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es war einmal...

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Hyuza Zatora (*) schrieb am 27-03-2007 16:53:21 : Selbstmitleid und neue Aufgaben
Nur langsam erhob sich Hyuza wieder. Die Knie seiner schwarzen Hose waren mit dunkler Erde und kleinen, funkelnden Steinchen bedeckt. Sein Blick fiel wieder auf den massiven Te´rohna Stein. Das Regenwasser der vergangenen Nacht hatte sich in den Kerben der goldfarbenen Gravur gesammelt und winzige Pfützchen gebildet die nun langsam von der Sonne getrocknet wurden. Im Gegensatz zu den anderen Gräbern auf dem von Karpov Memorial-Friedhof wirkte dieses Grab mit dem fast schon protzigen Stein wie das einer reichen Berühmtheit. Niemand würde je erahnen, dass sich darunter in der Erde die Überreste einer jungen Frau befanden, die ihr Leben lang nichts anderes getan hatte, als in einer heruntergekommen Wohnung vor sich hinzuvegetieren, das Herz von Sehnsucht zerfressen, apathisch, von jeglicher Realität entfernt.

Niemals hatte Hyuza erwartet, dass ein einzelner Mensch zu solcher Zerstörung fähig war. Erst recht nicht er selbst. Damals war er viel zu jung, um über die Konsequenzen seiner Taten nachzudenken. Er selbst war zerfressen vom Hass, nur noch angetrieben durch den Wunsch nach Rache. Dass er dabei ausgerechnet das Todesurteil des einzigen Menschen unterzeichnete, der ihm in dieser Welt noch etwas bedeutete, war konnte er nicht wissen. Oder vielleicht doch? Seit Tagen schon quälte ihn die Frage, ob es nun seine Schuld war oder nicht und je mehr Zeit er damit verbrachte, umso klarer wurde ihm, dass kein noch so prunkvoller Grabstein dazu in der Lage sein würde, über die Wahrheit hinwegzutäuschen.

«Sir? Kann ich Ihnen helfen? Geht es Ihnen nicht gut?»

Hyuza drehte sich um. Einer der Gärtner, die sich um die Grünanlagen hier kümmerten hatte sich ihm unbemerkt genähert. Der Mann war von kräftiger Statur, die Haut von der vielen Zeit die er an der Sonne verbracht hatte gebräunt. +f=#9ACD32.«Nein, ich…» Hyuza machte eine Pause und blickte erneut auf das Grab. +f=#9ACD32.«Nein, ich werde nun gehen. Danke.» Ohne den Mann eines weiteren Blickes zu würdigen, setzte er sich in Bewegung und ging langsam in Richtung des Ausgangs.

Obwohl der Raumhafen nur wenige Gehminuten entfernt war, hatte Hyuza sich dazu entschlossen, einen Umweg zu gehen. Normalerweise würde wohl niemand auf einen solchen Gedanken kommen, erst recht nicht, in einer Gegend wie dieser. Die Straßen waren verdreckt von Müll, Lebensmittelresten die vor sich hingammelten, teilweise sogar Exkrementen. Ein süßlich-fauliger Geruch lag in der Luft, eine unbändige Übelkeit auslösend die nur schwer zu bezwingen war. An die Wände der Häuser gelehnt, welcher eher Ähnlichkeiten mit Ruinen hatten als mit Wohnhäusern, waren mehr oder weniger junge Frauen zu erkennen die ihn mit ihren Blicken fixierten. Die meisten von Ihnen waren spärlich gekleidet und versuchten, ihre Reize so gut wie möglich hervorzuheben. Beim Gedanken daran, dass Sie vielleicht auch auf diese Weise versucht hat, etwas Geld zu verdienen, hätte ihn der Brechreiz fast übermannt.

«Hey Alter, rück die Kohle raus, aber flott!»

Ein älterer Mann in einem zerfetzten Mantel stand plötzlich neben Hyuza. In seiner Hand hielt er eine Klinge, dessen Griff abgebrochen war. Der Mann gab eine erbärmliche Gestalt ab und Hyuza wusste genau, dass er lediglich wenige Sekunden benötigen würde, um ihn zu überwältigen. Seine Finger tasteten für den Bruchteil einer Sekunde nach dem doppelläufigen Blaster in dem Halfter an seiner Hüfte, doch dann hielt er inne, griff stattdessen in die Innentasche seiner Anzugjacke und streckte dem Mann die Hand entgegen.

Hastig griff dieser das Geld. «Ey, danke Mann!» Dann verschwand er mit großen Schritten in eine der Seitengassen.

Hyuza wartete noch einen Augenblick, dann ging er langsam weiter. Eigentlich war es ein Fehler gewesen dem Mann das Geld zu geben. Immerhin würde er es höchstwahrscheinlich nur für Alkohol oder andere Drogen verwenden was ihn zwangsläufig noch tiefer in diesen Sumpf ziehen würde. Doch seit er sich in dieser Welt aufhielt, hatte er andauernd das Gefühl, Mitleid mit diesen Kreaturen empfinden zu müssen. Eine Sache jedoch war in diesem Viertel jedoch allgegenwärtig. Die Wenigen hier, die sich anscheint mit ihrem Leben abgefunden hatten und versuchten, das Beste daraus zu machen, strahlten eine Menge Herzlichkeit und Lebensfreude aus, trotz all dieser widrigen Umstände. Hyuza versuchte sich einzureden, dass es Sie vielleicht auch so gut getroffen hatte, doch nachdem was er von den Nachbarn und auf der Straße erfahren hatte, war dies zu keinem Zeitpunkt nach seinem Verschwinden der Fall gewesen.

Ein leichtes Vibrieren in der Innentasche seines Jacketts unterbrach seine Gedankengänge. Hyuza holte seinen Kommunikator hervor. Eine eingehende, transorbitale Verbindung. Es gab nur eine Person, die ihn auf diese Weise kontaktieren würde. +f=#9ACD32.«Was willst du?»

«Na, na, na, was wirst Du denn gleich so unfreundlich?»

Hyuza überlegte einen Augenblick, was er darauf antworten sollte. +f=#9ACD32.«Ich hatte darum gebeten, für eine Woche nicht von euch behelligt zu werden, dass weißt du genau. Also was willst du?»

«Es tut mir Leid, deine kostbare Zeit in Anspruch nehmen zu müssen, aber wir benötigen leider deine Hilfe. Es gibt Probleme mit Sektion 15 und wenn wir nicht umgehend reagieren, könnte das eine Menge Unannehmlichkeiten für uns alle bedeuten!»

+f=#9ACD32.«In Ordnung, ich kümmere mich darum!» Hyuza beendet die Verbindung und verstaute das kleine Kommunikationsgerät wieder in der Innentasche. Vielleicht war es das Beste, sich wieder ums Geschäft zu kümmern, als hier in diesem Ghetto dahinzuvegetieren, wie Sie es getan hatte. Was passiert war, ließ sich nun einmal nicht mehr rückgängig machen. Sicherlich hätte Sie nicht gewollt, dass er nun hier herumstreunen würde, in Selbstmitleid ertrinkend, auf der Suche nach Vergebung.



Im Orbit der Erde
Hyuza aktivierte die kleine Dechiffrier-Box und schob seine ID-Card in das Lesegerät. +f=#9ACD32.«Hyuza Zatora. Personal-Ident. Teta-sieben-eins-eins-vier.» Auf der Oberseite des kleinen Gerätes färbten sich die roten Dioden nach und nach in Grün um. Das Zeichen dafür, dass die Box ihn als Empfänger der übertragenen Informationen identifiziert hatte. Das Display der Kommunikations-Konsole flammte auf und zeigte das Foto eines Mannes mittleren Alters. Er trug einen Anzug und sein Gesicht wurde von einem gepflegten Bart geziert.

«Guten Tag Hyuza. Diese Person dürfte Ihnen wohlbekannt sein. Es handelt sich um Ethan Mc Dowl, Mitarbeiter der Agentur und Leiter der Sektion 15. Vor wenigen Stunden haben wir die Information erhalten, dass er Kontakt zu einer der Agentur nicht näher bekannten Person aufgenommen hat. Ziel dieser Kontaktaufnahme war die Weitergabe von Informationen die als „Streng Vertraulich“ klassifiziert wurden. Die Übergabe der Informationen wurde durch unvorhergesehene Zufälle verhindert, so dass wir Ethan Mc Dowl nichts nachweisen können.

Mit sofortiger Wirkung werden Sie der Sektion 15 zugeteilt. Ihre Aufgabe ist es, dort herauszufinden, wer noch alles in diese Sache involviert ist. Primäres Ziel ist und bleibt jedoch Mc Dowl selbst. Finden Sie heraus, wer der Empfänger der Informationen ist und erstatten sie umgehend Bericht.»


Das Display erlosch wieder während die Dechiffrier-Box seine ID-Card langsam wieder herausrückte. Nun konnte Hyuza verstehen, warum der Auftrag so dringend war. Mc Dowl war ein hoch angesehenes Mitglied der Agentur. Er hatte Hyuza sowie drei viertel der anderen Mitarbeiter im gehobenen Dienst ausgebildet und verfügte über detaillierte Kenntnisse der Führungsebene der Agentur. Natürlich nicht zu vergessen die geheimen Konten und Sponsoren die mit ihren Geldern dafür sorgten, dass die Agentur überhaupt erst Ihre Arbeit machte.

Hyuza holte tief Luft. Es machte den Eindruck, dass seine ganze Welt über ihm zusammenbrach. Damals hatte er die Erde verlassen, um Rache zu nehmen, an den Männern, die dafür gesorgt hatten, dass er mit einem Schlag nur noch Leere empfand. Und wohin hatte Ihn das geführt? In den Dienst einer für jeden Außenstehenden mehr als suspekt wirkenden Organisation, deren Tätigkeiten genauso geheim wie illegal waren. Seinem Ziel, der Suche nach den Mördern seiner Eltern war er kein bisschen näher gekommen. Ganz im Gegenteil, er hatte alles nur noch schlimmer gemacht in dem er Lena allein gelassen hatte.

Ein kaum zu sehendes Glitzern in seinen Augenwinkeln zeugte davon, dass in wenigen Augenblicken ein Träne seine Wange hinab gleiten würde, doch Hyuza kam ihr zuvor und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Langsam spürte er, wie die Leere wieder mehr und mehr Besitz von ihm ergriff. Wie sie die wenigen Gefühle, die sich tief in seinem Herzen geregt hatten verschluckte, bis nur noch die gleichgültige Schwärze übrig sein würde, die dafür sorgte, dass er so gut in seinem Job war.

Auf dem kleinen Display der Kommunikations-Konsole ging eine Nachricht ein. Die Bestätigung für einen freien Korridor durch den Erdsektor mit weiterführendem Kurs zur Spelzpassage. Langsam aktivierte Hyuza die Triebwerke und das kleine Shuttle setzte sich in Bewegung. In wenigen Stunden würde er Reebourn Major erreicht haben und sich dort bei Mc Dowl melden. Dieser wurde sicherlich ebenfalls über seine Ankunft in Kenntnis gesetzt. Dann würde alles wieder von vorn beginnen, wie bei zwei Raubtieren, die sich langsam näher kamen und wussten, dass eine finale Konfrontation unausweichlich war. Eigentlich der Stoff für einen Blockbuster, doch für ihn war es der Alltag, sein Job.
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