Goldmond (*) schrieb am 11-06-2004 12:41:31 :
Decisions
Ein derber Fluch entfuhr Goldmond und ließ einen vorübereilenden Priester empört aufschauen. Schuldbewusst wurde ihr klar, dass sie sich immer noch in einem Tempel befand. Sie wandte sich um und betrachtete nachdenklich das Bildnis von Kiri-Jolith. Ehre Wahrheit und Gesetz. Wieso war das im Leben niemals so einfach … Sie überdachte noch einen Moment die Situation, aber tief im Inneren wusste sie, dass sie nach Careen’s Argumentation niemals mehr Frieden im Tempel finden würde, wenn sie die Beweise nicht noch einmal in aller Sorgfalt prüfen ließ.
…und was soll’s auch. Ich werde Dugan darum bitten, den Bordcomputer der Oink noch einmal gründlich zu untersuchen. Es wird sich am Ergebnis ja doch nichts ändern…
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Sie hatte das Unbehagen bereits in der Körpersprache von Dugan lesen können, ehe er auch nur einen Satz gesagt hatte. +f=#CCFF66 Unschuldig.
Sie hörte das Wort, aber ihr Verstand weigerte sich, es zu begreifen. +f=#99CC33 …aber die phasenmodulierte Nachricht über das Intergalaktische Messaging Netzwerk mit der die Umweltkontrollen manipuliert wurden … Dugan ließ sich auf der Kante ihre Schreibtischs nieder und begann seine Erkenntnisse zu erklären. Während seine Worte an ihr vorüberrauschten und kaum fassbarer waren als das Murmeln eines Wasserfalls registrierte Goldmond mit seltsamer Klarheit, dass Dugan plötzlich alt und müde aussah. Sie entdeckte sogar einige graue Haare in seinem rotbraunen Bart.
Eine Stunde nachdem Dugan gegangen war, hatte Goldmond ihre Gedanken halbwegs geordnet. Saphira war einem besonders perfiden Anschlag zum Opfer gefallen. Die Vorgehensweise zeugte von überragendem technischem und logischem Verständnis. Selbst Dugan hatte einige der Dinge, die er in diesem Bordcomputer aufgespürt hatte, nicht genau nachvollziehen können. Zumindest in diesem Fall war Rooney selbst benutzt worden. Eine zeitlang hatte sie versucht sich davon zu überzeugen, dass er die Spuren selbst gelegt hatte, um sein Verbrechen zu vertuschen. Doch ihr Verstand sagte ihr, dass Rooney dafür nicht das technische Verständnis mitbrachte und in ihrem Innern wusste sie die Wahrheit seit dem Moment in dem Dugan durch die Tür gekommen war.
Goldmond trat zu einem Porträt an der Wand, das aus einer funkelnden Kristallplatte geschnitten war. Es war ein Geschenk, von dem sie niemals erfahren hatte, wer es geschaffen und ihr verehrt hatte. Einen Moment betrachtete sie das Gesicht der Frau, ihr eigenes Gesicht, blondes Haar, strahlend blaue Augen und ein weiches Lächeln auf ewig in den Kristall gebannt. Es spiegelte nichts von dem Schmerz und den Sorgen die manchmal ihr ganzes Leben zu beherrschen schienen. Es war fast schon symbolisch, dass sich in einem Safe hinter ihrem ewig lächelnden Bildnis, das kleine schwarze Kästchen mit ihrem tiefsten Schmerz verbarg.
Vorsichtig stellte Goldmond das Kästchen vor sich auf dem Tisch ab. Sie öffnete es nicht, schaute einfach nur darauf herab. Sie konnte die Bilder, die es enthielt, deutlich vor sich sehen, obwohl sie die Holo-Aufzeichnung nur ein einziges Mal angesehen hatte. Die letzten Momente im Leben ihrer kleinen Schwester. Sie füllten ihre Alpträume. Nicht mehr jede Nacht, aber zu oft als das ihre Seele Frieden finden könnte.
…und wäre es nicht gerecht wenn sie ihn verurteilen würden?
Er hat Menschen getötet, wenn auch vielleicht nicht Saphira…
… aber er hat diese Verbrechen abgebüßt.
Was wenn du für seine Freilassung sorgst und er tut es wieder?
Wie sehr kann ein Mensch sich im Innersten verändern?
Ihn für etwas zu richten, dass er nicht getan hat, sondern nur tun könnte ….
… das wäre die Gerechtigkeit von El’Shadei.
… nicht die Gerechtigkeit von Vater.
… nicht die Gerechtigkeit von Kiri-Jolith.