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es war einmal...

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<unknown> schrieb am 21-10-2004 17:49:35 : scnr
"Trümmerfeld voraus, Sir" meldete der Ortungsoffizier.

Es klang wie zugerufen. Über unendlich tiefe Schluchten hinweg. Aus großer unüberwindlicher Entfernung. In einer Luft, die einem die Kehle zuschnürte und die gleichzeitig so eisig kalt war, dass sie wie Rasiermesser überall auf der Haut schnitt und wie Salz in den frisch geschnittenen Wunden brannte.

Alaska J. McNaughty nickte zur Bestätigung und war sich schon im selben Moment wieder unsicher, ob es überhaupt jemand an Bord mitbekommen hatte.
So sehr waren seine Gedanken nach innen gerichtet.
Gleichzeitig sah er wie durch einen Schleier die um mehrere Achsen trudelnden Wrackteile, die der Ortungsoffizier lapidar als Trümmerfeld bezeichnet hatte.
So als wolle er seinen Captain vor der Wirklichkeit verschonen, die wie zäh fließender Sirup so langsam zur schmerzvollen Gewissheit wurde.

War das die Demira? Oder waren es die Überreste eines der anderen zahllosen Gefechte, die als stumme grausame Zeugen in aller Ewigkeit durch das Weltall trudelten, bis sich ein Schrotthändler, den der gewaltsame Ursprung seiner Fundstücke selten kümmerte, sich erbarmte und die Symbole ewiger Verdammnis in seinem Schiff verstaute.

Fast beiläufig und gedankenverloren manövrierte der Captain des WUG-Skorpions
sein Schiff durch den Sektor der nach dem Himmelskörper Stygia benannt war.
Die Bewegungen die das Schiff unter dem blutigen fahlen Schein des Mondes vollführten, wurden seinem Namen gerecht. "ADAGIO" Obwohl, wenn das Schiff den Stimmungen seines Kommandanten folgte, im Moment der Name "DOLENTE" passender gewesen wäre.

"Im Schmerz bist du immer allein" hörte er seinen Kommilitonen aus der fernen Vergangenheit seines Studiums an der Akademie.
Und der Schmerz schien sich wie eine Mauer um herum auszudehnen.
Wie ein Schutzschirm, in den nur hin und wieder die verstohlenen Blicke seiner Mannschaft drangen.
besonders dann, wenn es galt Entscheidungen zu treffen. Die Stunde des ersten Offiziers, der wie ein guter Freund mit heimlichen Handbewegungen und mit Augenkontakt die Führung übernahm.

Gedämpft wie das Licht auf der Brücke auch die Kommandos und die Bestätigungen um das Schiff in die Umlaufbahn zu bringen.
"Inklination 5°47'" "Inklination 5°47'"
"Gierwinkel 32°" "Gierwinkel 32°"
"Geschwindigkeit 3547 m/s" "Geschwindigkeit nominal und 0,11 m/s² steigend"
"Zeit bis zum Erreichen des Perihel?" "12Minuten und 35 Sekunden"


Die professionelle Ruhe die sonst auf der Brücke herrschte wurde zur bedrückenden Stille.
Jenseits der Bordwand schien Stygia. Und auf der Brücke konnten die wenigen Lichter der Skalen, Bildschirme und Anzeigen die Finsternis nicht vertreiben.
Nur eine Anzeige leuchtete Alsaka in schreiend grellem Rot entgegen.
Nur eine kurze Nachricht. Nur die wenigen Byte groß, die die Behörde für interstellare Kommunikation erlaubte. Aber in den wenigen Byte steckte ein ganzes Leben.

18.10.2366 22:31 Uhr Disaster auf der Disaster Area hat soeben das Schiff Demira von Kelene am Planeten Stygia zerstört

Er dankte er der Dunkelheit, dass sie verbarg, wie er hilflos wie ein alter Greis oder ein kleines Kind die Fassung verlor und ihm für einen kurzen Moment in dem er bloß Mensch war und sonst nichts die Tränen in den Augen schossen.
Jetzt bitte keine Fragen.
Jetzt bitte keine Entscheidung die er zu fällen hatte.
Den ersten der ihn angesprochen hätte, hätte er mit weinerlicher Stimme angefahren "LASST MICH IN RUHE"
Aber man verschonte ihn mit Fragen. Und ihm schien, als ob sein erster Offizier den imaginären Schutzwall den er um sich herum aufgebaut hatte aufmerksam und wachsam patrouillierte.

Zeit für Erinnerungen.
Zeit für blonde Haare.
Zeit für grüne leuchtende Augen.
Zeit für ein Lächeln, dass völlig neue Universen erschaffen konnte und gleichzeitig überholte Universen der Einsamkeit niederreißen konnte.
Zeit über Zeiten nachzudenken die er mit ihr verbracht hatte.
Aber auch Zeit, Zeiten nachzutrauern, wo angeblich etwas anderes im Leben wichtiger war.

Er hatte ihr damals nachgestellt. Natürlich nur aus offiziellen Gründen der Strafverfolgung.
Als sie ihm aber in ein Asteroidenfeld entkam der von dem Schäferhundmond Otus im Miras system patrouilliert wurde, war es dann doch mehr als nur eine misslungene Ermittlung. Piraten gab es genug die er hätte jagen können.
Und wäre es nur das gewesen, dann wäre sie sicher einem Kollegen in die Hände gefallen, der sie der gerechten Strafe zugeführt hätte.
Aber sie war Ihm entkommen.
Und falls er sie wiedersehen sollte, dann würde er sich so eine Chance nicht noch einmal entgehen lassen.
Er würde sich zum sabbernden, unverständlichen daher stotternden Deppen vor ihr machen, bemüht wie ein Ritter in eherner Rüstung zu wirken, aber er würde sie nicht ohne weiteres gehen lassen und wenn er sich dabei eine blutige Nase holen würde.

Und so war es dann wie eine Explosion, als sie in einer Bar auf Heatheus durch ihre pure Präsenz zu einem Attentat auf sein Herz ansetzte.
Als er sich ihr vorstellte, wäre er beinahe in den Erdboden versunken, aber nach einer lebhaften Schilderung seiner Stellung bei Hofe bzw. seines Clans, einem kurzen Ausflug über das Themenfeld der Astrogation und einer Erwähnung seiner kürzlich erworbenen Impulsdüsenerweiterung, was sie sicher brennend interessierte, waren sie dann doch schnell über die Zauberformel "Haben Sie schon auf der Station ein Quartier?" auf des eigentliche Thema zu sprechen gekommen.
Es störte ihn dabei wenig, dass sie eigentlich nur mit ihm spielte, dass sie an dem Drink den er ihr spendiert hatte nur gelegentlich nippte und dass sie im Gegensatz zu ihm -er musste sich doch vorher ein wenig in die richtige Stimmung trinken- bei klarem Verstand war.
Ihr Lächeln, dass ihn immer wieder in den Bann zog und wie ein Netzt gefangen hielt, ihre beiläufigen aber steten Berührungen gaben ihm den Rest.
Es war wie ein Zauber, als ihre Züge auf einmal weicher wurden und sich kleine Schweißperlen auf ihrer Haut bildeten.
Für einen kurzen Augenblick glaubte er das glücklichste Lebewesen im Universum zu sein.

Mit blankem Entsetzen erwachte er aus seinen Träumen als sich ihr ebenmäßiges gesicht zu einer erstarrten Fratze verwandelte.
Die Demira war nicht abgestürzt.

Was war wenn sie bei dem Gefecht aus ihrem Jäger geschleudert worden war? Ihr Körper entstellt in den bizarren Verrenkungen eines Menschen der in den letzten Sekunden seines Lebens verzweifelt versuchte Luft zu holen wo keine war. Der Körper gleichzeitig schockgefroren und versengt und dabei von der intensiven atomaren Strahlung Miras perforiert.

"Gierwinkel 90°" befahl er, wie um dieses grauenvolle Bild abzuwenden.
Der Pilot der ADAGIO sah erst ihn und dann den ersten Offizier mit hilflos fragenden Augen an.
Doch der wiederholte nur stereotyp den Befehl seines Captains.
"Gierwinkel 90°"
Der Pilot wandte sich seinen Kontrollen zu, wiederholte "Gierwinkel 90°" und hieb bedeutungsvoll ein paar tasten seiner Armatur.

Ein Blick auf den Frontschirm zeigte Alaska, dass seine Mannschaft ihm etwas vorgespielt hatte. Auf der rechten Seite leuchtete der runde Bogen Stygias.
Gierwinkel 90° lag schon längst an.

Er lauschte auf das Gemurmel seiner Mannschaft.
"Das Isotopenverhältnis deutet auf einen ..." weiter kam der Offizier an der wissenschaftlichen Ops nicht.
Der erste Offizier hatte ihn mit einer versteckten Handbewegung zum Schweigen gebracht und beugte sich über ihn, um sich die Ergebnisse der Analyse mit eigenen Augen anzusehen.

Alaska fragte sich, ob sein eins O sich herablassen würde ihn einfach in den Arm zu nehmen wenn es hart auf hart kommen würde. Er sträubte sich innerlich dagegen und wünschte es sich gleichzeitig herbei.
Er sah sich um.
Die Mannschaft kam auch ohne ihren Captain klar. Und bevor er sich in noch mehr in eine peinliche Situation verstrickte, entschied er sich in seine Kabine zu gehen.
"Nr1?"
"Sir?"
"Übernehmen Sie"
"Aye Sir"


"Klare Verhältnisse" schossen ihm die Worte seines Ausbilders an der Akademie durch den Kopf, während er den Gang zu seiner Kabine schlurfte.
Ein Lächeln schob sich auf seine Züge. Er hatte in den letzten Minuten ein gutes Beispiel gegeben wie man es nicht macht.

Er musste für klare Verhältnisse sorgen.
Trotz des Schmerzes.
Trotz der Trauer.
Jeder Mensch der seine Mama und seinen Papa, seine Frau oder seine Kinder zu Grabe trug musste das leisten.

Er musste einen Sarg kaufen.
Verwandte benachrichtigen.
Mit einem Pfarrer die Beerdigung absprechen.
Sich die Lieder, eine passende Lesung und eine passende Ansprache aussuchen.
Das Grab bestellen.
Leichenträger.
Kränze.
Standesamt und sonstige Behörden benachrichtigen
Versicherungen auflösen.
geeignete Räumlichkeiten für den Leichenschmauß.
Und und und.

Er war dankbar, dass der Bordgeistliche ihm einen Teil dieser Last abnahm.
Er genoss den kleinen Schmerz, den die Dornen der Rosen, die er zu einem Kranz band in seinen Fingern verursachten.
Neben sich ein Glas schwerer roter Wein, nicht der vom Schurion, und dazu der zweite Satz aus Rodrigos "Fantasia para un Gentilhombre", -dem Adagio- von der Musikanlage.

"eins O?"
Sein erster Offizier blinzelte mit verschlafenen Augen in die Kamera.
Alaska hatte den Wachwechsel an Bord nicht mitbekommen.
"Sir?"
"drei Salutsalven morgen früh"
"Aye Sir. Ich habe gestern Abend beim Wachwechsel schon angeordnet, dass gleich bei der offiziellen Beisetzung drei Salutschüsse abgefeuert werden."




sorry. aber ich hatte mal wieder Bock zu ner Geschichte. Und da ich ja nicht mehr mitspiele habe ich deine Story bearbeitet.

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