Xenia schrieb am 29-10-2010 21:43:04 :
Frau Xenia
„Frau Xenia! Frau Xenia!!“
Xenia, die grade eine Bestandsaufnahme durchführte, verdrehte die Augen gen Zimmerdecke. Wann um Himmels Willen gewöhnte sie sich endlich dieses ‚Frau Xenia’ ab? Sie kam sich jedes Mal furchtbar alt vor.
„Frau Xenia!!!“ Die Schwingtür flog auf und Aya kam ins Lager gestürzt. „Frau Xenia!“
Xenia kam gar nicht dazu, etwas zu erwidern, denn es sprudelte nur so aus Aya heraus. „Frau Xenia! Sie werden nie erraten, was ich gefunden habe... Ich war...“ Sie schnappte nach Luft, „ich war eben unten im Dock und habe die Mineralwasserkisten abgeholt. Und ich habe... ich haaabe...“, sie machte eine Kunstpause, um Xenia nun doch endlich die Gelegenheit zu geben zu antworten. Doch als diese zu einer Antwort ansetzte, fiel ihr Aya bereits wieder ins Wort. „Ich habe das hier...“, sie zog eine Mineralwasserflasche aus Glas hinter ihrem Rücken hervor, „... in einer der Kisten gefunden“. Sie hielt Xenia ihren Fund hin.
„Eine Flasche“, stellte Xenia lakonisch fest. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie, dass sich etwas in der Flasche befand und ihr Interesse war geweckt. „Was ist das? Sieht nicht nach Wasser aus“.
Aya nickte. „Ich weiß auch nicht. Aber es sieht aus wie aufgerolltes Papier?“ Ein leicht unsicherer Tonfall in ihrer Stimme.
„Hmm. Bekommst du das da raus?“
Wieder nickte Aya, schraubte die Flasche auf und fing an, mit ihrem kleinen Finger in der Flasche zu stochern. „Moment... ich hab’s gleich... ich glaube, ich kann... ooohhh...“ Ein erschrockener Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. „Ich... ich stecke fest!“ Vergeblich versuchte sie, ihren Finger wieder aus der Flasche zu ziehen.
Xenia, die etwas in der Art bereits hatte kommen sehen, weshalb sie auch nicht selbst in die Flasche gefasst hatte, grinste und zog einen kleinen Hammer aus einer Schublade hervor. „Moment, das haben wir gleich“.
Aya hielt ihr zaghaft die Flasche samt Finger entgegen und drehte den Kopf zur Seite, während Xenia ausholte und den Hammer auf die Flasche herabsausen ließ, die mit einem lauten Klirren zerbarst.
Die Rolle, die die beiden Frauen nun aus der Nähe betrachten konnten, erwies sich tatsächlich als ein aufgerolltes Stück ziemlich vergilbtes Papier, genaugenommen Pergament, das mit einer krakeligen Handschrift beschrieben worden war.
Es kostete sie ein ziemliches Stück Mühe wenigstens einige der Worte zu entziffern.
„Da steht irgendwas von Wadon“. Aya war sich ziemlich sicher. „Und, glaube ich, Gold“.
„Gold? Bist du sicher?“
„Hm, könnte auch Geld heißen...“
„Und das hier? Sieht aus wie Steuer“, Xenia zupfte an ihrer Unterlippe, „und das hier?“
Aya kniff ihre Augen zusammen. „Ab – ge – stürzt... abgestürzt, ja... abgestürzt... Transporter...“
Xenia kicherte. „Mit Geld beladener Transporter auf der Flucht vor der Steuer auf Wadon abgestürzt. Klingt aufregend oder?“
Aya nickte.
„Weißt du was? Wir gehen los und forschen mal nach“.
Aya sah sie mit großen Augen an. „Wir??“
„Na klar. Stell dir mal vor, wir finden einen Geld- oder Goldschatz. Hättest du keine Lust dazu? Ist bestimmt ein Abenteuer.“ Xenia sah Aya auffordernd an.
„Aber natürlich! Klar!“ Aya wurde ganz aufgeregt. „Aber wie stellen wir das am besten an? Ich meine, wie kommen wir denn nach Wadon? Und was ist mit der Bar?“
„Da mach dir mal keine Sorgen. Ich werde einfach mal Feena fragen, die hat ja inzwischen ein eigenes Schiff. Und wie ich sie kenne, ist die sofort dabei. Und was die Bar angeht... hmm... ich weiß, wir stellen einfach Oxana hinter den Tresen“.
Aya sah sie erschrocken an. Und Xenia musste lauthals lachen, während sie sich Oxana in einem Kellnerinnenoutfit hinter der Bar vorstellte.