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es war einmal...

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Nemain Naraikina schrieb am 21-10-2003 14:09:58 : Ein Pfleger und ein Videostar - Fortsetzung zu "Kratzen für die Freiheit"


Die Akte 4807 auf den Beinen lehnte sich Professor Lacour in seinem Bürositz zurück, als die Kameraaufzeichnung der vergangenen Nacht aus Zelle 4807 über den Bildschirm seines Comterminals zu flimmern begann. Über den Kontroller an seinem Stuhl zappt er halbstundenweise durch die Videosequenz, fünfminutenweise, dann endlich minutenweise
- gefunden! Der im Morgenrapport beanstandete Abschnitt. Ungewöhnliche Aktivität also…

Gerade als die Sequenz zu laufen begonnen hat, erscheint ein grünes Aufblinken am Terminal – eine Nachricht von der Station, sicher einer der Pfleger. Kann gar nicht so wichtig sein, dass ich dafür jetzt diese Übertragung unterbreche, befindet Professor Lacour und widmet seine ganze Aufmerksamkeit dem Geschehen auf den Bildern vom frühen Morgen, 5.33h Eta-Carinae-Zeit. Nebenher kritzelt er beiläufig ein paar Notizen in seinen Arbeitsplan.

seit drei Monaten Apathie, regungslos in der Zellenecke
unerwartetes Aktivitätsaufkommen letzte Nacht
eingeliefert nach einer Gefangennahme durch Sicherheitskräfte auf Schurirn
laut Akte ein lange gesuchter Pirat aus dem Miras

Patient scheint zu sprechen, auf der tonlosen Aufzeichnung nicht näher zu definieren,
er hat eine Haltung eingenommen, als wolle er seine Umgebung nicht wahrnehmen,
Patient verdeckt Gesicht in der Ecke der Zelle

Subjekt ist jetzt aufgestanden, starrt sich selbst an, blickt an sich herunter, es wirkt als würde er sich selbst entdecken wollen – vielleicht weiß er gerade nicht, wer er ist? Amnesie?
seiner Körperhaltung und seinem Gesichtausdruck könnte man unterstellen, ihm gefiele nicht, was er gerade wahrnimmt

Patient beginnt jetzt umherzulaufen, die Decke und alle Wände anzustarren
ich nehme an, er fragt sich wo er sich befindet

Patient wirft sich auf den Boden und windet sich über das Polster, sieht irgendwie widerwillig aus, als wolle er etwas abschütteln,
plötzlich Stillhalten, er blickt jetzt stur in Richtung der verborgenen Kamera, gerade als könne er Sie sehen!
Subjekt rutscht über den Boden in seine Zellenecke, fixiert die Ecke der aktiven Kamera

nach exakt 27 Minuten und 33 Sekunden Rückfall zur absoluten Abwesenheit
keine weitere Aktivität bis zum Ende der Aufzeichnung

ich korrigiere meine eigene Diagnose, Patient wird als Katatoniefall geführt sobald sich ein weiteres Mal Aktivität einstellt

Nachsinnend über sein weiteres Vorgehen versank Professor Lacour noch tiefer unter seinem Schreibtisch, während er flüchtig seine Notizen durchging.
Wie kann ich diesen Vorfall nutzen, um meinen eintönigen Arbeitsalltag zu bereichern?
Könnte er eventuell meiner Karriere förderlich sein?
Eine weitere Notiz:

Gestattung für Personenexperimente anfordern

Es klopfte an der bläulich schimmernden Bürotür. Ein Pfleger.
Die Frage ob die Benachrichtigung nicht durchgekommen sei, dass wäre über eine halbe Stunde her. Keine Nachricht, die lapidare Antwort.

Der Bericht: Patient 4807 zeigt unerwartet Aktivität.
Das sei bekannt, die gelangweilte abwesende Reaktion.

Das Subjekt zeige in diesem Augenblick Aktivität, der nachfolgende Hinweis auf die Dringlichkeit des Berichts. Seit bestimmt fünfzig Minuten, der abschließende Anhang.
Man hätte sich früher melden müssen, kam eine gestellt mißgelaunte letzte Antwort.

Aber Professor Lacour war gleichzeitig überraschend schnell auf den Beinen, bereit die Pflegerstation und den Zellentrakt zu besuchen, seine Notizen und die Akte 4807 in der Hand.

Man müsse die Kameraaufzeichnung sicherstellen und in sein Büro überspielen befahl der Professor beiläufig im Gehen, danach ließ er sich detailgenau über das Geschehene informieren, rügte ein weiteres Mal unberechtigt die späte Benachrichtigung.

Auf der Pflegerstation angekommen wird ohne Verzögerung ein Meeting angesetzt, dem Patienten 4807 wird Priorität zugeordnet, Dauerüberwachung. Alles relevante muß festgehalten werden. Und Ton soll mitgezeichnet werden.

Professor Lacour wendet sich dem Überwachungsterminal zu. Man solle ihm das Vorgehen in der Zelle per Kamera zeigen. In dem karg, aber modern eingerichteten Überwachungs- und Aufenthaltsraum der Sanatoriumspfleger herrscht gespannte Stille, fast wie einer seiner Patienten erstarrt blickt der Professor stumm auf den Monitor, in der Luft schwebt nur ein leises monotones Schaben und Kratzen auf einem Stoff, - über Polster? - produziert durch die neu eingeschaltete Tonübertragung. Die Beobachtung schlägt ihre Zuschauer im ersten Moment mit Sprachlosigkeit, gerade jetzt den Professor, und vorher erging es allen Pflegern ebenso.

Endlich schafft es eine Anweisung aus dem Mund des Professors die unheimliche Stille zu brechen:
300 Milligramm Edokain aufziehen um den Patienten ruhig zu stellen!
Betreten sie die Zelle nicht mit weniger als drei Personen!
Behandeln sie die Verletzungen des Subjekts und wechseln sie die Zwangsjacke aus, wir beobachten von hier aus per Kamera ihren Einsatz und greifen sofort ein, falls es zu Komplikationen kommt.

Die Akte und die Notizen werden aufgeschlagen. Als sich die elektronische versteckte Zellentür öffnet, herrscht wieder aufgeregte Stille, durch die Kameraübertragung in den Überwachungsraum getragen.

Patient hält inne in seiner Tätigkeit,
ohne die eintretenden Pfleger anzublicken kriecht er in seine gewohnte Zellenecke
Subjekt versteckt seine Hände hinter dem Rücken als wolle er verbergen, was er getan hat
beim Vortreten der Pfleger verfällt der Patient in die bekannte Bewegungslosigkeit,
er wird vielleicht verbergen wollen, wer er ist und was er vorhat
- wo sonst in dieser nackten Zelle soll er sich verstecken, wenn nicht in sich selbst?
Einsatz verläuft ohne Zwischenfälle

Professor Lacour wendet sich dem Weg zu seinem Büro zu, nicht ohne noch einmal zu unterstreichen, dass er über alle Ereignisse sofort informiert werden will, sowie dass er alle relevanten Aufnahmen überspielt haben will. Ein Pedant.

Der Routinerundgang wird verschoben, die nächste Stunde ist gefüllt mit der Sichtung des Videomaterials der vergangenen Stunde in Zelle 4807. Showtime…

upic
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