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Die Stammwirtschaft von Ferlow Diamond war zu dieser Tageszeit nur wenig besucht. Im Vorraum des "Heiliger Anker" hingen einige Jacken und Mäntel, die er nicht einordnen konnte, was aber auch nicht verwunderlich war. In einer Millionenstadt kannte man nur wenige genauer. Es mussten nur die "Richtigen" sein.

Die sternförmig von einem großen Innenraum abgehenden vier nicht ganz voneinander abgetrennten Räume hatten allesamt eine gemeinsame Theke. Innerhalb des ausladenden Thekenrunds befanden sich Bar und Küche. Chef im Ring war Quarter, Mitte 40 etwa, Durchschnittsfigur und bartlos. Er leistete sich den Luxus einer kleinen Goldrandbrille mit runden Gläsern. Eine kleine Laserbehandlung hätte sie überflüssig gemacht, aber er liebte halt das Stückchen Individualität.

Quarter war so etwas wie ein guter Bekannter von Ferlow, kein Freund zum Stehlen von vemelanischen Säbelzahntigern, aber dennoch bestand ein gegenseitiges freundschafliches Vertrauensverhältnis durch langjährige Bekanntschaft.

Ferlow suchte sich einen Platz an der Theke, wo er zwischendurch in Ruhe mit Quarter reden konnte. Es brauchte keiner sonst hier zu wissen und hatte auch keinen Menschen zu interessieren, was an Worten und was mit den Gläsern gewechselt wurde.

"Quarter, schmeiß mal einen Pott Kaffee auf den Markt".

Diese Worte veranlassten Quarter zu einem leicht zweifelnden Blick. "Alles gesund bei Dir sonst?"

Ferlow winkte ab. "Alles ok." Ein rascher Blick in die Runde überzeugte ihn nochmals von der Ruhe im Moment. Die große Holo-Anzeige oberhalb der Spiegelschränke zeigte den 6. Februar 2367, Sonntag, 10:30 Uhr Ortszeit und 19:30 Standardzeit. Ein interessanter Zeitpunkt, denkwürdig für später für ihn, wie er hoffte.

"Max, übernimm für eine halbe Stunde!" Quarter stellte zwei Becher Kaffee Marke tiefschwarz ab, kam rund, schnappte sich einen Hocker und setzte sich zu Ferlow. "Was kann ich also für dich tun, Ferl?"

"Vorab: Hat sich bei Dir eine Lux für mich gemeldet?"

Der Bar-Chef schüttelte langsam seinen Kopf. Etwas graue Haare hatten sich bereits in die dunkelblonde Matte geschlichen."Deine Perle? Nein, hier war niemand. Sicher!"

Ferlow´s Gedanken glitten kurz ab zu Lux in ihrem roten Bikini, ihrem liebfrechen Auftreten und nicht zuletzt an heiße Begegnungen. Was machte sie zur Zeit? Ein Zerstörer war schließlich kein Spielzeug! Ob sie deswegen keine Zeit gefunden hatte für ihn?

"Hey, deinem Lächeln nach muß sie ja ein ganz toller Feger sein, stell sie mal vor!" grinste Quarter, was Ferlow wiederum zu einer nicht ernst gemeinten Drohfaust veranlasste.

"Nix für Planetenraupen! Aber was anderes: Gibt es etwas Neues von unseren Rebellen? Die schicken Schiffchen scheinen ja in Schuß und fliegen können sie auch." Beide nahmen einen Schluck.

"Max, reich doch mal zwei Heilige Anker Spezial rüber."
"Das erleichert das Denken und Reden!" wandte er sich wieder seinem Freund zu. Schweigend schluckten beide das stark alkoholhaltige Spezialgetränk -Mischung geheim- und tranken gleich anschließend den Kaffee aus. "Das tut gut. Nein, Ferl, auch nichts Neues von der AOR. Warum?"

"Ich spielte mit dem Gedanken, mir solch einen AOR-Jäger anzueignen per Clanbeitritt."

"Du und AOR?" Er musterte Ferl. "Warum eigentlich auch nicht! Ist ja sozusagen dein Heimatverein." Sein Lachen erreichte die Ohren von Max, der fragend herüberschaute. Quarter schüttelte nur den Kopf und Max wandte sich wieder seiner Arbeit zu. "Aber weiter: Und warum jetzt doch nicht?"

"Ich weiß es nicht wirklich. Es hängt wohl mit Lux zusammen. Und - meine Firma hab ich dicht gemacht, da eine stärkere Flotte dieser Lin Yue quasi nebenan mit fast den gleichen Dienstleistungen aufmachte. Unrentabel dadurch für mich, aber entscheidungsweisend."

Ferlow beugte sich etwas Richtung Quarter und sagte leise: "Lach nicht wieder. Ich habe aus diversen Infos etwas gefunden, dass mir zusagt. Ich hoffe, dass es hält, was es verspricht. Ein Märchen sozusagen."

Er überreichte Quarter eine kleine Karte aus Pappe, bedruckt.

"Ja, PoM bin ich beigetreten. Und wenn ich Lux nicht erreichen sollte, richte es ihr aus, bitte. Ich behalte allerdings meine Räume hier in Sojourner City bei und werde mir einen Zweitwohnsitz im Miras besorgen."

Die beiden Freunde sprachen noch lange an diesem Tag, der unspektakulär große Veränderungen für Ferlow brachte.