Stories

es war einmal...

[neuer Thread|faq|Threads ein/aus klappen]

Franc Domidian [CTU] (*) schrieb am 12-03-2005 23:11:43 : ( 2 )

Es war noch ein schöner, unterhaltsamer Abend mit Ulin gewesen. Sie hatten einen Abstecher auf Boeel gemacht, das pulsierende Leben in Serencia IV - eine der größten Kuppeln des Planeten - genossen. Später am Abend, so nach dem vierten oder fünften Kua'Lupa hatten die beiden Frauen begonnen, sich auch über Männer zu unterhalten. Kama war zwar schon seit längerem, im Prinzip seit sie bei den Cash Tranplantation Units arbeitete klar, dass Ulin ein Auge auf ihren Chef geworfen hatte, aber das da auch tatsächlich etwas lief, was über platonische Freundschaft weit hinausging, das war ihr dann doch neu. Und sie fand es sehr spannend.
Natürlich hatten sie auch über Blake und sie selbst gesprochen. Ulin wusste bereits von dieser Liaison. Sie wusste von den gelegentlichen Treffen, die nun immer häufiger wurden. Sie wusste, dass Kamas überschwenglich gute Laune der letzten Tage und Wochen darauf zurückzuführen waren, dass ein ganzer Schwarm Schmetterlinge in ihrem Bauch ihr Unwesen trieb. Sie wusste auch, warum Kama manchmal völlig übernächtig zu ihren morgendlichen Meetings erschien - aber immer dieses vage, verräterische Lächeln auf den Lippen hatte.

Jetzt befand sich Kama wieder in den Gemächern ihrer Station mit einer großen Tasse heißen, grünen Tee auf dem Schoß. Sie dachte über sich und Blake nach. Wie es weitergehen sollte. Noch nie hatte sie sich so sehr zu einem Mann hingezogen gefühlt. Einem Mann, der nicht nur unergründlich und geheimnisvoll war, sondern auch einem Gelderwerb nachging, der ihrer eigentlichen Profession völlig entgegen stand, selbst wenn sie mittlerweile mit sehr ähnlichen Leuten zusammenarbeitete. Das war allerdings nicht der einzige Faktor, der die Sache kompliziert gestaltete. Sie lebten in unterschiedlichen Systemen, Lichtjahre voneinander entfernt. Zwar benötigten ihre schnellen Schiffe nur wenige Stunde, um zum jeweils anderen zu gelangen, aber die örtliche Distanz erschuf dennoch Barrieren.
Wie maß man überhaupt Liebe? Durch die Zeit, die man gemeinsam verbrachte? Oder die Intensität des Gefühls, das eine Berührung des anderen auslöste? Oder waren es eher die zarten Spuren, die der andere im Herzen, in der Seele hinterlassen hatte, die darüber Aufschluss gaben? Wie viel musste man geben, dass der andere wusste, wie sehr man ihn liebt? Und wie viel war zuviel des Guten, was war der Grad, an dem man sich selbst aufgeben müsste? Muss man das eventuell sogar, um wahre Liebe zu erleben? Müsste man sein Selbst völlig loslassen, es der anderen Person unterordnen? Müsste man sein Leben und sein Wirken ganz dem anderen zuwenden? Oder lebt eine Beziehung nicht auch oder eher von der Ambivalenz der beteiligten Menschen, den Gegenpolen, die sich gegenseitig anziehen und abstoßen. Ist nicht jeder ein Molekül im Universum des Lebens, welches flüchtige Verbindungen eingeht, Reaktionen mit anderen auslöst - in einem ständigen Wechsel, unter immer neuen Bedingungen und Vorzeichen?
Kama rieb sich die pochende Stirn. Sie war sich nicht sicher, ob es an den vielen Cocktails lag oder ob die Ursache bei dem heftigen Gedankensturm, der in ihrem Kopf tobte, zu suchen war. Sie hatte auch Angst. Angst, die ihr manchmal übel werden ließ. Angst, plötzlich und ohne Vorwarnung alleine dazustehen. Sich fallen lassen zu können, bedeutet in erster Linie, Vertrauen zu haben. Vertrauen in einem Ausmaß, das Kama nur von früher kannte, aus einer längst vergangenen Zeit. Wieviel Enttäuschungen konnte ein einzelnen Herz ertragen? Ab wann hatten die Wunden verletzter Gefühle so viele Narben zurückgelassen, dass dieses Herz nur noch wehmütig zucken konnte? Im Grunde ließ sie sich ja trotz allem fallen. Jedes Mal, wenn sie in seinen Armen lag und sich wohlig an seine feste Brust schmiegte. Nur war er jetzt nicht hier. Sie hatte keine Möglichkeit, seine Nähe zu suchen, ihn zu fühlen. Seine Wärme auf ihrer Haut, seine Hände an ihr zu spüren. Wie sie sich tastend und suchend auf immer neue Erkundungen wagten, wildes und wollüstiges Terrain eroberten - Zoll um Zoll.
Vielleicht war dies tatsächlich ein Problem der Distanz. Selbst wenn zwei Seelen derart miteinander verwandt waren - wie Bruder und Schwester, so konnte doch das bloße Fortbleiben, die ausbleibende physische Präsenz tonnenweise Zweifel heraufbeschwören. Oder war das gar nur ihr Problem? Suchte sie, nein, benötigte sie Blake bei sich, hier und jetzt, weil sie in ihrer oberflächlichen, materiellen Welt nur das Greifbare zu schätzen gelernt hatte? Waren ihre Zweifel womöglich auf Selbstzweifeln begründet, deren Gründe ihr noch verborgen waren? Obwohl sie schon ahnte, was die Wurzel dieses Übels war. War sie schön genug - für ihn? Äußerlich wie auch tief in ihr selbst? Ihr Innerstes, welches bei genauer Betrachtung einer zerklüfteten Felsenlandschaft glich, übersäht von erodierten, tonnenschweren Steinen aus Unsicherheit und demoralisierender Erfahrungen. Konnte diese karge Umgebung überhaupt den Lebensraum für eine aufkeimende Liebe bieten?

Was, wenn es nicht ausreichte, den Angebeteten, die Quelle aller Hoffnung zu halten? Was, wenn sie nicht ausreichte?
Was wäre, wenn Blake sie verlassen würde?

Kama musste schlucken. Ein dicker Klos hatte sich in ihrem Hals gebildet. Sie merkte, wie die Vorstellung, ohne Blake zu sein, ihren Kopf zum Glühen brachte und sich kleine Stauseen in ihren Augen bildeten.
Dann fing sie hemmungslos an zu weinen.
Kontakt: ICQ :
  • Diagnose - Franc Domidian [CTU](*) - 12.03.2005 23:04:14
    • ( 1 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 12.03.2005 23:08:40
      • zur Person - Ulin Bator [CTU](*) - 12.03.2005 23:09:57
    • ( 2 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 12.03.2005 23:11:43
      • zur Person - Kama Narek [CTU](*) - 12.03.2005 23:12:48
    • ( 3 ) - Franc Domidian [CTU](*) - 12.03.2005 23:31:53
      • zur Person - Franc Domidian [CTU](*) - 12.03.2005 23:33:41
Hier kannst du nicht antworten!
Hier kannst du nur mit einem Ingamenick schreiben, zu jedem deiner Charaktere wird automatisch ein Charnick generiert, für weitere/andere Ingamenicks kontaktiere bitte das Dev-Team.