Gregorian Blake schrieb am 07-01-2012 17:00:48 :
Nenn-Onkel
Es war spät geworden an diesem Tag, die Dämmerung krabbelte langsam durch die Straßen Lisiyas, dennoch war es noch immer angenehm war. Eine laue Brise wehte durch das offene Fenster.
Kara war bereits nach Hause gegangen, also war Blake allein im Büro. Er genoss die Stille und konnte endlich liegengebliebenes aufarbeiten. Er war gut vorangekommen, als der Türsummer ihn aufhorchen ließ. Ein Blick auf den Bildschirm, ein kurzes Betätigen des Türöffners und eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren stand in seiner Tür.
„Hallo Kathrin“, Blake erhob sich und kam lächelnd auf sie zu, „heute mal ohne Anhang“.
„Ja, erstaunlich, nicht wahr? Aber die kommen tatsächlich auch mal ohne mich aus“.
„Setz dich“. Blake wies auf die Sitzecke mit den riesigen Ledersesseln. „Was gibt’s?“
Kathrin drehte etwas verlegen an einer Haarlocke und zögerte.
„Ich... ich brauche deine Hilfe. Ich habe da eine Sache und komme allein nicht weiter“.
Blake ahnte, dass ihr dieser Schritt schwer fallen musste, denn normalerweise war Kathrin jemand, der am liebsten alles selbst in die Hand nahm und Probleme löste.
„Ich war schon bei Oxana, und die meinte, ich solle zu dir kommen. Wenn jemand da helfen könne, dann du“.
Innerlich schmunzelte Blake, blieb jedoch ernst.
„Ich werde tun, was ich kann. Also, was ist los?“
Sie seufzte. „Ich muss da was wissen... Ich habe da einen Nenn-Onkel...“ Sie machte eine Pause, um Blake einen Einwurf zu ermöglichen. Doch dieser sah sie nur auffordernd an, also fuhr sie fort: „Und vor einiger Zeit habe ich von seiner Frau erfahren, dass er gestorben ist. Angeblich an Herzversagen. Und eben das glaube ich nicht, denn er war immer kerngesund und als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, hat er nichts gesagt über gesundheitliche Probleme“.
„Dir ist aber schon bewusst, dass man ganz plötzlich an Herzversagen sterben kann?“
Kathrin hielt Blakes Blick stand.
„Er aber nicht!“ Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas trotziges.
Blake ahnte schon, worauf das hinauslaufen würde. „Ich soll da nachhaken, was genau passiert ist?“
„Genau. Ich hab’s ja selber versucht, aber das Krankenhaus verweigert mir jegliche Auskunft, weil ich keine Verwandte bin. Und seine Frau sagt, ich solle es gut sein lassen, es wäre nun mal passiert. Und das macht mich erst richtig sauer“.
„Hmm. Und du willst wirklich, dass ich mich da einmische?“
Ein Nicken.
„Auch auf die Gefahr hin, dass du dich eventuell bei seiner Familie unbeliebt machst?“
Wieder ein Nicken.
„Ich will das einfach genau wissen. Das verstehst du doch?“
Diesmal war es an Blake zu nicken. „In Ordnung, aber erwarte keine Wunder“.
„Da sagt Oxana was anderes“, zwinkerte Kathrin und stand auf. „Hier steht alles drauf, was ich weiß“. Sie reichte ihm ein Datapad. „Ich muss dann auch wieder los. Die Händler warten auf mich!“
„Schon klar. Zeig’s ihnen! Und grüß mir die anderen“.
Langsam ging Blake an seinen Schreibtisch zurück, legte das Datapad zur Seite und widmete sich wieder seinen Unterlagen.
In einem kleinen Winkel seines Gehirns allerdings entstand bereits ein Schlachtplan, wie er Kathrin helfen könnte, ohne allzu viel Staub aufzuwirbeln.