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Genoveva ließ ihre Augen über die schwer gepanzerte Außenhaut der Station gleiten. Lange zeit war die ehemalige Handelsstation ihr Zuhause gewesen. Und auch wenn Pandora Industries nie eine wirkliche Rolle im Netzwerk der Sol-Händler gespielt hatte, war diese Zeit auf eine gewisse Weise nützlich und lehrreich gewesen. Doch wie alles im Leben hatte auch dies nun ein Ende. Die Station selbst war hinter den dicken Panzerplatten nur noch eine Ruine. Die Produktionsstraßen wurden schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht gewartet und mit deren Wegfall verschwand nach und nach auch das Personal der Station bis diese nicht mehr war als eine riesige Ansammlung von Metallen, Erzen, Energieleitungen, Glas und radioaktiven Stoffen.

«Geno? Wir wären dann soweit.»

Genoveva nickte. Celina hatte sich um alle Vorkehrungen gekümmert, die für die Vernichtung der Station notwendig waren. Kaum zu glauben, das für die Selbstzerstörung einer Raumstation ein solcher Wust von Papieren ausgefüllt werden musste. Es wäre weitaus einfacher gewesen, wenn die Dukes die Station zerstört hätten. «In Ordnung.» langsam holte sie tief Luft und hielt für einen Moment den Atem an. «Steuermann, Kurs in Richtung Merkur setzen.»

Der junge Offizier tat wie ihm befohlen. Langsam erwachten die Triebwerke der Lux Aeterna und setzten das Schiff in Bewegung. Dann nickte sie Celina zu und atmete aus. «Also gut, schlagen wir das Buch zu und beginnen mit dem nächsten Band. Selbstzerstörungsroutine starten.»

Celina erwiderte das Nicken und gab eine Folge von Befehlen in die Kommandokonsole des Hauptcomputers ein. Dieser war noch immer mit dem Computer der Station vernetzt und übermittelte die entsprechenden Befehle.

Die meisten würden nun einen Countdown erwarten, eine theatralische Computerstimme, die langsam von zehn an zurückzählte, doch das war alles Blödsinn und der lediglich der Stoff aus romantischen Weltraum-Romanen. Die Realität sah anders aus. Kein lautes Grollen, keine rotlodernden Flammen. Nur ein gleißendes Licht und enorme Hitze waren notwendig um aus der Station einen Haufen Schrott zu machen um den sich wahrscheinlich schon bald die Rohstoffsammler des Sol-Systems kümmern werden.

Erleichtert atmete Genoveva aus nachdem der ganze Spuk vorbei war. Irgendwie fühlte sie sich erleichtert. Schon lange erfüllte die Station keinerlei Nutzen mehr, weder taktisch noch ideell. Sie war ein Klotz am Bein über dessen Verlust niemand lange nachdenken würde. Eines der letzten Sinnbilder ihrer Vergangenheit dessen Wegfall Platz für die neuen Dinge in ihrem Leben schuf.

«Alles in Ordnung, Geno?»

Genoveva lächelte ihren XO an. «Sicher. Warum fragst du? Es war an der Zeit, diesen Schrotthaufen zu vernichte. Also belassen wir es dabei. Haben wir schon etwas vom Rest der Flotte gehört?»

Celina schüttelte den Kopf. «Ich denke, dass die Vorbereitungen bei Imelde auch bereits abgeschlossen sein werden. Die Anderen sind auf dem Weg zum Rendezvous-Punkt. Jedoch herrschen zurzeit starke Sonnenwinde, die die Kommunikation stören.»

In Gedanken ging Genoveva nochmal die letzten Anweisungen durch. Hyuza hatte einige Manöver-Übungen angeordnet. Das Geschwader war eine Weile inaktiv gewesen, und so war es nur logisch, die „verrosteten Knochen“ zu trainieren. «In Ordnung. Gib mir bescheid, sobald du mehr weißt. Ich werde mich so lange in meinem Quartier aufhalten.»

Einige Minuten später öffneten sich die beiden Flügeltüren zu ihrem Quartier. In den letzten Wochen war dieses Quartier mehr und mehr zu ihrem Zuhause geworden. Seltsamerweise mehr, als es die Station jemals war. Ob dies nun an der Größe oder irgendwelchen anderen Gründen lag, spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle.

In den Ecken des großzügigen Wohnraums standen einige Kisten, gestapelt wie Bausteine. Sie enthielten alle persönlichen Gegenstände und Erinnerungsstücke, die sich noch auf der Station befand. Genoveva lächelte beim Gedanken an den vielen Tand. Andere würden vielleicht die Nase rümpfen, aber sie mochte all die kitschigen kleinen Figuren, Spielzeuge und Steine. Wenn sie nun irgendwann an Bord des Schiffes abtreten würde, dann wenigstens mit all den Dingen um sich herum, die sie so liebte.