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Vivian ging vor, während Alexa darauf achtete, dass ihnen keine Überraschungen aus dem hinteren Bereich des Schiffes blühten, auch wenn es schwer vorstellbar war, dass ein Händler irgendwo in seinen Frachträumen eine kleine Privatarmee versteckt hielt. Anderseits hatte sich seit dem Betreten des Schiffes tief in ihr drinnen ein seltsames Gefühl eingestellt. Eine Vorahnung, die ihr sagte, sie sollten besser vorsichtig sein.

«Seltsam still hier, findest du nicht?» fragte Vivian leise.

Erst jetzt bemerkte Alexa die Stille. Nervös blickte sie nach vorn. «Irgendwas stimmt hier nicht, ich denke, wir haben es hier vielleicht doch nicht mit einem normalen Händler zu tun. Ich habe irgendwie das Gefühl…» Alexa spürte plötzlich, wie unter ihren Füßen etwas nachgab, ganz sanft, fast so wie eine lose Bodenplatte. «VORSICHT!» Noch bevor etwas passiert war, schleuderte sie Vivian nach vorn außer Reichweite, ließ sich selbst mit dem Rücken auf den Boden fallen, griff nach ihrem Blaster und gab vier Schüsse ab.

Die Luft war von beißendem Rauch erfüllt als Alexa sich langsam wieder aufrichtete. An der Decke des Ganges zeichneten vier schwarze Brandflecke die Stellen an denen die Selbstschussanlagen wie aus dem Nichts erschienen waren. «Alles in Ordnung bei dir?»

Vivian kauerte noch immer auf dem Boden, nickte aber. «Ja,… ich glaube schon.» Langsam erhob auch sie sich wieder während sie mit der Hand versuchte den Rauch etwas beiseite zu wedeln.

«Wem auch immer die Kiste gehört hat entweder einen Übertriebenen Hang für Sicherheit, oder leidet unter ernster Paranoia!» bemerkte Alexa abfällig.

«Konntest du…»

Alexa legte einen Finger vor den Mund und deutete ihrer Schwester an zu schweigen. «Ja, konnte ich. Aber lass uns weiter gehen und keine Zeit verlieren. Wer weiß, was hier noch für Überraschungen auf uns lauern!»

Aufmerksam und angespannt setzten die beiden den Weg zur Brücke fort, die ganze Zeit darauf gefasst, in eine weitere Falle zu tappen. Minuten vergingen, bis die beiden den Hauptgang betraten, welcher üblicherweise direkt zur Brücke des Schiffes führte. Alexa sah sich kurz um. «Er steht da hinten, hinter der Ecke.»

«Ist er bewaffnet?» fragte Vivian und zog ihren Blaster.

Alexa zuckte mit den Schultern. «Keine Ahnung, ich bin doch keine Hellseherin.» grinste sie und wollte ebenfalls ihre Waffe aus dem Holster ziehen als in der Wand neben ihr ein Messer einschlug und stecken blieb. Alexa sah erneut rüber zu ihrer Schwester. «Das beantwortet deine Frage wohl.» Mit vorgehaltener Waffe näherten sich die beiden der Ursprungsquelle des Messers.

Direkt vor dem Eingang zur Brücke des Schiffes hatte sich ein älterer Mann postiert. Seine fast schon weißen, langen Haare fielen ihm in dünnen Strähnen ins Gesicht und wirkten wie ein Schleier. «Verschwindet hier, elendes Piratenpack! Glaubt ihr wirklich ich würde euch einfach so mein sauer verdientes Geld überlassen?»

Alexa beugte sich zur Seite als ein weiteres Messer dicht an ihrem Ohr vorbei sauste. Bereits während sie sich wieder aufrichtete, gab sie zwei Schüsse aus ihrem Blaster ab was den Händler dazu veranlasste, seine Messer auf den Boden fallen zu lassen. «Du kannst dir ja in Ruhe überlegen, ob du nur deine Kredits oder auch dein Leben verlieren willst, alter Mann!» Alexa hoffte, dass Vivian wusste, dass dies lediglich eine Drohung war, die keinen großen Wahrheitsgehalt enthielt. Seltsamerweise reichte es in vielen Fällen bereits, mit den Ketten zu rasseln, wie es so schön hieß.

«Ja ja, nehmt euch doch was ihr wollt, ich kann sowieso nichts dagegen machen!» brummte der Alte vor sich hin.

Vivian sah kurz zu Alexa rüber, dann drängelte sie sich an dem alten Mann vorbei und verschwand im Inneren der Brücke während Alexa den offensichtlichen Besitzer des Schiffes in Schach hielt. «Warum denn nicht gleich so? das hätte uns allen eine Menge Ärger und Zeit erspart!»

«Zeit? Ärger? Das ich nicht lache!» Der Alte spuckte auf den Boden. «Als ob es euch interessiert, ob andere Ärger haben oder nicht. Was wisst ihr denn schon…»

Auch wenn Alexa es wahrscheinlich später bereuen würde, hatte sie irgendwie das Gefühl, dass sie diese Aussage hinterfragen sollte. «Was wissen wir denn?» Fragend sah sie den Mann an.

«Ach, geht mir nicht auf die Nerven. Nehmt euch was ihr wollt, und dann verschwindet wieder!» fuhr er sie erneut an.

Trotz der überschaubaren Situation hatte Alexa noch immer das Gefühl, das irgendwas nicht stimmen würde. Als Vivian wieder auf den Gang hinaustrat fiel ihr ein Stein vom Herzen. «Und? Haste was gefunden?»

Vivian hielt ein kleines Säckchen hoch. «Lass uns verschwinden, mehr gibt’s hier für uns nicht zu holen.»

Langsam und ohne ein weiteres Wort zu sagen machten sich die beiden wieder auf den Weg zu ihren Schiffen, immer ein Auge auf den alten Mann gerichtet, der auf dem Boden saß und den Eindruck erweckte, er würde schmollen wie ein kleines Kind.