Stories

es war einmal...

[neuer Thread|faq|Threads ein/aus klappen]

staggy (*) schrieb am 08-02-2004 19:33:56 : Past/Present
"Geliebter!!!" Das Wort traf ihn wie ein Vorschlaghammer zwischen die Augen. "Äh..." protestierte er. "Also..." Was wollte er nochmal sagen? "Tja, äh..." Hmmm. Sprechen schien irgendwie gerade schwierig zu sein.

Ja, sie hatten eine Beziehung gehabt, aber die war eigentlich schon vorbei gewesen, bevor sie richtig angefangen hatte. Er hätte gleich nach der ersten Woche die Fronten klären müssen. Stattdessen zog sich das ganze über quälend lange Monate hin, in denen sie mit ihm die enge Koje seines Jägers geteilt hatte. Irgendwann hatte er sie dann betäubt und sie in einem Shuttle ausgesetzt. Das war natürlich hart, aber er hatte keine andere Möglichkeit mehr gesehen. Er hatte ihr alles Geld, was er entbehren konnte, dagelassen, und ihr eine wunderschöne verlogene Abschiedsnachricht geschrieben.

"Hallo, wie geht's dir so?" krächzte er verlegen. Schon hing sie ihm am Hals, ihre linke Hand tastete sich zielstrebig in Richtung seines Arschs vor. Er erwiderte die Umarmung zaghaft, tätschelte ihre Schultern, und ließ sich widerwillig abknutschen. Endlich löste sie die Umarmung wieder leicht, und schaute ihn an. In ihren Augen standen Tränen. "Wie konntest du mir das antun? Du hättest doch wissen müssen, daß ich zu dir halte, auch wenn du in Gefahr bist." Ja, das hätte er sich wirklich denken können. "Ich wollte dich da doch nicht mir reinziehen." Immer noch derselbe ängstliche Lügner. Er hätte sie an den Schultern packen sollen, sie auf Armeslänge wegdrücken, und ihr schonungslos die Wahrheit sagen sollen. "Ich kann dich nicht ausstehen. Ich konnte dich schon damals nicht wirklich leiden. Du gehst mir auf die Nerven. Du hast mich fast erdrückt, mit dem was du für Liebe hältst. Die einzige Gefahr, in der ich war, war die, daß du mich in den Wahnsinn treibst. Und jetzt entschuldige mich, ich muß gehen." Ja, so hätte er es sagen sollen. Stattdessen schon wieder die selbe rührselige Story. "Ich wollte dich da doch nicht mit reinziehen." Bla. Was war er doch für ne feige Sau. Und natürlich reagierte sie genau so, wie es zu erwarten war. "Und trotzdem war das soooo süß von dir." Und schwupps, schon hatte er ihre Zunge im Hals stecken. Nicht gerade hilfreich bei seinem immensen Kater. Er hätte sie damals doch am besten über die Luftschleuse entsorgt.

Sie schaute ihm lange in die Augen. Irgendwie schien er seinen Ekel und seine Verzweiflung nicht besonders gut verstecken zu können. "Freust du dich denn überhaupt nicht, mich zu sehen?" fragte sie dann auch direkt. Nein, wieso denn auch? Er schluckte. Er mußte es ihr sagen. "Weißt du, ich würde mich ja freuen, ich freue mich sogar wahnsinnig, zu sehen, daß es dir gut geht, aber im Moment... äh, ja, also im Moment..." Argh, schnell, irgendwas. Unheilbare Krankheit? Bloß nicht, dann will sie mich vielleicht noch pflegen. Verdammt... "...also ich hab da zur Zeit einen sehr geheimen Auftrag." Gratulation, das klang aber wirklich mal gut. Vollidiot. "Also, eigentlich darf ich gar nicht darüber reden. Ich könnte ständig überwacht werden. Das ganze hängt von meiner Diskretion und Verschwiegenheit ab, und meine Auftraggeber - ich darf ja eigentlich nichts sagen, aber es ist eine der Kriegsparteien..." Sie sah ihn mit großen Augen an. "Also tut mir leid, aber wenn es ganz dumm läuft, könnte ich alleine dafür, daß ich gerade mit dir rede liquidiert werden, und du gleich mit dazu. Was würde ich darum geben, daß es anders wäre." Er seufzte. Über ihre Augen legte sich ein Tränenschleier. Verdammt, er haßte es, wenn Frauen heulten. Er legte ihr die Hand auf die Schulter, und streichelte sie sanft. "Irgendwann wird dieser Krieg vorbei sein, Liebling." Guter Plan, sie Liebling zu nennen, was dachte er sich eigentlich? "Es ist einfach die falsche Zeit für uns, aber es werden bessere Zeiten kommen, und dann können wir zusammen sein." Es blieb nur zu hoffen, daß der Krieg für immer weiterging. Er schaute ihr tief in die Augen. "Sei tapfer" sagte er, und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. "Aber jetzt muß ich gehen."

Er ging an ihr vorbei, in den kühlen Morgen, die Sonne schien blaß durch den Smog in seine Augen. Nach ein paar Metern drehte er sich noch einmal um. Da stand sie, unbeweglich, und schaute ihm nach, das Gesicht tränenüberströmt. Weitergehen, einfach immer weiter, kommandierte ihn eine Stimme in seinem Kopf. Also ging er weiter. Einfach so, als ob nichts gewesen wäre. Er bog um eine Ecke, in Gedanken immer noch ihr Gesicht vor sich, dieses faszinierende Gesicht, das er so schnell zu hassen gelernt hatte. Ohne lange darüber nachzudenken, fing er plötzlich an zu rennen.

Kontakt: ICQ :
Hier kannst du nicht antworten!
Hier kannst du nur mit einem Ingamenick schreiben, zu jedem deiner Charaktere wird automatisch ein Charnick generiert, für weitere/andere Ingamenicks kontaktiere bitte das Dev-Team.