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Der Wächter knarrte bedenklich, als Franc das Steuer herumriss und gleichzeitig beschleunigte. Nicht oft griff er zu manuellen Steuerung des Schiffes. Aber in solchen Momenten schickten selbst die Ungläubigen in seiner Crew Stoßgebete zu irgendeinem Gott. Die Black Celebration flog einen schmalen Bogen um die Station "Memorial Place" und stürzte dann der Blackstar-Passage entgegen. Leuchtend glühende Ionen rasten dem Schiff entgegen. Dann wurde es vom Sog des Wurmlochs verschluckt.
Sekundenbruchteile später tauchte es mit einem nicht hörbaren Knall durch das Gegenstück dieses interstellaren Phänomens wieder auf. Sekundenbruchteile, die genügten, aus dem Schiff ein völliges Wrack zu machen. Der Eintrittswinkel war nicht optimal gewesen. Man könnte auch sagen, er war katastrophal gewählt worden. Die Außengondel an Backbord, in der sich die eine Hälfte der Phaserbatterie befand, war komplett herausgerissen worden. Harte Explosionen erschütterten das Schiff.
"Antriebe auf 27% Leistung, wir verlieren Energie aus den Plasmarelais!", meldete Jazira von der Aviametrik.
"Schilde ausgefallen, Hüllenstruktur bei..."
Sie stockte.
"Hüllenstruktur bei 1,4%!
Hüllenbruch auf Deck C.
Und Deck D.
Kein Feedback auf den Druckkompensatoren.
Lebenshaltungssysteme: Stufe gelb.
Noch keine Personenschäden gemeldet."
Angstvolle und nervöse Blicke wandert zum Captain und zueinander. Irgendwo implodierte ein Monitor mit einem erstickten Zischen. Die rote Notfallbeleuchtung pulsierte ansatzweise lustvoll und senkte die Brücke in eine Szenerie aus der Vorhölle.
"Na also, geht doch.", dachte Franc.

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Sehr geehrter Herr Domidian

Es tut uns Leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass auf Grund der uns vorliegenden Daten (Führungszeugnisse für die Jahre 65 und 66), die uns durch das systemübergreifende Kriminalitätserfassungsamt zur Verfügung gestellt wurden, wir ihrem Antrag Akt.z. CTU.1-2366/3-a im Eta-Carinae nicht stattgeben können.

Das auf Sie ausgesetzte Kopfgeld beträgt derzeit 57.639,45 Credits.
Die Höhe dieses Betrags hebt die Legitimation ihrer Einreichung gemäß §7 Absatz 11 Patenverordnungsrecht E.C. automatisch auf.

Weiterhin müssen wir Sie darüber informieren, dass die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen für dieses System bei Zuwiderhandlung eine Höchststrafe von 200 Tagessätzen sowie die vollständige Kostenübernahme für jedwede notwendigen rechtlichen Schritte durch den Antragsteller vorsieht.

Dieses Schreiben wurde elektronisch verfasst und benötigt keine Unterschrift.

Registeramt
Boeel, 20-02-2366
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"Kurs auf die Venus, von dort aus den Mars ansteuern.", befahl Franc.
Nach einem erbärmlichen Ächzen heulten die Aggregate auf. Franc nahm auf seinem vorgesehenen Platz in der Mitte der Kanzel Platz. Er schwitzte leicht, was angesichts der Situation nicht verwunderlich war. Hätte jedoch jemand von seinem Plan gewusst, jede einzelne Schweißperle würde in einem gänzlich anderen Licht glänzen.
"Antriebe auf 15%. Wir werden es nicht schaffen."
Franc lächelte, die Lippen zu einer zynischen Linie aneinander gepresst. Viel besser hätte es bis hier hin nicht laufen können. Die Venus erschien vor dem breiten Cockpitfenster, ihr ockerfarbener Schein voll brodelnder Hitze brannte sich durch die oberschenkeldicke Polymethacrylatverbindung der Scheibe.
"Der Abendstern. Die Terraner haben sich an seiner Reflektion nachts orientiert... noch vor wenigen hundert Jahren."
Einige hunderttausend Kilometer vor dem Planeten drehte das Schiff ab. Ben Q hatte die Navigation übernommen. Wenn Franc leicht transpirierte, so liefen dem jungen Ben im Vergleich reißende Sturzbäche übers Gesicht, den Hals und den Rücken hinunter. Große, dunkle Flächen hatten sich überall auf seinem T-Shirt gebildet. Im Grunde war es bereits fast vollgesogen von seinen Körpersäften.
"Antriebe auf 11%. Wir können es unmöglich schaffen. Vielleicht kommen wir bis zur ehemaligen ersten Vereidigungslinie im Orbit des Mars. Aber dann werden wir nicht mehr ausreichend Energie für den Landevorgang zur Verfügung haben."
Jazira klang jetzt leicht hysterisch. Franc nahm dies etwas enttäuscht und unwillig zur Kenntnis. Er hatte sich von ihr etwas mehr Ruhe und Abgeklärtheit erhofft.
"Schlachtschiff der Sternenbund Verteidigungsstreitkraft direkt voraus.", meldete Fjördor.
"Menetekel-Klasse, Kennzeichnung 'Coblynau'."

Franc stand auf und wanderte ruhig die abschüssige Rampe zu seinem Taktischen Offizier hinunter. Auf den Long-Range-Scannern wurden deutlich die Umrisse des schweren Kreuzers sichtbar. Die Isometrischen Systeme zeichneten bereits ein dreidimensionales Modell auf den Bildschirm daneben, welches automatisch mit Informationen aus der Schiffsdatenbank ergänzt wurde. Daten und Angaben über Grundsausstattung der Waffenphalanx und Schildgeneratoren flogen wie von einer unsichtbaren Fäden gezogen an die richtigen Stellen. Es handelte sich um ein beeindruckendes Schlachtschiff, welches auch ohne die heftigen Beschädigungen an der Black Celebration vermutlich leichtes Spiel mit Francs Schiff gehabt hätte.
"Soll ich ein Ausweichmanöver einleiten? Wir könnten uns vielleicht in der Nähe des Mars im Aten-Asteroidengürtel verstecken."
"Nein. Bring uns direkt vor den Kopfgeldjäger."
Mit einem Schlag war es totenstill an Bord. Die aufgeregte Betriebsamkeit der Brückenmannschaft froh innerhalb einer Sekunde in eisiger Erwartung einer Erklärung für diesen Befehl ein.
"Was?", rief Fjördor, wobei sich seine Stimme beinahe überschlug.
"Ganz ruhig. Sie haben uns sicher ohnehin bereits bemerkt und prüfen derzeit nur noch unsere Daten."
Franc wusste sehr genau, dass diese kleine Notlüge bei den meisten reichen würde. Ein Schiff dieser Klasse verfügte normalerweise nicht über die Technologie eines Aufklärers, der für eine Situationsanalyse über diese Entfernung ausgerüstet war. Deshalb setzte er noch nach.
"Wir halten direkt auf sie zu. Holt die letzten Reserven aus den Antrieben raus. Sie werden denken, dass wir einen letzten Angriff versuchen, in alter japanischer Kamikaze-Tradition."
Immer noch herrschte eine beängstigende Stille, nur aus dem Hintergrund war ein Husten von Jazira zu vernehmen.
"Das war ein Befehl! Ich kann jetzt keine Duckmäuser gebrauchen. Wer sich nicht in der Lage fühlt, uns aus dieser misslichen Lage zu befreien und meinen Befehlen Folge zu leisten, ist mit sofortiger Wirkung vom Dienst auf der Brücke entbunden."
Das saß. Unmittelbar wendeten sich die meisten der anwesenden Offiziere wieder ihren zugewiesenen Aufgaben zu. Jazira zögerte kurz, begann dann jedoch wieder, die internen Messinstrumente zu prüfen. Eine kleine Kurskorrektur später flog der Wächter beschleunigend auf die Coblynau zu.

"Halbe Impulskraft, mehr is nich drin, Commander.", unterrichtete Ben Q seinen Chef.
Der designierte Navigationsoffizier schmolz immer noch regelrecht davon.
"In Ordnung. Energiereserven auf die Schildmodule, sobald wir..."
Zwei gleißende Strahlen schossen aus dem entgegenkommenden Schiff. Sie schlugen mit einer brutalen Wucht knapp unterhalb der Kanzel sowie in der noch intakten Waffenphalanx ein. Stahl barst, weitere Explosionen vernebelten das Sichtfenster. Es schien, als ob die Black Celebration direkt in einen monströsen Feuerball geflogen wäre. Durch den Einschlag war Franc aus dem Stand mehrere Meter nach hinten gegen das Geländer der leicht erhöhten Empore geschleudert worden. Nun rappelte er sich wieder auf und beobachte, wie der Kreuzer der SBVS längs drehte und sich zum Andocken bereit machte. Dann verlor er das Bewusstsein.

Grobe Schemen verschwommener Gestalten wurden langsam sichtbar als sich seine Okkularimplante neu justierten. Die Schaltungen mussten jedoch beschädigt worden sein, denn es gelang der Automatik nicht, die richtige Schärfe einzustellen. Er hörte, wie eine Frau den anderen Umstehenden Anweisungen gab. Der Mann, der ihm am nächsten war, bemerkte, dass Franc wieder zu sich kam. Er hievte ihn unsanft auf die Beine.
"Das ist ja wirklich ein Glücksfall, dass Sie uns in die Arme fliegen.
Mit einem derartig hohen Betrag, der auf Ihre Ergreifung ausgesetzt ist, sollten Sie aber wirklich etwas vorsichtiger sein."
Franc hörte das Lächeln in der Stimme von April und spürte gleichzeitig, wie ihm Blut die Kehle herunter rann. Er schluckte und schmeckte Eisen. In Gedanken ging er seine nächsten Schritte durch, sobald er wieder auf freien Fuß gesetzt würde. Es bestand kein Zweifel daran, dass ihn die Kopfgeldjäger, sobald sie abkassiert hatten, wieder ziehen lassen würden. Im Sol hatte er sich letztlich nichts Schwerwiegendes zu Schulden kommen lassen.
Seine Mundwinkel zuckten unkontrolliert, als er sich das Gesicht des Beamten vorstellte, den er morgen besuchen würde.