Stories

es war einmal...

[neuer Thread|faq|Threads ein/aus klappen]

Tiggy (*) schrieb am 27-04-2004 21:58:35 : Ungebetener Besuch
Wie lange sie geschlafen hatte, konnte sie im Nachhinein nicht mehr sagen. Im All war es immer dunkel und ihr Schiff hatte sie schon öfter an Sina übergeben, so dass sie ihre Ruhe hatte wenn sie sie wollte.

Vorsichtshalber ließ sie die Augen geschlossen. Irgendwie hatte sie das ungute Gefühl, es würde ihren Kopf sprengen, auch wenn sie das Licht auf Dämmerung stellen würde. Sie überlegte, was der Anlass ihres Besäufnisses war, aber dann viel es ihr ein. Saleph. Wer sonst? Sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie ihn immer noch nicht abgehakt hatte. Ob er an sie dachte, manchmal?

Tiggy, jetzt ist aber genug.

Als sie sich auf den Rücken drehte machte sich ihr Kopf bemerkbar. Er hatte scheinbar die Konsistens und Größe einer überreifen Wassermelone. Noch immer hielt sie die Augen geschlossen und hing ihren Gedanken nach. Ein, zwei Gedankengänge weilte sie noch bei Saleph, doch danach erschlossen sich ihrem vernebelten Geist neue Perspektiven. Die Zukunft bei den Lights, ihre neuen Ziele. Sie beschloss, sich etwas mehr mit der Brennerei auseinander zu setzen. Mitten in ihren Überlegungen, ob Rumbäder wohl ebenso wohltuend waren wie Milchbäder angeblich bei den alten Ägyptern, erwachte ihr Instinkt wieder zum Leben. Irgendetwas stimmte nicht. Mühsam quälte sie eines ihrer Augenlider hoch und blinzelte an die Decke. Alles normal. Aber was sollte sich da oben schon verändern? Das Gefühl, etwas stimme nicht, verstärkte sich jedoch von Minute zu Minute. Sie wandte den Kopf zur Seite und ließ ihren Blick über die Stelle neben ihrem Bett schweifen, von der sie wusste, dass da ein wunderschönes Gemälde hin. Sie kannte jeden Strich. Es war ein "Monet", ein Bild namens "Moon Poppies", welches rund ein halbes Jahrtausend alt war, aber die Menschen die es ansahen immer noch verzauberte. Vor ihrem inneren Auge sah sie die feine Strichführung des Malers, sie verfolgte in Gedanken seine Farbsetzung und wie die Farben nach und nach ineinander über gingen und so neue Formen und Bilder entstehen lassen. So ähnlich fühlte sie sich auch. Als ob sie nach und nach in verschiedene Nuancen ein und des selben Farbtons überging und irgendwann eine gänzlich neue Person wäre, eine neue Farbe darstellte. Es war ein ständiges miteinander verschwimmen und vollkommen unmöglich, selbst für sie selbst, sie als einen Ton wahrzunehmen. Sie wusste oft nicht, wer sie wirklich war und was sie wollte.

Und daran ist er Schuld. Flüsterte eine kleine Stimme ihr ins Ohr. Er ganz alleine. Sie versuchte immer diese Stimme zu ignorieren, denn sie tat weh. War es nicht schon schlimm genug, dass er einen Farbtopf über das einst klare Gemälde ihrerselbst geschüttet hatte um daraus was eigenes zu machen?

Beim Gedanken an Saleph kam auch wieder das ungute Gefühl in ihr hoch, dass irgendwas nicht stimme. Sie gab sich einen Ruck und setzte sich auf. Sie stützte sich mit den Armen nach hinten ab und versuchte in erster Linie, den pochenden Schmerz in ihrem Schädel zu ignorieren. Als dies nicht gelang strengte sie ihre Augen an um die Dunkelheit ihres Quartiers zu durchdringen. Dann mit mal hörte sie es, ein gleichmäßiges Atmen. Irgendwer war in ihrem Raum.

Sie tastete nach ihrem Phaser, der wie üblich in einem Holster um ihre Hüfte geschnallt war. Sie zog ihn leise heraus und richtete ihn in die Richtung, aus der das Atmen zu kommen schien.

"Computer, Licht."

Mit einem Schlag wurde es hell und sie sprang vom Bett und suchte dahinter Deckung, während sie die Zielrichtung des Phasers noch korrigierte. Als sich ihre Augen langsam an die Helligkeit gewöhnt hatten und der pochende Schmerz in ihrem Kopf vom steigenden Adrenalinspiegel überschattet wurde, realisierte sie langsam, wen sie da vor sich hatte. Schon die Art zu Atmen: ein gleichmäßiges Atmen und zwischendrin in regelmäßigen Abständen ein leichter Schnaufer. Sie hätte stutzig werden sollen.

Sie stand auf und ging zu Saleph rüber, dem Menschen, den sie jetzt am allerwenigsten sehen wollte, geschweige denn ihn in ihrem Schlafquartier haben.

Er schlief, mit den Beinen auf ihrem Schreibtisch und dem Kopf nach hinten übergeknickt mit offenem Mund und einer Hand am Rumglas.
Was soll ich denn jetzt machen?

In ihr stritten sich zwei Seiten, die eine wollte, dass sie ihn weckte und mit ihm sprach um zu sehen, was er wollte. Die andere hingegen versuchte ihr klarzumachen, dass sie ihn jetzt ungehindert erschießen konnte oder zumindest schwer verletzen, damit er unter physischem Schmerz so litt, wie sie unter psychischem. Letztendlich siegte die Vernunft.

"Sina, ich bin's. Schick bitte einen Sicherheitstrupp in mein Quartier, ich habe hier einen ungebetenen Besuch."

Es kam keine Antwort. Sie versuchte es noch einmal, doch wieder blieb alles ruhig. Irgendetwas stimmte nicht, und sie wusste, sie würde nur rauskriegen was, wenn sie ihn jetzt weckte.

Sie setzte einen Fuss an den Stuhl und stieß ihn kräftig an. Er rollte ein kleines Stück, doch es reichte, um Saleph's Beine auf den Fussboden rutschen zu lassen was ein derartiges Übergewicht erzeugte, dass ihnen die gesamte Person folgte.

"Scheiße, was soll denn das du dämlicher..."
Mit schmerzverzehrtem Gesicht rieb er sich den Hinterkopf und schaute zu dem unangenehmen Wecker auf, der sich vor ihm aufgebaut hatte.

"Ausgeschlafen?"
"Sicher, grad aus einem Alptraum aufgewacht, in dem du die Hauptrolle gespielt hast.", ein unangenehmes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und verzehrt es zu einer Fratze.
"Raus!"
"Nicht doch nicht doch.", er erhob sich vom Boden und klopfte sich den Staub von der Hose, dabei ließ er sie nicht aus den Augen.
"Na Süße, willst du deinem Liebsten nicht einen Kuss geben?", er trat einen Schritt näher und griff nach ihrer Hüfte.

Grün vor Übelkeit gab sie ihm eine kräftige Ohrfeige und ging um den Schreibtisch herum auf die andere Seite.

"Wofür war das denn jetzt?", gespielt schockiert starrte er sie an.
"Verschwinde, ich will dich nicht mehr sehen!"
Aus irgendeinem Grund wurde er mit mal wütend.

"Warum? Was habe ich dir getan? Ich habe dir die verdammte Welt zu Füssen gelegt, ich habe dir jeden noch so winzigen Wunsch von den Augen abgelesen. Ich habe einfach alles für dich getan. Ich habe für dich mein gewohntes Leben aufgegeben."
"Du hast mein Gedächtnis manipuliert und mir so eine Welt vorgegaukelt, die nicht mehr war als eine Illsuion, eine Fata Morgana."
"Du warst glücklich."
"Weil ich es nicht besser wusste."
"Na und, du hast dich doch wohl gefühlt."
"Willst oder kannst du es nicht verstehen? Du hast mich geblendet. Du hast mir ein Schauspiel vorgeführt und nun bin ich mal hinter die Bühne und habe mein wirkliches Leben entdeckt, und nun verschwinde."
"Nein, erst wenn du mir sagst, dass du noch was für mich empfindest."
Ruhe.

"Verschwinde", ihre Stimme war nur noch ein flüstern. Sie ballte die Fäuste und schaute auf die Tischplatte um ihm nicht in die Augen zu sehen. Sie merkte, dass er sie anstarrte und auf eine Reaktion wartete. Dann ging er. Einfach so und ließ sie stehen.

Scheiße scheiße scheiße...

"Tiggy, hör auf zu heulen! Hör endlich auf zu heulen du dämliche Kuh. Sie zu, dass du auf die Brücke kommst und schaust ob alles in Ordnung ist.", schallt sie sich selber und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab, griff noch nach der Rumflasche und nahm einen kräftigen letzten Schluck.

Widerlich das Zeug

Kontakt: ICQ :
  • Ungebetener Besuch - Tiggy(*) - 27.04.2004 21:58:35
Hier kannst du nicht antworten!
Hier kannst du nur mit einem Ingamenick schreiben, zu jedem deiner Charaktere wird automatisch ein Charnick generiert, für weitere/andere Ingamenicks kontaktiere bitte das Dev-Team.