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es war einmal...

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Franc Domidian [CTU] (*) schrieb am 07-02-2005 0:28:19 : ( 1 )

Die makelose, azurblaue See erstreckte sich spiegelglatt bis zum Horizont und darüber hinaus. Eine leichte Brise konnte dem Ozean nicht mehr als vereinzelte, schüchterne Kräuselungen entlocken. Dennoch kühlte sie die Haut der Frau, deren roter Bikini durch das weiße Handtuch, auf dem sie sich räkelte, kontrastreich in Szene gesetzt wurde.
Zwei Kinder kamen aufgeregt aus dem Palmenhain, der direkt an den kilometerlangen Sandstrand angrenzte, gestürmt. Die Mutter blickte ihnen entgegen. Kein Grund zur Sorge. Sie spielten nur. Der feine Sand stob auf, als die beiden, ein Mädchen und ihr kleiner Bruder, an der Frau vorbeiflitzten, dem Wasser entgegen. Sie lachten. Die Frau lehnte sich wieder entspannt in den Sand, rückte ihre große Sonnenbrille zurecht und tastete ohne hinzusehen nach einem von der salzigen und feuchten Luft schon etwas angegriffenen Buch. Das Wasser spritzte hoch auf, als die beiden Kinder ungebremst in das an dieser Stelle seichte Meer stürzten. Der Junge verfolgte das Mädchen in einer Art spielerischen Jagd. Geschickt wich die Kleine aus, als er in einem gewagten Hechtsprung versuchte, ihrer habhaft zu werden. Platsch! Bäuchlings landete er im Wasser, war für einen kurzen Augenblick nicht mehr zu sehen. Das Mädchen wartete schwer atmend, leicht vornüber gebeugt, die Hände auf ihren Knien abstützend.
Als ihr Bruder wieder auftauchte, zierte ein unheilvolles Grinsen sein Gesicht. Er hatte etwas in der Hand. Etwas Glibbriges. Etwas schrecklich glibbrig Ekliges. Das Mädchen schrie, halb entsetzt, halb entzückt vor der neuen Herausforderung. Vielleicht schwang noch eine Spur provozierender Hohn mit, der ihren Bruder anstacheln sollte.
Mittels einer blitzschnelle Drehung um die eigene Achse düste sie unvermittelt los. Ihr Bruder zuckte kurz überrascht zusammen und nahm dann die Verfolgung auf, die kleine und harmlose Mediva-Qualle hoch über dem Kopf zum Wurf bereithaltend. Die Mutter richtete sich wieder auf, das Treiben interessiert und schmunzelnd beobachtend. Einen Haken schlagend änderte das Mädchen blitzschnell die Richtung, hielt nun wieder auf den Strand zu. Der Junge blieb ihr auf den Fersen, holte sogar etwas auf. Er machte sich bereit. Sein Wurfarm spannte sich, während der andere die Richtung und Entfernung zum Ziel abmaß. Dadurch konnte das Mädchen wieder ein paar Meter mehr Distanz zwischen sich und ihn bringen. Doch er warf. Nein, vielmehr katapultierte er das Tier mit aller Kraft in einem flachen Bogen auf seine Schwester zu. Die Qualle flog und ihre kurzen Tentakeln flatterten aufgeregt im Wind.

Exakt in diesem Moment schlug eine Splittergranete, Modell CBU 1357, etwa fünf Meter neben der aufrecht im Sand sitzenden Frau ein. Ihr bis dahin wunderschöner Körper wurde in Sekundenbruchteilen von dutzenden rasiermesserscharfen Stahlpfeilen getroffen. Sie war auf der Stelle tot.
Drei Männer wurden in der mit einem Schlag surreal wirkenden Szenerie sichtbar, allesamt von Kopf bis Fuß in schwarz gehüllt, die Augen durch hellgrüne, in der gleißenden Sonne spiegelnden Brillen verdeckt. Sie trugen Sturmgewehre unbekannten Kalibers, die matt lackiert waren. Der Mann an der Spitze des Einsatzkommandos gab den anderen ein Zeichen, woraufhin diese abrupt in ihren Bewegungen einfroren.
Die beiden Kinder, die nicht verstanden, nicht verstehen konnten, was sich vor ihren Augen abspielte, stoben dennoch instinktiv auseinander. Das Mädchen wählte den Weg durchs Wasser, parallel zur Strandlinie. Der Junge hingegen entschied sich für das offene Meer. Nach ein paar lang gezogenen Sätzen hechtete er in das tiefer werdende Wasser und begann zu schwimmen. Er begann zu schwimmen, als ob es um sein Leben ging. Was definitiv der Realität entsprach.
Ohne weitere Vorwarnung fielen die Schüsse. Erst einzeln, knallend. Dann in wütenden Salven. Der Junge drehte sich zunächst nicht um, schwomm weiter, immer weiter, wie besessen. Grüne Algenstreifen klebten über seiner Stirn und seinen kurzen Haare. Rotz lief seine Kehle herunter. Etwas in ihm erinnerte sich ihm an seine Schwester. Daran, dass er sich nicht alleine in Gefahr befand. Er stoppte und paddelte wie ein Hund, bis er sich quasi im Wasser stehend vollständig gen Strand gedreht hatte. Zunächst konnte er nichts erkennen. Das Salzwasser verklebte seine langen Wimpern zu einem undurchdringlichen Schleier. Er wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
Nun sah er die drei Männer, sie blickten in seine Richtung. Von seiner Schwester war keine Spur auszumachen. Die Männer begannen, zu diskutieren. Einer von gestikulierte dabei wie wild, warf den anderen Arm, der nicht am Abzug seiner Waffe ruhte, immer wieder in Luft und wies fuchtelnd hinaus auf das Meer. Etwas trieb in der Nähe des Strands auf dem immer noch spiegelglatten Wasser. Der Junge war bereits weit über 100 Meter vom sandigen Ufer entfernt. Er war ein sehr guter Schwimmer. Trotz der Entfernung erkannte er, oder besser erahnte er, um was es sich bei dem Körper handelte. Wieder verschwomm sein Blick, diesmal jedoch nicht auf Grund des Meerwassers. Er schmeckte Salz.

Der Anführer des Trupps, dezente Abzeichen auf seiner Uniform identifizierten seinen Rang als Major, war außer sich. Er hasste sich mal wieder selbst dafür, dass er nur auf kürzeste Distanz zum Töten in der Lage war. Wie konnte so etwas passieren? Nicht nur dass die beiden ihm zugeteilten Söldner jeweils ein gesamtes Magazin auf das Mädchen abfeuern mussten, bis sie letztlich diesen Teilauftrag terminierten. Nein! Diese völlig inkompetenten Flachwichser hatten ihre kleinen Pimmel gestern nacht vermutlich so heiß geschrubbt, dass sich dabei ein Teil ihres ohnehin schon hoffnungslos degenerierten Gehirns auf umliegende Bananenblätter verteilt hatte. Natürlich teilte er ihnen dies auch direkt so mit. Allerdings deutlich unfreundlicher und expliziter.
Seit fast einer Minuten schauten die zwei nun schon untätig dem kleinen Bengel hinterher, der sie ihren Bonus kosten konnte. Wenn nicht sogar noch mehr. Wäre es nicht Bestandteil seines Vertrags gewesen, die beiden wieder unversehrt in die Obhut der Legion zurückzuführen, hätte er sie auf der Stelle exekutiert. Stattdessen schrie er lieber noch ein wenig herum. Seine Stimme hatte bereits falsettartige Höhen erreicht, als er bemerkte, dass der Junge wieder losgeschwommen war.
"GRANATWERFER, TENSIDIMPULSLADUNG!", kreischte er.
Die beiden Söldner fanden urplötzlich zu ihren einstmaligen Professionalität zurück. Innerhalb weniger Sekunden waren die Granaten ausgepackt, der Impulstransmitter aufgestellt, die Geschosse darin aufgeladen und die Gewehre mit ihnen bestückt. Der Junge war nur noch ein winziger Stecknadelknopf, der weit draußen auf denn kleinen Wellen vor dem Riff tanzte. Der Major hielt bereits ein Fernglas vor den Augen und bellte weitere Anweisungen:
"27 Minuten, 11 Sekunden, Entfernung 320 Meter. Beeilt euch, ihr wertlosen Schwanzlutscher, sonst knüpf' ich euch an euren eigenen Gedärmen an der nächsten Palme auf!"
Der designierte Schütze nestelte noch an der Zielvorrichtung herum.
"Wird das bald was? Entfernung 330 Meter. Deine Mutter hat dich bei deiner Geburt wohl rückwärts in ein Plumpsklo geschissen, was?"
Immer mehr kleine Schweißperlen gesellten sich zu ihren Brüdern und Schwestern auf der Stirn des Angesprochenen. Hektisch nahm er das Gewehr in Anschlag. Er versuchte zu zielen. Das Visir hüpfte wie eine übermütige Ballerina auf und ab.
"Räudiger Hurensohn! Du willst wohl, dass ich Dir auf der Stelle einen rektalen Einlauf mit Kokosnüssen verpasse. Nicht mit deren Inhalt. Ich meine schon das Gemüse selbst, nur damit wir uns verstehen! Entfernung 340 Meter."
Der Schütze atmete tief ein, hielt die Luft an und wartete noch einen kurzen Moment. Dann betätigte er den Abzug. Mit einem dumpfen >>WUMP<< verließ die Granate den Lauf und zischte, einen dünnen Gasschweif hinter sich herziehend aufs Meer hinaus. Drei Augenpaare verfolgten gebannt den Flug. Unaufhaltsam bahnte sich die Granate den Weg zu ihrem Bestimmungsort. Das rote Licht an ihrem Heck blinkte verhängnisvoll.
Einen kurzen Augenblick war sie nicht mehr zu sehen und es war vollkommen still. Als ob sich Natur und Zeit verabredet hätten, gemeinsam einen Moment andächtig innezuhalten. Dann folgte die Detonation. Ein greller Lichtblitz durchschnitt den Horizont, begleitet von einem markdurchdringenden Knall. Das Wasser am Einschlagsort schoss brodelnd dutzende Meter in die Höhe. Das freigelegte Tal bot sicher Platz für ein kleineres Fischerboot. Grummelnder Donner breitete sich wie ein düsterer, akustischer Vorhang aus, als die ersten toten Fische am Strand aufschlugen.

Zufrieden suchte der Major das Meer mit seinem Fernglas ab. Der Junge war nicht zu sehen. Er wartete eine Minute. Dann noch eine. Inzwischen hat er sich die Gesichtsmaske heruntergezogen. Und er lächelte. Sein schiefes und vernarbtes Lächeln.
Kontakt: ICQ :
  • Biopsie - Franc Domidian [CTU](*) - 07.02.2005 0:26:39
    • ( 1 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 07.02.2005 0:28:19
    • ( 2 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 07.02.2005 0:30:00
    • ( 3 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 07.02.2005 0:35:42
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