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Es war ein düstere Kneipe auf dem Garborith. Verrauchte Luft drang jedem entgegen, der sie betrat und umnebelte den Gast dieser Stätte mit einer Vielzahl von Gerüchen aus Schweiß, Tabak, Bier und Alkohol vielfältigster Art. Die Kundschaft in diesem Laden war gemischt und hätte sicher besser in ein Gefängnis, denn ich eine Kneipe gepasst.

Die Umgegend konnte man wohl als das Villenviertel der Kriminalität bezeichnen. In den obersten Etagen des Viertels verkehrten die skrupellosesten und mächtigsten Herrschaften der intergalaktischen Verbrecherszene und schmiedeten finstere Pläne, schmierten hohe Beamte und Politiker oder gaben sich opulenten Parties hin. In den tieferen Ebenen tummelten sich diejenigen, die in der Hackordnung dieser feinen Gesellschaft nicht ganz so angesehen waren. Hier wurden Unglückliche bestohlen, die sich in diesen Stadtteil verirrten, geraubt, gemordet, Söldlinge angeheuert und dahinvegetiert. Allerdings waren die Schluchten der Stadt auch ein idealer Punkt, um sich zu einem ungesehenen Stelldichein zusammenzufinden, verirrten sich doch nur selten Ordnungskräfte hierher und fremde Verbrecherorganisationen standen ebenso auf der Liste der bedrohten Tierarten, wie der garborithische Sonnenkäfer. Das war zumindest die Meinung von El Bandido gewesen.

Artemis betrat zweifelnd das Lokal, das sich in der Hauptstadt des Garborith befand. Zielstrebig begab sie sich zum Wirt und nannte ihren Codespruch.

"Haben Sie Wasser vom Canea Serenti?"

"Nein, aber lieben Sie etwa den Rum der NLS?"

"Nicht, dass ich wüsste, dann geben Sie mir doch bitte einen Schuss Schnee vom Xabepa!"

Der Wirt wies Artemis einen Gang im Hinterbereich der Kneipe zu einem Bereich von Hinterzimmern zu. Es schien, als wäre Sicherheit hier nicht groß geschrieben, doch Artemis bemerkte die Blicke der vier Schränke links und rechts, die sie musterten und wahrscheinlich die Sicherheitstruppe des Etablissements darstellten. Der zweite Raum rechts war ihr Raum. Schallisolierte Wände und Türen machten ein Lauschen relativ unmöglich. Wahrscheinlich waren noch Störsender in den Wänden installiert.

Im Gegensatz zum Rest der Kneipe erschien ihr dieser Raum luxuriös ausgestattet. An einem gediegenen ovalen Tisch aus Transparistahl saßen auf anthrazitfarbenen Plaststahldrehstühlen der Luxusklasse El Bandido und El Castigador an dem Tisch, unterhielten sich angeregt und musterten einige Pläne, während sie sich einen Pitcher Bier teilten.

"Na, Jungs? Wie stehen die Aktien?"

Die beiden Mexikaner hoben ihre Blicke. Im lautlosen Anschleichen war Artemis eine Naturbegabung und ihr jahrelanges Training hatte dies perfektioniert, so dass Bandido und Castigador sie nicht bemerkt hatten.

"Artemis... Wir haben dich gar nicht eintreten hören. Du bist wirklich eine Wildkatze."

Die drei grinsten sich an und Artemis nahm sich einen Stuhl.

"Das ist die Lage", begann Castigador die Instruierung, "unsere Mannschaften haben in der letzten Zeit ungeheure Fortschritte zu verzeichnen. In dieser Hinsicht können wir mit Stolz sagen, dass wir auf dem Besten Wege sind unseren Feinden ordentlich einen einzuschenken."

"Mhm!", meinte Artemis, "Unsere Propaganda ist ja auch bereits angelaufen. Die Kriegserklärungen sind draußen. Bleibt nur noch Nägel mit Köpfen zu machen."

"Sí, und das werden wir jetzt tun. Wir haben unsere alten Kontakte und Freundschaften, auf die man sich verlassen kann, wiederhergestellt. So wie es aussieht könnte sich da noch mehr tun. Ich schlage daher vor, auch wenn der Schritt schwer fallen mag, das Rötliche Angriffs Kommando vorerst aufzulösen."

"Ay, das ist wieder ein Stich für meine Seele.", warf El Bandido ein, "Aber es ist notwendig. Nur zusammen sind wir stark."

"Genau das. Unsere Pläne sehen folgendermaßen aus", fuhr El Castigador fort, "Dein Onkel will sich uns wieder anschließen. Aus diesem Grunde beleben wir das Mariachi-Geschwader neu. Wir haben uns dazu entschlossen, dass dein Onkel und deine Wenigkeit unser Geschwader führen sollen."

"Was, ich?", entfuhr es Artemis ungläubig. Das Gehörte konnte sie gar nicht fassen.

"Ja, du! Du bist in den letzten Tagen in die Fußstapfen deines Vaters getreten und bist zu einer wahrhaften Kriegerin geworden. Dies liegt eurer Familie anscheinend im Blut."

Artemis musste sich ein Lächeln verkneifen und unterdrückte angestrengt die Röte in ihrem Gesicht. Dass sie jemals mit ihrem Vater verglichen werden würde, das war schon ein Kompliment, wie sie es selten gehört hatte.

"Na gut, dann soll es so sein. Aber ihr müsst mir versprechen, dass..."

Sie kam nicht weiter. Explosionen erschütterten den kleinen Raum, so als würde die Stadt bombardiert werden. Als die Drei mit ihren hastig zusammengeklaubten Plänen aus dem Hinterzimmer herausstürmten, konnten sie auch die ersten Schüsse hören. Aufgeregte Menschen mit Blastern in ihren Händen rissen Tische um und positionierten sich vor der Türe. Es dauerte nicht lange, als ein verwundeter mit einem Blaster durch die Türe flog. Ein Schuss in den Rücken beendete seine Existenz völlig. Schon drangen Sturmtruppen nach. Es waren uniformierte Gestalten mit dem Abzeichen des Empire of Dukes. Die ersten wurden sofort in Empfang genommen. Ein ganze Einheit fiel in dem Sperrfeuer der anwesenden Verteidiger. Auch El Bandido, El Castiagdor und Artemis nahmen die Angreifer unter Feuer.

"Verdammt, wieso unbedingt heute? Die haben doch gerade die Station am Reebourn Major gesprengt...", rief El Castigador.

"Mariconada!", fluchte auch El Bandido und schoss seine Schrotladungen auf einen Angreifer.

"Wir müssen hier weg. Die werden sich das sicher nicht gefallen lassen und härtere Töne anschlagen.", wandte Artemis ein.

"Dann mal los! Sehen wir nach, ob der Schuppen ´nen Hinterausgang hat."

Kaum hatten sich die Drei, den Weg nach hinten sichernd, auf die Suche gemacht, da explodierte im Hauptraum auch schon eine Granate. Geschrei und Blasterschüsse folgten darauf. Doch es hieß, dass sie weiter mussten. Jetzt bloß nicht anhalten, schoss es Artemis durch den Kopf. Dann sah sie eine wahrscheinliche Rettung. Ein Gitter versperrte den Weg in die Kanalisation.

"Taktische Vorschläge?", wollte El Bandido wissen.

"Wir schlagen uns in die Kanalisation, von dort versuchen wir unsere Schiffe zu erreichen und brechen in einer Keilformation durch die feindlichen Linien."

Zusammen drangen sie in das stinkende Kanalsystem der Stadt ein. Oberhalb der Erde dröhnten die Bombeneinschläge auf dem Planeten.

"Hat jemand ´ne Ahnung, wo wir lang müssen?", fragte El Castigador.

"Klar, da lang!", entgegnete El Bandido.

"Sicher?"

"Ganz sicher. War nicht umsonst früher durch diverse Wüsten geritten. Da hab ich mir ´nen fabelhaften Orts- und Orientierungssinn angewöhnt. Eine Wüstenspringmaus ist nix gegen mich."

Im Schutze der Kanalisation schafften es die Freunde unbeschadet bis zum Hangar. Unzählige Piloten versuchten zu fliehen und lagen mit den Aggressoren im Clinch.

"Los, helfen wir ihnen, je mehr durch kommen, desto besser für uns", rief Artemis.

El Bandido verständigte die Mannschaften der drei Kreuzer, dass sie einen Korridor frei schießen sollten, während sie sich mit den anderen Piloten und Mannschaften durchkämpften. Dies wurde sofort in Angriff genommen. Zu dem Angriffsfeuer der Aggressoren des Empire gesellte sich das Geschützfeuer von drei mächtigen Kreuzern.

"Machen wir, dass wir hier weg kommen. Viel Glück!"

Artemis reckte Bandido und Castigador den erhobenen Daumen entgegen und sprang in die Luftschleuse ihres Kreuzers, in der sie zwei Mannschaftsmiglieder erwarteten, die sie mit Blasterfeuer nach hinten hin abschirmten. Gerade so entkamen sie der Gefahr des Todes. Gerade so, eigentlich war es wie immer.