<unknown> schrieb am 01-02-2004 19:36:56 :
Tollkühne Partner Teil I (YOUNG GUNS)
Wyatt Earp zügelte hart sein Pferd. Aus dem Gebüsch vor ihm glitzerten drei Gewehrläufe wie drohende Speere, und sie sind alle auf Wyatt Earp gerichtet.
Von den Besitzern der Gewehre ist nichts zu sehen. Wyatt glaubt nur, hinter einem der Läufe zwei dunkle Augen schimmern zu sehen.
Eine tiefe Stimme kommt jetzt aus dem Strauchgewirr:
„Fremder! Steig ab! Aber vorher wirfst du den Colt weg. Sonst hast du vier Löcher im Leib!“
Wyatt Earp stellt sich überraschter als er ist:
Er will nur etwas Zeit gewinnen. Er misst in Gedanken rasch den Fluchtweg ab, peilt das Gelände links und rechts an. Rechts ragen wie Schlangen harte Bodenwurzeln aus dem Erdreich. Links ist der Boden unterm Büffelgras glatt. Dort also landet es sich besser.
„Na ja!“ sagt Wyatt Earp laut und schickt ein Stöhnen hinterher, als ergebe er sich der unbekannten Übermacht.
Aber fast in gleicher Sekunde wirft er sich nach links aus dem Sattel, wobei er sogar noch sein Gewehr mitnehmen kann.
Wyatt kommt prima zu liegen und hat im Nu sein Gewehr im Anschlag. Aber er schießt nicht mal eine blinde Kugel ab. Wenn schon, dann sollen die anderen anfangen. Er weiß ja nicht, wie viele ihm da aufsitzen und aus ihrer sicheren Deckung den Tod in den Leib jagen wollen.
„Wir pumpen dich voll Blei!“ meldet sich die tiefe Stimme wieder. „Gib acht, Fremder! Wir wollen nur dein Pferd! Also steh auf und tritt beiseite!“.
Earp antwortete nicht, wenngleich es ihn juckt, den unsichtbaren Halunken zuzurufen, dass sie ihn alle mal der Reihe nach hintenherum bedienen können.
Earp wartet, den Finger am Abzug.
Plötzlich schreit eine Stimme in regelrechten Kommandoton: „Männer! Lange genug zugesehen! Attacke!“
Vier Gestalten schälen sich aus dem Dickicht.
Wyatt Earp nimmt sofort den vordersten aufs Korn und drückt ab. Der Mann wirft die Arme hoch. Sein Gewehr fliegt seinem Nebenmann gegen die Kniescheiben. Der schreit wie am Spieß und praktiziert einen sehr unfreiwilligen Kniefall.
Etwas Unerwartetes geschieht.
Von links prescht ein Reiter heran und jagt zwei Schüsse über die Köpfe der übrigen zwei Angreifer. „Halt! Laßt den Mann in Ruhe!“ dröhnt der Fremde.
Wie vom Blitz getroffen erstarrten die beiden Banditen. Dann drehen sie ab und tauchen zwischen dem Gestrüpp unter. Auch der Mann, dem das Gewehr seines Kumpans auf die Kniescheiben knallte, kraxelt herum und gibt Fersengeld. Derjenige, den Wyatts Kugel sofort erwischt hat, braucht nicht mehr auszurücken. Möglich, dass seine schwarze Seele bereits auf dem Ritt ins Jenseits unterwegs ist. Denn seine leibliche Hülle hat auf Erden ausgedient.
Mit offenen Mund und weit aufgerissenen Augen starrt der Tote in die blendende Sonnen, die ihm ja nun auch nichts mehr anhaben kann.
„Verdammt! Reinfall so was!“ hören Wyatt Earp und der Fremde noch einen Halunken wütend herausdröhnen.
„Da hat er recht“ sagte der Fremde.
Er hält sein Gewehr noch in der Hand und bleibt auch noch im Sattel. Er späht über das Gestrüpp hinweg.
„Sie ziehen nach Süden“, sagte er. „Es sind fünf Reiter. Das Pferd des Toten hier nehmen sie mit. Einer trägt, soviel ich erkenn kann, noch ein Militärkäppi vom letzten Krieg.“
„Wird der Kerl sein, der da herumkommandiert hat“, meint Wyatt Earp.
Er betrachtet den anderen. Es ist eine stolze Erscheinung, Rabenschwarz schimmert das dichte Haar. Der Mann trägt sich ganz in Schwarz. Sogar sein Pferd ist ein Rappe, aber das mag Zufall sein. Jetzt steigt der Fremde aus dem Sattel.
„Ich bin Wyatt Earp. Ich danke Ihnen. Ohne Sie wäre ich wahrscheinlich noch dran gewesen und läge jetzt so stumm da wie der Kerl da“, sagte Earp.
„Ich bin Doc Holliday. Man nenn mich immer nur Doc“, stellte sich nun der Reiter vor.
To be continued………