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Raala Veritas zog Kreise um den runden Besprechungstisch auf der Clanstation von M! . Die edle Tischplatte aus Xerpierholz spiegelte ihr von tiefen Sorgenfalten gezeichnetes Gesicht wider. In dem leicht gedämmten Licht des Raumes wirkte ihre schlanke Gestalt gespenstisch grau.

+f=#cd5c5c „Mam’“,

Raala zuckte kurz zusammen, als die Stimme ihres ersten Offiziers sie so unvermittelt aus ihren Gedanken riss.

„Ich habe die von Ihnen gewünschte Zusammenstellung soeben auf ihr Datapad transferieren lassen.“

Mit einem kurzen Nicken quittierte sie die Information, griff dann jedoch hinüber zu einem der in der Tischplatte versenkten Kommunikationsterminals, als ihr bewusst wurde, dass sie die optische Verbindung zur Balance schon vor Stunden getrennt hatte.

Langsam zog sie einen der schweren, lederbezogenen Holzstühle vom Tisch zurück und lies sich müde darauf nieder. Ihre linke Hand griff nach dem Datapad und das kurze Aufleuchten des Displays lies ihre angespannten Züge aschfahl wirken.

So konnte es nicht weitergehen. Ein Übergriff nach dem anderen auf Schiffe der M&M Flotte. Und niemals war es ein fairer, ehrenhafter Kampf: Captain gegen Captain, Crew gegen Crew, Schiff gegen Schiff. Immer waren es Überfälle aus dem Hinterhalt. Dutzende gegen ein einzelnes Schiff und mehr als einmal konnte dieses eine Schiffe der geballten Feuerkraft der Angreifer nicht mehr standhalten und musste unter zahlreichen Verlusten an Menschenleben aufgegeben werden.
Freunde waren dabei gestorben, mehr als einer, dachte Raala.

Flink flitzten ihre Finger trotz der Müdigkeit über das Datapad. Die Auszüge aus den öffentlichen Datenbanken, die ihr 1O so gewissenhaft zusammengetragen hatte, waren genauso zahlreich wie grausam. Sie alle berichteten von den verachtungswürdigen Taten dieses einen Clans, der sie und die ihren soviel gekostet hatte.
Dabei waren die Verluste in den eigenen Reihen noch gering im Vergleich zu dem was zahllose unabhängige Piloten oder kleinere Vereinigungen zu erdulden hatten.
Keiner dieser freien Händler oder Kuriere hatte eine Chance gegen diese Willkür etwas zu unternehmen. Selbst wenn sie nach den Überfällen noch das nötige Kapital gehabt hätten, die intergalaktischen Gerichte anzurufen, die Mühlen der Bürokratie mahlten von Jahr zu Jahr langsamer. Und ein paar Barren Gold an der richtigen Stelle ins Getriebe geworfen, konnten alles zum erliegen bringen, bis sich der Kläger fragen musste, ob er das Datum der Urteilsverkündung noch erleben würde.

Die Galaxie war korrupt geworden. Sicher Korruption war keine Erfindung der Neuzeit. Aber sie hatte mittlerweile ein Ausmaß erreicht, das einem jeden Glauben rauben konnte.

So blieb im Gunde nur eins zu tun. Den eigenen Mut, das eigen Ehrgefühl, die eigene Verantwortung einzusetzen, um nicht nur sich selbst und dem eigenen Clan zu helfen, sondern auch denen, die kein Recht mehr bekommen würden in dieser Welt.

Mit einem plötzlichen Ruck schob Raala den Stuhl zurück, stand auf und verließ den Konferenzsaal in Richtung Clanarchiv.


2 Tage später war der Besprechungssaal im Kern der Clanstation zum Bersten gefüllt. Servicedroiden verteilten Kommuniques, koffeinhaltige Getränke und glucosehaltige Nahrungsmittel an die Teilnehmer der Clankonferenz. Eine spezielle Raumabschirmung stellte sicher, dass Nichts des hier gesagten vorzeitig nach Außen drang oder etwas nach Innen, dass die Konzentration der Teilnehmer ablenken würde.

Die folgenden Gespräche waren langwierig und zäh. Vor allem eine kleine Gruppe eingefleischter Händler, denen jedwedes Blutvergießen, egal wie gerecht der Grund auch sein mochte, zu wieder war, hatte sich immer wieder quer gestellt. Am Ende hatten sie ihre Abspaltung bekannt gegeben und verließen geschlossen den Sitzungssaal. Traurig blickte Raala ihnen nach, als sich die schwere Metalltür hinter ihnen schloss.

Sie nahm kaum Notiz von den kleinen Schweißtropfen die sich den Weg hinunter in ihr Genick bahnten, als sie zur endgültigen Abstimmung aufrief.

„Also sind wir uns einig. Wir werden unser Hab und Gut, unseren Mut, unser Gewissen, unsere Ehre, ja selbst unser Leben in die Waagschale werfen, um ein besseres Morgen zu schaffen, nicht nur für uns selbst, sondern für all die unabhängigen Piloten dieser Galaxie, denen niemand sonst zu ihrem Recht verhilft.

Und unser alter und neuer Clanname soll wieder

Galactic Peace Enforcement Corps

sein !“

Langsam lies sie ihren Blick über die Gesichter der Anwesenden gleiten. Ernst und angespannt, sich der vollen Tragweite des eben Gesagten bewusst, blickten diese ihr fest und entschlossen entgegen.
Mit einem bedächtigen, langsamen Nicken stimmte einer nach dem andern ihren Ausführungen zu.

Raala ließ ihre Hand über die Tastatur ihres Kommunikationsterminals gleiten und löste die vorbereitete unverschlüsselte Miteilung an den Clan Duke aus.

Die Entscheidung war getroffen. Der Weg in den Krieg gewählt.

Seltsam leise löste sich die Versammlung auf. Die Flottenkommandanten kehrten schweigend zurück auf ihre für den Krieg gerüsteten Schiffe.

Raala blieb alleine zurück. Nun blieb nur noch eines zu tun.

„Computer öffne eine verschlüsselte Verbindung. Es wird Zeit unsere Trümpfe zu spielen.“