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es war einmal...

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Alexa Tay´Skar (*) schrieb am 01-09-2005 16:14:09 : Jäger und Gejagte
Alexa sah auf den Chronometer an ihrem Handgelenk, dann blickte sie wieder durch das Fernglas. Außer Steppe und einigen Büschen und Bäumen war weit und breit nichts zu sehen. Wie kam Vivian bloß darauf, dass sich hier irgendwo das haus befinden würde, in dem man Allan gefangen hielt?

«Alexa?» Vivians Stimme kam verzehrt aus dem kleinen Lautsprecher des ComSat. Interferenzen in der Luft störten das Signal und ermöglichten keine klare Kommunikation.

Alexa aktivierte das Mikrofon. «Ja, ich bin noch da, aber hier draußen ist weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht sollten wir uns die ganze Sache von oben ansehen, das wäre weitaus sinnvoller!»

«Rede nicht so einen Blödsinn. Man würde uns entdecken, bevor wir überhaupt nur in der Nähe des Hauses sind! Sie würden Allan töten und uns schneller vom Himmel holen als uns lieb wäre.» Trotz der Interferenzen war deutlich zu hören, dass Alexas Vorschlag sie wütend machte. «Wir verlegen die Suche in den nächsten Planquadrat! Ich melde mich in 15 Minuten wieder.»

Resigniert deaktivierte Alexa das Mikro wieder. Sie hatte keine Ahnung, was mit Vivian los war. Ihre Schwester schien in einigen Situationen viel zu emotional zu handeln, ganz entgegen ihrer sonstigen Natur. Normalerweise war sie es, die emotional, forsch und aggressiv reagierte, nicht Vivian. Doch was steckte dahinter? War Allan für Vivian mehr als nur ein langjähriger Freund? Oder war genau das der ausschlaggebende Grund?

Eine Liebesbeziehung würde es zwischen den beiden wohl kaum gegeben haben, soviel war sicher, demzufolge musste der Grund für ihr Verhalten darin liegen, einen guten Freund zu verlieren. Ein Gedanke, der schon viele Menschen dumme Dinge hat tun lassen. Und im Grunde war es genau das, was sie und Vivian taten, dumme Dinge!

Alexa hob wieder das Fernglas und starrte in die Ferne. Sie konnte einen Raubvogel erkennen, der scheinbar in den Überresten irgendeines Wracks nach Nahrung suchte, wahrscheinlich vergeblich. Dann plötzlich konnte sie etwas spüren. Es war fast so, als würde sie sich selbst sehen, als würde ein leichter Atemhauch ihre Wange für den Bruchteil einer Sekunden berühren. «Was…»

Reflexartig ließ Alexa sich fallen, gerade noch rechtzeitig um zu erkennen, direkt vor ihr ein winziges Geschoss tief in den Boden eindrang. Blitzschnell rollte Sie sich zur Seite hinter einen der Steine. Das Geräusch eines kleines Hammers war zu hören, der mehrmals gegen einen massiven Stein geschlagen wurde, doch Vivian wusste es besser. Irgendjemand lag dort auf der Lauer und hatte sie die ganze Zeit im Auge behalten, hatte sie gejagt und auf den richtigen Moment gewartet.

Behutsam griff sie an ihre Hüfte und wollte das Mikro des ComSat aktivieren, doch das Gerät war durch einen Streifschuss unbrauchbar geworden. Alexa war auf sich allein gestellt!



Fast zwei Stunden vergingen, bis Alexa erneut wagte, hinter dem Felsen in die Richtung zu spähen, aus der die Schüsse gekommen waren. In der Ferne hatte es langsam angefangen zu dämmern, nicht mehr lange und die Dunkelheit würde sich über die Steppen legen, dann war sie dran, ganz allein sie. In der Dunkelheit würde sie ihn finden, ihn jagen wie ein Tier, und dann töten.

Alexa zuckte zusammen. Woher kamen plötzlich diese Gedanken? Diese Vorstellung absoluter Brutalität und Gewalt? Langsam setzte sie sich aufrecht hin und schloss die Augen, konzentrierte sich. Sie wusste genau, dass es nur diese eine Möglichkeit gab, ihn zu finden, zu spüren ob er noch da draußen war.

Eine halbe Stunde verging, ohne das sie einen Atemzug tat, oder sich irgendwie bewegte. Es schien, als wäre da draußen nichts als die primitiven Gedanken der Tiere. Sie spürte den Hunger der Raubvögel, die Angst der winzigen Beutetiere, die sich in ihren Bau zurückgezogen hatten, aber nichts, was annähernd… Alexa hielt einen Augenblick Inne, stieß die Luft aus ihren Lungen hinaus und holte tief Luft. Ganz schwach spürte sie einen ruhigen Herzschlag, konzentrierte Gedanken, die sich selbst immer wieder anpeitschten ruhig zu bleiben und Geduld zu haben. Sie hatte ihn gefunden.

Ihre Finger begannen leicht zu zittern. Immer weiter konzentrierte sie sich auf ihren Jäger, fühlte seine Gedanken, sein Herz, seine Absicht den tödlichen Schuss abzusetzen sobald sich die Möglichkeit dazu ergeben würde. Wie sollte sie nun versuchen, an ihn heranzukommen? Sein Verstand war so aufmerksam, dass sie es selbst in der Dunkelheit nicht schaffen würde, sich ihm unbemerkt zu nähern, es sei denn…

Alexa schüttelte den Kopf und öffnete die Augen. Kalter Wind breitete sich um sie herum aus und Nacht war schon fast hereingebrochen. Hektisch blickte sie in alle Richtungen. Vivian war nirgends zu sehen. Ein zittern breitete sich in ihr aus, denn sie wusste genau was passieren würde, sie würde die Kontrolle verlieren, war es das wert?

Langsam erhob sich Alexa aus der Hocke. «Ich lasse nicht zu, dass den anderen etwas passiert!» Langsam schloss sie erneut die Augen und konzentrierte sich auf ihren Jäger. Ihre Hände fuhren wie von Geisterhand geführt über den Verschluss der Schutzweste. Polternd fiel das schwere Kleidungsstück zu Boden und Alexa drehte sich in die Richtung, aus der die Fremden Gefühle und Gedanken kamen. Kein Schuss war zu hören, kein Projektil das mit rasender Geschwindigkeit an ihr vorbei pfiff. Doch er war da, sie spürte es deutlich.

Schritt für Schritt setzte sich Alexa langsam in Bewegung. Trotz der Kälte hatten sich auf ihrer Stirn winzige Schweißperlen gebildet. Ihr kam es vor, als würde sie sich ihrem Gegner in Zeitlupe nähern. Jeden Moment rechnete sie damit, dass er sich grinsend erheben würde, seine Waffe ausrichtete, und den finalen Schuss abgeben würde, doch Alexa setzte ihren Weg fort, langsam stetig, fast so wie ein Raubtier, dass vom Gejagten zum Jäger geworden ist. Und wer weiß, vielleicht war sie im Moment genau das? Eine Jägerin die sich langsam immer weiter an ihr Opfer heranwagte, auf den richtigen Moment wartete, verborgen in den Schatten der Dunkelheit…
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