Stories

es war einmal...

[neuer Thread|faq|Threads ein/aus klappen]

Franc Domidian [CTU] (*) schrieb am 07-02-2005 0:35:42 : ( 3 )

Die Tür hing schief in ihren Angeln und feine Rauchfähnchen stiegen von den verkohlten Überresten des Schlosses auf. Der dumpfe Hall der Detonation schwebte in der Luft, die nun einen beißenden Geruch mit sich trug. Wie ein schwärende Wunde klaffte der Eingang offen. Doch auch jetzt half ihm der Thermograph nicht weiter. Pure Dunkelheit, Schwärze in ihrer reinsten Form, füllte das Nichts vor ihm.
Er beschloss, das Gerät abzunehmen und sich auf seine übrigen Sinne zu verlassen.
Behutsam setzte er den ersten Schritt und überschritt die scharfe Linie zwischen Licht und Dunkelheit. Die Linie zwischen Realität und Alptraum. Zwischen Vernunft und Wahnsinn. Langsam, sehr langsam zog er den anderen Fuß nach. Vollendete die Überquerung der imaginären und doch sichbaren Grenze. Er tauchte ein und die Nacht umfing ihn mit offenen Armen, umschloss ihn wohlwollend und vollumfassend. Er wagte sich einen weiteren Meter in den Raum, der aus Milliarden schwarzer Nadeln zu bestehen schien. Nichts, rein garnichts war zu hören.

Dann, mit einem scharfen Zischen, sauste etwas direkt hinter ihm vorbei. Er wirbelte herum. Doch da war nichts mehr. Nichts als lichtlose Leere. Der Eingang war verschwunden. Ein "Wie ist das möglich?" jagte kurz, aber ohne eine Spur zu hinterlassen durch Francs Kopf. Orientierungslosigkeit begann sich auszubreiten. Starrte er wirklich in Richtung des Eingangs, der nun einen verheissungsvollen Ausgang darstellen würde? Er drehte den Oberkörper zunächst nach rechts, dann nach links. Sein gesamter Körper schien ihm aus gespannten Muskeln zu bestehen, ein einziger harter Knoten, der jeden Moment krampfartig implodieren konnte.
Irres Kichern.
Es war unmöglich den Ursprungsort auszumachen. Es kam von überall und nirgends. Schweiß rann in Strömen an Francs Schläfen und Hals herab. Er spürte das heftige Pochen seines Blutes in den Adern. Die Brust bot nicht mehr ausreichend Platz für das Herz, das nach einem Ausweg suchte.
Licht flammte auf.
Instinktiv kniff Franc die Augen zusammen, auch wenn dies in seinem Fall überhaupt nicht nötig war. Automatische Abblendmechanismen erledigten den Schutz der elektronischen Sensoren sehr effizient. Der Raum war völlig leer. Der Stuhl von einst war entfernt worden. Franc drehte sich um und sah sich mit einer massiven Stahlplatte konfrontiert, wo einst die Tür gewesen war. Mörtelfetzen und abgebröckelter Verputz wiesen darauf hin, dass die Konstruktion komplett im Mauerwerk eingelassen und dezent überdimensioniert konzipiert worden war.
In der Mitte des Raums schien sich auf den zweiten Blick das Licht zu brechen. Der gesamte Raum wirkte, als ob er an einer weichen Kante leicht nach unten abknicken würde. Ein Kraftfeld. Franc vermutete, dass die Emitter nicht wahrnehmbar hinter der weißen Plastikverkleidung der Seitenwände angebracht waren.

Klack. Klack.
Das Geräusch bohrte sich in Nervenenden, verödete sie mit der glühenden Gewissheit des Unausweichlichen, ließ sie in Verzweiflung, sich krümmend zurück. Klack.
Es kam näher. Unaufhaltsam. Grausam langsam. Klack.
Franc konnte spüren, wie sich seine Nackenhärchen aufrichteten. Auch die Haare auf seinen Unterarmen zeigten die tendenzielle Bestrebung, von ihm fort zu wollen. Die Wände schienen von ihm abzurücken, er sammelte sich im Zentrum. Das Kraftfeld erlosch. Klack.
Ein tödliches Uhrwerk rollte heran, unbarmherziger als die Zeit. Der exakte Tod. Das kalkulierte Grauen.
Klack. Klack.
Mit einer unglaublichen Wucht riss es die Tür aus allen Halterungen. Sie flog senkrecht stehend mehrere Meter auf Franc zu, verharrte dann einen Moment und schepperte schließlich rückwärts zu Boden.

Da stand es, das untote Monster. Scherenartige Klauen schnappten auf und zu, zerteilten die Luft in Einheitsportionen. Verschiedene Leitungen schlürften und blubberten, während sie die unnatürlichen Lebenssäfte an ihre Bestimmungsorte transportierten. Der matte, schwarze Glanz von dem, was ihre Augen darstellen sollte, strahlte mörderischen Hass aus. Die nackte Brust wippte und zitterte in Ekstase. Etwas lief ihren Mundwinkel hinab, eine gräulich, schmutzige Substanz. Die hydraulischen Stelzen aus hellblauem Stahl zischten wie eine kleine, altertümliche Dampflok. Sie - oder es - öffnete den Mund. Zähne, die an Angelhaken erinnerten, in zwei oder mehr Reihen in den modellierten Kiefer getrieben. Es war nicht davon auszugehen, dass sie in irgendeiner Weise der Ernährung dienen konnten. Das Wesen, welches einer vergewaltigten Kooperation zwischen Hieronymos Bosch im Endstadium eines lethalen Hirntumors und einer morbiden Wahnvorstellung H. R. Gigers hätte entwachsen sein können, duckte sich zum Sprung. Das Wesen, durch dessen weiblichen Teil noch Ansätze einer verdrängten Schönheit und betäubter Lebensfreude erahnbar waren, klappte die gewaltigen Messer auf. Messer die mit jeweils einem spitzen Zacken am Ende versehen waren, so dass sie sich auch als Greifwerkzeuge nutzen ließen. Ein kehliger Laut, leidlich artikuliertes Krächzen rang sich aus ihrem Hals.
Francs rechter Arm ruhte bewegungslos vor seinem Oberkörper, den Unterarm in einem rechten Winkel nach vor gestreckt, als ob er einen unsichtbaren Schutzschilde daran befestigt hätte. Die Hand bildete ein flache Linie zum gekachelten Boden, nur der Daumen kreiselte stetig und monoton. Das Röcheln hielt an, steigerte sich jedoch in Frequenz und Amplitude. Es verstärkte sich zu einem noch gehemmten Kreischen. Franc blieb in erwartungsvoller Bewegungslosigkeit erstarrt.
Plötzlich zuckte ein Fuß des mechanoiden Zombies nach hinten, stützte sich Halt suchend gegen die Wand. Stahlröhren schoben sich ineinander, glitten zusammen. Sammelten kinetische Energie, um sie als geballte Zerstörung auf den Gegner zu schleudern.
Franc reagierte unmmittelbar. Die eben noch frei schwebende Hand riss den Disruptor in einer fließenden Bewegung aus dem Halfter unter seinem Mantel.
Flüssigkeit strömte unter hohem Druck in eiskalte Kolben, Stahlröhren schossen auseinander.
Francs Arm flog nach vorne. Schätzungsweise vier Zentner Metall und Fleisch katapultierten sich ihm entgegen.
PUSH THE TRIGGER.
Der elastische Klang befreiter Energie, wie von einer monströsen Sprungfeder und knirschendes Keramik untermalten die Attacke.
PUSH PUSH PUSH ..
Schierer Terror wogte der Menschmaschine einer Bugwelle gleich voraus.
THE TRIGGER!
NIGGER!

In dem Moment, als die Bewegung vollendet war, als das Visir direkt in den Rachen des Ungeheuers zielte, betätigte er den Abzug.
Eine Explosion aus gleißendem Licht beendete die diesseitige Existenz von Melinda.

Nicht identifizierbare Klumpen Gewebe und geschmolzener Stahl, im Moment des höchsten Impulses eingefroren, lagen auf dem Boden verteilt. Klebten an den Wänden und an der Decke. Der Geruch von Eisen - stark oxidiert - war überall. Jede Pore schien ihn aufzusaugen. Franc steckte die nicht weiter nützliche Waffe unachtsam weg. Er schritt über weiche und harte Brocken. Reste. Rückstände.
Völlig gefühlos, ohne jegliche Regung rückte Franc weiter vor.

Der nächste Raum war überfüllt. Übervoll von Regalen, aus denen Technoschrott, Klingen, Kabel, zig Monitore - manche zeigten Schneegestöber, andere wiederum waren tot -, verbeulte Blechdosen, Drahtknäuel, exotisch anmutende Instrumente und vieles mehr ragte und baumelte. Zeichnungen und Notizen waren überall verstreut. Das muffige Zimmer schien damit ausgelegt worden zu sein. Beherrscht wurde es von zwei Einrichtungsteilen. Der Schreibtisch an der gegenüberliegenden Wand erstreckte sich über die gesamte Breite. Auf ihm standen dutzende Computer und Displays. Zahlenkolonnen prasselten panisch auf ihnen herab.
Die zentrale Position nahm ein großer Aluminiumtisch ein. Am Fuß- und am Kopfende befanden sich jeweils vergitterte Abläufe. Am Rand der scheinbar leicht konvexen Oberfläche war ein Kanal eingelassen, der um den gesamten Tisch zu diesen Abläufen führte. Ein Skalpell lag auf dem Tisch. Sonst nichts. Nichts außer den Lachen dunkelroten Blutes, die angetrocknet wirkten.
Franc war zu spät. Der Tisch schien ihn zu verhöhnen.
Direkt vor der Tafel unvorstellbarer Qualen stehend, die Arme zu einer ungeduldigen Geste verschränkt wartete Jeb. Ulins lebloser Körper lag schräg hinter ihm auf dem Boden. Er schien gleichzeitig ernst, besorgt und erfreut zu sein.
"Franc. Franc Franc Franc. Was machst Du nur? Was treibst Du, was fällt Dir ein? Wie fällst Du hier ein? Ein Fall kann übel enden, vor allem in ein tiefes Loch. Tief, sehr tief. Endlos. Doch man stürzt nie unendlich. Beim Aufprall zerschmettert es Dir alle Knochen. Ja. Das ist klar, ja. Knochen brechen. Sie brechen, bei zuviel Druck. Schmerzvoll, sehr sehr schmerzvoll kann das sein. Besonders wenn man lebt. Noch lebt. Ich weiß das, bestimmt. Aber das ist nicht das Schlimmste. Bei weitem nicht das Schlimmste. Ich habe da so meine Erfahrungen gemacht. Sehr aufschlussreich. Gewiss, ja."
Franc maß die Entfernung zwischen Jeb und seiner toten oder bewusstlosen Partnerin.
"Deine Pläne, die Daten, die der Disc. Habe sie hier, bei mir. Bei mir dabei, drinnen. Willst Du sie haben? Ich wette darum. Du willst sie haben, sicher. Um alles der Welt. Alles, was Du Dir vorstellen kannst. Wieviel ist das? Ziemlich viel bestimmt. Relativ, aber alles ist relativ. Was viel für Dich ist, könnte für mich nicht messbar sein. Zu geringfügig, verstehst Du?
Zwischen dem Gähnen eines Zeitalters und dem Aufbegehren einer neuen Welt können manchmal Äonen verstreichen. Zeit ist dehnbar, gerade für den Betrachter. Der unbedarfte Betrachter ist jedoch nichts anderes als Kaugummi am Gaumen eines universalen Geistes.
Wagst Du es? Wie lange kannst Du widerstehen? Du bist weit gekommen bisher. Mit Deinen Annahmen, Deinem Wissen, Deinen Verbindungen. Aber wem hast Du Dich schon entgegen gestellt? Du brauchst die Disc. Du willst die Daten. Die Pläne sind unabdingbar mit Deinen Zielen verbunden, nicht wahr? Bin ich ein Ziel? Das würdest Du mir nicht verraten. Verrat. Das wäre es, liegt auf der Hand.
Doch ich will nicht so sein. Komm her. Ich will es Dir geben.
"
Mit diesen Worten breitete er seine Titanprothesen aus. Es war die unheilige Geste einer Kreuzigung. Seine strahlend weißen Hände erinnerten an die einstudierte Pose eines geistig labilen Lotsen.
"Komm her in meine Arme. Komm zu mir, Franc. Mein Freund."
Sichelförmige Messer sprangen aus seinen Fingern hervor. Sie glänzten wie neu im Schein der schwachen Hintergrundbeleuchtung der Monitore.
Ohne Zögern aktivierte Franc die Microphaser. Seine Ellenbogen zuckten kurz. Er schoss noch bevor die gut geölten Scharniere vollständig eingerastet waren. Jeb hatte nicht einmal die Zeit ein entsetztes Gesicht aufzusetzen. Er starb mit einer Fratze blanken Hasses.

Mit einer Frau, zudem noch einer recht groß Gewachsenen, über der Schulter zu spazieren war selbst in G'ol Thassia nicht gerade gewöhnlich. Argwöhnische Blicke folgten Franc, an dessen Rücken Ulins Oberkörper baumelte. Dass er in einer Hand eine kleine, lackierte Scheibe hielt, von der zähes Blut tropfte, schien hingegen niemand zu bemerken. Jeb war schon immer sehr einfallsreich gewesen, was Verstecke anbetraf. Aber Jeb war nun Geschichte. Bald würde es das gesamte System wissen.
Franc stapfte entschlossen über den großen Platz, der das Arbeiterviertel von den Landebuchten des inoffiziellen Raumhafens trennte. Wind kam auf, wehte ungemütliche Schwaden frischen Schnees in kleinen Wirbeln durch die Luft. Irgendwo am Rand seines Sichtfelds startete ein Mid-Size Transporter unter lautem Getöse der Triebwerke. Direkt voraus erkannte er die Exciter. Alle Schiffe von Kama - und sie hatte viele in ihrer Laufbahn besessen - hatten so gehießen. Der Wächter bildete keine Ausnahme.
Sie wartete bereits ungeduldig.

-------

[ 07.02.2367 00:33 Uhr Kama Narek auf der Exciter hat 1 DataDisc mit entschlüsselten Bauplänen von Vara nach Boeel befördert. ]
Kontakt: ICQ :
  • Biopsie - Franc Domidian [CTU](*) - 07.02.2005 0:26:39
    • ( 1 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 07.02.2005 0:28:19
    • ( 2 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 07.02.2005 0:30:00
    • ( 3 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 07.02.2005 0:35:42
Hier kannst du nicht antworten!
Hier kannst du nur mit einem Ingamenick schreiben, zu jedem deiner Charaktere wird automatisch ein Charnick generiert, für weitere/andere Ingamenicks kontaktiere bitte das Dev-Team.