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es war einmal...

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staggy (*) schrieb am 10-02-2004 2:55:07 : Back to the Roots
Die Casbah gab es noch immer, aber sie war nicht mehr das selbe wie damals. Das zahlungskräftigere Publikum hatte sich irgendwann abgewandt, und der Laden war nur noch ein einziges Rattenloch. 5 Gäste waren an diesem Abend da, von denen saßen vier in einer Ecke und spielten Karten. Der fünfte, ein ziemlich junger Kerl, lag schon fast auf dem Tresen, und kaute dem Barkeeper ein Ohr ab. "Ich hab sie geliebt, hörssu? Scheiße, unn wiech sie geliebt hab." Der Barkeeper versuchte verständnisvoll zu nicken, aber jedem, der nicht so besoffen war, wie das Wrack da an der Bar, fiel auf, daß er eigentlich nur noch weg wollte. "Du nimmst jetzt besser ma n Kaffee, was anderes gibts für dich hier nimmer" sagte er schließlich. "Kaffee? Kaffee am Arsch, Meister. Ich bin hier um Hirnzellen abzutöten, also vergiss das mit dem Kaffee ganz schnell ma wieder." Die vier Kartenspieler in der Ecke taten ihr bestes, nicht hinzuschauen, und starrten stattdessen in ihr Bier. Aber nun drehte sich der Betrunkene zu ihnen um. "Glaubt man sowas? N Kaffee will der mir andrehen. N stinkenden Kaffee. Wir sind zum saufen hier, oder etwa nich?" Eisiges Schweigen prallte zurück. "Die Herren sind sich wohl zu fein, mit nem Besoffnen wie mir zu reden? Ach leckt mich doch alle am Arsch."

Der Typ stand auf, und versuchte, sich zur Tür zu bewegen, aber das war in seinem Zustand gar nicht mehr so einfach. Auf halbem Wege entschloß er sich, sich erstmal auf den Boden zu setzen. Dann mußte er kotzen. "Scheiße, ich hasse diese Pisser" grunzte der Barkeeper, und setzte sich in Bewegung. Er packte das Wrack, das da neben seiner Kotze selig grinsend auf dem Boden lag, und zerrte ihn auf einen Stuhl. "Jungs, helft mir mal, das Arschloch wieder nüchtern zu kriegen, der muß hier gleich noch putzen" rief er der Runde am Ecktisch zu, und ging hinter die Bar um einen Kaffee aufzusetzen. Vom Ecktisch kam Protest, aber schließlich erbarmte sich einer der vier, und setzte sich zu dem kaputten Suffkopp. "He! ... he, du, weggepennt wird nich, klar? ... he ... schau mich an, wenn ich mit dir rede. So is gut." Der Barkeeper kam mit einer Kanne Kaffee, und schenkte eine große Tasse voll. "Trink das, Bürschchen, und versuch ma wieder klar im Kopp zu werden." - "Nenn mich gefälligst nich Bürschchen," lallte der Besoffene. "Na gut, dann eben trink das, du Pisser"

3 Tassen später schien es dem Typen doch schon ein bißchen besser zu gehen. "Und dann waren wir auf meim Schiff. Zusammen." erzählte er niemand bestimmtem. "Nur wir zwei beide, wir und unsre Liebe. Und dafür iss'n Jäger einfach ma zu klein. Am Anfang wars ja noch schön, da ham wir auch mehr gepoppt als sonstwas gemacht, un wir hatten ja alles, was wir brauchten, aber irgendwann wars einfach zu viel. Weissu, wenn du sone Frau ständig, immer, die ganze Zeit um dich rumhast, und du machst keine Kohle, und du trägst doch die Scheiß-Verantwortung ... Ich mein, du willst ihr doch auch mal was schönes bieten, und was bessres als immer nur Dosenfraß, und irgendwann siehst du auch an ihrm Blick, daß sie auch was bessres will, ja, daß sie doch wirklich was bessres verdient hat, was bessres als dich, und dein scheiß-popliges Schiff und immer nur den Scheiß-Dosenfraß ... aber sie stellt keine Forderungen, nein, nie Forderungen, und immer will sie kuscheln, und dich liebhaben, und trotzdem weissu genau, daß sie was bessres verdient hat, und daß sie eigentlich auch was bessres will, und weil du ihr nix bessres geben kannst, musstu immer noch viel mehr kuscheln, und sie is immer nur nett zu dir, und eigentlich sagt sie dir damit die ganze Zeit nur, daß sie doch verdammt noch mal was besseres verdient hat, und du jetzt noch viel mehr in ihrer schuld stehst, weil sie dich ja trotzdem noch liebt..."

"Und du meinst echt, der kann hier noch putzen?" - "Warum nicht? Alles nur eine Frage der Zeit. Und ich hab Zeit." - "... und ich hab sie doch geliebt, und immer hat sie mir Vorwürfe gemacht, das heißt, sie hat mir ja grade keine Vorwürfe gemacht, und nie konnte ich ma weg und nur ma n paar Tage nich immer nur-" "He, komm ma wieder runter! Jetzt trink ma noch n bißchen mehr Kaffee, damit wir dich fit kriegen, du Held. Und laß doch jetzt ma gut sein mit der Alten." - "Mit der Alten? MIT DER A-L-T-E-N ??? Eh, pass auf, wen du hier beleidigst, du Arschgesicht. Noch ein Wort gegen sie, und..." Der drohende Blick kam erstaunlich schnell bei der Schnapsleiche an. "Naja, du kennst sie nich, sonst würdste sowas nich sagen. Ne, echt, glaub mir, du kannst das einfach nich verstehen. Hat dir schon ma ne Frau gesagt, daß sie dich mehr liebt als alles, und daß sie immer mit dir zusammensein will, und daß es ihr egal is, wie arm ihr seid, und daß, und daß sie lieber mit dir zusammen vor Hunger verreckt, als jemals ohne dich zu leben, und das, wo du doch nur n blödes nutzloses Arschloch bist, und ihr wirklich kurz davor seid vor Hunger zu verrecken. Und sie erleidet das alles, und verzeiht das alles, und sagt dir immer nur, daß sie dich liebt, und du musst sie nur auch lieben, mehr will sie gar nich von dir. und du versuchst ja sie zu lieben, aber irgendwie kannst du nich, weil du weißt, daß sie eigentlich nur spinnt, und dich anlügt, und daß sie natürlich mehr will, und dann will sie auch noch n Kind von dir, und es is einfach alles zu viel..." An dem Punkt brach der Typ in unkontrolliertes Schluchzen aus. Langsam wurde es den beiden unfreiwilligen Pflegern mulmig, und der Barkeeper rief zu dem anderen Tisch hinüber "Jetzt helft uns doch mal mit dem Saftsack, das is langsam echt ma zu viel hier."

Ein riesiger Typ erhob sich vom Ecktisch, und schob sich langsam vor das heulenden Wrack. "Na was, du Memme. Jetzt mach ma hier keinen auf hysterisch. Komm erstmal wieder runter, sonst müssen wir dir ma zeigen, wo hier der Hammer hängt." Der Typ beruhigte sich wieder, und schaute mit seinen verheulten Augen zu dem Riesen auf. Seine Augen weiteten sich, und sein Gesicht wurde zu einer haßverzerrten Fratze "Du Arschloch! Du mieses, fettes, haariges Arschloch!" heulte er, und mit einer Geschwindigkeit, die ihm keiner der Umstehenden zugetraut hätte, sprang er auf, und versuchte, dem Riesen eine reinzuhauen. Mit der Koordination klappte es aber dann doch nicht so ganz. Stattdessen fing er sich eine harte Linke an den Kopf, die ihn eiskalt ausknockte. "Ach Scheiße, jetzt hab ich aber echt genug von dem Vogel" fluchte der Barkeeper. "Laßt ma sehn, was er an Kohle dabeihat, als Entschädigung für den ganzen Stress, und dann schafft ihn mir hier raus." Er drehte sich zu dem Hünen um. "Kennst du den Typen? Ich mein, der schien dich ja ganz besonders zu mögen." - "Keine Ahnung was das für einer is", grunzte der. "is ja auch egal, bringen wir ihn erstmal raus." Sie zerrten den bewußtlosen Typen vor die Tür und luden ihn ein paar Querstraßen weiter im Rinnstein ab.

Als er nach einer Weile wieder zu sich kam, schaute der Besoffene sich verdutzt um. Irgendwas schien er zu suchen. Er setzte sich langsam und unsicher auf. Wieder schaute er sich leicht verstört um und fing plötzlich an, zu lächeln. Dann mußte er erstmal kotzen.

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