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Janine rückt noch einmal ihre Uniform zurecht, dann trat sie in den Raum ein, in dem bereits 3 weitere Personen warteten. Eine davon war Paolo Rocca, seines Zeichens Anführer der ƒree Ascent. Genau wie Janine trug er eine schlichte Uniform, die ihn in keiner Form als das zu erkennen gab, was er war. Das lag unter anderem auch daran, dass die ƒree Ascent noch nicht die Größe erreicht hatten, in der solche einheitlichen Uniformen gängig waren. Vielleicht würde sich das mit dem heutigen Tag ja ändern, dachte sich Janine, während sie eine ihrer blonden Locken aus dem Gesicht, wo sie sich hinverirrt hatte, strich. Sie bewegte sich anmutig auf den Tisch zu, allerdings war nicht zu übersehen, wie die Strapazen ihrer Gefangennahme und anschließenden Haft an ihrem Körper gezerrt hatten. Wo sie vorher anmutig schlank gewesen war, war sie jetzt dünn und abgemagert. Ihre blauen Augen jedoch strahlten wie immer. Sie ließ ihre Augen von Paolo zu dem jungen Mann, der ihm gegenüber saß, wandern. Mit einer gewissen Freude wurde Sie sich seiner bewundernden Blicke gewahr. Es kam nicht selten vor, dass Männer ihr nachsahen, dessen war sich Janine durchaus bewusst, dennoch genoss sie es, bewundere Blicke auf sich zu ziehen, auch wenn es sich in diesem Fall doch noch eher um einen Jugendlichen handelte als um einen Mann.
Ihr Anführer, Paolo, neben dem sie Platz nahm, unterschied sich von in dieser Hinsicht sehr von ihr. Er war ein Visionär, der ein Ziel mit aller Bestimmtheit verfolgte und sich nicht von Nebensächlichkeiten ablenken ließ. Janine dagegen war nichts mehr als eine einfache Piratin, die vom Geld andere Leute lebte. Und doch hatten diese beiden Menschen zusammengefunden, um sich gemeinsam durchs Leben zu schlagen.
"Ach Janine, da bist du ja, dann können wir ja anfangen." Mit diesen Worte begrüßte Paolo Janine, die inzwischen mit übereinander geschlagenen Beinen Platz genommen hatte.
"Dies sind Ulf Jaspers und seine Schwester Svea. Und dies ist Janine Mondiale, meine rechte Hand und stellvertrende Clanführerin", fuhr Paolo an Ulf und Svea gewandt fort.
Die beiden begrüßten Janine mit einem Nicken, welches sie mit einem überraschten Lächeln quittierte. Vor ihr saßen ein etwa 17-jähriger junger Mann und ein Mädchen, das so um die 15 Jahre alt zu sein schien und sie mit einem schüchternen Lächeln von unten herauf anblickte. Janine fragte sich, was Paolo sich von einem Treffen mit ein paar Halbwüchsigen versprach, aber sie war schlau genug, ihn zumindest jetzt nicht danach zu fragen.
Diplomatie hatte Janine nie sonderlich interessiert, ihre Metier waren Geld, Schmuck und alle die anderen schönen Dinge, die das Leben zu bieten hatte, dennoch war es ihre Pflicht als Paolos Stellvertreterin, bei solchen Dingen anwesend zu sein.
Paolo reichte zuerst den beiden Geschwistern, dann Janine je einen kleinen Hologrammprojektor, welcher den Inhalt des Vertrages, der zwischen den beiden Gruppierung geschlossen werden sollte, enthielt. Janine begann etwas gelangweilt, die einzelnen Punkte des Vertrags zu lesen. Paolo ließ sich wie üblich sehr ausführlich über seine Ziele aus und verglich diese mit denen der Jaspers-Familie. Wohl, um ihnen Honig ums Maul zu schmieren, dachte sich Janine und musste ein bisschen schmunzeln, als ihr ein verstohlener Blick zu Ulf und seiner Schwester Svea tatsächlich ein gewisses Strahlen in deren Augen offenbarte. Scheinbar wirkten Paolos Worte auch bei diesen beiden. Er war schon ein faszinierender Mann, dachte sich Janine und ließ einen schnellen Blick zu Paolo wandern. Er blickte in die Runde, hatte die beiden Jaspers mit seinen Augen fixiert und beobachtete, wie sie konzentriert den Vertrag studierten, sich ab und an mit einem kurzen Tuscheln über einen Punkt unterhaltend. Immer wieder hatte es den Anschein, als müsse Svea ihrem Bruder die Tragweite des einen oder anderen Satzes oder auch einzelne Begriffe erklären. Paolo hatte sich wie immer auch in dem Vertrag sehr gewählt ausgedrückt und das schien Ulf doch ein ums andere mal Schwierigkeiten zu bereiten, wie an seinem Stirnrunzeln zu erkennen war. Janine hätte gerne mehr über ihn gewusst, diesen Paolo Rocca. Doch bis jetzt sie noch nicht die Zeit gefunden, ihn näher kennen zu lernen. Was ihr Auge ihr verriet, war, dass er etwas älter war als sie und über eine sehr hohe Bildung verfügen musste, er war ein Visionär und ein Gelehrter. Den Vertrag hatte er, nach Janines Wissen, eigenständig ausgearbeitet und ausformuliert, somit musste er wohl ein Gelehrter der Rechtskunde sein. Ich werde ihn in den nächsten Tagen genauer kennen lernen, nahm sich Janine fest vor. Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie erkennen, dass die Jaspers scheinbar zufrieden waren mit dem Inhalt der Kooperation ihrer beiden Gruppierungen. Sie setzte wieder ihr gewohntes Lächeln auf und schob den Holoprojektor beiseite, welche Eckpunkte der Vertrag hatte, wusste sie nicht, es interessierte sie auch nicht. Für sie gab es wichtigeres im Leben, Paolo würde sicher nicht einen Vertrag zum Nachteil seiner Gruppierung aufgesetzt haben und dadurch wäre Janine auf der sicheren Seite.
Nachdem sich Paolo erhoben hatte und Ulf Jaspers die Hand zur Besiegelung des Vertrages reichte, stand auch Janine zögerlich auf und ergriff die ihr entgegen gestreckte Hand Sveas. "Auf gute Zusammenarbeit", sagte Svea mit ihrer sehr leisen Stimme. Janine erwiderte die Floskel und wandte sich Ulf zu. Dieser reichte ihr die Hand und gratulierte ihr zu der abgeschlossen Kooperation ihrer beiden Gruppierungen. Er stand sehr aufrecht und grinste sie an, offensichtlich versuchte er gerade, sehr männlich zu wirken. Janine erwiderte auch diesen Glückwunsch, mit einem kaum wahrnehmbaren Schmunzeln auf den Lippen. Daraufhin wandte sie sich Paolo zu.
"Eine großartige Arbeit", meinte sie zu ihm. "Hast du den Vertrag überhaupt gelesen?" erwiderte Paolo mit einem Lächeln auf den Lippen. Janine errötete leicht und wandte sich etwas beschämt ab. Paolo schüttelte leicht den Kopf und brummelt etwas in der Art von "Diese Jugend" vor sich hin, dann verabschiedete er sich von den beiden Geschwistern und sah wieder Janine an. "Lass uns ein Glas Wein trinken gehen, wir haben auf etwas anzustoßen." Janine begann wieder zu lächeln, hakte ihren Arm bei Paolo unter und ließ sich von ihm aus dem Raum führen.
Dies war ein guter Tag für zwei aufstrebende Gruppierungen gewesen.