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es war einmal...

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Lin Yue schrieb am 15-12-2004 15:03:36 : asdf qwertz
upic
1

Vincent seufzte. Seit über 3 Wochen stand die Rose von Jericho in einem Landedock auf Boeel. Spinnenweben überwucherten die unbenutzten Konsolen. Auf dem Deck des Schiffes lagen die Besatzungsmitglieder herum, tranken NLS Rum, genossen die Sonne und taten das, was besoffene Piraten halt so tun.

"Chef, tun wir heute heimfliegen?"
"Nein Leo, wir fliegen auch heute nicht Heim." Vincent hatte es satt Leo jeden Tag die gleiche verdammte Frage zu beantworten. Er war schon am überlegen ob er einen Knopf auf der Kapitänskonsole darauf umprogrammieren sollte den Satz für Leo zu wiederholen.
"Miss Yue tut sicher so schnell nicht wiederkommen."
"Miss Yue hat gesagt wir sollen warten bis sie wiederkommt, und das werden wir auch tun."
"Ich kann mich nichma mehr dran erinnern wie ne Pega von drinne ausschaun tut."
"Dann geh' ins Holodeck und lad dir ne Simulation, oder guck dir Bilder von Pegas an."
"Wie langweilig."
"Ich kenne noch langweiligere Sachen. Die Latrinen müssten zum Beispiel mal wieder gereinigt werden.."
"Ähm, ich glaub ich wurd gerufen, ich tu da ma hingehn Cheff."

Vincent seufzte erneut. Die Crew war kurz vor einer Meuterei. So konnte es nicht weitergehen. Er setzte sich in Lins Kommandosessel und fing an Däumchen zu drehen, wie er es die letzten Tage so oft tat.

"Bleibt hier!" hatte sie gesagt. "Ich werde höchstens ein paar Tage brauchen." hatte sie gesagt. Wo sie hin wollte hatte sie nicht gesagt. Längst hatte Vincent versucht sie im Eta aufzuspüren. Ohne Erfolg. Seine Connections hatte er alle schon alle ausgespielt. Es schien als sei sie spurlos verschwunden. Wie vom Boeelboden verschluckt. Sie hatte sich einfach in Luft aufgelöst.

Wenigstens war dieser Arsch von McNath auch weg. Keine zwei Tage hatte der Einfallspinsel es ausgehalten. Dann ist er auf die Suche gegangen und wurde seitdem auch nicht mehr gesehn "besser so" dachte sich Vincent. Die beiden konnten sich überhaupt nicht Leiden. McNath hatte ihn immer verachtet weil er kein Reinblut war. Letztendlich musste er an Board der Jasmingarten oder der Rose von Jericho doch immer den kürzeren ziehen, weil Lin darauf verzichtete ihn in der Befehlskette über ihn zu stellen. Was Vincent immer außerordentlich freute, denn wenn er der Meinung war, dass er genug genervt hatte, konnte er ihn einfach von der Brücke bzw. der Ops verweisen. Bei dem Gedanken konnte er sich ein breites grinsen nicht verkneifen, was jedoch schlagartig einfror als seine Gedanken wieder zu Lin und der Crew schweiften.

"Verdammt... So kann das nicht weitergehen."

Die Crew würde noch eingehen. Er hatte einen Entschluss gefasstAuf Knopfdruck initialisierte er eine Verbindung zur Shuttlerampe:

"Steve?"
"Ja?"
"Ich möchte, dass du die Shadow Chaser aus dem Hangar lässt."
"Sir?"
"Tun sie es einfach. Und sehn sie zu, dass sie vorher startbereit gemacht wird."
"Wie sie wünschen."

Noch ein paar Tastendrücke später hatte er die Landegebühren bezahlt und sorgte dafür, dass die weiter anfallenden Gebühren von Lins Konto abgebucht werden würden. Eine Vollmacht sorgte dafür, dass seine Herrin den Jäger problemlos ereichen und starten konnte. Dann griff er zum Schiffscom und machte eine Durchsage an die ganze Crew:

"Hier spricht der Stellvertretende Kapitän des Schiffes. Alle Crewmitglieder beziehen bitte sofort ihre Posten. Wir fliegen Heim."

Tumulte machten sich breit und man konnte Jubelschreie auf dem Schiff vernehmen. Endlich ging es wieder ins All. Der Start dauerte etwas länger als gewöhnlich. Einige betrunkene Crewmitglieder brauchten mehr Zeit um ihre Posten überhaupt zu finden, andere entstaubten erstmal die Konsolen um überhaupt die Schaltknöpfe unter der Zentimeter dicken Schicht zu finden, aber als die 'Rose von Jericho' sich erstmal endlich wieder im All befand, kehrte die Routine wieder ein.

Sie hatten den Boeel noch nicht ganz umrundet, als sich Leo von den Sensoren aus meldete:

"Vince, ich hab da was."
"Ja?"
"Ein Schiff vom HCE. Eins von den Besserverdienern. Mehrere Zehntausend Credits an Board."
"Wie sieht es mit unseren Energiereserven aus?"
"Fast voll."
"Ok, dann woll'n wir mal..."

Händereibend sah Vincent 'seiner' Crew zu, wie sie die letzten Vorbereitungen für den Angriff traf. Schließlich bewies die Crew von der Kampfstation, dass sie in den 3 Wochen nichts verlernt hatte. einen kurzen Kampf mit 20 Hüllentreffern später machte sich die Entercrew nämlich auf den Weg das Schiff um sein Geld zu erleichtern. Alles wartete nur auf Vincent, der mit der Bedienung des SGP-Sammelkartenautomaten nicht so ganz zurecht kam.

"So eine verdammte Scheisse!" *fluch* *tret*

Der Automat spuckte gleich 2 Karten aus.

"Vielen Dank für die Benutzung des SGP-Sammelkartenautomaten!"

"What the Fuck..."

Er hasste das Ding. Auch wenn er das Offiziell nicht durfte. Verdammte Marketingabteilung. Zwar wusste er, dass Lin beim austüfteln dieser Idee nicht wenig mitgemacht hat, aber das überzeugte ihn dennoch nicht von dem Nutzen der Karten. Vincent hob die beiden Karten auf. Auf der einen war Pog Greenwood drauf (Motiv 7 von 31). Auf der anderen Karte befand sich Jaqueline Fogells Haus auf Vara. (Motiv 27 von 31) Er staunte nicht schlecht was für ein kleines Anwesen Jaq' sich leisten konnte, auch wenn ihm persönlich Vara nicht so gefiel. Er bevorzugte das Chaos vom Quarma. Dann gab er dem Führer der Entermannschaft die 2 Karten und freute sich über das erste neu verdiente Geld. 12.511,36 Credits hatten sie an der 'Cool Blue' verdient. Für den Anfang war er mehr als zufrieden.

"Kurs auf die Cromelin-Passage. Ab nach Hause.."







2



Weißes Licht.

Und Rauschen.

Wie von einem riesigen Wasserfall. Ein Donnern quoll über ihr zusammen.
Mitten drin, mit zusammengekniffenen Augen und vor dem Gesicht verschränkten Händen: Lin. Nur langsam gewöhnt sie sich an das ungewohnte Licht. Vorsichtig öffnet sie ihre Augen und sieht an sich herunter
Sie steht bis zum Knie in azurblauem, sich angenehm warm anfühlendem Wasser. Lin sieht sich um. Sie steht in einem Flussbett. Hinter ihr der Wasserfall, der das Rauschen verursacht. Sie macht einen Schritt drauf zu. Ihre Füße fühlen sich angenehm leicht an. Als könne sie fliegen. Und um sie herum sind Bäume zu sehen. Tropischer Dschungel.
Der Himmel ist blau. Keine Wolke haftet an ihm. Auf einem Ast sitzt ein Vogel, der munter und ungestört vor sich hin zwitschert. Blätter rasseln im Wind. Ein anderer Vogel setzt sich dazu. Den Fluss treibt ein Ast herunter und lässt sich von dem im Wasser stehenden Hindernis nicht stören. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Auch sonst kein Anzeichen, dass jemals irgendjemand hier gewesen ist.

Der Platz fühlt sich unangetastet an. Natürlich. Keine Klimakontrollen. Keine Atmosphärenkuppeln. Pure Natur. Gerade das macht ihn aber auch fremd. Es ist zu perfekt. Viel zu perfekt. Irgendwas stimmt nicht. Sie watet auf das Flussufer zu um sich weiter umzusehen, als das Rauschen sich zu verändern scheint.
Das Wasser verfärbt sich. Aus dem freundlichen Blau-Ton wird ein aggressives rot. Blutrot. Aus dem Rauschen wird ein Summen. Ein monotones, gleichmäßiges Summen. Als Lin sich umdrehen will, um zu sehen was aus dem Wasserfall geworden ist, wird das Licht wieder greller. Um den Schmerz in den Augen zu beenden, kneift sie sie wieder zusammen.
Das Summen fängt in ihren Ohren an zu schmerzen. Ihr Kopf fängt an zu schmerzen. Ein gleichmäßiges Pochen.
Der Schmerz wird stärker.
Sie versucht sich die Ohren zuzuhalten, doch sie kann ihre Arme nicht mehr bewegen.
Das Helle Licht treibt ihr Tränen in die Augen. Das Pochen in ihrem Kopf wird stärker.


Sie wacht auf.

Nur ein Traum.








3

Das Summen kommt von einer Lampe, die über ihr angebracht ist, und sie stets anstrahlt. Oder sie wurde unter der Lampe angebracht. Ihre Arme sind fixiert, ebenso wie ihre Beine und ihr Kopf. Sie liegt horizontal auf einer Liege. Die Decke um die Lampe herum ist weiß, was auf ein Labor hindeutet. Im Mund befindet sich ein Mundstück, was sie mit frischem Blut versorgt um sie am Leben zu halten und ihre Instinkte wach hält. Jedoch gibt es nicht genug Blut ab, um sie bei Kräften zu halten. Außerdem behindert es sie beim sprechen. Genauer gesagt verhindert es das sprehen. Nicht dass es nötig wäre etwas zu sagen…

Dann versucht sie sich zu erinnern wie sie hier hergekommen ist. Ihr Gedächtnis zeigt ihr jedoch nur verschwommene Bilder und verzerrte Töne. Wahrscheinlich steht sie unter Drogen.

Die Liege setzt sich in Bewegung. Langsam beginnt sie sich aufzustellen, wodurch sie den Raum weiter erkunden kann. Vorne steht eine Reihe von Messinstrumenten, die ihre Biowerte überwachen. Anscheinend ist jemand darauf bedacht, dass sie am Leben blieb. Genau vor ihr ist ein Spiegel angebracht worden, auf dem sie erkennen kann, dass sie nur mit dem nötigsten bekleidet ist. Ihr Gesicht kommt ihr schmaler vor als sonst. Wahrscheinlich befindet sie sich schon etwas länger an diesem Ort. Links daneben ist eine Tür ohne Konsole, die sich nur von außen öffnen lässt. Im Hintergrund ist ein weiterer Spiegel zu sehen, der genau hinter ihr verläuft, durch den sie wahrscheinlich beobachtet wird.

In diesem Moment schiebt sich die Tür mit einem lauten Zischen beiseite, und drei Personen in weißen Kitteln betreten den Raum.
Der erste hat eine Glatze und einen Angegrauten Schnurbart. Seine grau-blauen Augen werden von großen Augenringen untermalt. Das auffälligste an seinem Gesicht sind jedoch nicht die Augenringe, sondern die die fette Nase, auf der sich ein riesiges Furunkel befindet aus dem Haare herauswachsen. „Bääh!“ war ihr erster Gedanke.

Sein Gesicht kommt Lin bekannt vor, sie kann es jedoch nicht einordnen. Die Dosierung der Drogen ist wohl größer als sie zuerst angenommen hatte.

Seine Gefolgschaft besteht aus 2 weiteren Personen. Einer jungen Frau mit glatten und langen blonden Haaren, und einem Herren, den man wohl die Unauffälligkeit in Person nennen kann. Er sieht weder alt noch jung aus, hat keine besonders hervorstechenden Merkmale oder sonstige Auffälligkeiten. Seine Haare sind Schwarz und gekämmt. Der Haarschnitt ist alles andere als Modisch, aber darauf kommt es in dieser Einrichtung wohl ohnehin nicht an.

Die drei Personen stellen sich direkt vor sie, und der glatzköpfige Anführer beginnt zu sprechen:

„Auf diesen Moment habe ich lange gewartet Miss Yue.“ Sein Gesicht wird von einem spöttischem Lächeln umspielt. Lin versucht sich weiterhin daran zu erinnern, wo sie dieses Gesicht schon mal gesehen hat, was ihr jedoch weitere Kopfschmerzen bereitet.

Entzugserscheinungen.

„Was denn, können sie sich nicht an mich erinnern?“ Er beginnt leise zu Lachen. Es ist ein schadenfrohes, triumphierendes Lachen.

+f= lightblue. „Nun, die Opiate werden dich noch ein wenig beschäftigt halten, außerdem habe ich viel mit dir vor…“ Seine Hand gleitet nach rechts, wo er nach einigem klimpern ein Skalpell hervorzieht und ihr vor die Nase hält. Dann setzt er zu einem Schnitt an ihrem Oberarm an, den er längst nach unten verlaufen lässt.
Durch den Knebel in ihrem Mund bringt sie nur ein gedämpftes Stöhnen heraus. Warmes Blut quellt aus der Wunde und läuft ihren Arm herunter, welches nach wenigen Sekunden anfängt zu gerinnen. Wie im Zeitraffer beginnt sich die Wunde zu verschließen und es bildet sich eine Kruste, welche nach wenigen Minuten verschwunden ist, und kein Anzeichen dafür hinterlässt, dass sie jemals da war.

„Natürlich spricht dieses Vorgehen gegen die allgemein vereinbarten Menschenrechte, aber Menschenrechte sind bei dir schließlich nicht anwendbar.“

Lin verspürte das Bedürfnis zu töten.

„Weil du Schlampe Nachts kein Sonnenlicht abbekommst habe ich mir erlaubt einige UV-Lampen zu installieren, die dir zu einer frischeren Hautfarbe verhelfen werden.
Weißt du, seitdem du mit deiner kleinen außerirdischen Freundin meinen Herren getötet hast, hat sich hier viel verändert.“


Schlagartig wird ihr klar, dass sie sich auf Tana Iao befinden muss.

„Das Reich ist untergegangen, und hier herrscht jetzt eine Demokratie.
Die Verächtlichkeit mit der das Wort Demokratie ausgesprochen wurde war bemerkenswert.
„Nach dem plötzlichen Tod des Kaisers mussten viele geheime Einrichtungen geschlossen werden. Wegen DIR müssen wir auf viel verzichten.
Und nachdem nach und nach alle gestorben sind, bist du die Letzte übrig gebliebene Person, an der ich mich revanchieren kann, und werde.“


Er streckt ihr seinen linken Arm entgegen und krempelt den Ärmel hoch um ihr einen eintätowierten Scorpionschwanz zu zeigen.

„Und wie du siehst verfüge ich über exklusives Geheimwissen um sicherzugehen, dass du hier auch wirklich Spaß haben wirst. Fahren sie sie wieder hoch und stellen sie das Licht eine Stufe höher. Sie hat es sich verdient.“

Mit diesen Worten verließ er den Raum und ließ sie wieder allein. Jetzt hatte sie Zeit um ihre Gedanken zu ordnen. Oder um es zu versuchen.

Das letzte woran sie sich erinnern konnte war, dass sie auf dem Boeel war und dort für die Gemeinschaft etwas ausspionieren sollte, was mit den Werwölfen zu tun hatte. Es sollte nichts besonderes sein, weswegen sie mit ihrer Brigantine gekommen war. Dann erinnerte sie sich an ein Lagerhaus, welches sie ausspähen sollte. Und dann, dass der Raum mit Gas geflutet wurde.

Ein Hinterhalt.


Dazwischen lagen keine weiteren Erinnerungen.





4

Die Folgenden Tage verbrachte Lin in einem tranceartigen Zustand. Nur am Rande bekam sie etwas von den Versuchen mit, die an ihr durchgeführt wurden. Man hielt ihren Zustand auf einem konstanten Level. In den wenigen wachen Momenten die man ihr lies machte man sich nicht die Mühe mit ihr zu sprechen, sondern führte nur weitere Experimente an ihr durch. Das Licht schalteten sie nicht ab. Es brannte Tag und Nacht. Wenn sie schlief, und wenn sie wach war. Die Monotonie bestimmte ihren Alltag, was ihr durch die Drogen aber nichts ausmachte.

Plötzlich ging die Tür auf, und der Glatzkopf der sich als Dr. Lindmann vorgestellt hatte betrat den Raum.
„Es ist soweit!“ Er strahlte. Lin hatte durch das knebelnde Mundstück keine Chance irgendetwas zu erwidern.
„Morgen um diese Zeit wirst du tot sein.“ Er wartete Lins Reaktion ab, als sich ihrerseits jedoch nichts andeutete, fuhr er enttäuscht fort: „Um dir deinen Aufenthalt hier zum letzten Tag aber noch etwas… sagen wir zu versüßen, hat man dir eine Henkersmahlzeit gegönnt. Natürlich nicht das, was du sonst gewohnt bist. Ganz schlichte normale Menschennahrung, aber ich nehme an, es wird dir dennoch schmecken. Um den ganzen Abend noch ein wenig perfekter zu gestalten, wirst du zusammen mit mir speisen.

Das Mundstück in ihrem Mund begann zu schrumpfen und sie konnte es ausspucken. Die Liege wurde wieder in die Senkrechte Position gebracht. Er streichelte ihr Gesicht und betrachtete ihren Körper.
„Du bekommst sogar etwas schickes zum anziehen. Man könnte fast sagen, dass ich mich freue.“
Dann begann die Liege sich in Bewegung zu setzen und fuhr auf Schienen, welche Lin erst jetzt bemerkt hatte in den Nebenraum. Nachdem die Tür verschlossen war lösten sich die Fesseln und Lin sank auf dem Boden zusammen. Ihre Beine mussten sich erst wieder an die Belastung gewöhnen. Mit einem kribbeln meldeten sich ihre Gliedmaßen wieder zu Wort.
Lange dauerte es nicht bis sie wieder aufstehen konnte, auch wenn sie noch ein wenig wackelig auf den Beinen war. Abgesehen von der Einrichtung glich der Raum dem anderen, in dem sie die letzten Tage verbracht hatte. Statt der vielen Messinstrumente befand sich in der Mitte nur ein Tisch, auf dem ein Kleid lag. Vor dem Tisch lag ein paar Schuhe. Beides in Oxanas Lieblingsfarbe rot. Wahrscheinlich hätte sie einen Mord für die Schuhe begannen. Womöglich sogar 2. Es war ein langes Samtkleid, welches auf der Vorderseite mit schwarzem Satin geschnürt wurde. Die arme liefen Trompetenartig aus. Dabei lag eine dazu passende Kette. Lin kam der ganze Aufzug ein wenig altmodisch vor, aber da sie es vorzog nicht halbnackt zu speisen, kleidete sie sich an.

Nachdem sie sich angezogen hatte, musste sie wieder warten. Nichts passierte. Lin bewegte sich in der Zelle auf und ab, und genoss das Gefühl sich wieder bewegen zu können. Irgendwann öffnete sich eine weitere Tür, durch die jedoch niemand herein kam. Als sie durchging stellte sie fest, dass sie sich auf einem langen Gang mit vielen Türen befand, die jedoch alle bis auf eine ganz am Ende des Ganges verschlossen zu sein schienen. Ein kurzer Test der nächst besten Türkontrolle verriet, dass sie deaktiviert war. Schrauben waren auch keine zu sehen, was eine Überbrückung der Schaltkreise ebenfalls ausschloss.
Ihr Weg war vorbestimmt. Ohne eine der weiteren Schalttafeln zu testen Schritt sie den Gang entlang zu der geöffneten Tür.

Schon von weitem hörte sie die Musik die von dort ausging. Sie erkannte eine von Bachs Fugen aus seinem Wohltemperiertem Clavier, die sie aufgrund fehlender Kenntnisse jedoch nicht näher bestimmen konnte. Der Raum war durch eine Glasscheibe in zwei hälften unterteilt. Es war ein Gesprächsraum, in dem man mit seinen Angehörigen konnte, ohne direkten Kontakt mit ihnen zu haben, wie man es so aus Gefängnissen kennt. Auf beiden Seiten der Scheibe stand je ein gedeckter Tisch. Auf der Gegenüberliegenden Seite normal gedeckt mit Glastellern und richtigem Besteck, auf ihrer Seite nur Plastikzeug und Pappzeug, welches nicht als Fluchtwaffe verwertbar war.

+f= lightblue. „Ah, wie ich sehe hat meine kleine das Kleid, welches ich ihr ausgesucht habe angezogen! Komm, zeig dich doch mal, ich möchte dich näher betrachten!“
Ohne ein Wort zu sagen oder sich weiter zur Schau zu stellen nahm Lin Platz.
„Ähm, ja, warum setzt du dich nicht?“ Er räusperte sich. „Nun, auf dem Speiseplan steht Terranische Ente. Eine seltene Speise hier im Eta. Zum Nachtisch gibt es Boeelschen HTTP-Pudding“
Er hob sein Glas und deutete auf ihren Plastikbecher. „Ich hoffe sie mögen Shurionschen Zuckerwein?

Zum Wohl!“






5

“ WIE WEIT SIND WIR?“ Die Station Jasmingarten stand unter schwerem Beschuss der Praetorianer. Die Evakuierung lief weitgehend reibungslos. Als die Hülle des äußeren Rings barst waren einige der Sicherheitskräfte bei ihrem letzten Rundgang nach weiteren Personen aus der Station gesogen worden, aber es hatte keine zivilen Verluste gegeben. Der Innere Kern musste auch schon fast fertig evakuiert sein. Eine große rote Zahl auf dem Hauptmonitor zeigte den verbliebenen Hüllenzustand der Station an: 24,4 Prozent.
Die Alarmsirenen machten es einem nicht möglich sich normal zu verständigen, was die Stimmung in der Ops noch weiter anheizte. Überall lagen Konsolen frei, stellenweise standen sie in Brand. Die Automatischen Feuerlöschsysteme funktionierten schon lange nicht mehr, einzig die Luftaustauscher filterten den Qualm aus den Räumen und sorgten dafür, dass die Crewmitglieder unter ihren Sauerstoffmasken genug sahen um ihre Arbeiten vollenden zu können. Größere Brände wurden von den Crewmitgliedern manuell gelöscht.

“DIE DATEN DER JASMINGARTEN WURDEN VOLLSTÄNDIG AUF DIE ROSE VON JERICHO TRANSFERIERT. BIS AUF DIE ZENTRALE UND DIE SEKTIONEN 7 UND 8 AUF DECK 2 IST ALLES EVAKUIERT. WIR SOLLTEN DIE STATION IN 20 MINUTEN VERLASSEN KÖNNEN!
“GUT, DANKE, MACHEN SIE WEITER!“

Vincent begab sich in Lins Büro. Der Raum war erstaunlich unberührt wenn man bedenkt was für ein Chaos nebenan herrschte. Auf dem Boden lagen ein paar zersplitterte Gläser, die sich durch die Erschütterungen ihren Weg auf den Boden gebahnt hatten. Die SGP Fahne hatte sich von der Wand gelöst und lag im Dreck. „Der passende Ort dafür.“ dachte sich Vincent. Sie hatte ohnehin keine Bedeutung mehr. Nach dem Verrat waren seine so genannten Freunde nichts mehr wert.
Der Tisch war aufgeräumt wie immer. Links und Rechts standen zwei Modele. Es waren Abbildungen der Schiffe der letzten beiden Stationsbesitzer. Eine Brigantine und ein Freightliner.

Vincent nahm das Model der Kolibri in die Hand und betrachtete es genauer. Zog die Formen des Schiffes mit seinen Fingern nach, und freute sich über die Detailgetreue Abbildung. Dann stellte er das Schiff ab, und griff nach dem Model des SGP Clanschiffs. In die Schiffsklasse in die er soviel Arbeit investiert hatte. Auch hier nahm er sich mit der Inspektion Zeit. Als er fertig war stellte er es neben die Kolibri und ließ sich in Lins schweren Chefsessel fallen. Drehte sich ein paar mal im Kreis, und stand wieder auf. Schließlich griff er nach den beiden Clanschiffen und ging mit mit ihnen nach draußen. Dem erstbesten Offizier drückte er sie in die Hand und befahl im sie auf die Rose von Jericho zu bringen.

“SIR, DIE EVAKUIERUNGEN SIND SOWEIT ABGESCHLOSSEN, DIE STATION KANN VERLASSEN WERDEN!“

Ein kurzer Blick auf den Monitor verriet, dass der Hüllenzustand bei 21,8 Prozent war.

“ES IST SICHER NIEMAND MEHR AN BOARD SONST?“
“JA, ES WURDE ALLES KONTROLLIERT!“

Ein Balken löste sich von der Decke und landete unweit der beiden auf dem Boden. In der Stationszentrale befand sich auch nur noch das nötigste Personal und checkte noch mal alles um sicherzugehen dass nichts vergessen wurde.

“OK, VERLASSEN WIR DIE STATION!“


Sehr wohl von den Praetorianern bemerkt, aber nicht beachtet machte die Rose von Jericho den Sprung durch das Wurmloch in das Hadessystem und überließ die Station ihrem Schicksal.








6

Es war Dunkel. Man hatte für sie das erste mal das Licht ausgeschaltet und sie durfte in einem Bett schlafen. Noch immer Trug sie das Kleid des Abendessens. Es war wohl das letzte was sie tragen würde. An Schlaf war jedoch nicht zu denken. Lin fühlte sich so wach wie noch nie. Sie lag auf dem Bett, starrte an die dunkle Decke und dachte über ihre Situation nach. Fluchtversuche zu schmieden hatte sie aufgegeben. Ohne Fremde Hilfe konnte sie hier nicht entkommen. Aber wenn niemand ihrer Freunde über ihren Standpunkt bescheid wusste, konnte auch ihr auch niemand aus dieser Situation raus helfen.

Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als sich die Tür öffnete, eine Person schnell hineinhuschte und sich die Tür wieder hinter ihr schloss.
Auf das schlimmste gefasst und sich über den Vorteil den sie im Dunkeln hatte bewusst, stand sie sofort auf ihren Beinen,

„Psst. Ich bin hier um dir zu helfen.“ flüsterte eine Frauenstimme leise. Sie kam näher.
„Ich werde dich hier raus bringen, aber zuerst musst du etwas trinken.“

Sie krempelte ihren Ärmel hoch und hielt Lin ihren Unterarm hin. Ohne ein Wort zu sagen nahm Lin das Geschenk an und trank.

„Au..“ Zischend sog sie die Luft zwischen den Zähnen ein.

Lin spürte wie sie langsam wieder zu Kräften kam.

„Genug jetzt…“ flüsterte sie. Als Lin jedoch keine Anstalten machte aufzuhören wurde sie etwas lauter. „Es reicht!“

Lin ließ ihren Arm los.

„Folge mir jetzt“

Die Frau holte eine Fernbedienung aus der Tasche und öffnete damit die Tür von innen. Die Gegenüberliegende Tür stand ebenfalls offen. Mit einem halblauten „Jetzt!“ sprangen die Frauen in den gegenüberliegenden Raum. Lin hatte jetzt zum erstem mal Zeit sich ihre Helferin genauer anzusehen. Überrascht stellte sie fest, dass es die junge Wissenschaftlerin oder Assistentin war, die auch beim ersten Treffen mit Dr. Lindmann dabei war, sich aber bedeckt im Hintergrund gehalten hatte.

„Ich bin Natalie.“ Sie hielt ihr die Hand hin, an der sie eben noch so gierig gesaugt hatte. Lin erwiderte den Gruß.
„Pass auf. Durch diesen Lüftungsschacht musst du kriechen.“ Sie deutete auf die Wand, wo im unteren Teil ein etwa 50 mal 50 Zentimeter breites Gitter eingefasst war.
„Ich hoffe der Staub macht dir nichts aus.“ Sie grinste.
„Ich wird’s überleben.“
„Auf der anderen Seite wartest du im Schacht bis ich das Gitter aufgemacht habe. Es ist zu gefährlich mit dir durch den Komplex zu gehen. Dort erkläre ich dir dann den weiteren Weg.“
„Warum machst du das?“
„Genug jetzt, wir haben keine Zeit. Geh!“









Nach einer halben Ewigkeit war sie endlich auf der anderen Seite angekommen. Aber Zeit spielte sowieso keine Rolle mehr. Bei der Zeit die sie schon hier verbracht hatte, würde es auf die paar Minuten mehr auch nicht ankommen. Und solange sie hier sicher herauskam, war ihr auch egal wie lange es dauern sollte. Geduldig wartete Lin darauf, dass Natalie das Gitter abnahm und sie nach draußen bat. Aus einem Gespräch, was sie mithören konnte, vermutete Lin, dass sich draußen irgendein Aufenthaltsraum befinden musste.

„Ist noch nen Schluck Kaffee übrig?“
+f=MediumSlateBlue. „Jo, bedien dich.“
„Danke.“
+f=MediumSlateBlue. „Morgen ist die Vampirschlampe endlich tot.“
„Jop. Hab’ sowieso nicht verstanden warum die sie so lange am Leben gehalten haben. Wenn du mich fragst dann hat Dr. Lindmann sie nicht mehr alle.“
+f=MediumSlateBlue. „Da hast du wohl Recht. Ich hatte eh schon die Vermutung, dass er die Tests absichtlich hinausgezögert hat.“
„Ein paar Sachen kamen mir da schon recht Spanisch vor, Stimmt. Zum Beispiel das missglückte Experiment E, was wir drei mal machen mussten.“

Dann hörte Lin wie sich die Tür öffnete.

+f=MediumSlateBlue. „Oh, hi Nat!“
”Namd!”
“Solltet ihr nicht im Labor sein und die Blutergebnisse fertig analysieren? Ihr wisst genau dass Lindmann euch in den Arsch treten wird, wenn ihr heute nicht fertig werdet.“
+f=MediumSlateBlue. „Ist ja gut, wir gehen ja schon.“
„Wir wollten uns doch nur einen Kaffee holen.“
„Mir ist’s doch eh egal. Rechtfertigen müsst ihr euch vor Lindmann, und zufällig weiß ich, dass er hier irgendwo rumstreunt und selbst noch ein paar Sachen fertig macht.“
+f=MediumSlateBlue. „Urgs, dann gehen wir lieber. Komm Jack, beeiln wir uns!“

Die beiden verließen den Raum und Natalie machte sich an den Türkontrollen zu schaffen. Dann ging an das Gitter und ließ Lin raus. Lins Ahnung mit dem Aufenthaltsraum hatte sich bestätigt. Neben einer kleinen Kochnische befand sich eine Sofaecke nebst Trividgerät, ein Flipperautomat und ein Billardtisch darin.

„Ich hab’ dir ne Pilotenmontur besorgt. Ist vielleicht ein wenig eng, aber was andres als meine Größe konnte ich nicht besorgen. Außerdem ist das Kleid auch nicht so toll, dass ich es den ganzen Tag tragen würde.“

Ungeniert zog Lin sich um, während Natalie sie in den weiteren Plan instruierte.

„Im Hangar befindet sich ein startbereiter und aufgewärmter Jäger, der eben gelandet ist. Er muss nur noch gestartet werden. Das Schott nach draußen ist offen, die Tür zum Hangar ebenfalls. Sie schaute auf die Uhr. „In fünf Minuten wird der Strom kurz unterbrochen. Dann hast du Zeit den Gang runter zum Jäger zu rennen und zu fliehen. Der Fangstrahl wird dich ohne Strom nicht zurückholen können, eine Starterlaubnis wirst du nicht brauchen und der Alarm wird auch nicht funktionieren. Gegen einen derartigen Hauptausfall ist die Anlage nicht hinreichend abgesichert. Viel Zeit wird dir trotzdem nicht bleiben“
„Danke.“
„Du warst die letzten 3,5 Monate hier. In so einer Zeitspanne kann sich viel verändern. Ich werde dir zu gegebener Zeit folgen. Jetzt geht es noch nicht, ich habe noch einiges zu erledigen. Hier wird’s gleich drunter und drüber gehen.“ Sie schaute wieder auf die Uhr.
„Gleich ist’s Zeit.“ Sie ging an die Tür, bediente die Kontrollen und öffnete sie. Dann wurde es plötzlich dunkel.


„Jetzt!!“






7

Die Flucht vom Tana Iao hatte sich als leichter erwiesen als Gedacht. Gegenwehr hatte es keine gegeben, und sogar die Orbitalen Geschütze hatten sie aufgrund der Schiffskennung nicht weiter belästigt. In Nullkommanichts war sie am Boeel angekommen, wo sie ihre Brigantine zuletzt abgestellt hatte, wo sie jedoch nur ihren alten Jäger, die „Shadow Chaser“ fand. Sie konnte es ihrer Crew aber auch nicht verübeln, dass sie keine 14 Wochen auf sie warten wollte. Mit voller Energie auf den Antrieben machte sie sich auf in ihre Heimat das Grael.

Die Durchflüge durchs Miras und das Hades verliefen ohne Zwischenfälle. Zu der Zeit waren kaum Schiffe unterwegs, weswegen sie weder durch Angriffe, noch durch größere Schiffe die im Weg waren behindert wurde. Wissend, dass auf der anderen Seite ihr Zuhause war, flog Lin auf Halsbrecherische Art und Weise durch die Hope-Passage um sich ein wenig aufzulockern. Doch statt sicher auf der anderen Seite anzukommen, landete sie in einem Trümmerfeld, welches sie um ein Haar das Schiff gekostet hätte, wenn sie nicht im letzten Moment ausgewichen wäre. Ein kurzer Check der Koordinaten zeigte ihr, dass sie sich wirklich im Grael und an der Cromelin-Passage befand und dass die Wurmlöcher sich nicht wieder verschoben hatten. Ratlos flog sie die verbliebene Station an um die Wurmlochschäden zu beseitigen.
Während sich die Reparaturdruiden emsig um den Jäger kümmerten, durchforstete Lin hastig die öffentlichen Logs der letzten Tage und stellte fest, dass die Jasmingarten nur wenige Tage zuvor von den Praetorianern zerstört worden war.
Weil die Bots mit der Reparatur schneller als erwartet fertig waren, beschloss sie sich nicht länger an den Terminals aufzuhalten sondern sich die Informationen aus erster Hand von ihren Clankollegen zu holen. Schnell war die Reparatur bezahlt und schließlich warf sie noch ein paar Credits in das kleine Sparschweinchen was an die Konsole angekettet war und fröhlich anfing zu quieken als das Geld durch den Schlitz gesteckt wurde.

Der Flug zur Trodent warf jedoch nur neue Fragen auf. Auf die Clanstation wollte man sie nicht lassen mit dem Hinweis, dass der Zutritt nur für Clanmitglieder und Allianzpartner sei. Der Identity Check den sie daraufhin durchführte gab an dass sie Clanlos sei. Von einem Missverständnis überzeugt verlangte sie auf den SGP Nachbarstationen mit den Verwaltern zu sprechen, wo sie jedoch vom Servicepersonal nicht durchgelassen wurde. Man sagte ihr sie sei nicht länger Mitglied bei SGP und dass man nicht mehr mit ihr sprechen dürfe. Als letzte Alternative blieb ihr nur noch Smalls und Charos Anwesen auf dem Frasu. Dort kam man nicht mit seiner Kennung, sondern mit privaten Zugangscodes herein, die hoffentlich nicht geändert worden waren. Mit drei großen Fragezeichen flog sie durch das Quintana Roo System und kam schließlich ziemlich gestresst am Frasu an. Froh stellte sie fest, dass die Passwörter auf dem Anwesen noch die gleichen waren und ließ den Computer des Anwesens die Landung übernehmen. Als der Jäger schließlich auf festem Boden stand blieb Lin erstmal einen Moment sitzen und sah sich um.

„Alles wie immer.“

Nichts erweckte den Anschein als hätte sich etwas verändert. Mit einem flauen Gefühl im Magen machte sie sich Schließlich doch auf dem Weg ins Haus.

Die anderen Zugandscodes funktionierten noch alle anstandslos. Sie kam sogar mit ihrem persönlichen Zugang rein. Irgendwie passte das alles nicht zusammen. Im Wohnzimmer fand sie Charo und Oxana, die mit einem kleinen Baby spielte und komische Laute von sich gab. Beide hatten sie nicht bemerkt.
„Hallo..“
Die beiden Damen auf dem Sofa schraken auf.
„Lin!“
“Lin! Wir Wo warst du...”
„Ich verlange eine Erklärung. Und zwar eine Gute.“
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