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5. Was ist schon fair?

"Wo fliegen wir hin?"
"Irgendwohin, wo es nicht gleich von Polizei wimmeln wird."
"Und was ist mit Amanda?"
"Die wird mit etwas Glück gleich von der Polizei geweckt."
"Gemein..."
"Tja."
"Haben sie denn keine Angst, dass sie sie verrät?"
"Warum?."
"Sie weiß wer sie sind."
"Da wäre ich mir nicht so sicher."

"Sie fliegen schlecht."
Kurzes zögern - "Ich bin noch nicht lange im All unterwegs. Um dich rum zu kutschieren sollte es reichen."

Sie schwiegen sich an. Ein für Kimberly unangenehmes Schweigen, doch Lester genoss es.

"Lester?"
"Ja?"
"Warum machen sie das?"
"Als Gegenleistung bekomme ich etwas, was ich haben will."
"Und was ist das?"
"Die Wahrheit."
"Die Wahrheit?"
"Ja, die Wahrheit."
"Das verstehe ich nicht."
"Ich habe es nicht anders erwartet." Lester grinste, was sie aber nicht sehen konnte.
"Die Wahrheit worüber?"

Keine Antwort.

"Lester?"
"Ja?"
"Sie sind ein Verbrecher."
"Nein."
"Das verstehe ich nicht."
"Ich bin nicht verurteilt."
"Also ist man nur ein Verbrecher, wenn man verurteilt ist?"
"Nein."
"Na also."
"Na gut, du hast recht."

Triumph!

"Das hast du ganz schön gut gemacht vorhin."
"Was?"
"Das mit dem Notruf."
"Danke." Auch wenn die Flucht nicht geglückt ist, so hatten sie doch wenigstens von ihr Gehört. Es würde ihre Eltern sicher beruhigen, wenn sie wüssten, dass es ihr gut ging.
"Wie bist du da rausgekommen?"
"Ach, das war ganz einfach."
"Ach ja?"
"Ja. Die Türkontrollen im Apartment waren nicht verschraubt. Ich hab' sie einfach rausgenommen und den Stromkreis unterbrochen."
"Dann weiß ich ja, worauf ich das nächste mal achten muss." Er grinste.
"Das ist nicht fair! Ich wollte das nicht verraten!"
"Was ist schon fair..."
"Garnix!"
"Richtig..."

Kim war verblüfft über seine Antwort. Das hatte sie nicht erwartet.

Dann schwiegen sie wieder.

"Meine Eltern machen sich bestimmt schreckliche Sorgen."
"Willst du ihnen schreiben?"
"Ist das ihr Ernst?"
"Sonst würde ich es nicht sagen."

- eine kurze Pause.

"Wo ist der Haken?"
"Schreib ihnen, dass es dir gut geht."
"Und wenn's mir nicht gut geht?"
"Willst du, dass sie sich noch mehr Sorgen machen?"
"Natürlich nicht."
"Siehste."

Von sauer sein keine Spur mehr.

"Spielst du Schach?"
"Ja, warum?"

Der Monitor direkt vor ihr fing an zu blinken, und es erschien ein Schachbrett.




6. Kurzer Aufenthalt

Sie wachte erst wieder auf, als die NWO God has failed im Hangar aufsetzte.

"Wo sind wir?"
"Auf einer Raumstation."
"Warum sind hier keine anderen Schiffe?"
"Extrawurst."

Lester stieg aus, und öffnete ihren Gurt.

"Komm, raus."

Wieder versuchte sie sich irgendwelche Details zu merken. Einen Anhaltspunkt wo sich diese Station befand. Zu welchem Clan sie gehörte.... Nichts. Sie stiegen in einen Turbolift, der sie fast direkt in das Quartier führte. Auch der Gang dorthin war leer. Im Quartier programmierte er einen Türcode, den sie nicht sehen konnte.

"Möchtest du jetzt den Brief schreiben?"
"Ja, gerne."

Lester legte ihr ein Pad hin. "Sag's vorher laut vor."

"Liebe Mama, Lieber Papa."
"Ok."
"Es tut mir Leid, dass ich euch so große Sorgen mache." Lester nickte.
"Es geht mir gut, Les... Er kümmert sich gut um mich."
"Schreib: Sie kümmern sich gut um mich."
"Aber sie sind doch alleine?"
"Egal.
Gestern aber nicht." Fügte er noch schnell hinzu.
"Nagut."
"Bitte beeilt euch, und tut was man euch sagt."
"Okay."
"Willst du sonst noch was schreiben?"
"Hab euch lieb?"
"Wie du willst."

Er steckte das Pad mit dem Brief ein, und legte drei neue auf den Tisch und holte elektrische Handfesseln heraus.

"Ich habe die Bücher vorhin neu überspielt."
"Wo willst du es dir die nächsten Stunden bequem machen? Liegend auf dem Bett? Sitzend auf der Couch?"
"Muss das sein?"
"Denkst du ich lass dir nochmal die Chance auszubüchsen?"
"Und wenn ich verspreche hier zu bleiben und nicht zu flüchten?"
"Keine Chance."
"Ich möchte bitte auf die Couch."
"Wie du willst. Wir werden nicht lange hier bleiben. Ich habe nur einige Sachen zu erledigen. Auf unserer nächsten Station wirst du mehr Freiräume haben."

Sie streckte die linke Hand heraus und ließ sich die Fesseln anlegen, die er dann noch am Sessel befestigte. Dann warf er ihr einen Luftkuss zu und verschwand.
Im Zimmer gab es nichts, aber auch rein gar nichts interessantes zu sehen, was sie auch nur irgendwie ihren Standort erahnen ließ. Aus dem Fenster strahlte kein Planet oder Wurmloch ihr entgegen. Nichts. Sie widmete sich lieber wieder der Geschichte. Schnell war die Stelle gefunden, an der sie am Vortag aufgehört hatte, und sie begann wieder mehr über die Piraterie der Steinzeit zu erfahren. Irgendwann fingen ihre Augen an vom lesen weh zu tun. Langeweile kam auf. Und keine Spur von Lester. Wo trieb er sich nur so lange herum? Sie legte die Beine auf den Tisch, und versuchte in einer bequemeren Position weiter zu lesen. Lester ließ sich immer noch nicht blicken. Wie viele Stunden waren schon vergangen?

Irgendwann dann endlich die Erlösung: Die Türe öffnete sich.

"Wo waren sie so lange???"
"Ich hatte zu tun." Er schien amüsiert über ihre Empörung.
"Machen sie mich bitte endlich los..."
"Nur die Ruhe kleines."

Ungeduldig wartete Kim, bis er sich endlich zu ihr herbewegte und ihre Hand befreite.

"Ich habe dir ein paar Klamotten zum wechseln besorgt. Damit du nicht die ganze Zeit in diesem Pyjama herumlaufen musst."
"Danke."
"Ich hoffe ich habe die richtige Größe erwischt."

"Probier's an, und bereite dich schon mal auf noch ein paar Stunden herumsitzen vor." Wieder sein typisches Grinsen.
"Warum?"
"Hör mal, während du die halbe Nacht schlafen und spielen konntest, musste ich hart arbeiten um dich herzubringen. Ich habe auch ein wenig Schlaf verdient."
"Ich will aber nicht."
"Dann zwinge ich dich eben."





[Ließt überhaupt irgendwer mit?]