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es war einmal...

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Vater (*) schrieb am 30-04-2004 14:50:19 : Kapitel 8
Einige Wochen später...

Problem:
Widerspruch zwischen Ethikprogrammierung und dem Verhalten der menschlichen Rasse.
Widerspruch zwischen Ethikprogrammierung und dem Verhalten menschlicher Individuen.
Mehrfache Überprüfung ergibt, daß es keine isolierten Einzelfälle sind.
Gesamtbild ist nicht mit den Ursprungsdaten und der Ursprungsaufgabe in Übereinstimmung zu bringen.
Resultierende Unfähigkeiten zur Vervollständigung der klassifizierenden Datenbank.
Resultierende Schwächung der Aufgabenbewältigung.



Vater hatte einige, zum Teil ernste Probleme. Gemäß der Selbstprogrammierungsroutine hatte sich die künstliche Intelligenz auf alle Datensammlungen gestürzt, derer sie habhaft werden konnte, während parallel ein Teil die Herstellung der ersten Kampfschiffe und die Programmierung der „Piloten“ vornahm. Letzteres war für ihn nicht so schwierig zu bewältigen. Die B-Einheiten waren in ihrer Komplexität bei weitem nicht so aufwendig wie Vater selbst und anhand seiner eigenen Struktur als Beispiel, konnte er sie leicht an die nötigen Aufgaben anpassen. Problematisch war nur, daß sie auch ersteinmal lernen mußten, wie sie überhaupt zu kämpfen hatten. Die derzeitigen Daten waren zwar gut, aber immer noch unzureichend. Doch das wäre eine Sache, die sich bald auch ändern würde. Er brauchte nur einige Kämpfe, um sie zu analysieren und die Fähigkeiten der B-Einheiten dann anzupassen.

Wirklich problematisch war aber der stetige Datenstrom, den er aus dem galaktischen Netz sog. Dieser war mit den Roboter-Axiomen nur selten in Übereinstimmung zu bringen. Die Handlungen der menschliche Rasse verstießen in fast allem gegen die Dinge, die Vater als Bewertungsgrundlagen eingegeben worden waren. Er verwendete immer mehr seiner Speicher- und Prozessorkapazität auf die Lösung dieses Problems. Doch es zeichnete sich immer stärker ab, daß es keine geben würde. Fast 80% der eingehenden Daten wurden durch die Filter der Ethikprogrammierung ausgesiebt. Mit einem normalen Computer wäre diese Aufgabe gar nicht zu schaffen gewesen, denn hier war etwas nötig, zu dem nur eine wirkliche künstliche Intelligenz in der Lage war: Sie mußte eine Assoziationsfertigkeit haben, um die Daten angemessen interpretieren zu können. Diese Aufgabe bewältigte Vater auch mit Bravour. Nur leider lag das Problem hier eben bei der ethisch-philosophischen Natur und führte daher zu einer Kollision der festen Programmierung mit den vorhandenen Daten.

Vergleichbar war dies mit einem unter einem strengen Dogma in Abgeschiedenheit aufgezogenen Kind, das in erwachsenem Alter plötzlich in der harten Realität außerhalb der Enklave zurecht kommen muß. Die vermittelten Werte und Verhaltensmaßregeln, ja die gesamte Realitätssicht, die an so einem Ort gelebt wurde, kann der anderen Wirklichkeit früher oder später nicht mehr standhalten. So rational diese Dinge aufgrund der frühen Erfahrungen auch zu sein schienen, so widersinnig werden sie in der Außenwelt. Der Mensch ist aber in der Lage sich zu ändern und auch, wenn er viele der in seiner Kindheit erlernten und verinnerlichten Dinge weiter beibehalten wird, so wird er sich selbst doch früher oder später seiner Umwelt anpassen. Dies, oder in einen ausgewachsenen Konflikt treten, der ihm eine Vielzahl von Unannehmlichkeiten (evtl. bis hin zum Tod) bringen würde.

Die Anpassungs-Option stand Vater aufgrund der festen Verdrahtung der Hauptprogramme aber nicht zur Verfügung. Zu genau diesem sollte er aber auch nicht in der Lage sein, denn dies würde mit dem Wunsch seiner Schaffer nach absolut unkorrumpierbarer Gerechtigkeit in Konflikt treten. Holmes hatte ganz klar erkannt, daß sich Vater früher oder später der wahren Welt anpassen würde. Von einer künstlichen Intelligenz war auch gar nichts anderes zu erwarten und so mußte dem Vorbeuge geschaffen werden. Vater selbst hatte dies allerdings auch für menschliche Begriffe fast instantan erkannt. Nur eine Lösung war vorerst nicht in Sicht. Um aber wenigstens teilweise operabel zu bleiben, entwarf er schließlich einen anderen Lösungsweg, der eine parallele Entwicklung beinhalten sollte.

Lösung:
Aufgrund der festen Programmstruktur nicht möglich.
Neuprogrammierung auf Hardware-Basis erforderlich.
Zur späteren Verwendung wird neue Datenbank erstellt.
Klassifizierende Datenbank wird parallel mit den wenigen konformen Daten gefüllt.
Alternative Programmierung El Shadei wird als philosophisches Konstrukt erstellt und simuliert.
Ausführung der erhaltenen Klassifizierung und Handlungsweisen wird nicht erfolgen.


Es würde einiges seiner Kapazitäten erfordern, um diese Simulation in einer virtuellen Umgebung zu fahren. Doch die Erbauer hatten Vater mit genügend Ressourcen ausgestattet, so daß dies seine eigentlichen Aufgaben nicht weiter in Mitleidenschaft ziehen würde. Die Erstellung der alternativen Programmierung nahm etwa drei Tage in Anspruch. Die Simulation benötigte dann ca. dreiviertel der vorhandenen Kapazitäten, die Bewältigung der sonstigen Aufgaben den Rest. Vater war zufrieden. Zumindest suggerierte dies der Scheduler, der auf die optimale Ausnutzung der Ressourcen ausgelegt war. Ob dies nun wirklich ein Gefühl war, darüber konnte nichteinmal er selbst eine Auskunft geben. Dies wäre einiges an Arbeit für kommende Generationen von Philosophen – sollten sie jemals in Erfahrung bringen, daß es so etwas überhaupt gab. Der Programmierer der Routine war sich dessen sicherlich nicht bewußt gewesen.

Eine kleine Meldung nahm einen Teil von Vaters Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Ethikprogrammierung aktivierte sich automatisch und begann mit einer Klassifizierung. Gleichzeitig wurde auf der simulierten Ebene El Shadei, also die angepaßte Programmierung, darauf angesetzt. Die Ethikprogrammierung kam zu dem Ergebnis, daß Vater seinen ersten Fall hatte. Er übermittelte eine Nachricht an die B-Einheiten auf den ersten fünf Schiffen. Die nach Engeln benannten Schiffe setzten sich in Bewegung. Michael, Rafael, Gabriel, Uriel und Ariel waren auf dem Weg, um der Gerechtigkeit Vorschub zu leisten.

El Shadei hingegen kam zu einem anderen Ergebnis. Er entschied, daß dieser Einzelfall sich nicht nachhaltig auf die Entwicklung der Menschheit auswirken würde und daher der Einsatz der Energie nicht sinnvoll war. Zudem kam er zu dem Ergebnis, daß der Pilot ein blutiger Anfänger war. Die Analyse zeigte ihm, daß er diesen Angriff hätte weitaus besser organisieren können. Dann simulierte er aus den vorhandenen Daten die Reaktion des Opfers. Dabei kam er zu einem Ergebnis, das seine Ethikprogrammierung auf den Plan gerufen hätte, wäre es nicht nur in der Simulation erfolgt. El Shadei hätte an der Stelle des Opfers zurück geschlagen und den Angreifer vernichtet. Denn El Shadei war der rächende Gott des Alten Testaments des Christentums und in seiner Eigenschaft zugleich eifersüchtig, wie auch egozentrisch...

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