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Vivian hatte das Gefühl, der Turbolift würde sich heute irgendwie langsamer bewegen als sonst, was höchstwahrscheinlich nur daran lag, dass sie es ausnahmsweise wirklich einmal eilig hatte. Mit einem Ruck blieb der Lift plötzlich stehen. Die Türen hatten sich kaum zur Hälfte geöffnet, da stürmte sie auch schon auf den Flur hinaus. Vivian hatte keine Ahnung, was Alexa diesmal wieder so dringendes wollte. Wenn es sich erneut wieder nur um eine Lappalie handelte, dann würde sie ihr mal erklären, wozu die Notfrequenzen wirklich gedacht waren.

Vivian atmete noch einmal tief durch, dann klopfte sie an die Tür. Welche plötzlich aufgerissen wurde. Ein scharfer Luftzug kam ihr entgegen und sie blickte direkt in die Augen ihrer Schwester. «Was zum Teufel…»

«Keine Zeit, komm mit, wir müssen los!» fuhr Alexa sieh an, packte ihren Arm und zog sie mit sich in Richtung des Liftes.

Vivian hatte die Situationen einen Augenblick lang überfordert. Sie hatte nicht erwartet, schon wieder den Rückweg anzutreten. «Erklärst du mir auch, wohin wir gehen? Habe ich schon wieder irgendeine Besprechung oder so was verpasst?»

Alexa drückte den Ruf-Knopf für den Lift und die Türen öffneten sich wieder. Dann betraten beide Frauen das Innere der Kabine. «Ich habe eine Nachricht von Brian erhalten. Wir müssen zur Schattenfestung!»

Vivian war nun noch verwirrter als wenige Sekunden zuvor. Ausgerechnet Brian, der mit ein Grund war, warum sie und Alexa die Schattenjäger verlassen hatten, hatte nun die beiden kontaktiert und auf die Schattenfestung eingeladen? Während die beiden Frauen sich auf den Weg zum Landedeck der Clanstation machten, versuchte Alexa ihrer Schwester die wenigen Informationen mitzuteilen, die sie bisher von Brian erfahren hatte.



«Ist es für dich ein Problem, wenn wir dorthin zurückkehren?» fragte Vivian leise durch die ComSys Verbindung zwischen den beiden Outridern.

«Nein, eigentlich nicht.» antwortet Alexa kurz und knapp. «Immerhin hatten wir eine Wahl, auch wenn die Entscheidung außer Frage stand.»

Vivian hatte sich gedacht, dass ihre Schwester eine solche Antwort geben würde. Vor wenigen Wochen hätte sie wahrscheinlich noch hitzköpfig und unbeherrscht reagiert, doch mittlerweile schien sie irgendwie ruhiger geworden zu sein. Sie hatte sich besser unter Kontrolle. «Ich hoffe nur, dass Allan noch nichts Schlimmes passiert ist, sonst werden wir die Kerle bis ans Ende der Galaxie jagen!»

«Mach dir keine Sorgen, wir werden Ihn schon da rausholen.» beendete Alexa das Gespräch.




Mit schnellen Schritten näherten sich Alexa und Vivian der Kommandozentrale der Schattenfestung. Sie waren früher oft genug hier gewesen, um zu wissen, wo sich das Nervenzentrum der Station befand. Ein offizielles Empfangskommando hätte nur kostbare Zeit verschwendet und unnötige Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Mit einem leisen Summen schoben sich die beiden Türen auseinander, als die beiden Frauen in die Reichweite des entsprechenden Sensors traten. Im Inneren der Zentrale stand Brian, zusammen mit einem weiteren Mann. Beide trugen die alte Uniform der Schattenjäger, jedoch waren alle Kennzeichen und sonstigen Merkmale entfernt worden. «Brian, ich freue mich dich zu sehen.» lächelte Vivian.

Brian nickte lediglich und bat die beiden Frauen Platz zu nehmen. «Wir haben keine Zeit für Höflichkeitsfloskeln.»

Nachdem alle vier saßen, rief Brian über eine kleine Konsole die Daten der letzten Aufzeichnung auf. Die Kamera zeigte das Landedeck, sowie einen Teil von Allans Pegasus. Er selbst stand davor und schien etwas zu beobachten. Dann näherte sich plötzlich aus dem toten Winkel der Kamera ein Schatten der Allan eine Waffe in den Rücken zu halten schien und ihn langsam in Richtung seines Schiffes drängte. Nur wenige Sekunden später hatten beide den Sichtbereich der Kamera verlassen.

«Das ist alles was wir haben. Ich habe bereits den Computer drüber laufen lassen und konnte zumindest einen Namen finden. Der Computer hat den Kerl mit der Waffe als Charlie Beron identifiziert. Er kam vor vier Tagen kurz nach Allan hier auf der Station an.» erläuterte Brian die bisherigen Ergebnisse seiner eigenen Informationssuche.

Vivian sah sich die Informationen und die Wiedergabe der Bilder genau an. Versuchte sich Einzelheiten einzuprägen und weitere Anhaltspunkte zu finden.

«Gab es einen besonderen Grund für Allen, dich hier zu besuchen? Immerhin scheinen die Kerle hinter seiner Lieferung her gewesen zu sein. Weißt du, ob er vielleicht irgendwelche krummen Dinger am Laufen hatte?» Alexas Stimme klang ruhig und beherrscht. Sie schien genau zu wissen, was sie sagte.

Brian stand auf und schlug die Hände auf den Tisch. «Was erlaubst du dir!? Brian gehört zu meinen besten Freunden, und er wird sich sicherlich nicht freiwillig auf irgendwelche krummen Dinger einlassen. Soweit ich weiß, haben die Kerle ihn für einen einfachen Lieferauftrag angeworben. Allerdings hatte Allan ein komisches Gefühl bei der ganzen Sache.»

«Komm schon Brian, wir wissen beide, dass du uns Informationen vorenthältst. Also, was ist da noch?» Alexa sah Brian mit durchdringendem Blick an, fast so, als wolle sie ihn einschüchtern.

«Alexa!» mischte sich nun auch Vivian ein, doch Brian hob die Hand.

«Lass gut sein Vivian, Sie hat recht. Kurz bevor die Kerle Allan entführt haben, hatte er einen der Frachtcontainer geöffnet. Im Inneren befanden sich Waffensysteme, Mark X1 Infanterie-Droiden! Irgendwer scheint da ne ganze Menge Feuerkraft zu benötigen, wofür auch immer.» Brian sprach nun leiser. Fast so, als wäre es ihm peinlich, dass Alexa ihm auf die Schliche gekommen war.

Vivian und Alexa sahen sich an. «Ich denke, wir kennen nun sämtliche Details.» Vivian sah auf den Chronometer an ihrem Handgelenk. «Hast du schon irgendwelche anderen Anstrengungen unternommen?»

Brian schüttelte den Kopf. «Meine Leute haben zwar versucht, irgendwas rauszubekommen, doch bisher führte jede Spur ins Leere.»

«Gut, Alexa und ich werden nach Preval fliegen und uns dort mal umsehen. Du bleibst am Besten erstmal hier. Sobald wir irgendwas haben, informieren wir dich.» Vivian schien entschlossen zu sein, das Heft in die Hand zu nehmen. Die anderen beiden nickten lediglich. «Dann lasst uns keine weitere Zeit verlieren! Wer weiß, was die in der Zwischenzeit mit ihm anstellen!»