Ella McNamara (*) schrieb am 12-03-2004 16:20:28 :
Ma'am, es tut mir leid. Suchen Sie sich bitte ein neues Leben
"Sam!"
Keine Reaktion. Nächster Versuch.
"Saahaam."
Endlich kommt er. Meine Güte, wie sieht er denn aus?
"Wie siehst du denn aus?"
"Mein liebes Ella-Schätzchen, einer muss sich ja immerhin um deinen Pub kümmern wenn du ständig unterwegs bist."
"Bin ich gar nicht.", leider zieht die Flunsch bei ihm nicht mehr. Alter Hase der.
"Wohl"
"Eeheeh.", es geht wieder los. Unser Lieblingsspiel. Juchhuuu.
"Ähäähää", das obligatorische Kopfnicken lässt er immer noch nicht aus. Meine Güte ist der Mann liebenswert. Mit diesen grünen Augen und roten Haaren schafft es Sam O'Neilly es doch tatsächlich immer, mich aufzumuntern, egal was gerade in mir vorgeht.
Ich setze mich also auf einen Barhocker und muss feststellen, dass der Pub aussieht wie ein Schweinestall. Was war gestern denn hier los? Ach ja, jetzt fällt es mir ein. Skatrunde. Sowas aber auch. Da haben diese Kerle mir wieder die schönen Dielen mit Bier vollgekippt. Das Licht bricht durch die Fenster und versucht sich verzweifelt bis in die hinterste Salonecke vorzukämpfen. Leider bleibt es im kalten Rauch und im aufgewibelten Staub stecken.
"Ella-Schätzchen?", Sam tippt mir auf die Schulter. Eben stand er doch noch hinter der Bar. Naja, egal.
"Ja Hase?", wenn man uns hört könnte man wirklich denken, dass wir verheiratet wären. Schade nur, dass dieser Traummann schwul ist. Ihn würde ich vom Fleck weg ehelichen. Seit dem Moment, als er mir damals auf die Theke gekotzt hat. Oh Gott, das scheint schon so ewig lange her zu sein. Naja, 10 Jahre bestimmt schon. Damals war ich noch ein kleines Küken. 19 wenn mich nicht alles täuscht. Also wirklich Ella, du vergisst dein eigenes Alter? Kommt vielleicht daher, dass mich nie jemand danach fragt. Aber wie auch immer. Sam wollte ja irgendwas von mir.
"Wie soll es eigentlich mit dem Pub weiter gehen? In letzter Zeit ist es ja etwas ruhiger geworden.", Ha, der Mann ist genial! Ein Genie. Und Gedanken lesen kann er auch noch.
"Ich wollte heute mit dir über das gleiche Thema reden.", schön, wenn ich ihn zum Lachen bringe. Dann hat er immer so niedliche Grübchen in den Wangen.
"Sehr schön. Welche Gedanken hast du?"
"Keine. Ich bin vollkommen langweilig und einfallslos."
"Das ist aber nicht die Ella die ich kenne. Sonst hätte dein "Pub's Inn" nicht so lange überlebt. Denk nur mal an die BierfreieZeit, dann die "Wir schenken nur Whiskey mit dem doppelten Alter des Bestellers aus"-Aktion oder die Skatabende? Ist doch ein willkommener Anlass für die Männer hier auf dem Ballito, um sich mal von ihren Frauen loszueisen.", Hm, er hat wie immer Recht. Alter Besserwisser.
"Jaja, schon gut. Ich bin manchmal recht intelligent.", was liegt eigentlich das Bierfass dahinten rum? Schnell mal rüber und weg räumen...
"Ella! Nein, Finger weg. Liegen lassen! Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst das nicht machen?"
"Mensch Sam, Ich bin doch kein kleines Mädchen mehr das ständig Hilfe braucht. Und nun lass mich das Fass hinten ins Lager bringen.", er weiß genau, dass er mich sowieso nicht davon abhalten kann. Also schnell mal nach hinten rollen, Rampe runter und dann zu den anderen. Huch, was ist denn das da...
"Sam, kannst du mal kurz kommen?"
"Was gibt's denn?"
"Was ist das da?"
"Du meinst also das kleinste Fass von allen das da hinten so in der Ecke steht?", Blödmann.
"Ja, genau das meine ich. Was ist das."
"Rum."
"WAS?", tief durchatmen Ella. Das hat er eben nicht wirklich gesagt.
"Rum. R U M."
"Nicht in meinem Pub. Raus damit! Flott!"
"Schon mal probiert?", jetzt fängt er wieder damit an. Gleich kommt der Dackelblick dazu. Bingo, und da ist er auch schon.
"Will ich auch nicht. Ich bleibe bei Whiskey."
"Alte Schottin."
"Willst du mich beleidigen? Was kann ich denn dafür wenn meine Grandma einen von denen geheiratet hat? Ich hab mir das sicherlich nicht ausgesucht.", das er aber auch immer auf meinem Schwachpunkt rumrutschen muss. Schotten. Na klasse, ich find's schon schlimm genug, dass etwas von deren Blut in meinen reinen irischen Adern fließt. Aber dann noch der Name...
"Tut mir leid Ella-Schätzchen."
"Ist schon okay.", wie immer kriegt er mich weich. Scheiße aber auch verdammte.
"So, und was machen wir nun mit dem Pub?"
"Immer noch keine Ahnung."
"Wie wäre es wenn wir Rum mit ins Angebot nehmen würden."
Er kennt mich lange genug um diesen Gesichtsausdruck interpretieren zu können.
"Okay okay...war ja auch nur ein Vorschlag."
"Aber ich mag ihn.", ich hab das genau gehört Sam. Auch wenn du es leise gemurmelt hast.
Huch, die Tür geht auf. Um diese Zeit? Noch mal auf die Uhr gucken, tatsächlich, erst 13 Uhr. Na nu.
"Guten Tag. Finde ich hier eine Miss McNamara?", groß schlank gut aussehend. Klar findet der mich.
"Ich denke, sie meinen mich.", aus purer Gewohnheit schiebe ich die Ärmel meines Pullovers über die Ellenbogen. Der will aber sicherlich nicht mit mir Armdrücken. Da hätte er sowieso verloren.
"Mein Name ist Müller. Ferdinand Müller. Ich komme von der ballitoschen Gesundheitsbehörde, Unterabteilung Restaurant- und Kneipenhygiene. Ich werde mich jetzt etwas bei Ihnen umsehen. Bitte setzen Sie sich auf einen Stuhl und füllen Sie dieses Formular aus."
Ich verstehe nur noch Plätschern. Er drückt mir einen Stapel Papier in die Hand, deutet auf einen Stuhl mit einem Gesichtsausdruck als würde er gleich vor die Tür müssen und zieht sich Gummihandschuhe über. Bitte? Will der mich beleidigen? Und da ist er auch schon in Richtung Küche verschwunden. Sam zuckt auch nur die Schultern und folgt ihm.
Dann wollen wir uns mal hier um die Formulare kümmern.
Name...das ist einfach. Geburtsdatum....ja...hab ich auch. Ort...Kreonis, ist doch logisch. Blutgruppe....wollen die mich etwa pieksen? Schuhgröße...die belieben zu scherzen wie mir scheint.
Die letzte Frage war der Witz schlecht hin: Betreiben Sie Körperhygiene? Also wirklich mal. Wer setzt sich hin und denkt sich diese dämlichen Fragebögen aus? Ich fühle mich ja wie bei einer Partnervermittlungsagentur. Noch schnell unterschreiben und fertig. So. Nun kann er kommen. Nichts tut sich. In der Küche ist es ruhig, nur aus dem Lager höre ich es brummen. Also mal nachgucken.
Scheint nicht gut auszusehen. Als ich den Kopf durch die Tür zum Lager stecke hält der Herr Ferdinand Müller mit einer Pinzette gerade etwas wabbeliges hoch. Oh ha, jetzt weiß ich endlich, wo der letzte Rest Wackelpudding abgeblieben ist den wir neulich für unsere Glibberwodka-Veranstaltung gebraucht haben. Ich hab mich schon gefragt, wann er endlich ans Tageslicht zurück kriecht.
"Ich sagte doch, ich habe nur noch nicht geschafft hier Ordnung zu machen nach gestern Abend."
"DAS ist unhygienisch."
"DAS ist nur Wackelpeter."
"Machen Sie sich nicht über mich lustig, Herr O'Neilly."
"Mache ich nicht. Nur ist es quatsch, unseren Pub zu schließen nur weil ich gestern gegen 3 Uhr Nachts keine Lust mehr hatte hier aufzuräumen."
Nein, ich hatte mich verhört.
"Das ist jedoch Ihre Pflicht als Barbetreiber, gemäß § 647 IV Ziffer 3 HygieneSchutzGesetz."
"Steht da auch drin, wann man mal schlafen darf?", Sam rollt mit den Augen. Das ist kein gutes Zeichen. Er ist wirklich sauer. Und das passiert normalerweise nicht so schnell.
"Sie wollen meinen Pub schließen? Habe ich das richtig verstanden?"
"Ja Ma'am, und zwar unverzüglich."
"Sie spinnen doch! Das ist mein Leben hier!"
"Dann sollten Sie sich schleunigst ein neues suchen. Morgen um 10 Uhr werde ich den Laden hier schließen lassen."
Das sitzt. Er dreht sich um, schnappt sich seinen Aktenkoffer und schwingt seinen knackigen Hintern aus der Tür raus.
"Tja Sam, damit hätte sich unser Problem gelöst. Komm, lass uns anfangen zu packen. Die Fässer kommen in mein Shuttle..."
"Du willst einfach so aufgeben? Deinen Pub hier einfach so verkommen lassen?"
Ach, es bringt doch nichts.
"Ach Sam, was soll ich machen? Diese Behördensäcke sind doch alle samt sture Böcke. Erst recht wenn sie es mit einer Frau zu tun haben. Wir fangen einfach wo anders neu an. Du kommst doch mit, oder?"
"Wie könnte ich dich alleine lassen Ella-Schätzchen?!"