RPG

Achtung, diese Nachricht ist privat!

Langsam glitt die Uniform-Jacke von ihren Schultern und fiel auf den Boden. «Computer, interne Kommunikation blockieren und Musikprogramm G1 abspielen.»

Der Computer piepste kurz, dann ertönten aus den verborgenen Lautsprechern des Raums die ersten Melodien der Mondscheinsonate. Genoveva ließ sich in den schweren Ohrensessel fallen, der mitten im Hauptraum ihres Quartiers stand. Der Rest war eher spartanisch eingerichtet, ein alter Schreibtisch, den sie von einem Sammler auf dem Idun erworben hatte, und zwei Regale die ein paar Bücher beherbergten.

Langsam schloss sie die Augen. Vor ihrem inneren Auge tauchten die Konturen eines Gesichts auf. War das schon so lange her, dass ich mich kaum noch an sein Gesicht erinnern konnte? sie kramte weiter in den Ecken ihrer Erinnerungen, doch diese wirkten im Moment genauso minimalistisch, wie der Raum in dem sie sich befand.

Einen Moment lang kniff sie die Augen zusammen, doch es wurde nicht besser. Dafür kehrten jedoch andere Erinnerungen zurück. Eine wolkenlose Nacht am Sternenmeer, der Besuch des Kahaari-Gebirges, … Die Bilder von Landschaften, Seen und schneebedeckten Bergen überfluteten plötzlich ihren Kopf. Dann plötzlich wieder ein Gesicht, diesmal deutlicher als zuvor. «Craig!» flüsterte sie während sich unter ihrem rechten Augen eine Träne löste.

Wütend schlug Genoveva die Augen auf und wischte sich die Träne aus den Augen. Wieder einmal hatte sie es geschafft, die schmerzenden Bilder der Vergangenheit aus dem dunklen Verließ zu holen, das sich tief in ihrem Erinnerungsvermögen befand. Es war fast wie ein masochistisches Ritual, dass sie alle paar Wochen vollführte.

Craig hatte für die Freiheit gekämpft, sich im Rat engagiert, doch vergebens. Dabei hatte sie ihn noch gewarnt. Das Gladsheim war stets ein System der Konflikte gewesen. Auch wenn es kurze Perioden des Friedens gab, früher oder später kehrte der Krieg mit all seinen hässlichen Fratzen zurück. Sie selbst würde das genauso wenig verhindern können, wie Craig damals, aber eine Sache konnte sie. Sie konnte den Menschen dort helfen und sich für die Unabhängigkeit einsetzen!