Stories

es war einmal...

[neuer Thread|faq|Threads ein/aus klappen]

Kria Vænting (*) schrieb am 13-11-2005 13:05:07 : Ein Abschied
Dichter Nebel liegt in den Tälern des Meo. Zumindest in den Tälern auf den Ländereien der Northern Lights, zwischen dem Zuckerrohr, schlängelt er sich als Dunstschleier ohne ein Ziel entlang.
Langsam geht die Sonne über den Hügeln voller grüner oder sich langsam gelb färbender Stauden auf und verdrängt so den letzten, die klare Sicht unterbindenden, Nebel der sich nach und nach auflöst. Als sich die Sonne gerade voll und rot über die Dunstschicht geschoben hat geht leise knarrend eine Seitentür der Lagerhalle auf und eine verschlafene Gestalt mit zerzaustem Haar sucht ihren Weg nach draußen.

Frühschicht nennt man das also. Das ist doch die reinste Quälerei.

Verschlafen bahnt sich die junge Frau ihren Weg durch die wild herumliegenden Gerätschaften zum Transportshuttle, welches sie ungefragt zur Clanstation fliegen wird, sobald sie den Start-Knopf betätigt hat.

Das Shuttle reagiert auf den Sensor ihrer Key-Card und öffnet die Einstiegsluke durch die sie sich in den notdürftig und ziemlich wirr eingerichteten Innenraum begibt. Ein kurzer Blick auf die Konsole verrät ihr, dass sich die Systeme in einem Sleep-Modus befinden, den sie jedoch mit einem einfach Druck auf den grün hinterlegten Button beenden und so das Shuttle zum Start animieren kann. Nachdem sich die Triebwerke hochgefahren und sie es sich auf dem einzigen Sitz einigermaßen bequem gemacht hat erhebt sich das Shuttle sachte vom Boden und steuert mit einem eleganten Schlenker über die Lagerhalle und die umliegenden Grünflächen die Clanstation an. Gedankenverloren schaut Kria auf die sich immer weiter entfernenden Plantagen und die mittlerweile vollständig über den Dunstschleier erhabene Sonne, die alles mit einem gold-orangenen Anstrich versieht.

Den Gedanken, wie schön es hier ist, kann sie gar nicht ganz zu Ende denken, bis sich eine andere Figur in ihre Gedankenwelt einschleicht. Jemanden, den sie da nicht haben wollte, lenkte er sie doch nur von ihrem täglichen Ablauf ab. Ein leises Lächeln stielt sich auf ihr müdes Gesicht. Als sie es bemerkt unterdrückt sie es sofort und schellt sich eine Närrin. Sie hatte sich geschworen, nicht mehr an ihn oder ihre Techtelmechtel zu denken. So lange, bis die letzte Station der Northern Lights endgültig über die Bühne gegangen ist. Bis dahin werden sämtliche Kräfte gebraucht, da kann sie es sich doch nicht erlauben, unaufmerksam und verträumt durch die Geschichte zu schweben.

Auf dem kleinen Datapad, welches ihre Chefin, Ella McNamara, ihr gestern vor dem zu Bett gehen in die Hand gedrückt hat, strahlen ihr ihre heutigen Tagesaufgaben und Kontrollpunkte weiß auf blauem Grund entgegen. Systeme und Konfigurationen überprüfen, Speicherkapazitäten kontrollieren und nötigenfalls ausbessern. Sicherheitslücken finden. Wie lange soll sie denn damit beschäftigt sein? In Gedanken hat sie diese Aufgaben jedoch bereits umverteilt um dann den wirklich wichtigen Dingen nachzugehen.

Keine zwei Stunden später jedoch fand sie sich auf allen Vieren durch die Schächte des Sicherheitstraktes der Clanstation kriechen auf der Suche nach diesem einen kaputten Biorelais unter tausend gleichartigen. Warum musste es auch ausgerechnet genau das eine sein, ohne das die Stromversorgung für die Server der Sicherheit nicht hundertprozentig funktioniert? Nach einem guten gekrochenen Stück hat sie den Übeltäter gefunden und durch den Ersatz in ihrer Umhängetasche ersetzt. Jetzt noch ein letzter Check, ob auch alles funktioniert und dann nichts wie auf den Rückweg. Immerhin hat sie noch eine Ladung Aal an Bord der Wüstensturm, der sicherlich bald wieder beginnt zu leben, wenn sie ihn nicht innerhalb der nächsten Stunden dort abgibt, wo er hin soll.

Gegen 12 Uhr Mittags gibt sie dann per Intercom den Befehl an ihren 1O, die SdN Wüstensturm startklar zu machen und begibt sich zum letzten Funktionsscheck der Sicherheitssysteme in den Kontrollraum. Dort triff sie auf eine höchst beschäftigte Truppe bei der Arbeit und verabschiedet sich mit einem fröhlichen Winken in Richtung der Landedecks. Dort angekommen stellt sie zufrieden fest, dass ihr Schiff bereit zum Verlassen der Station ist. Mit schnellen Schritten ist sie an Bord des Schiffes. Kaum hat sie es betreten geht auch schon ihr Comgerät und ihre Chefin meldet sich mit einem höchst anklagenden Tonfall, wie sie die unfähigen Typen nur alleine lassen kann.

"Wenn du nicht möchtest, dass ich die nächsten Wochen wie ein alter Aal miefe, dann lässt du mich hier weg."

Das scheint Antwort genug zu sein, denn vom anderen Ende der Verbindung hört sie nur einen tiefen Seufzer und ein Klicken, welches ihr besagt, dass Ella McNamara ihr Comgerät deaktiviert hat.

Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht betritt sie keine halbe Stunde später ihr Quartier, nachdem sie zuerst die Brücke aufgesucht und dort die Anweisung gegeben hatte, schnellst möglich diese stinkige Ladung auszuliefern. Ihr Kleiderschrank zeigt ihr wie immer eine reichliche wenn auch gleichaussehende Auswahl an Kleidungsstücke: Hosen und Shirts in verschiedenen Blautönen, sämtlichst versehen mit dem Schriftzug "Northern Lights". Schnell hat sie sich ihre Trainingshose und das vollgeschmierte Shirt aus- und ihre Uniform angezogen. Ein schneller Blick auf ihre Kommunikationsstation zeigt ihr eine neue Nachricht. Eingegangen gestern, 22:37 Uhr. Ein Gedankenblitz schnellt durch ihren Kopf. Mit einem Schütteln versucht sie ihn zu verscheuchen. Und doch, er war es.

"Wenn du mich nicht ständig so abblitzen lassen würdest, könnte ich vielleicht auch endlich mal wieder in Ruhe schlafen um dann am nächsten Tag meiner Arbeit nachkommen. Aber so, wie du mich immer anzickst bleibt mir ja gar nichts anderes übrig, als mir neue Eroberungspläne auszudenken. Wie du siehst, bringst du es mit deiner Art nicht sehr weit bei mir. Und wie du weißt, weiß ich ja, dass du mich magst. Jetzt werde ich mal versuchen, eine Mütze Schlaf zu kriegen bevor ich morgen wieder vor Müdigkeit fast vom Sessel rutsche."

"Guten Morgen. Ich hoffe, du hattest einen grauenhaften Schlaf und schreckliche Alpträume. Ich würde mich unter Umständen dazu bereit erklären, dir eine Gutenachtgeschichte zu erzählen, sofern du mir versprichst, nicht zu weinen, wenn sie kein Happy End hat."

Kaum hat sie ihre Antwort abgeschickt kommt auch schon die Antwort in Form eines durchdringenden Quäkens, das ihr mitteilt, dass eine Comverbindung von extern auf ihre Akzeptanz wartet um dann auf ihrem Bildschirm zu erscheinen.

"Ohne lange um den heißen Brei herum zu reden: Wann kannst du hier sein? Und keine Angst, ich werde nicht weinen, dafür habe ich ja meinen Teddy", sein Zwinkern straft seine letzte Aussage lügen. "Wie kann ich dich denn dazu überreden, mir eine Gutenachtgeschichte zu erzählen?"

"Ich denke es sollte reichen, wenn du dafür sorgen kannst, dass ich unbemerkt auf die Station kommen kann. Ich würde mit einem Mietshuttle kommen. Das Schiff stelle ich in eine der öffentlichen Landedecks. Geht das? So gegen 20 Uhr?"

"Gebont, Süße. Bis dann."

"Aber bilde dir ja nichts darauf ein. Ich mache das nur aus Nächstenliebe."

Doch ihre Antwort bleibt ungehört, der Bildschirm ist schon längst wieder schwarz.

Der Rest des Tages schien partout nicht vergehen zu wollen. Minuten weiten sich zu Stunden, Stunden zur Unendlichkeit. Die Gedanken, ob es das ist was sie will, streiten sich mit denen, welche ihr verraten, dass es doch das ist, was sie sich immer erhofft hat, seit sie ihn das erste Mal gesehen hat. Damals, als er ihren Jäger fast geschrottet hätte und sie ihn anschließend in seinem Büro auf der Erynne aufgesucht hat. Nun ist es aber endlich an der Zeit, dieses Versteckspiel zu beenden. Er weiß, dass sie ihn mag, und sie weiß, dass er sie mag. Im Gegenteil zu ihr hatte er ihr das jedoch nie verheimlicht. Aber gehört das nicht auch dazu, sich interessanter zu machen?

Als es dann 19:30 Uhr schlug und sie das Mietshuttle aus der Parkhalte steuert kribbelt es doch unerwartet heftig. Melbar hatte sie nur eine kurze Mitteilung zukommen lassen, dass sie ihn morgen unbedingt sehen müsse und sich gleichzeitig auf einen Schoppen Wein eingeladen. 20 Uhr, wenn es genehm ist. Doch davon ist sie ausgegangen. Melbar würde keine so geheimnisvolle Nachricht ignorieren können. Dafür kannte sie ihren "großen Bruder" gut genug.

Entgegen ihrer schlimmsten Erwartungen klappt alles wie am Schnürrchen. Auf der Station angekommen wird sie jedoch zugleich zu ihrer großen Überraschung von zwei Sicherheitsmännern in Gewahrsam genommen. Ihre Identifizierung war genau die gewesen, die er ihr noch hatte zukommen lassen. Warum also jetzt diese übertriebene Kontrolle?

"Miss Vænting? Würden Sie uns bitte folgen?"

"Jungs, das muss ein schlechter Scherz sein. Ich habe einen…Termin mit Shel. Ich denke nicht, dass ich ein Subjekt bin, das solche Maßnahmen erfordert."

"Wir sind über Ihr Anliegen informiert, dennoch muss ich Sie bitten…"

"Du spinnst doch. Bring mich jetzt auf der Stelle zu deinem Chef. Ich warne dich. Ich bin nicht so unbedarft wie ich erscheine. Verarschen kann ich mich nämlich alleine."
Vor Wut ob dieser Situation beginnt ihr Gesicht langsam rot anzulaufen, bei Kria stets ein Zeichen für eine bevorstehende Situation.
"Mir reißt langsam der Geduldsfaden. Wenn ihr mich jetzt nicht sofort", sie betont dieses Wort mit gepresster Stimme, aus der ihre mangelnde Selbstbeherrschung spricht, "zu eurem Chef bringt, dann sehe ich mich gezwungen.."

"Siehst dich gezwungen zu was? Zu schreien, kneifen oder beißen?"

Schlagartig dreht sie sich um und sieht Shel breit grinsend an einem Türrahmen lehnen und höchst zufrieden mit sich und de Welt zu der Dreiergruppe hinüberblicken.

"Ich wollte es dir dieses eine Mal nicht zu leicht machen, deinen hübschen Dickkopf durch jede Wand zu kriegen. Aber nun hatte ich ja meinen Spaß, also komm."

Mit einer einladenden Geste bat er sie, ihm zu folgen. In Richtung der Sicherheitsleute deutete er ein Kopfnicken an, woraufhin sich diese zurückzogen.

"Na los, nun steh da nicht so rum. War doch nur ein Spaß. Jetzt weißt du mal, wie es mir immer geht, wenn ich mich bei dir kurz vor dem Ziel wähne."

"Davon bist du jetzt wieder um einige Meilen weiter entfernt als du glaubst."

Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen marschiert sie an ihm vorbei in die angedeutete Richtung. An der nächsten Kreuzung bleibt sie unschlüssig stehen, doch ohne eine weitere Bemerkung geht Shel an ihr vorbei. Dabei streift sein Arm scheinbar zufällig ihre Schulter. Noch ehe sie sich dieser Berührung gewahr wird muss sie sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Nach einigen Minuten schweigenden durch die Gänge Gehens hält er an einer Tür und öffnet diese, in dem er seine Hand auf ein Lesegerät legt. Ein leises Piepen und die Tür gleitet in die Wand hinein. Nachdem sie eingetreten sind schließt sie sich wieder, diesmal ohne ein Piepen.

Eine große Fensterfront gibt den Blick frei auf die vorbei führende Flugroute und die dahinter liegende Weite des Alls mit gelegentlichen Planeten, die durch den Stern wie aus eigener Energie heraus zu leuchten scheinen.

"Du trinkst doch sicherlich lieber Weißwein, oder irre ich mich da?"

Seine Stimme reißt sie aus der Betrachtung heraus.

"Ähm…ja, lieber Weißwein. Trocken, wenn du da hast."

Sie sieht Shel in einem hell erleuchteten Raum gebückt vor einer Art Kühlschrank stehen und darin herum suchen. Nachdem er das gefunden hat, wonach er gesucht hat, richtet er sich auf und präsentiert ihr die Flasche, die er scheinbar aus dem letzten Winkel heraussuchen musste. Sie zögert, geht dann auf ihn zu, nimmt ihm die Flasche aus der Hand, stellt sie auf der nächstbesten Gelegenheit, einem äußerst wackeligen Stapel Bücher, ab und küsst ihn.

Als sie am nächsten Morgen erwacht, ist das Quartier wie ausgestorben. Wie durch Watte hört sie aus der Ferne ein stetes Brummen. Sie richtet sich auf, greift nach dem Morgenmantel Huch, wo kommt der denn her? und geht unter die Dusche. Das heiße Wasser scheint die Erinnerungen wieder hervor zu spülen. Lächelnd steigt sie aus der Duschwanne und fönt sich die Haare. Zurück im Schlafraum sucht sie ihre Klamotten zusammen und ist gerade im Begriff, das Quartier zu verlassen, als die Tür aufgeht und Shel eintritt.

"Du willst gehen?"
"Ja, ich muss. Weißt du, ich habe auch Erledigungen zu machen."
"Du musst mir nicht beweisen, dass auch du große Dinge zu tun hast."
"Das habe ich auch nicht vor. Sehen wir uns heute Abend? Ich bin so gegen 22 Uhr wieder auf der Wüstensturm. Vorher muss ich noch kurz bei Melbar vorbei."
"Aber verrate ihm nicht zu viel. Nachher will er mich noch um einen Kopf kürzen, dein selbst erkorener Beschützer."
"Da werde ich schon drauf aufpassen. Also, bis später."

Zum Abschied beugt er sich zu ihr hinunter und gibt ihr einen Abschiedskuss. Keiner kann wissen, dass dies das letzte Mal gewesen sein wird.

Dieser neue, anbrechende und wundeschönste aller Tage scheint, im Gegensatz zum vergangenen, wie im Fluge zu vergehen. Ohne es zu merken ist es 19 Uhr geworden.

"Okay, noch dieses Wurmloch und dann sollten wir auf die SdN devil in angel shoes treffen. Passt auf beim Durchflug, wir hatten neulich schon einmal relativ großen Hüllenschaden abbekommen. Ich möchte nicht schon wieder tagelang in der Reparatur liegen müssen."

Langsam begibt sich die Götterdämmerung in den Strudel des vor ihnen liegenden Wurmlochs. Wie immer ruckelt der Durchflug, dank der neuen Dämpfer jedoch nicht zu sehr. Beim Austritt beschleunigt das Schiff noch einmal kurz, um dann wieder abzubremsen.

"Schilde halten bei 43 % Hülle."
"Naja, könnte schlimmer sein. Also los, beeilt euch."
"Kria, die Sensoren sind gerade offline gegangen."
"Wie konnte das denn passieren?"
"Scheinbar hat sich ein Relais überladen und ist implodiert."
"Schickt ein Team runter. Ich will nicht lange blind umher fliegen."

Doch noch ehe ihr Offizier die nötigen Anweisungen geben konnte erschütterten einschlagende Torpedos das Schiff.

"Hüllenbruch auf Deck 7, 8 und 9. Überlastung des Antriebs. Versagen der Schilde."
"Was…"
"Weitere Hüllenbrüche auf den Decks 3 und 5."
"Das kann doch nicht sein. Wer ist das?"
"Umleitung der Lebenserhaltungsenergien auf die Sensorik."

Mit vor Schreck aufgerissenen Augen sieht sie zwei Schiffe mit erneut geladenen Waffen auf ihre Götterdämmerung zufliegen. Diesem weiteren Angriff hält die SdN Wüstensturm nicht Stand und zerbirst in Sternenstaub.






I can't believe the news today. I can't close my eyes and make it go away. How long, how long must we sing this song, how long, how looohooohooong?
"Melbar, du musst langsam mal aus deinem Quartier raus und dich um deine Crew kümmern."
We can be this world to night.
"Hörst du mir eigentlich zu?"
Sie durchschreitet den Raum und beendet mit einem Tastendruck den hämmernden Bass, der durch das ganze Schiff des Melbar Kasom zu hören war.
"Es war Mord und das weißt du."
"Ja, ich weiß das."
"Nichts wird sie mir zurück bringen, den einzigen Menschen, für den ich mein Leben gegeben hätte."
Sunday, bloody sunday.
Kontakt: ICQ :
  • Ein Abschied - Kria Vænting(*) - 13.11.2005 13:05:07
Hier kannst du nicht antworten!
Hier kannst du nur mit einem Ingamenick schreiben, zu jedem deiner Charaktere wird automatisch ein Charnick generiert, für weitere/andere Ingamenicks kontaktiere bitte das Dev-Team.