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"Tz tz ... mit wem gibst du dich denn schon wieder ab? Ist ja nicht zu fassen..."

Verdammt, sie hatte schon wieder vergessen, die Automatik bei eingehenden Nachrichten auszuschalten. Nun las ihr der Computer bei jeder Meldung diese dann laut und schnarrend vor. Wollte Sie das? Nein, eigentlich nicht. Zumindest nicht, wenn sie nicht gerade im Kampfgeschehen steckt. Also nein, nicht während des Feierabends. Aber dieser Tonfall kam ihr doch irgendwie bekannt vor.

Nun hatte sie zwei Möglichkeiten: entweder aufstehen und sich den Absender der Nachricht angucken oder aber, was viel anheimelnder war, sich noch ein Stück Pizza genehmigen und den gekühlten Weißwein aus dem Kühlschrank holen. Was war das doch herrlich, seine Crew arbeiten zu lassen und selbst die Beine hochzulegen. Aber, um der Wahrheit ein Stück näher zu kommen und sich vor sich selbst besser zu fühlen: sie hatte ja auch immerhin die letzten Wochen jede Schicht übernommen. War doch immerhin ihr Schiff. Ihr ein und alles. Gehegt, gepflegt, geschrubbt. Oh je, nicht daran denken: auf Knien rutschend und mit Fellhandschuhen und Wachs bewährt über die Flügel gekrochen war sie am letzten Wochenende. Von den blauen Flecken zehrte sie heute noch.

"Captain, wir haben Besuch"
Die Meldung ihres 1. Offiziers kam über den internen Kanal rein. Sie wartete noch auf den Nachsatz, WER es denn eigentlich war, der dafür sorgte, dass seine Stimme leicht panisch klang. Als die erwartete Ergänzung nicht kam hievte sie sich aus ihrem Lieblingsknautschsessel aus schwarzem Nubukleder und schlüpfte in die Plüschschlappen in Form von Bären.

"Was zum Henker...", doch noch bevor sie zu Ende poltern konnte sah Sie schon was los war: DUKE direkt und live zum Anfassen. Eine Erfahrung, auf die sie nicht wirklich scharf war. Den ersten Angriff hatte sie gar nicht mitbekommen, er war laut den Anzeigen, die sie nun konsultierte, auch relativ harmlos verlaufen.

"Worauf wartet ihr noch? Weg hier!"
Auf die anklagenden Rufe, das Schiff hätte nur noch 47 % Hülle gab sie nichts. Wenn sie jedes Mal darauf hätte achten müssen wäre sie heute noch nicht aus ihrem Jäger raus. Erfahrung stärkt. Und etwas Adrenalin konnte ihrer schläfrigen Mannschaft nicht schaden. Auf Grund der mangelnden Opfer waren sie etwas trantütig geworden. Dem konnte also auch noch Abhilfe geschaffen werden.

Bei der Gelegenheit, dass sie stand, weit weg von Sessel und Thunfischpizza, konnte sie sich auch gleich den frechen Tonfall mal näher angucken um zu inspizieren, wer sich dahinter versteckt.

Sie ging zum Terminal in ihrem Büro, ließ sich die letzten eingegangenen Nachrichten anzeigen und stieß dabei auf einen Namen, den sie schon seit mehreren Monaten nicht mehr gehört hatte. Um genauer zu sein: am Jahresanfang als sie noch mit ihrem Jäger durch die Welten gegondelt ist.

"Ich gebe mich mit gar nichts ab. Die haben uns überfallen nachdem wir durch das Wurmloch bin. Jetzt stehen wir mitten im Sarn-Raal rum, haben kaum noch Hülle und mein Chief kriegt das ohne feste Reparaturmöglichkeit nicht hin. Und sowieso: ich werde überrumpelt und du machst gar nix."

Was der konnte, konnte Sie auch! Wäre doch gelacht. Der soll sich mal nicht immer als großer Held aufspielen und dann lachen wenn sie eins auf den Deckel bekam.

"Moment Süße, ich schicke dir Hilfe vorbei. Will ja nicht, dass dir jemand was abreißt."
Aha. Diese großspurige und überhebliche Schiene befuhr er also immer noch. Wahrscheinlich auch noch in der Hoffnung, bei den Mädels dieses Universums damit zu landen. Lernten die denn nie was dazu? Warum waren alle Männer gleich? Vor allem gleich blöd. Na gut, wenn sie ehrlich zu sich war musste sie sich eingestehen, dass er ja nicht ganz so war wie die meisten Kerle. Seit ihrer letzten Begegnung und dem Drink im "Salsa" auf der Station "Highlands" hatte sie genug Erfahrungen sammeln können. Ihre Liste mit all den Dingen und Arten, die sich nicht leiden konnte an einem Mann, wuchs und wuchs. Dazu gehörte auch: unverhältnismäßig großes Ego, die Betitelung Süße und diese charmante Art mit der sie es immer wieder schafften, Kria rumzukriegen. Meistens nur zu einem Bier, denn spätestens durch den glasklaren Blick eines Bierglases wusste sie, was da vor ihr saß. Aber dennoch. Immer musste ihr Melbar aus der Patsch helfen. Nein. Damit ist jetzt Schluß. Ein für alle mal! Nein, auch bei ihm wird keine Ausnahme gemacht. Nein nein nein. Egal wie attraktiv und nett und reizend und witzig und ...

"Hör jetzt endlich auf damit", sie schüttelte heftig den Kopf und schalt sich selber ob dieser augenscheinlichen Verrennerei die sie mit sich veranstaltete. Um zu den wesentlichen Dingen der Männlein-Weiblein-Beziehung zurückzukehren atmete sie tief durch und versuchte, so sachlich wie in ihrem eigenen Gedankenchaos möglich zu antworten.

"Aha, du bist also heute wieder gemein. Und Doppeldeutig. Wieso gebe ich mich eigentlich immer wieder mit dir ab?!"

Nachdem die Nachricht abgesandt war hätte sie sich ohrfeigen können. Das war verdammt noch mal kein Korb sondern eine Einladung zum Flirten. Wieso hatte sie das gemacht? Hatte sie sich nicht gerade selber noch zurechtgewiesen und sich selbst erklärt, was sie nicht will? Na klasse.

Zurück bei ihrer Pizza und der Weinflasche, die sie zwischenzeitlich aus dem Kühlfach geholt hatte, harrte sie gedankenverloren der Dinge, die da unweigerlich kommen würden.

Und siehe da: "Ich bin gemein und doppeldeutig? Niemals...
Und das mit dem abgeben könnte ich dir zwar beantworten, aber das willst du sicherlich nicht hören. Obwohl, so wie ich dich kenne...", aha, er kannte sie also?! Wie interessant. "...möchtest du es wissen. Ganz einfach: du magst mich."

Pah, das war doch die größte Lüge der letzten Jahrtausende! "Du machst dir das aber sehr einfach. Kein Wunder, dass du bei dem Ego so ein großes Schiff mit so fetten Waffen brauchst."

Sie hatte sich diesen Graben ja selber geschauffelt, jetzt durfte sie auch durchwaten.