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„In zweieinhalb Minuten kommt der `Stingray´, also beeil dich.“ Die zwei Personen liefen durch den Expresstunnel, der von Sphere-Epsilon nach Newport führte. Die leistungsstarken Helmscheinwerfer rissen die Wände und Decken aus der ewigen Dunkelheit, schreckten kleine Lebewesen auf, die ihre blassen Körper schnell in verschiedenste Ritzen und Hohlräume zwangen. „Ich mach so schnell ich kann. Aber was kann ich dann dafür, wenn die alten Pläne so an der Wirklichkeit vorbei gehen?“ Chippy rannte neben Iano weiter, wissend, dass wenn sie die Tunnelabzweigung nicht in zweieinhalb Minuten erreichten, sie an der Frontschürze des Turboprops sterben würden – genauso wie die großen Insekten an den Frontscheiben von bodennahen Gleiterfahrzeugen.

Nach den Unterlagen, die sie von ihrem Auftraggeber bekommen hatten, hätten sie schon längst Station in einem kleinen Seitentunnel machen können, der früher für Wartungsarbeiten genutzt worden war. Irgendwann im Verlauf der Zeit musste er jedoch schon mal Schauplatz einer Auseinandersetzung gewesen sein, denn der Eingang war mit schweren Metallplatten versiegelt gewesen. Jetzt blieb den beiden Spezialisten nichts anderes mehr übrig, als den nächsten Tunnel zu erreichen. Die Gabelung war laut Karte 800m entfernt und sollte nach ca. weiteren 300m als Sackgasse enden. Sie hasteten weiter, immer darauf bedacht, nicht über das Geröll zu stolpern, das in unregelmäßigen Abständen am Fuß des Tunnels lag.

„Noch ein Minute...“, Ianos Stimme drang kaum durch das Pochen des eigenen Blutes, das Chippy übernatürlich laut zu hören glaubte. Sie machte einen Satz und sah dann ein weiteres Schild im Licht der Scheinwerfer auftauchen. Das Symbol für ein Weichensystem, mit der derzeitigen Richtung und einer Entfernungsangabe. 300m.
„Wir haben es gleich geschafft“, schnaufte sie zurück, den Rückentornister nochmals straffend. Der Schweiß lief ihr in die Augen und die zwei drei Haarsträhnen, die sich aus der Pferdeschwanzfrisur gelöst hatte, klebten ihr im Gesicht.

Sie vermeinte erste andere Geräusche zu hören. Spielten ihre Sinne ihr einen Streich oder konnte sie wirklich den herannahenden Zug hören? Nein, keine Sinnentäuschung, denn jetzt spürte sich auch die ersten Veränderungen in der Luft. Sie schienen etwas Rückenwind zu bekommen – ein klares Zeichen für den Turboprop, der die Luftmassen in dem engen Tunnel vor sich herschob. „Da vorn ist es, los, los...“ Sie wusste, das ihr Partner dieser Aufmunterung nicht bedurfte, denn er war inzwischen schon 6 bis 7 Meter vor ihr, aber sie musste damit ihre eigene Anspannung ein wenig abbauen. Sie lief auf der linken Seite, die Abzweigung ging nach rechts. Also würde sie noch einmal über den rechten Schienenträger springen müssen.

Ihre Lungen begannen zu brennen, ihr Herz schlug wie wild, teils aus Anstrengung, teil aus Aufregung. Zum physischen Druck kam durch den drohenden Turbopropzug noch eine psychische Komponente hinzu. Als sich der Tunnel rund um Chippy und Iano zu erhellen begann, da wussten sie, dass der Zug in unmittelbarer Nähe war. Iano hatte die Abzweigung erreicht und sah sich nach Chippy um. Was er sah ließ ihm das Herz stocken.
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