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es war einmal...

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<unknown> schrieb am 23-02-2004 20:51:50 : Call of Duty VII
Raumsektor MaP-5

Absolute Stille lag über Holy`s privatem Arbeitszimmer und nur die malerischen Klänge von Mozarts zweiter Symphonie erfüllten die Luft mit sanfter melodischer Schwingung. Durch das Kraftfeld warf der weiße Zwergstern des Hades sein Licht und zauberte bizarre Schattenmuster an die Wand. Holy hatte es sich schon bequem gemacht, da heute Abend kein Besuch oder Dienst mehr anstand. In seinem Karo-Bademantel, den er sich extra in Edinburgh hatte schneidern lassen, hatte er sich auf seinem Lieblingssessel niedergelassen. Dieses prachtvolle Einzelstück aus antikem Holz, mit breiten und bequemen Armlehnen, sowie dem abgesteppten bordeaux farbenen Sitzleder half ihm eigentlich immer die nötige Ruhe zu finden. Heute nicht, irgendetwas war nicht so, wie es hätte sein sollen. Dabei war doch alles extra so, wie er es zurechtgelegt hatte. Der schwarze Darjeeling Tee in der klassisch dünnen Tasse aus Meissener Porzellan dampfte munter auf seinem Schreibtisch vor sich hin, der Computer hatte der Luft das von ihm präferierte Mandel und Rosenholz Aroma beigesetzt und sogar die beiden weißen Orchideen in der hohen Vase in der Ecke waren frisch und strahlten eine dezente und unaufdringliche Schönheit ab. Als Lesestoff lag eine in edles Leder gebundene Erstausgabe von Krieg und Frieden bereit, die ihm eigentlich die nötige Ablenkung verschaffen sollte, aber er hatte nach den ersten Zeilen des dritten Kapitels das Buch schon wieder auf Seite gelegt. Von einer inneren Unruhe getrieben stand er auf und ging die wenigen Schritte zum äußeren Kraftfeld der Dragonclaw. An den Polytoronium Rahmen angelehnt betrachtete er das fantastische Panorama, dass sich nur an dieser einen Stelle des bekannten Universums in Ihrer ganzen Schönheit betrachten ließ. Gedanken überfluteten sein Gehirn, Bilder aus der Vergangenheit, Bilder aus der Gegenwart, Bilder von Freunden, von Feinden und Bilder von Dingen, die er lange vergessen hatte. Alte Freunde und lange vermisste Bekannte wurden wieder lebendig vor seinem inneren Auge. Sun Tsu, wie er im Alpha Kommandobunker des GPEC auf Asteroid letzte Instruktionen vor einem neuerlichen Angriff auf ein MQ Geschwader gab, erschien ihm und seine Gehirn brauchte eine Weile um sich wieder darauf zu besinnen, dass dieses Ereignis lange vorbei war. Der Sternenturm auf dem Reebourn ging ihm als Nächstes durch den Kopf. Wieviel Zeit hatten er und alte Kameraden dort verbracht? Es schien ihm gerade gestern gewesen zu sein, als er nach einem langen Einsatz noch die Sterne hatte betrachten wollen und mit dem Aufzug auf den Turm gefahren war. Völlig überraschend hatte er dort Ophrim Tarphules getroffen, der ebenfalls in dieser Nacht nicht schlafen konnte und sich dorthin zurückgezogen hatte. Ophrim - nur wenige Tage später war er bereits tot gewesen und Holy hatte nicht einmal Zeit gefunden zur Beerdigung zu kommen. Ein weiterer treuer alter Kamerad, dem er keinen persönlichen Abschied hatte gönnen können. Wieder verblasste der Gedanke in seinem Kopf und während seine Augen in die schiere Unendlichkeit um den Hades Stern starrten, blickte sein inneres Auge in ein zauberhaftes Gesicht. Anmutige lange Haare, die ein kleines, wunderschönes Mondgesicht einrahmten, in dem wie Saphire zwei blaue Augen leuchteten. Pat. Er hatte sie mehrfach in Kara und Walfin getroffen, als er auf dem Schurirn gelebt hatte und sie hatten eine längere affaire d'amour durchlebt. Wie oft hatte er Ihr zierliches Gesicht in den Händen gehalten und gestreichelt, als sie nachts schweißgebadet und weinend aufgewacht war, weil sie wieder die Alpträume von ihrem Ex-Mann hatte, der sie ein ums andere Mal mißbraucht und vergewaltigt hatte. Holy hatte sich als Heiler versucht, hatte wieder und wieder dafür gebetet, dass es ihr besser gehen möge. Vergeblich. Es hatte einfach nicht sein sollen. Wieder verblasste die Illusion und eine neue beschwor ihren Schatten herauf. Ein mächtiger Zerstörer auf Angriffskurs nahm Gestalt an. Günther. Auch seinen Bruder hatte er nicht retten können, als dieser damals alleine und ohne Hilfe der Familie ins Belladonna geeilt war um für die Menschheit zu kämpfen. Holy wusste nicht genau, was er hatte durchmachen müssen, aber er ahnte es. Ein blutiger Nebel legte sich vor sein inneres Auge und er sah die Mannschaft der Bismarck verbissen gegen die Welladji Invasoren kämpfen. Immer wieder stürzten sich junge und noch jüngere Männer und Frauen auf die Alptraumgestalten und immer und immer wieder war das Bild das Gleiche. Knochen brachen, Gliedmaßen wurden abgerissen, Blut tropfte in Strömen und Bächen auf das Tritanium Deck der Bismarck. Er sah seinen Bruder wie er kommandierend auf der Brücke stand, aufrecht und stolz und wie er versuchte alleine mit seinem schieren Willen die übermächtigen Gegner niederzuringen. Vergeblich. Auch er war tot. Wieder wechselte die Szenerie, die ihm sein Unterbewusstsein heraufbeschwor und Holy blickte über eine schier unendliche grüne Graslandschaft. Er kannte diesen Ort - die Phaloxia Kolonie auf dem Nautar. Und er wusste was ihn in dieser Erinnerung erwartete. Messaiga. Seine einzige Tochter, die er am 06. Juni 2365 adoptiert hatte, weil er dachte heimisch geworden zu sein und weil er der Überzeugung war, er könnte ihr ein guter Vater sein. Wie eine Welle brach die Erinnerung über ihm zusammen und überschwemmte ihn mit Dingen, die er längst verdrängt hatte. Er brach vor dem Kraftfeld zusammen und hielt den Kopf fest. Messaiga, lachend und mit offenen Armen lief sie über die Blumenwiese auf ihn zu und rief ihn "Papa". Immer näher und näher kam sie, bis sie sich schließlich in seine Arme warf und ihn küsste. Ihre warmen, feuchten Lippen drückten sich auf seinen drei Tage Bart und er wusste, dass dies das schönste Gefühl der Welt war. Das Bild der Phaloxia Kolonie verblasste und machte einem klinisch sterilen Raum Platz. Das Unity & Freedom Hospital auf Nokora. Holy wusste, was jetzt kam und er wollte es nicht sehen. Aber gegen sein Unterbewusstsein kam er nicht an. Mit aller Macht strömten die Bilder von Messaiga auf ihn ein, wie sie in ihrem weissen Krankenhaushemdchen auf dem Bett lag, wie sie nicht mehr alleine atmen konnte, wie sie nicht mehr sprechen konnte. Wie sie mit letzter Kraft mit zwei Fingern seinen Daumen umklammerte und ihm in die Augen sah, wie sie stumm und ohne Stimme, aber in seinem Herzen doch lauter als alles, was er bis dahin gehört hatte um Hilfe schrie. Wie sie ihn anbettelte und anflehte zu helfen. Exitus. Er hatte nicht helfen können. Alles Geld, alle gesammelten Millionen der Familie Silber hatte den Schrecken nicht besiegen können, der in ihren Zellen verborgen lag. Zystoneuraler DNS Zusammenbruch nannten es die Ärzte. Unendlich selten und absolut unheilbar. Warum hatte es Messaiga treffen müssen, warum war es sein Kind gewesen - sein ein und alles? Wieder und wieder blickte er in ihr leichenblasses Gesicht, auf die kleinen zarten Fingerchen, die letztendlich doch aufgegeben hatten den Daumen ihres Daddies zu umklammern. Es war zuviel für ihn, aus seinen Augen liefen heiße Rinnsale voller Tränen und er war froh darüber. Wie ein Kind krallte er die Hände in den Perserteppich und schrie seinen Schmerz hinaus. Wieder und wieder schlug er den Kopf gegen die Ultraplexton Außenwand der ÐC Drakhen I, bis er endlich unter den Schmerzen der Länge nach niederfiel und der verlockenden Schwärze der Ohnmacht gestattete sich seiner zu bemächtigen.

Bewilderment when the children die,
As time goes by, no thought, no cry,
Right-wing parties, lighting the flame,
The fire of evil is ruling their game.




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