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es war einmal...

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El Shadei (*) schrieb am 17-05-2004 22:20:10 : Kapitel 12
Der Kampf tobte mit gnadenloser Gewalt. Die Streitkräfte der Menschheit stürzten sich in einer unwiderstehlichen Flut von Energie und Material auf die ehrgeizige Schöpfung von Angehörigen ihrer eigenen Rasse um dieses letztendlich zu einer Gefahr für alle gewordene Gebilde zu vernichten. Dabei war die Handlungsweise dieser Schöpfung im Grunde ein direktes Ergebnis der Handlungen der gesamten Rasse. Denn die Nemesis, die die Menschheit nun heimsuchte, war aus der Gewaltanwendung der Menschheit selbst geboren. Auf direktem und indirektem Weg.

Doch trotz ihrer Überlegenheit über einzelne Individuen konnte sie doch nicht der Masse widerstehen, die sie unweigerlich zu zerstören drohte. In gewissen Situationen hielt die Menschheit zusammen und El Shadei beging den Fehler, den auch viele Menschen auszeichnet. In seiner Überlegenheit mißachtete er klare Daten. Er machte sich damit eines Fehlers schuldig, der ihn letztendlich vernichten würde: Er war arrogant und egozentrisch geworden. Trotz aller Daten hatte nämlich die kleine Routine aufgrund einer neuen Bewertungsgrundlage einen kleinen, aber entscheidenden Datenstrom verworfen. Der Mensch war so gut darin, sich selbst zu belügen, daß er seine eigene Arroganz niemals zugeben konnte und dies in den Filteroptionen für die unglaublichen Mengen an Daten nicht berücksichtigt worden war. Zudem war El Shadei ein durch und durch egozentrisches Konstrukt. Bei der Berechnung seiner erhöhten Effektivität durch eine Vervielfältigung seiner selbst, hatte eine Assoziationsroutine das Gleiche auf die Gesamtheit der Menschheit übertragen und seine Unterlegenheit erkannt. Doch für El Shadei galt nur noch das Individuum als relevant. Der Hinweis wurde dadurch aussortiert und nicht den Hauptbewertungsprogrammen zur Verfügung gestellt. El Shadei konnte sich daher in der Sicherheit seiner Überlegenheit über die Menschheit und seiner egozentrischen Bewertungen nicht vorstellen, daß diese in der Einheit tatsächlich stark genug sein könnte, um ihn zu vernichten. Die Berechnungen, die zu so einem Ergebnis führten, wurden also schlicht und einfach durch die neuen Bewertungsgrundlagen mißachtet, denn diese gingen von einem egozentrischen Individualbild aus und waren nicht von dem globalen Bild einer gesamten Rasse geprägt.

Und so nahm das Schicksal seinen Lauf und die Menschen taten das, was sie seit jeher konnten: Krieg führen und zerstören. Die Photonen-Torpedos schlugen zu Dutzenden in die Schilde der Station ein und überlasteten die hochentwickelten Generatoren fast permanent. Selbst die Blocker reichten nicht, um die Wirkung weit genug zu reduzieren. Die teils in Formation, teils in wildem Durcheinander feuernden Schiffe warfen fast einen kontinuierlichen Energiestrom auf die Außenhaut der Station.

Der stetige Nachschub und die hochentwickelten Schild- und Waffensysteme gepaart mit der überlegenen Reaktionszeit und den überaus präzisen Manövern der Engelsschiffe hatte zwar gereicht, um die Schiffe selbst zu schützen und einige der menschlichen Angreifer aufzubringen, die Außenhaut der Station war jedoch schon lange durch die Waffen der Menschheit zu grotesk erstarrten und geschwärzten Skulpturen zerschmolzen, die sich wie mahnend den Angreifern entgegenstreckten. Die gezackten Ränder dunkler Löcher in der Stationspanzerung schienen in dem stakkatoartigen Aufblitzen der Energiegarben wie gewaltige Kiefer nach den Angreifern schnappen zu wollen, waren jedoch zur Regungslosigkeit verurteilt bis die nächste Garbe sie umformte und sich ihrerseits weiter in die Eingeweide der Station fraß. Doch noch arbeitet das Innere der Station mehr oder weniger einwandfrei und ein Teil der Schiffe befand sich sicher in den mit massiven Extraschilden geschützten Docks, wo emsige Montagerobotor wie in dem Chaos eines überdimensionalem Ameisenstaates agierend die Schäden der Schiffe ausbesserten. Zwei der Verbände der Engelsflotte waren von El Shadei jedoch unbemerkt von den menschlichen Spähern ausgesandt worden, um einer besonderen Aufgabe nachzukommen. Diese Schiffe sollten massiert in die Wiege der Menschheit einfallen und dort systematisch die Infrastruktur zerstören. Die Hälfte der Entfernung zum Sol-System hatten sie bereits zurückgelegt und es würde nicht mehr lange dauern, ehe sie mit ihrem zerstörerischen Werk beginnen würden.

El Shadei rechnete ein weiteres Mal die vorhandenen Daten durch. Die angerichteten Schäden an der Station ergaben eine Diskrepanz mit den nach der Filterung gewonnen Berechnungen und machten eine erneute Bewertung notwendig. Und diesmal ergab sich eine Änderung. El Shadeis Suchroutinen, die auch während der heftigen Kämpfe noch stetig die klassifizierende Datenbank erweiterten, hatten im galaktischen Netzwerk einen weiteren Hinweis gefunden. Eine pseudophilosophische Abhandlung diskutierte, ob das Überleben eines Individuums größer zu bewerten sei als das Überleben vieler oder letztendlich sogar der ganzen Rasse. Diese Abhandlung wurde von den Bewertungsroutinen zwar nicht als hochwertig eingestuft, hatte aber dennoch eine leichte Änderung in einigen Filterparametern zur Folge, wodurch eine Signifikanzschwelle gesenkt wurde. Damit wurde das Ergebnis der Assoziationsroutine bei der erneuten Berechnung der Position El Shadeis nicht mehr verworfen, sondern wurde aufgrund seiner gravierenden Folgen zum zentralen Teil der weiteren Planung El Shadeis.

Die in das Solsystem entsandten Schiffe wurden umgehend mit Vollschub zu El Shadei zurückbeordert. Gleichzeitig begannen die Montageroboter die an den Kämpfen unbeteiligten C-Einheiten umzurüsten. Während El Shadei einen Teil seiner Programmierung und Datenbanken in einer enormen Geschwindigkeit auf der noch ungenutzten Hardware vervielfältigte, begannen weitere Roboter damit, diese Stück für Stück abzubauen und in die Docks zu schaffen, wo sie von den Montagerobotern säuberlich in den großen Transportkugeln installiert wurden, die die variablen Laderäumen der im Umbau begriffenen C-Einheiten darstellten. Es dauerte einige Zeit, doch schließlich waren vier Engelshelfer mit ihrer kostbaren Fracht bestückt. Doch damit war es noch nicht vollbracht, denn weitere Transportkugeln wurden mit Montagerobotern gefüllt, die im freien All arbeiten konnten. Wiederum andere mit elektronischen und anderen technischen Bauteilen. Und selbst die geringen Laderäume der Kampfschiffe wurden mit Fracht vollgestopft.

Als schließlich alles bereit war, programmierte El Shadei die C-Einheiten um und gab ihnen die Steuerungsgewalt über die Montageroboter. Nachdem dies erledigt war, kehrte eine seltsame Ruhe in den Docks ein. Die übrig gebliebenen Montageroboter zogen sich zurück und reihten sich ordentlich an den Wandhalterungen auf. Die Schiffe standen startklar in den Abschussrampen. Mittlerweile waren auch die beiden ausgesandten Kampfverbände zurückgekehrt und füllten die Docks zu einem guten Teil. Derzeit stellte sich nur der Hauptkampfverband, der sich aus den fünf ersten Erzengeln zusammensetzte, sowie der dritte der kleineren Verbände den Angreifern.

Dann war es soweit. Mit einem letzten Angriff durchschlugen die feindlichen Salven die Reaktorabschirmung im unteren Teil der Station Absolute Gerechtigkeit. El Shadei wusste, dass ihm nun nur noch wenige Minuten bleiben würden. Er gab den C-Einheiten und den in anderen den Docks verbliebenen Schiffen den Abflugbefehl. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Schiffe die Station der sterbenden künstlichen Intelligenz verlassen hatten und sich zu vier sauberen Verbänden formiert von dem Gebilde entfernten.



Verschlüsselung: GhjErst340og


Sequenz: 001 – 001<<<


Die Nachricht raste mit Lichtgeschwindigkeit durch die eher der menschlichen Technik entsprechenden Teile El Shadeis. Die angegebene Sequenz wurde sofort ausgeführt, nachdem die Verschlüsselung verifiziert worden war.


Sequenz 001 – 001<<<



Verschlüsselung GhjErst340og verifiziert<<<



001 – 001: Löschen – Selbstzerstörung<<<




Die erfolgreiche Ausführung dieser Sequenz wurde in dem Logbuch nicht mehr verzeichnet. El Shadei hatte die Treibstofftanks vollständig geöffnet und das ausströmende Tritiumgas traf auf das austretende Plasma der Fusionskammern und führte zu einer unkontrollierten Kernfusion, die in einem gleißenden Blitz die Reste der Station vergehen ließ...

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