt der Spieler jedoch keinen höheren Anspruch auf die Glaubwürdigkeit seiner Figur und das RPG, dann hat er durchaus viel mehr Freiheiten. Das beinhaltet insbesondere viele der Spaßclans, die ein Art RPG betreiben, das von vorneherein schon als Verarschung oder dem reinen Dummschwatz gewidmet und in seiner Form durchaus lustig ist. Aber solche Clans sollten nicht davon ausgehen, daß ihre Aussagen im Sinne einer realen Betrachtung in irgendeiner Weise akzeptabel sind. Insbesondere gilt das für Kriegszustände, bei denen ja gerne ein ganze Menge Propaganda betrieben wird. Die üblich betriebene Propangande, bei der die Gegnerseite als die Bösen dargestellt werden, ist für Spaßclans dabei schon von vorneherein völlig unglaubwürdig - es sei denn, das wird auch nur als Witz verstanden und entsprechend geschrieben.


Um aber zum Schluß nochmal speziell auf den Aufhänger zurück zu kommen: Diese Einzeiler, die da viele Fakenicks von sich geben, sind im Grunde allenfalls mit Grafitti-Schmierern zu vergleichen, die überall ihr Tags und Slogans mit häßlichen einfarbigen Schriftzügen ohne künstlerischen Anspruch hinterlassen. Wenn man dies unbedingt als RPG ansehen möchte, dann wird es wohl kaum etwas anderes sein, als das lärmende Hintergrundrauschen der Leute auf einem belebten Jahrmarkt, die sich über die dortigen Attraktionen auslassen.



Ach ja, wenn mir jetzt jemand erzählt, daß ich das nicht so pauschalisieren könnte und RPG doch wieder eine Ansichtssache ist: Erzähls jemand anderem. Ich habs oft genug gehört.
Sicher ist RPG eine Ansichtssache, aber wenn beide Parteien einen unterschiedlichen Regelsatz haben, weil die eine ihr verklärt romantisches Gehabe an den Tag legt und die andere eher einen realen Hintergrund bevorzugt, dann sollten diese beiden Parteien kein RPG miteinander machen, denn das wird im absoluten Frust enden, wie ich es allzu häufig gesehen habe und malandra an anderer Stelle durch die verschieden zugrunde liegenden Regelsätze sehr schön diskutiert hat.
Es gilt also: Entweder glaubwürdig und mit einem realen Bezug spielen, oder in einer verklärten Welt, die meinetwegen auch mehr offgame als einen RPG-Bezug hat. Ein Charakter mit einigermaßen realem Hintergrund wird allein per definitionem schon keinen Charakter der anderen Sorte akzeptieren können, denn das, was der andere rüberbringt, wird sich für den "realen" für das Geschwafel eines Verrückten anhören. Beides mischen geht einfach nicht. Nur leider ist das hier genau das, woran das RPG so sehr krankt. Die Leute wollen RPG spielen, haben aber keinen glaubwürdigen Charakter und sind unfähig, sich in einen solchen hineinzuversetzen...

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