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es war einmal...

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Seher (*) schrieb am 08-06-2004 14:43:01 : Verschmolzene Technik
Das Konzept des bioelektrischen Interface gepaart mit diesen Alien-Denkzellen aus der früheren Kolonie auf dem Oberon war so fortschrittlich und unüberschaubar in seinen Fähigkeiten, daß sie nicht vorhersagen konnten, ob die von Dr. Koplans Gruppe geplante Struktur überhaupt aufgehen konnte, oder sich die Struktur in willkürlichen Vernetzungen entwickeln würde. Die Idee dahinter war aber ebenso alt wie revolutionär. Aufbauend auf den vier Codierungsbausteinen der regulären DNS, wie sie auch bei allen irdischen Lebensformen vorlagen, war eine besondere Art von Computer gebaut worden. Dabei diente die DNS nicht nur als Codierung für das Zellwachstum, sondern nahm gleich mehrere Aufgaben ein.

Die Datenverarbeitung des Gesamtkonstruktes wurde durch drei unterschiedliche Mechanismen ermöglicht. Am einfachsten waren die üblichen elektronischen Chips, die die gewaltigen seriell verarbeiteten Rechenoperationen verwalten konnten. Als zweites gab es direkt damit in Verbindung stehend die über ein bioelektrisches Interface gekoppelte reguläre Verschaltung von Nervenzellen, wie sie so ähnlich auch im menschlichen Hirn vorlag. Also einzelne Zellen, die mit bis zu Hunderttausend weiteren verknüpft waren und so ein dichtes Netzwerk von miteinander verflochtenen Strukturen bildeten, die Informationen auswerten und vergleichen konnten. Eine massiv parallele Datenverarbeitung, die zu höchst komplexen Assoziationen in der Lage war. Diese Zellverbände wurden unter anderem speziell zur Auswertung von „Sinneswahrnehmungen“ genutzt, welche aber nichts weiter als elektrische Impulse waren, die über das bioelektrische Interface von herkömmlichen elektronischen Rechnern auf für Nervenzellen erkennbare Aktionspotentiale umgewandelt wurden. In diesem Sinne waren auch die elektronischen Chips für das Konstrukt nichts weiter als ein bidirektionales Sinnesorgan. Die Signale wurden dann im ersten Schritt über diese „feste Verdrahtung“ der Nervenzellen ausgewertet.

Der dritte Teil des Ganzen fand schließlich auf der Molekülebene selbst statt. In bestimmten Bereichen bildeten sich kleine Flüssigkeitsbeutel, ähnlich einer Form von Drüsen, aus. Die Flüssigkeit in den Beuteln war eine mit Enzymen versetzte wässerige Lösung. Die Enzyme hatten eine besondere Auswirkung auf die DNS. Diese Drüsen konnten nun ihr Sekret in einen weiteren „Beutel“ abgeben. Dieser wurde durch Ausscheidugnen anderer hochspezialisierter Zellen gefüllt, welche eine ganz besondere Eigenschaft besaßen. Sie konnten nämlich abhängig von Aktionspotentialen variable DNS-Ketten erzeugen und damit unabhängig von ihrer eigenen genetischen Programmierung neue Sequenzen bilden. Wurden diese DNA-Stränge nun mit den Enzymen aus der Drüse in Verbindung gebracht, „arbeiteten“ diese getrieben durch den „Zelltreibstoff“ ATP diese DNS-Stränge sequenzweise ab und erzeugten letztendlich automatisch einen auf dem Inhalt der Stränge basierenden Output auf den sogenannten klebrigen Enden der DNS. Im Prinzip wurde dadurch eine Touringmaschine realisiert, welche sowohl die verarbeitende Software, wie auch die eigentlichen Daten als DNS kodiert besaß und als Hardware die Enzyme heranzog. Durch das Aufbrechen und den Verbrauch an ATP wurde natürlich eine gewisse Menge an Wärme frei. Dies erzeugte schließlich eine Öffnung von Transmitterproteinen der umliegenden Zellen, wodurch die so entstandene „Suppe“ aus DNS-Fragmenten und Enzymen in weitere Zellen gelangen konnte. Dort konnte der Output an bestimmte Proteine andocken, eine Reaktion auslösen und letztendlich den Output zurück in Aktionspotentiale umwandeln. Die Bruchstücke wurden schließlich lysiert und die überbleibenden Moleküle standen für eine erneute Programmierung zur Verfügung.

Schaltete man nun viele dieser Drüsen/Reaktor-Paare zusammen, konnte man eine kaum faßbare Menge an Daten innerhalb kürzester Zeit parallel verarbeiten und das mit variabler Software, während die fest verdrahteten Nervenzellen die Signalübermittlung, Interpretation und Programmierung übernahmen.

Doch mit der Fähigkeit der programmierbaren DNS-Ketten war noch etwas anderes möglich geworden. Das Konstrukt war nämlich damit in der Lage zu wachsen und dabei eine leicht veränderte Codierung ihrer Zellen zu nutzen. Dadurch konnten komplett neue, an spezielle Aufgaben angepaßte Verarbeitungszentren entworfen und damit neue, festverdrahtete Strukturen erstellt werden. Das Konstrukt war also in der Lage, sich z.B. an zusätzliche „Sinnesorgane“ anzupassen und dafür spezielle Zentren anzulegen. Es war effektiv also ein selbstwachsendes und selbstprogrammierendes Wesen geworden.

Doch bis es soweit war, gingen die Fehlschläge Hand in Hand. Von wild wuchernden, krebsartigen Ergebnissen bis hin zu absterbenden Zellen oder unabhängig vom Dateninput reagierenden Systemen hatten sie schon alles erlebt. Dann waren sie dazu übergegangen, die Sinneseindrücke gezielt zu steuern und kleinere Cluster zu bestimmten Reaktionen zu verhelfen. Damit konnten sie letztendlich eine gezielte Programmierung mittels Verknüpfung dieser Cluster und daraus folgenden Lernprozessen und selbstorganisierten Verknüpfung neuer Zellen erreichen. So programmierten sie schließlich viele Cluster für die unterschiedlichsten Aufgaben, vernetzten diese und fügten das Ganze in einem gewaltigen Konstrukt zusammen. Im Vergleich zu den menschlichen Nervenzellen waren diese Zellen von den Aliens selbst für diesen Zweck extra künstlich programmiert worden und boten die idealen Vorraussetzungen für diese Art Anwendung. Die Menschen hatten nur noch die Integration der Technik hinzugefügt.

Die so zusammengefügten Cluster ließen schließlich Stück für Stück neue Areale nachwachsen und programmierten diese. Dabei hatten die Forscher ein kompliziertes Volumen-Netz an Versorgungsleitungen gebaut, die zugleich als Stützgerüst dienten und an denen die Nervenzellen entlangwuchsen. Die Forscher vergrößerten den zur Verfügung stehenden Raum und die Versorgungsleitungen immer schneller und es kamen immer größere Mengen an neuen Clustern hinzu bis das „Gehirn“ Ausmaße von über einem Kubikmeter einnahm, aber noch Potential für etwa das fünffache Volumen besaß.

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