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es war einmal...

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Franc Domidian [CTU] (*) schrieb am 28-01-2005 15:55:55 : ( 3 )
Drei Tage. In drei Tagen hätte er die Daten. Ein Teil der Disc war glücklicherweise unverschlüsselt gewesen. Diesen hatte er schon bei Seraph vor Ort sorgfältig ausgelesen und anschließend von der dünnen Glasscheibe entfernt. Dabei handelte es sich in erster Linie um Materialanforderungen inklusive damaliger Marktpreise, auf die man mittlerweile sicher 10% aufschlagen konnte, Kostenanalysen und Schätzungen, Händleradressen. Wirklich ein Glücksfall, dass er eben diese Berichte und Aufstellungen nun parat hatte.
Dadurch konnte die Planungsphase direkt eingeleitet werden. Er hatte in den letzten Wochen und Monaten bereits verschiedene Konzepte ausgearbeitet, aber nun konnten die Entwürfe für den ersten Prototypen skizziert werden. Kama Narek, die HTTP-Händlerin, die zu ihnen gestoßen war, hatte sich diesbezüglich bereits sehr engagiert gezeigt. Einige ihrer Erfahrungen, die sie einbrachte, hatten sich als überaus wertvoll erwiesen. Es würde sich bald zeigen wie wertvoll.

Wieder auf der Hauptstraße von G'ol Thassia. Ungewöhnlich war die Hast, mit der er sich durch die Menschenmengen, die sich vor den Schaufenstern gesammelt hatten, drängte. Schaufenster, deren Auslagen hier, für ihre lüsternen Betrachter meist unerschwinglich waren. Er bemerkte erneut die Gänsehaut, die sich unter den vielen Schichten Wolle und Leder auf seiner Haut ausgebreitet hatte und noch immer nicht wieder verschwunden war.
In krass abgehacktem Stakkato flimmerten plötzlich wieder Bilder vor seinem inneren Auge vorbei.

Blut. Ein rostiges Skalpell. Metallschienen. Drähte. Die sich in ausgefranste, fleischige Wunden bohren. Ein abgetrennter Muskel, vermutlich ein Bizeps, sehr schmal, zwischen zwei Halteklammern gespannt. Verschmierte Plastikbeutel mit unterschiedlichen Flüssigkeiten, gelblich, Rot- und Brauntöne. Diverse durchsichtige Zuleitungen, die von diesen Beuteln ausgehend in nekrotisch wirkenden, künstlichen Körperöffnungen verschwanden. Ein Mädchengesicht. Mit unzähligen Nadeln und scheinbar Reißzwecken auf etwas montiert, das wie ein handelsüblicher Frisierkopf wirkte. Dunkle Höhlen, wo Augen sein sollten.

Unwillkürlich musste er schlucken. Der Würgereflex schleuderte ihm brutal einen Knüppel zwischen die Beine, blockierte aber freundlicherweise auch weitere Gedanken. Er stoppte und blickte sich um. Niemand war ihm gefolgt. Gut. So weit, so gut. Er schüttelte sich wie ein Hund, der nach der Verrichtung seiner Notdurft im Regen die ungeliebte Feuchtigkeit aus dem Fell bekommen wollte. Zitternd versuchte er, sich eine Zigaretten anzustecken. Erst das dritte Streichholz führte zum gewünschten Erfolg.

Ursprünglich hatte er Kama oder Ulin schicken wollen, um die Datadisc bei Jeb abzuholen. Eigentlich sogar beide. Die eine hätte den Transporter steuern können, ohne dass sie jemand bemerkt hätte. Und selbst wenn sie jemand bemerkt hätte, wäre es ihr wohl ein Leichtes gewesen, einem Angreifer zu entkommen. Völlig gleich, um welchen Angreifer es sich gehandelt hätte. Die andere wäre ideal für den eigentlich Abholservice am Boden gewesen. Mit ihrer Nahkampfausbildung und Erfahrung hätte es selbst in dem mörderischen Getümmel dieser seelenlosen Kloake für sie ein Leichtes sein sollen, unbehelligt und unbeschadet vorzugehen. Ja, das hatte sich nach einer guten Idee angehört. Damals, in einer anderen Zeitrechnung. In einem anderen Universum, in dem Jebs Experimente nicht existierten.
Jetzt würde er anders vorgehen. Sie würden zu dritt auflaufen, die beiden Frauen mit den bereits vorgesehenen Aufgaben betraut. Für sich selbst entwickelte sich eine spezielle Anforderung in seinem Kopf, die ihm zwar missfiel, sich jedoch als unabwendbares Schicksal vor seinen Augen kristallisierte. Keine Opfer mehr. Keine Opfer für Jeb. Er würde sich einen neuen Dechiffrierer, Datenmodelierer und Bitkünstler suchen müssen, aber was soll's. Insgeheim hoffte er allein deswegen, dass dieses Monster schneller als geplant seinen Auftrag beenden würde.

Das Symptom einer Welt, deren fremdverursachte Armut sich wie ein Geschwür in die Gesellschaft nagt, an ihr saugt, bis dass der letzte Tropfen in der Erkenntnis der eigenen Unfähigkeit und Ohnmacht vertrocknet. Bis der Letzte unter der zermalmenden Diktatur von Industrie und Finanzmogulen ächzend zusammenbricht, den traurigen Rest seiner Selbstachtung demütig zusammenkratzend. Daran erstickend.

Das Symptom war Jeb.
Nein. Er war vielmehr eine bösartige Wucherung, die Franc mit einem rostigen Löffel ausschaben würde.
Kontakt: ICQ :
  • Pathologisch - Franc Domidian [CTU](*) - 28.01.2005 15:37:45
    • Symptome - Franc Domidian [CTU](*) - 28.01.2005 15:39:21
      • ( 1 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 28.01.2005 15:42:09
      • ( 2 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 28.01.2005 15:47:10
      • ( 3 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 28.01.2005 15:55:55
    • krasse storie - Lin Yue [SED] - 08.02.2005 19:29:54
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