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es war einmal...

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Kassandra Black[.ƒA.] (*) schrieb am 29-09-2006 20:59:09 : Kassandras Tod
[OOC: Zuerstmal ein kleines Vorwort zu der Story. Wie schon der Titel verrät, geht es um Kassandras Tod, da der Char aber noch lebt und das auch weiterhin soll, kann diese Story als alternative Fortsetztung zu der letzten Story (Grosse Ereignisse) angesehen werden. Ich hab diesesmal auch versucht, die oft geforderten Absätze einzufügen. Über Kritik jeder Art freue ich mich immer, sowohl positiv als auch negativ, schliesslich möchte ich noch bessere Stories abliefern und jetzt viel Spass mit der Story.]

Kassandra betrachtete die graue Wand der Zelle. Sie hatte ihr Zeitgefühl verloren, seit sie in dem fensterlosen Raum saß. Aber es war sicher schon eine ganz Weile her, seit sie von Chantall du Garde und ihren Schergen gefangen genommen worden war. Nachdem sie das Angebot der Kopfgeldjägerin, Mitglied in deren Clan zu werden, abgelehnt hatte, war sie direkt an die Behörden des Maratin übergeben worden. Dort hatte sie ein kurzes Tribunal erwartet und nun saß sie in dieser schmucklosen, monoton grauen Zelle und wartete darauf, hingerichtet zu werden.

Immer wieder war sie den Abend damals in dem schäbigen Hotel durchgegangen, doch jedesmal endete es gleich, sie lag auf dem Bauch und war gefesselt oder aber sie lag auf dem Bauch und war tot. Nun, jetzt kam es nicht mehr darauf an, der Scharfrichter erwartete sie. Doch sie fürchtet sich nicht vor dem Tod, schliesslich war ein Teil von ihr schon sehr lange tot, schon seit dem Moment, als ihr Vater damals zu ihr ins Bett gestiegen war. Mit ihrer Unschuld hatte sie so viel mehr verloren als nur ihr Jungfernhäutchen. Es hatte sie innerlich gebrochen, dennoch wäre es falsch, alle Fehler, die sie in ihrem Leben gemacht hatte, auf diesen Zeitpunkt zu schieben. Sie war eine erwachsene Frau, sie traf ihre Entscheidung selbst und wenn sie ihr Leben betrachtete, dann hatte sie immer das getan, was sie für richtig gehalten hatte. Es mochte in den Augen der Anderen falsch sein, doch zumindest war Kassandra mit sich selbst im Reinen und würde aufrecht gehend in den Hinrichtungsraum schreiten und mit erhobenem, stolzen Haupt ihrem Schöpfer entgegen treten.

Kassandra schreckte aus ihrer Meditation hoch, als die Türe ihrer Zelle sich öffnete. Ein Wärter trat herein mit einem Tablette voller Speisen, ein wahres Festmahl bot sich Kassandras Augen. Da war ein wunderbares Rindfilet mit Pfeffersauce und Kartoffelstock, Rosenkohl, eine wunderbar duftende Mehlsuppe, gekochter Fenchel, gedämpfte Tomaten und noch einiges mehr. Es waren genau die Speisen, die sie sich für ihre letzte Mahlzeit gewünscht hatte. Ein leichter Klos bildete sich bei der Vorstellung, dass dies das letzte mal in ihrem Leben war, dass sie etwas essen würde. Für einen kurzen Moment erwischte sie sich dabei, an all die Dinge zu denken, die sie noch hätte tun wollen, doch nun war es zu spät. Sie zwang sich diesen Gedanken wieder zu verwerfen und konzentrierte sich auf das Essen, das vor ihr stand. Gierig begann sie, Stücke des Rindfleischs abzuschneiden und sich mit der Gabel in den Mund zu schieben. Es schmeckte köstlich, so köstlich, dass man dafür hätte sterben können. Kassandra musste innerlich lachen, als ihr dieser morbide Gedanke kam. Sie war ja gerade dabei, zu sterben. Etliche Bisse und Stücke später hatte sie das ganze Tablett leer gegessen. Es war schliesslich ihre letzte Mahlzeit, dachte sie sich und wer will schon für den Tod gut aussehen. Nur kurze Zeit nachdem sie das Tablett abgestellt hatte, kam auch schon der Wärter von vorhin und nahm das Tablett wortlos wieder mit.

Kassandra konnte nicht sagen, wie viel Zeit seit ihrem Essen vergangen war. Sie hatte sich zur Verdauung auf ihre Pritsche gelegt, anschliessend hatte sie wieder im Schneidersitz meditierend am Boden Platz genommen. Auch wenn sie sich fest vorgenommen hatte, ein erneutes Öffnen der Türe ohne Zusammenzucken passieren zu lassen, gelang es ihr nicht. Sie öffnete die Augen und sah in ein freundliches, leicht runzliges Gesicht, dass von kurzen, schon leicht lichten, graumelierten Haaren umrundet war. Ein kurzer Blick auf die Kleidung des Mannes verriet ihr, dass er ein Geistlicher war. Es wurde also tatsächlich ernst, dachte sich Kassandra. „Möchtest du die Beichte abgeben, mein Kind?“ fragte er mit einer freundlichen, wenn gleich mit der Tiefe einer Kirchenglocke gesegneten Stimme. „Um zu beichten, müsste ich meine Sünde bereuen, das tue ich aber nicht“, erwiderte Kassandra, ihre Stimme war weder trotzig, noch erzürnt, sondern von einer gleichgültigen Nüchternheit, dass der Pfarrer kurz leer schlucken musste. „Ich möchte euch allerdings bitten, ein Gebet für mich zu sprechen“, fuhr Kassandra fort. „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; Denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher. Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.“ Nachdem er das Gebet gesprochen hatte, sah er Kassandra noch einmal aus seinen brauen Augen an. Sie waren leicht wässrig geworden. „Dies ist deine letzte Chance, deine Sünden vergeben zu bekommen.“ „Danke“, erwiderte Kassandra „euer Gebet wird mir Kraft geben, aber ich habe keine Sünden, die ich vergeben haben möchte.“ Der Pfarrer schüttelte traurig den Kopf und verliess die Zelle durch die sich öffnende Zellentüre wieder. Auch Kassandra würde schon bald diesen Weg gehen.

Bei dritten mal schaffte Kassandra endlich, nicht mehr zu zucken, als sich die Tür öffnete. Der Wärter vom ersten mal trat ein, in den Händen trug er einen Eimer mit klaren Wasser. Es sei zum Waschen, meinte er zu Kassandra, als er den Eimer vor ihr auf den Boden stellte. Kassandra liess ihre Hände in das kalte Wasser gleiten, genoss das Gefühl auf ihrer Haut, während sie ihre Hände kurz im Wasser verweilen ließ. Dann zog sie ihre Arme zurück und liess das kalte Wasser von ihren Händen auf ihre Gesicht und ihre Stirn plätschern, es war erfrischend, kaltes Wasser im Gesicht zu spüren. Der Wärter riss sie schnell wieder aus ihrer Trance, als er sie zur Eile mahnte. Kassandra ließ noch einmal etwas Wasser auf ihr Gesicht tröpfeln und drehte sich dann zum Wärter um. „Ich bin soweit.“ Mit diesen Worten ließ sie sich ihre Arme vor dem Bauch zusammenbinden und aus der Zelle führen. Der Gang war genau so monoton wie ihre Zelle und wirkte endlos lang. Gesäumt wurde er von fensterlosen Türen, Licht spendeten unzählige Lampen, die in der Decke eingebaut waren. Der Gang schien endlos zu sein und Kassandra vermutete, dass hinter jeder dieser Türen ein Mensch auf den Tod wartete.

Endlich kamen sie in einem Raum mit einer Liege in der Mitte. Neben der Liege standen ein Mann und Frau in die weissen Kittel von Ärzten gekleidet, die Gesichter wurde durch den Mundschutz, den die beiden trugen, zum Teil verdeckt. Dies also waren ihre beiden Scharfrichter, die Todesengel, die beiden, die die Flamme des Lebens in Kassandra ausblassen sollten. Vor langer Zeit waren die Scharfrichter Rohlinge mit von einer Kapuze verhüllten Gesicht gewesen, jetzt waren es Ärzte mit einem Atemschutz vor dem Gesicht, doch ihre Aufgabe blieb die gleiche, ob mit dem Beil des Scharfrichters, der Flinte des Erschiessungskomandos oder der Spritze voller Gift, sie alle mordeten im Auftrag des Staates. Kassandra liess sich die Handschellen abnehmen und legte sich auf die Liege, wo ihre Arme an den Handgelenken festgebunden wurden. Ein kurzes Picken im Arm verriet ihr, dass die Infusion gelegt worden war, durch die sie zu Tode kommen sollte. Des weiteren fühlte sie die kalten Dioden des EKG, das ihren Herzaktivitäten anzeigen sollte. Das leise, gleichmässige Piepen der Maschine konnte einen echt wahnsinnig machen, dachte sich Kassandra. „Irgendwelche letzten Worte?“ fragte der Mann, dessen Stimme durch den Mundschutz etwas verzerrt wurde und dadurch unecht zu klingen anfing. Kassandra schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Vor ihrem geistigen Augen wurde die Welt durch die geschlossenen Lieder hindurch schwarz. Kassandra konnte nicht sagen, wie lange sie so dalag, dem gleichmässigen Piepen ihres Herzens lauschend, als sich der Rhythmus plötzlich zu erhöhen begann, um dann urplötzlich in einem einzigen, nicht endenwollenden Piepton zu verfallen. Das Schwarz vor ihren Augen wich einem grellen Weiss, doch obwohl es greller als die Sonne zu sein schien, schmerzte es ihrem Augen nicht, im Gegenteil, sie fühlte sich wohl, alles schien perfekt zu sein. Fast vermeinte sie noch in der Ferne eine Stimme zu hören. „Zeitpunkt des Todes, 16.25.“ Doch das musste wohl eine Einbildung gewesen sein, dachte sich Kassandra, während sie dem Licht immer näher kam.
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  • Kassandras Tod - Kassandra Black[.ƒA.](*) - 29.09.2006 20:59:09
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