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es war einmal...

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Philippa Conaghy[TM´K] (*) schrieb am 28-03-2007 22:52:03 : Langweiliges Leben
Sehr geehrte Frau Conaghy,

mit größtem Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass es Ihnen mit Gerichtsbeschluss vom 26.03.2369 untersagt wurde, bis auf Weiteres sich Ihrem, in Scheidung befindlichen, Ehemann mehr als 10 Meter zu nähern.

Gegen diesen Beschluss können Sie Widerspruch erheben.

Bitte teilen Sie uns binnen einer Frist von zwei Wochen mit, wie Sie sich entscheiden.

Ich wünsche Ihnen auch weiterhin alles Gute und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Kasper-Grumpel
Rechtsanwalt


Was will er eigentlich? So ein arrogantes Arschloch.

Ungläubig starrt sie auf das Schreiben der Kanzlei des Rechtsanwalts ihres Ex-Mannes. Bis vor kurzem war dies auch noch ihr Rechtsbeistand gewesen.

Betrügt mich mit seiner Personaltrainerin und entzieht mir meine Lebensgrundlage. Und jetzt noch diese dämliche Verfügung. Was bezweckt er damit? Der Welt weismachen, dass er unschuldig und ich die rachsüchtige Furie von Ehefrau bin, die er verdient hätte?

Je länger sie auf den Briefbogen starrt, desto mehr verschwimmen die Buchstaben vor ihren Augen. Ihre Gedanken gleiten ab in eine Vergangenheit, die sie sich zu vergessen geschworen hatte. Ohne es zu merken rutscht sie mit dem Rücken die Schließfächerwand hinab, an der sie gelehnt hat. Ihre Haare verfangen sich an der offenstehenden Tür ihres Schließfaches, aber sie merkt nicht mal, dass es ziept.

Als ob er nicht selber am Besten wüsste, dass diese Heirat gegen meinen Willen war. Sie war arrangiert. Ich hätte doch nie im Leben diesen alten, reichen, fetten Kerl geheiratet.

Die Entrüstung macht langsam der Wut Platz, die sich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten hat und nun um Aufmerksamkeit kämpft. Phil gönnt ihr diesen Triumph und beginnt, sich in den Hass auf ihr früheres Leben hineinzusteigern.

Ich war der Preis den mein Vater bereit war zu zahlen, um seine verdammte Unternehmung auf die nächste Gemeinde auszuweiten. Mein Vater war käuflich, und ich musste dafür bezahlen. Aber was hätte ich denn, verdammt noch mal, auch tun sollen? Ich war Gott verdammte 16 Jahre jung. Und jetzt? Jetzt sitze ich mit einem Gerichtsbeschluss, ohne Geld und einer ganzen Menge an Gerichtskosten an. Nur, weil ich ihn und dieses Miststück erwischt habe.

Lautlos formen ihre Lippen die Worte "auch weiterhin alles Gute" und ihr Gesicht verzieht sich zu einem höhnischen Grinsen ob dieser belanglosen und ungemeinten Wörter. Worte, die nichts aussagen und es auch nicht sollten.

Aber was soll's.

Langsam erhebt sie sich und merkt dabei, wie ihre Gelenke nach dem langen knien knirschen.

Ich werde nicht so jämmerlich enden wie meine Mutter. Ich werde mich nicht von einem Mann rumkommandieren lassen, der der Meinung ist, er wüsste am Besten was für mein Leben gut ist.

"Er kann mich mal."

Diese Gefühlsregung kommt ungewollt, unbedarft und ehrlicher aus ihr herausgesprudelt, als ihr lieb ist. Ein weiterer Schließfachbesitzer dreht sich interessiert zu ihr um, aber sie ist schon längst dabei die restlichen drei Briefe aus dem Fach zu nehmen und die Umschläge aufzureißen. Allerdings ist nichts interessantes weiter dabei.

Wild entschlossen zerknüllt Philippa das Schreiben des Rechtsanwalts ihres Ex-Mannes und wirft es mit grimmiger Genugtuung in den Mülleimer direkt neben dem Schließfach. Hier lagert, seit ihrem Umzug aus dem gemeinsamen 47-Zimmer-Domizil in den Jäger "Kaikoura", ihre Post, die sie in unregelmäßigen Abständen abholt. Immer dann, wenn sie mal wieder durch Zufall am Mars vorbei kommt. Durch Zufall.

Zufall und Langeweile bestimmen seit geraumer Zeit ihr Leben. Es passiert nichts weiter als das, was Tassador, der sich ihrer angenommen hat, ihr beigebracht hat: Händler aufspüren, schocken, ärgern, erleichtern, verwirrt zurücklassen. Bis jetzt klappt das ganz gut. Sogar ihre beste Freundin hat sie für den "Job" als Söldnerin begeistern können.

Wobei Söldner zur Zeit ja mehr der Titel, als die tatsächliche Tätigkeit ist.

Heutzutage machen die Leute ihre dreckigen Geschäfte anscheinend selber. Na gut, kann ihr im Grunde nur Recht sein. Sie möchte nur Geld sehen. Sie möchte nur ganz viel Geld sehen, welches ihr alleine gehört, was sie nicht abtreten muss an einen reichen Mann, der sie schamlos benutzt hat. Sie möchte nur Geld sehen, mit dem sie machen kann, was sie will. Geld, mit dem sie sich ein eigenes neues Heim schaffen kann. Geld, das dafür sorgt, dass sie ihre eigene Assistentin, Trainerin oder Erste Offizierin hat, die sie dann nach Lust und Laune verführen kann.

Ihre Gesinnung in Sachen Zuneigung hat sie ziemlich früh erkannt. Doch etwas, was ihr Ex-Mann nie verstehen konnte war, dass ihre Freundin immer nur ihre beste Freundin war. Und durchaus nicht am gleichen Geschlecht interessiert. Für derlei Gedankengänge und Emotionsmöglichkeiten ist er jedoch zu beschränkt. Zu spießbürgerlich.

Sie schüttelt energisch den Kopf, so dass ihre blonden Strähnen fliegen, und schmeißt das Schließfach mit einigem Schwung zu. Anschließend meldet sie sich mit ihrer ID-Karte wieder ab und verlässt die Poststation. Auf dem Weg zu ihrer Kaikoura kauft sie noch die nötigsten Dinge ein und lässt sie sich zu in drei Stunden liefern. In der Zwischenzeit würde sie sich noch etwas Gutes tun und betritt den Friseursalon. Einmal schneiden und durchkneten bitte. Sie selber war, um ehrlich zu sein, nicht so sehr darauf bedacht, ihre Mähne in Zaum zu halten. Doch ab und an mal ausdünnen und einer ausgiebigen Pflege unterziehen schadet ja nicht. Vor allem würde sie sich danach wieder ungehindert die Haare kämmen können, ohne die Hälfte des Kammes darin zu verlieren.

Vier Stunden nach Betreten der stationären Einrichtung lässt Phil die Kaikoura vorsichtig manövrierend das Landedock verlassen und zündet die Triebwerke, um mit ordentlich Schwung in den Weltraum geschleudert zu werden. Im Inneren des Jägers fährt sie sich genüsslich durch die Haare, durch die sie jetzt problemlos durchkommt und nimmt sich fest vor, dieses Prozedere öfter über sich ergehen zu lassen. Im gleichen Augenblick weiß sie aber nur zu gut, dass dies nicht der Fall sein wird.

Sie zuckt die Schultern und beweist somit sich selbst, dass es ihr im Grunde auch wirklich egal ist, wie ihre Haar aussehen. Ihre Wirkung auf das andere Geschlecht kann sie auch so einschätzen und weiß, die Waffen einer blonden Frau einzusetzen.

Mit lauter Musik im Cockpit lässt sie den Autopiloten nach und nach eine vorprogrammierte Strecke abfliegen und hält nur hier und dort einen Moment länger, um sich nach möglichen Lieferaufträgen zu erkundigen. In der Zwischenzeit singt sie laut und hingebungsvoll ihre Lieblingslieder mit, spielt mit sich selber eine Partie Schach und verflucht zwischen den Zügen immer wieder ihren Ex-Mann und dessen Riesen-Ego.

Als eine Pegasus in den Scanner-Bereich eindringt unterbricht sich das Schach-Programm selber und weist Philippa auf das mögliche Ziel hin.

Froh über diese willkommene Ablenkung schaltet sie den Autopiloten ab und fährt die Schutzschilde hoch. Zeitgleich lädt sie den Tarnmantel und beginnt, sich "anzuschleichen". Was im Grunde nur heißt, dass sie sich direkt hinter das Händlerschiff setzt und sich geradezu und schnell nähert, um dem Opfer keine Chance zum entfliehen zu geben.

Nach einem kurzen Techtelmechtel hat der Kapitän die Schutzschilde bedingungslos deaktiviert und gewährt ihr, mehr oder weniger, freiwillig Zutritt zu seinem Raumschiff der Pegasus-Klasse.

Frohen Mutes und mit gezücktem Phaser betritt sie beschwingt das Schiff und wendet sich lächelnd an die junge Frau, die ihr als Erste und mit ängstlichem Blick begegnet:

"Hallo, ich tue dir nichts. Also keine Angst. Ich bin keiner von den bösen Buben. Sagst du mir bitte, wo ich den Kapitän finde?", sie setzt ihr bezauberndstes Lächeln auf, wischt sich mit einer flinken Handbewegung die langen blonden Haare von der linken Schulter und sieht herausfordernd die Gefragte an.

Mit zitterndem Finger weist sie ihr den Weg.

"Vielen Dank. Und du musst wirklich keine Angst haben. Bist nicht mein Typ.", sie winkt über die Schulter zurück und lässt das Mädchen konfus neben der Schleusenraumtür stehen.
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  • Langweiliges Leben - Philippa Conaghy[TM´K](*) - 28.03.2007 22:52:03
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