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Raala trottete missmutig den langen Gang zum Verwaltungsbüro der Station Green Garden entlang. Es war schon spät am Abend, sie war hundemüde und das Gespräch, das sie wenige Minuten zuvor mit Gabriel geführt hatte, lies ihre Stimmung auch nicht gerade ansteigen.

„Der Eisbär hat sich gemeldet, Raala.“

Klotz reichte ihr ein Datapad mit einer Aufzeichnung seiner Antwort auf die Forderungen von M&M.

„Nun die Antwort ist definitiv genauso ausgefallen, wie ich es euch prophezeit hatte.“

Raala gab ihm das Datapad zurück.

„Hast du und Gabriel wirklich geglaubt das das so leicht sein würde?“

Raala zog eine Augenbraue fragend hoch.

Klotz schmunzelte. „Ja, für einen winzig kleinen Augenblick habe ich das wirklich geglaubt.“
Aber der Blick in seine Augen zeigte ihr deutlich, das er das nicht ernst meinte.

„Nun ja es wird Zeit den armen Horus zu entlassen. Wir können ihn ja schlecht in seiner Zelle vergammeln lassen, so viel hat er nun auch wieder nicht auf dem Kerbholz.

Außerdem ist der schon gestraft genug. Was gibt es schlimmeres als feststellen zu müssen, das du nicht mal dem eigenen Clan ein paar Fässchen Rum wert bist. Und wir müssen ihn nicht noch dadurch erniedrigen, das wir ein Rabatt Angebot an SGP machen, das die eh wieder ablehnen würden.“

Raala nickte zustimmend.

„Aber wer weiß, vielleicht kommen wir doch noch zum Rum. Mir kommt da gerade so eine Idee.“

Mit diesen Worten dreht sie sich auf dem Absatz um und machte sich auf den Weg zu Horus, um ihm seine Entlassungspapiere zu überreichen.

Klotz schaute ihr nur fragend nach.

„Horus – Herr des Himmels“ dachte Raala schmunzelte.
Nun dieser Horus hier, war wahrlich noch weit davon entfernt.

Schnellen Schrittes näherte sie sich der Zelle in der der Pirat die letzten Tage verbracht hatte.
Sie hatte es sich erspart so spät am Abend noch einmal ihre Dienstuniform anzuziehen und war stattdessen in ein kleines Schwarzes gehüllt, das sie zu einem Besuch im Restaurant Phalaenopsis der Station Green Garden ausgewählt hatte.

Leider hatte die eingehende Nachricht von Eisbär gefolgt von ihrem Besuch in Klotz Büro den schönen Abend jäh beendet.

Raala aktivierte die Türsicherung zu Horus Quartier. Mit einem leisen Zischen glitt die Tür in die Wand zurück und lies sie eintreten.

„Guten Abend Herr Horus. Mein Name ist Raala Veritas. Ich darf sie darüber unterrichten, das ihrer Entlassung aus unserem Gewahrsam nichts mehr im Wege steht.“
Sie hielt ihm die Entlassungspapiere entgegen.

„Na endlich das wurde auch Zeit !“ Der Pirat raffte in Null-Komma-Nichts seine sieben Sachen zusammen und war schon halb zur Tür herausgestürmt, als ihm auffiel, das Raala noch immer seine Entlassungspapiere in der Hand hielt.

Hastig danach greifend, schien er die Frau die da vor ihm stand zum ersten Mal richtig wahrzunehmen.
Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und Raala bemerkte wie er versuchte sich ein wenig zu recken, um seine Erscheinung etwas größer wirken zu lassen.

„Darf ich sie zu ihrem Jäger eskortieren?“

Mit einer einladenden Geste signalisierte sie ihm ihr zu folgen.

„ Ich hoffe ihr Aufenthalt auf der Station war nicht zu unangenehm Herr Horus?“

„Nun ja, er hätte kürzer sein können.“

Langsam taute ihr Begleiter ein wenig auf, während Raala ihn durch die diversen Sektoren der Station zu seinem sichergestellten Jäger geleitete.

+f=#a0522d „… und damit hatte NLS nicht gerechnet. Sie hätten mal deren Gesichter sehn sollen, als wir mit dem ganzen Rum auf und davon sind. Zu schade nur das Charo den größten Teil in ihrem Lager auf Frasu gesichert hat. Sie traut uns wohl nicht so recht über den Weg.“

Raala nickte zustimmend, als die beiden endlich den Hangar erreichten in dem die Ägyptica geparkt war.

„Nun dann wünsche ich Ihnen noch eine guten Flug Herr Horus.“

Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von dem kleinen Piraten und begab sich auf den Weg zurück zu Klotz, um ihm die neusten Erkenntnisse mitzuteilen, die sie von diesem doch recht redseligen Mann erhalten hatte.


„Was auch immer du geplant hast Raala, glaub mir wir wollen den Rum ganz bestimmt nicht mehr haben !“

Klotz sah ihr ernst ins Gesicht.

Raala konnte seinen Blick nur mit einem verwirrten Gesichtsausdruck erwidern.

“Ich versteh nicht, was meinst du?”

Klotz deutete nur auf das Display seiner Kommunikationseinheit.

„Awen hat mich gerade kontaktiert. Am besten lässt du es dir von ihr selbst erzählen.“
Raala ging um den breiten teuren Schreibtisch herum und nahm auf dem weichen Ledersessel dahinter platz.

„Hallo Awen, wie geht’s dir?“ die Frage war rein rhetorisch gemeint, denn das Bild ihres Gegenübers ließ deutlich erkennen, das die Ereignisse der letzten Tage nicht spurlos an Awen vorübergegangen waren.

„Mein geschätzter Bordarzt meinte das die Krankenstation und wo wir gerade dabei sind, der Rest meines Schiffs auch, nur noch intakt sind, weil unsere beiden hochgeschätzten „Gäste“ während der gesamten Dauer ihres Aufenthaltes nicht mal den kleinen Finger rühren konnten. Ich kann dir gar nicht sagen wie erleichtert ich war als ich die beiden lebend und unversehrt in die Hände ihrer jeweiligen Clans entlassen konnte.“

„Na so viel Lösungsmittel, war nun auch nun wieder nicht in dem Rum, das die Herren gleich daran gestorben wären?“
Raala lächelt in die Kamera um Awen ein wenig aufzumuntern, aber die schien sich davon nicht aufheitern lassen zu wollen.

„Es geht nicht mehr nur um das Lösungsmittel, Raala. Wie ich Klotz gerade sagte, hat mein Boardarzt bei der routinemäßigen Untersuchung einer Blutprobe meiner „Gäste“ festgestellt, das diese mit dem Erreger der meonischen Pocken Pest infiziert waren. Zunächst dachten wir an einen zufälligen Befund. Aber die genauere Analyse der konfiszierten Rumfässchen hat ergeben, dass diese die Quelle der Ansteckung waren. Eine sofortige Kontaktierung der NLS Clanführung und daraus resultierende weitere Analysen hat ergeben das der gesamte Bestand an Sakura Rum wohl über die Verarbeitung einer verseuchten Zuckerrohrlieferung kontaminiert wurde.“

„Meonische Pocken Pest? Was für eine Erkrankung ist das bitte schön?“ Raala war nun noch verwirrter als zuvor.

„Eine sehr seltene, aber nichts desto trotz hoch gefährliche Erkrankung. Laut Aussage meines Boardarztes wird der Erreger häufig in alkoholischen Getränken gefunden, in die er bei der Herstellung gelangt. Da der Alkohol selbst ihm nicht schadet, kann er sich so über lange Zeit in einer Art Winterschlaf halten, der beendet wird, sobald der Keim in den Magen eines Wirtsorganismus gelangt. Hier beginnt er sich zunächst völlig unauffällig zu vermehren. Erst nach einer Karenzzeit von etwa 4 bis 5 Wochen treten die ersten Krankheitszeichen bei den Infizierten auf.
Dann muss allerdings schnell gehandelt werden, da sonst erhebliche Spätfolgen bei den Patienten möglich sind. Die Therapie an sich ist nicht schwierig. Nur leider verbreitet sich der Erreger, einmal aktiv wie eine Seuche von Mensch zu Mensch, was seine eigentliche Bedrohung ausmacht.“

Awen schwieg kurz bevor sie mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen fort fuhr.

„Und das ist der Punkt der die intergalaktische Gesundheitsbehörde auf den Plan ruft. Denn die meonische Pocken Pest ist eine meldepflichtige Erkrankung. Zu schade das wir nicht wissen, wo SGP den gestohlenen Rum lagert.“

„Ich glaube da kann ich aushelfen“ , entgegnetet Raala mit einem spöttischen Lächeln.

„Wie mir unser Freund Horus mitteilte, lagert der größte Teil des Rums in einem gewissen SGP Lager auf Frasu. Die örtlichen Behörden dort werden bestimmt keine Zeit verlieren wollen diese Bestände umgehend zu konfiszieren, da ihnen bei allem wohlwollen gegenüber diesen Piraten die eigen Bevölkerung doch noch wichtiger ist.“

„Mein Boardarzt wird diese Information gerne umgehend an die Gesundheitsbehörde übermitteln. Und was den Rest des Diebesgutes angeht, so wird der sich ganz von selbst outen.“

Damit trennte Awen die Verbindung.

Raala blickte Klotz an und musste plötzlich lauthals lachen.

„Nun das nenn ich ausgleichende Gerechtigkeit. Jetzt sitzen wir endlich alle auf dem Trocknen.“