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Müde, so unendlich müde ist er seit dem bedeutenden, aber in keinster Weise bedauerlichen, Vorfall auf seiner Assassine einige Wochen zuvor. Seit dem hatte er Leea nur noch selten gesehen. Meistens war sie, wie er sich denken konnte, bei Suomi. Diese steht seinen Fähigkeiten als Kommandant in nicht geringem Umfange nach, hat jedoch menschliche Fähigkeiten, mit denen er nicht aufwarten kann und auch nicht den Anspruch an sich selbst stellt, dies zu können.

Widerwillig hat er sich einige Tage zuvor eingestanden, dass die neugierige Art und die Aufnahmefähigkeit der jungen Piratin ihm fehlen. Sie fehlt ihm, sie als Person. Sie ist eine angenehme Ablenkung von ansonsten unangenehmen Gedankengängen. Doch sie bleibt ihm fern und er hat sobald auch nicht vor, sie herzubitten. Erst mussten andere Dinge geklärt werden. Er musste wieder sein inneres Gleichgewicht finden und diese unglaubliche Müdigkeit ablegen. Er musste wieder er selbst sein. Dann erst würde er sich wieder in der Lage sehen, sein Wissen an Leea Quanah weiterzugeben. Bis dahin wusste er sie sicher in der Obhut der ruhigen und besonnenen Kommandantin des Schwesterschiffes M.I.S.S. Lotusblüte.

Mit großer Willensanstrengung schafft er es, sich aufzurichten, die Augen aufzuschlagen und sich durch sein unterkühltes Schlafgemach unter die eisige Dusche zu bewegen. Das spartanische Frühstück lässt weder seine Lebensgeister erwachen, noch verscheucht es die Müdigkeit, die wie ein unsichtbarer Schatten an ihm zu kleben scheint. Doch er hat ein Schiff zu führen, und so betritt er wenig später die Brücke.

„Wann kommt der nächste Bewerber für die vakante Stelle?“ fragt er mit seinem Eintreffen in die versammelte Runde?
„In der nächsten halben Stunde sollte er hier andocken, Sir. Wir befinden uns, wie befohlen, in entsprechender Höhe auf einem stabilen Kurs um den Mars.“
„Schicken Sie mir den Herren umgehend in den Konferenzraum, sobald er da ist.“
Bei dem letzten Wort geht ein kaum merkliches Schaudern durch die Reihe der diensthabenden Kadetten und Offiziere. Es gibt keine genaueren Informationen über das, was in besagtem Konferenzraum vor einigen Wochen geschehen ist. Nur Gerüchte und Munkeleien. Das nahezu geisterhafte Auftauchen und Verschwinden einer PAX-Uniformierten, die kurzfristige Degradierung und Kündigung der 1O und die dauerhafte Abwesenheit Leea Quanahs geben dem Feuer der Spekulationen weiter Nahrung.

Äußerst pünktlich betritt ein selbstsicherer junger Mann den Konferenzraum und stellt sich als „McGrady, sehr angenehm, Sir.“ vor.

Von Takeo zu seinem Lebenslauf gefragt, gibt er an, nicht mehr allzu viel zu wissen. Er weiß nur noch zu berichten, dass er unter einem soziopathischen Despoten gedient hat und dass er irgendwann in einem Krankenhaus auf dem Mars aufgewacht sei, mit einer Teilamnesie. Die Ärzte behaupten, ein Frachtshuttleflieger hätte ihn, bewusstlos auf die Taurus-Passage zu treibend, aufgesammelt und bei ihnen abgegeben.

Das Wissen, mit welchem der sympathische McGrady dienen kann, ist beeindruckend und überzeugt Takeo, der seinen Hintergrund, soweit es denn einen solchen gibt, bereits ausgeleuchtet hat, ihn zu rekrutieren. Auf die Frage nach seinem Vornamen, zuckt sein Gegenüber nur mit den Schultern und meint, er wüsste nicht, dass er einen solchen hätte.

Geschätzte zwei Tage später ist McGrady zu einer echten Stütze auf der M.I.S.S. Vergnügen geworden und ermöglicht es dem Kommandanten Yamagashi so, sich wichtigen Fragen zu stellen. Ohne Unruhe überlässt er dem neuen sein Schiff auf unbegrenzte Zeit und zieht sich selbst auf das Holodeck seiner Station im Hades zurück. Die Assassine des Thenta Ma´Kur zieht weiterhin ihre Kreise und die Diensthabenden spielen sich langsam auf den neuen 1O ein. Diesmal keine Frau. Takeo Yamagashi hatte ausdrücklich männliche Bewerber verlangt.