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es war einmal...

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Kama Narek (*) schrieb am 22-11-2004 15:44:15 : Aufbruch

Flackernde Argonröhren begleiteten Kamas schwerelosen Flug durch den engen Verbindungskorridor zwischen Steuerkapsel und Versorgungstrakt. Bunte Kabelbäume hingen wie technoide Girlanden von den Wänden, vielfarbige Signallämpchen verbreiteten mit satt ruhigen Impulsen eine Stimmung aus Gemächlichkeit und gleichzeitiger Kontrolle. Während Kama wie in Zeitlupe einen umherschwebenden Kugelschreiber passierte und sich mit einer Hand an der Führungsschiene entlang hangelte, hielt sie mit der anderen ein abgegriffenes, mit Eselohren und Kaffeeflecken malträtiertes Pamphlet, welches sie noch eingehend studierte. Gelegentlich vergewisserte sie sich mit kurzen Blicken, dass ihr blanker Schädel keine der hervorstehenden Konsolen und Armaturen touchierte. Im Hintergrund quäkte blechern ein leidlich gutes Cover von "Knockin' on Heavens Door".

Unbequemlichkeit und Unvertrautheit mit der neuen Umgebung waren der ehemaligen Händlerin deutlich ins Gesicht geschrieben. Der hellblaue Overall kratzte und kniff an den unpassendsten Stellen. Sie hatte sich zwar schon vorgenommen, sich beim nächsten Stopp ein Modell aus angenehmer zu tragendem Stoff maßfertigen zu lassen, aber bis dahin würde es noch ein Weilchen dauern. Sie vermisste auch den Komfort ihres alten Schiffes. Der Leviathan hatte tatsächlich keine Wünsche offen gelassen, das wurde ihr jetzt besonders schmerzlich bewusst. Personalisierte "Follow-Me" Klimazonenautomatik, wahlweise transneurale oder vollakustische Steuerung sämtlicher Schiffskomponenten, Aromaemitter in den persönlichen Quartieren, zwei bis drei Personal Assistents, die ihr jeden Wunsch von Lippen ablasen und sofort ausführten. Und der Wellness-Bereich! Selbst der Aquaparc an den juvenilen Quellen auf Zirantheus hätte sich ein Scheibchen von dem gebotenen Luxus abschneiden können.
Ihre Gedanken schwebten schwelgend quasi parallel zu ihrem Körper durch den Korridor. Die Anleitung zum Austausch der thermischen Kompensationsrelais war für einen Augenblick nebensächlich.

Als sie in der Pilotenkabine angekommen war, nutzte sie den verbleibenden Schub, um sich mittels eines leichten Heransziehens an die frontale Halterung über der Einstiegsluke in eine Drehbewegung zu versetzen, an deren Ende sie passgenau in dem schmalen Sessel landete. Konzentriert legte sie den Kreuzgurt an und setzte die orange getönte Brille auf, bevor sie die holographischen Sensor- und Navigationsanzeigen einschaltete.
Anschließend bereitete sie die Aktivierung des für die Startphase zuständigen Xenonionentriebwerks vor, indem sie zunächst das Energieniveau für den Aufbau des elektromagnetischen Feldes überprüfte. Die Sonnensegel hatten zuverlässig gute Arbeit geleistet und daher leitete sie nach einem kurzen Check der Gastanks direkt die Zündung ein. Holpernd beschleunigte das von außen etwas unförmig wirkende Schiff.
Wenige Sekunde später erreichte es die vorprogrammierte Schwellgeschwindigkeit. Der überproportionale Impulsantrieb am Heck setzte selbständig und fast unmittelbar ein und beförderte das Vehikel samt seiner Insassin und Fracht auf 66,45 AE/h.

So raste Kama vor dem rasch schrumpfenden Boeel davon, einem neuen Ziel entgegen. Doch nicht nur im konkreten Sinne, sondern auch in einem übertragenen, einem weitaus umfassenderen und allgemeineren Kontext.
Die Weichen waren gestellt, die Parameter festgelegt. Nun würde es auf ihre Disziplin und ihr Stehvermögen ankommen. Und dies war vermutlich das größte Wagnis, was sie bislang eingegangen war. Selbst ihr Einsatz bei der ersten Angriffswelle nach der letzten Öffnung des Wurmlochs ins Belladonna nahm sich dagegen wie ein Spaziergang aus. Denn diesmal stand sie nicht den Aliens gegenüber, sondern einem weitaus unberechenbareren, alles Fremde verschlingenden Raubtier: ihrem eigenen Ego.
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