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John Goodspeed (*) schrieb am 15-02-2010 18:21:18 : Seite 2 - Strahlendes Erbe
Ich bin John Goodspeed und befinde mich heute auf dem Planeten Padoel im Mirassystem. In unserer heutigen wissenschaftlichen Rubrik geht es um ein besonders strahlendes Erbe der Menschheit.

Schon seit Jahrhunderten beschäftigt die Menschheit ein Problem, das mit dem Beginn der Nutzung der Kernenergie Mitte des 20. Jahrhunderts begann und auch heute noch eine Hunderttausende von Jahre andauernde Bedrohung hinterlässt. Obwohl es mittlerweile eine Vielzahl von Techniken gibt, die die Hinterlassenschaften der Kernspaltung, im allgemeinen Sprachgebrauch als Atommüll bezeichnet, sicher entschärfen kann, belasten die in der Vergangenheit in geologischen Tiefenlagern verbuddelten hochradioaktiven wärmeerzeugenden Brennelemente aus alten Uran- und Thoriumreaktoren zunehmend die Umwelt. Besonders betroffen sind die früh besiedelten Planeten, allen voran natürlich die Erde, aber auch der Mars und weitere Planeten.

Neu hinzu kamen die hochaktivierten Reaktorschilde aus Fusionsreaktoren und aktueller, die ersten Generationen von Strahlenschilden aus veralteten Fusionsantrieben, die auch nach aktuellem Stand der Technik nicht durch Transmutation oder vergleichbare Methoden zu entschärfen sind.

Aufgrund der aktuellen Ausweitung der Kontrollen durch A. Tomar, der galaxisweit anerkannten Instanz auf dem Gebiet Radioaktivität, haben wir uns bemüht ein Interview zu diesem auch nach Jahrhunderten noch immer aktuellen Thema zu führen.


GT:
Frau Tomar, wir bedanken uns für die Gelegenheit, dass sie uns empfangen und unseren Lesern ein wenig auf dem Gebiet der Verstrahlung weiterbilden wollen.

Was uns natürlich als erstes interessiert, sind die letzten Meldungen, nach denen Sie ihre Kontrollen insbesondere im Miras über die üblichen Kontrollaktivitäten hinaus verstärkt hätten. Gibt es dafür einen besonderen Grund?


A. Tomar:
Hallo Herr Goodspeed. Vorweg, der Begriff Verstrahlung ist kein wissenschaftlicher Begriff, sondern wird eher umgangssprachlich mangels besseren Wissens verwendet. Dieser Begriff führt leider zu der irrtümlichen Annahme, dass etwas bzw. jemand, der radioaktiver Strahlung ausgesetzt war, nun seinerseits strahlen würde. Das ist in erster Linie natürlich Quatsch und muss differenziert betrachtet werden. Es gibt zwei wesentliche Unterschiede in der Strahlenexposition. Das eine ist eine einmalige Strahlendosis in der Nähe einer radioaktiven Quelle. Dies kann zu Schäden führen. Aber nachdem die Quelle entfernt wurde, gibt es keine weitere Schädigung. Was bei einer ausreichend hohen Dosis aber bereits schon zu spät sein kann. Zum Anderen gibt es die Kontamination mit radioaktiven Stoffen. Eine äußerliche Kontamination, bei der radioaktive Stoffe auf die Haut oder die Kleidung gelangen und dort eine andauernde weitere Dosis erzeugen, kann in der Regel durch Ablegen der Kleidung und einer ordentlichen Dusche, sprich Dekontamination, entfernt werden. Schlimmer sind Inkorporationen, bei der radioaktive Stoffe ins Innere des Körpers gelangen. Diese erzeugen solange eine Dosis im Inneren, bis sie ausgeschieden wurden. Und das ist bei einigen Stoffen kaum der Fall, weswegen einem solcherart Kontaminierten meistens Substanzen zur gezielten Ausspülung der Stoffe gegeben werden. Diese Art der Kontamination ist die gefährlichste, da die radioaktive Strahlung direkt im Gewebe wirken kann

Nun zu ihrer eigentlichen Frag: Im Grunde handelt es sich dabei tatsächlich um reine Routinekontrollen. Wobei sich der Begriff Routine dabei auf Verdachtsmomente und Meldungen bezieht, denen ich nachgehe, wenn sie uns vorgelegt werden. In diesem speziellen Fall, auf den Sie wohl anspielen, handelt es sich um eine Meldung, für die ich etwas weiter ausholen muss.

Obwohl es heutzutage eine Vielzahl von Techniken zur Energieerzeugung gibt, die absolut sauber vonstatten gehen, also ohne die Produktion chemischen oder radioaktiven Mülls, gibt es immer noch die Nutzung der Kernenergie zur Wärme- und Stromerzeugung. Neben der saubereren Kernfusion, die allerdings ein hohes Maß an techninischem Aufwand und Primärkosten verursacht, und auch nicht ganz ohne aktiven Müll auskommt, gibt es weiterhin die Nutzung der Kernspaltung. Diese ist ganz besonders in den geologisch eher jungen Systemen zu finden.

Dabei stehen ganz klar Kostenfragen im Vordergrund. Eine Volkswirtschaft auf einem Planeten mit ungünstiger Atmosphäre in Kuppelbauten kann es sich kaum leisten, höchst moderne und teure, dafür aber saubere Kraftwerke zu bauen. Insbesondere, wenn geothermische oder gravitative Kraftwerke aufgrund fehlender Ausschöpfbarkeit nicht in Frage kommen. Für einen Kuppelbau macht eine zentrale und vor allem stabile Energieversorgung natürlich ganz besonders Sinn und so können sie eine Habitatkuppel mit etwa zwanzigtausend Einwohnern in einem geologisch jungen System ganz bequem mit vier bis fünf größeren Reaktorblöcken aus lokalen Quellen versorgen.

Das Dumme daran sind nun natürlich die radioaktiven Abfälle, die dabei produziert werden. Moderne Wiederaufbereitungsverfahren mit anschließender Transmutation können die Langzeitbelastung von einigen Hundertausend Jahren auf wenige Jahrzehnte schrumpfen und dabei sogar noch Energie erzeugen. Diese Verfahren sind jedoch kostspielig und würden die billige Erzeugung wieder stark verteuern, so dass dies eine übermäßige finanzielle Belastung darstellen würde. Teilweise wird das von externen Firmen auf anderen Himmelskörpern übernommen, wobei wir dann die Transporte überwachen.

Viele Gesellschaften in Habitatkuppeln verzichten allerdings auf diese Form der Entschärfung und suchen andere Wege, den Müll loszuwerden. Auf geologisch inaktiven Monden und Planeten wird der Müll häufig einfach in bereits ausgebeutete Minenschächte gekippt. Da die Biosphären solcher Habitatkuppeln häufig hermetisch von der Atmosphäre der Himmelskörper getrennt werden müssen, wird darin auch kein weiteres Problem gesehen und der Müll wird allzuoft einfach "vergessen".

Kürzlich hatten wir daher den Fall, dass bei einer erneuten Exploration ein altes Lager angebohrt wurde und die Mannschaft dabei einer starken Strahlenexposition ausgesetzt wurde. Es gab zum Glück keine weiteren Folgen, da keine Inkorporation der Stoffe erfolgte und die Strahlendosis gering ausfiel. Aber dennoch zeigen solche Fälle das generelle Problem mit diesen Altlasten, weil Informationen zu Lagerorten, Inhalten usw. nirgends aufgezeichnet wurden. Sie können sich sicherlich vorstellen was passiert, wenn ein großes Lager in einer offenen Biosphäre mal aus Versehen geöffnet werden sollte.

Und damit sind wir auch schon bei dem weitaus größten Problem, der Nutzung der Kernspaltung in offenen Biosphärensystemen. So ein moderner Reaktor stellt an sich keine Gefahr mehr dar, wie es frühere Reaktoren im Hinblick auf eine Kernschmelze taten. Es bleibt aber weiterhin die Entsorgung des Mülls. Glücklicherweise gibt es derzeit keine Gesellschaft auf Planeten und Monden mit offenen Biosphären, die es gesetzlich erlaubt, diesen Müll einfach offen irgendwohin zu kippen. Aber gerade deshalb werden andere Wege gesucht, den Müll möglichst billig loszuwerden. Und da kommen kriminelle Gruppierungen ins Spiel, die den Müll angeblich gesichert entsorgen, diesen in Wahrheit aber einfach außerhalb der Umlaufbahn ins All kippen und sich nicht weiter um die Folgen scheren. Was damit dann geschieht, lässt sich recht gut an der alten Weltraumschrottproblematik ablesen: Die jede Nacht auftretenden Schauer von Sternschnuppen auf dicht besiedelte Planeten mit Atmosphären, die eine so schön romantische Stimmung erzeugt, ist alles andere als natürlich. Das ist nämlich hauptsächlich der Zivilisationsschrott der modernen Raumfahrt, der sich den Weg zurück bahnt und in der Atmosphäre verglüht. Und genau das gleiche passiert mit dem atomaren Müll, der einfach irgendwo im All ausgekippt wird. Früher oder später wird er von der Gravitation eines Himmelskörpers eingefangen und regnet dann darauf hinab. In der Atmosphäre wird er dann fein verteilt und kontaminiert auf Dauer Luft und Boden. Das gleiche gilt natürlich für alte Fusionsantriebe und dergleichen, die in Raumschlachten übrig geblieben sind. In dem aktuellen Fall galt es, einige Container mit radioaktiven Abfällen abgebrannter Brennelemente zu bergen und der sicheren Entsorgung zuzuführen. Ob wir die Verursacher finden werden, ist noch fraglich, aber die Zusammensetzung der Isotope in den Brennelementen wird uns einen eindeutigen Hinweis auf die Erzeuger des Mülls geben. Und über die werden wir vielleicht auch die Entsorger finden können.



GT:
Kurze Zwischenfrage: Können sie die Gerüchte, dass die [PCG]-Station „Sternenstädtchen“ als Umschlagplatz diente verifizieren.

A. Tomar:
Sie werden entschuldigen, dass wir vor dem Ende der Untersuchungen keine nicht verifizierbaren Informationen herausgeben können. Daher muss ich Ihnen da leider das Spekulieren überlassen.



GT:
Ich verstehe. Dann werden wir wohl abwarten müssen, was sich ergibt. Es gibt aber doch noch andere Quellen atomaren Mülls?

A. Tomar:
Ja, schlimm sind beispielweise - neben den aktivierten Schilden der von Ihnen eingangs erwähnten älteren Fusionstriebwerken - auch die alten Atombatterien, die in Außenbereichen der Systeme eingesetzt werden, in denen keine ausreichende Sonnenaktivität für Solarpaneele vorherrscht. Dabei handelt es sich um ein ganz einfaches Prinzip. Ein extrem starker Alphastrahler, typischerweise ein Plutonium- oder Poloniumisotop, wird als Block gefertigt. Die hohe Radioaktivität heizt dabei den Block auf einige hundert Grad Celsius auf, da die Alphastrahlung in Materie auf extrem kurze Reichweiten seine Energie abgibt. In der Luft hier um uns herum kommen Alphastrahlen zum Beispiel nur wenige Zentimeter weit und sind dann nicht mehr nachweisbar. Die Wärme dieses Blocks wird dann mittels Peltierelementen in elektrischen Strom umgewandelt und versorgt ein autonomes System wie Satelliten oder dergleichen zuverlässig über Jahrzehnte hinweg mit ausreichend Energie.

Die ersten Versionen dieser Atombatterien gab es übrigens schon in der Frühgeschichte der Raumfahrt, als die Voyagersonden mit einigen Kilogramm Plutonium als Batterie auf die Reise geschickt wurden. Sie mögen sich nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn eine Rakete mit einer solcherart versorgten Sonde an Bord in der Atmosphäre durch die damals sehr anfällige Raketentechnik explodiert wäre. Teilweise wurden solche Batterien aber auch auf dem Boden in unzugänglichen Außenposten verwendet. Das damalige Russland hat damit im sogenannten Kalten Krieg Sendestationen im eisigen Sibirien versorgt. Da diese Batterien nicht genau kontrolliert wurden, gelangten nach dem Zusammenbruch des damaligen Warschauer Pakts einige dieser Batterien zu Schrotthändlern, die diese dann weiter verkauft haben. Eine solche Batterie als Altschrott in eine Ladung Stahl gekippt - sie können sich sicherlich vorstellen, was da alles kontaminiert werden kann.



GT:
Das waren schonmal sehr viele Informationen auf einen Haufen und ich denke, wir müssen uns an dieser Stelle bei unseren Lesern ein wenig über die umfangreiche Informationsflut entschuldigen. Aber ich denke, dies bietet eine ganz neue Sicht auf das Thema. Sagen Sie, wie können sie bei der jetzt schon so großen Vielzahl an Problemen mit einem einzigen Schiff überhaupt alles kontrollieren? Und was genau sind eigentlich ihre Aufgaben?

A. Tomar:
Wie wir das alles kontrollieren können? Gar nicht. Unsere finanzielle Ausstattung gestattet uns gerade mit Ach und Krach, neben einigen stationären Forschungs- und Entsorgungseinrichtungen unser einziges Bergungs-, Forschungs-, Mess- und Kontrollschiff finanzieren zu können, ohne das wir nicht einmal den Bruchteil unserer Aufgaben bewältigen könnten, die wir derzeit durchführen können.

Zu unseren Aufgaben zählt dabei alles, was eine irgendwie geartete Gefahr durch Kontamination darstellen kann. Bei Untersuchungen oder Unfällen auf Himmelskörpern können wir von unserer Seite aus selbst nur beratend und mit Hinweisen an die lokalen Autoritäten tätig sein. Es kommt jedoch nicht selten vor, dass wir auch um ein direktes Eingreifen vor Ort gebeten werden. Derzeit werden meine Einsätze nach Gefahrenpotential und verkürzten Wegstrecken optimiert. Bei einem großen Einsatz werde ich typischerweise auf einem solchen Kurs hingeschickt, dass ich unterwegs meine Kontrollaufgaben und kleinere Dinge wie die Bergung von gefährlichen Stoffen, z. B. die erwähnten Plutoniumbatterien oder illegal im All entsorgten Mülls, durchführen kann.

Weiterhin sind wir natürlich auch noch für die natürlichen Phänomene zuständig und diese haben es teilweise stärker in sich, als alles, was wir Menschen erzeugen könnten. Sie glauben gar nicht, welchen Belastungen die Menschen auf jungen geologischen Objekten ausgesetzt sind. Die Erde ist mit ihren rund 4,6 Milliarden Jahren ein vergleichsweise alter Planet. Die schweren Elemente, die auf dem Erdboden für einen Großteil der radioaktiven Belastung verantwortlich sind, wurden im Laufe der Jahrmilliarden im nuklearen Sonnenfeuer einander ablösender Sonnen erbrütet. Sie müssen sich das so vorstellen, dass es in den ersten Sonnen kuz nach dem Urknall nur jede Menge Wasserstoff gab, der Stück für Stück zu schwereren Elementen fusionierte. Ist so ein Stern dann zu einer Supernova explodiert, wurden große Mengen schwererer Elemente wie Helium und Lithium ins All geschleudert, die sich dann im Laufe der Jahrmillionen zu neuen Sonnen zusammenfanden, dort dann schon einen etwas schwereren Kern bildeten und zu noch schwereren Elementen verschmolzen. Irgendwann kamen dann stabilere Elemente wie z.B. Eisen und dergleichen dabei heraus. Und ganz spät dann die wirklich schweren und meist radioaktiven Elemente wie das Uran oder das Thorium, wobei dies vergleichsweise häufige Elemente sind.

Eine Mischung von vielen dieser Elemente fand sich dann im Laufe der Erdentstehung zu dem Planeten zusammen – aber man darf nicht vergessen, dass viele davon radioaktiv waren! Daher war die Erde anfangs ein reiner Glutball, befeuert durch die radioaktiven Zerfallsprozesse der Elemente und der Bombardierung durch andere Himmelskörper. Im Laufe der Jahrmilliarden zerfielen die stärker radioaktiven Elemente mit kürzeren Halbwertszeiten und so sank im Laufe der Zeit die Strahlenbelastung auf der Erdoberfläche. Dieser Effekt ist im übrigen der Grund dafür, dass das natürlich Uran auf der Erde nur noch zu etwa 0,71% das spaltbare Uran-235 enthält, welches eine kürzere Zerfallszeit als das Uran-238 hat, das nur durch Brut- und nachfolgende radioaktive Zerfallsprozesse in spaltbares Plutonium umgewandelt werden kann. Daher musste das Uran auch für die früher am meisten verbreiteten Leichtwasserreaktoren angereichert werden. Moderne Reaktoren haben dies nicht mehr nötig, insbesondere auf den jungen geologischen Objekten nicht, bei denen der Anteil des spaltbaren Urans noch sehr viel höher ist. Und damit automatisch die Strahlenbelastung ein Vielfaches von der auf der Erde beträgt. Nebenbei bemerkt, wird die Erdwärme immer noch hauptsächlich durch radioaktive und Spaltprozesse im Erdkern erzeugt, was die meisten Menschen nicht wissen. Im Grunde hat die Menschheit Jahrzehntausende auf dem größten vorstellbaren Kernreaktor gesessen. Daher ist die Tiefengeothermie genau genommen nur eine Nutzung eines natürlichen Nuklearreaktors.

Neben dieser radioaktiven Strahlung tritt ganz besonders eine Strahlenexposition durch kosmische Teilchen, der Strahlung von Sonnen und insbesondere der energiereichen Strahlung extremer kosmischer Phänomene wie einer Supernovaexplosion und der Geburt eines supermassiven schwarzen Lochs mit dem charakteristischen Gamma-Burst auf. Ein solches Phänomen in der direkten Nachbarschaft, also bis ein paar zehn Lichtjahre entfernt, eines bewohnten Planeten würde alles Leben einfach auslöschen. Glücklicherweise gibt es solche Monster in unserer direkten Nachbarschaft nicht, so dass wir uns auf Planeten mit einer schützenden Atmosphäre meist getrost zurücklehnen können. Wir nehmen ständig Messungen vor, um eine Kartierung der Schwankungen des Strahlenfeldes zu bekommen und bei einer Gefährdung frühzeitig warnen zu können.

Wobei wir damit beim nächsten Problem sind: Himmelskörper ohne Atmosphäre und ohne eigenes Magnetfeld. In den oberen Schichten der Erdatmosphäre finden wir die sogenannte Ionosphäre, im Grunde ein extrem verdünntes Plasma. In dieser Schicht trifft kosmische Strahlung auf die Moleküle der oberen Atmosphärenschichten und ionisiert sie, sprengt also Elektronen unter Abgabe von Energie heraus. Dies ergibt einen ziemlich effektiven Strahlenschutz. Hinzu kommt noch die Magnetosphäre, ein wirklich komplexes Gebilde. Gebildet wird diese durch einen Dynamoeffekt. Im flüssigen Erdkern gibt es Ströme ferromagnetischen Materials, in diesem Fall primär Elemente wie Eisen, die das Magnetfeld der Erde erzeugen. Treffen nun geladene Teilchen aus den Sonnenwinden auf dieses Magnetfeld, werden diese abgelenkt und erzeugen dadurch ihrerseits ein Magnetfeld, die sogenannte Magnetosphäre. Diese stellt einen sehr effektiven Strahlenschutz gegen geladene kosmische Teilchen dar, die einfach durch ihre Ladung um die Erde herumgelenkt werden.

Bei der Neubesiedlung von Himmelskörpern gibt es also zwei wesentliche Parameter im Hinblick auf die Strahlenbelastung, die analysiert werden müssen: Die Strahlenbelastung durch die Materie, aus der der Himmelskörper aufgebaut ist und die kosmische Strahlung, die bei fehlender Atmosphäre und Magnetfeld so extrem sein kann, dass ein Leben ohne künstliches Strahlenschild unmöglich wird. In der Vergangenheit wurden wir bei Neubesiedlungen immer wieder herangezogen, um eine strahlenbiologische Analyse und die Auslegung von notwendigen Maßnahmen, Habitatkuppeln und dergleichen im Hinblick auf die Bewohnbarkeit zu verfassen. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass eine solche Aufgabe extrem interessant ist. Seitdem aber kaum noch neue Besiedlungen geplant sind, wurden unsere Mittel auch drastisch gekürzt und wir können derzeit nur noch schwierig unsere normalen Aufgaben wahrnehmen.

Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich ihr Interview dahingehend nutze, um eindeutig auf diese Problematik hinzuweisen und den Menschen klar zu machen, was ihre Regierungsvertreter ihnen damit an Gefahren aussetzen!



GT:
Frau Tomar, ich komme kaum noch aus dem Staunen heraus, welchen Umfang ihre Arbeiten haben und wie komplex das alles zusammenhängt. Mit ihrer Erlaubnis werde ich für unsere Leser noch eine Zusammenfassung erstellen, denn ich fürchte, dass nur wenige bis zum Ende dieses Interviews durchhalten werden. Wie sehen Sie die aktuelle Gefahreneinschätzung?

A. Tomar:
Ach, sicher. Machen Sie nur, wir wollen ja ihre Leser nicht abhängen. Ich weiß ja selbst, dass ich kaum noch zu stoppen bin, wenn ich einmal ins Schwärmen komme. Das ist wahrscheinlich eine Eigenart von uns Wissenschaftlern.

Abgesehen von der ständigen Bedrohung durch zivilisatorischen Müll und dem aktuellen Fall hier im Miras, sind wir momentan vergleichsweise zufrieden. Sicher, die meisten Regierungen – vor allem in den ärmeren Habitatkuppeln, könnten einiges mehr für ihre Bürger tun, aber alles in allem sieht es derzeit vergleichsweise harmlos aus. Immerhin macht die Medizin ja auch massive Fortschritte, was die Bekämpfung tödlicher Krebsarten angeht, so dass wir mittlerweile die Grenzwerte in medizinisch gut versorgten Gebieten sogar nach oben korrigieren konnten, weil die mittlere gesundheitliche Gefährdung gesunken ist.

Dennoch machen mir einige aktuelle Messungen sorgen, die wir derzeit nicht verstehen. Wir haben nämlich regelmäßige Gammasignaturen mit zunehmender Intensität entdeckt. An sich würde ich dem kaum eine größere Bedeutung beimessen, denn sowas tritt häufiger mal bei Pulsaren oder sogenannten taumelnden Objekten auf. Interessant ist dabei jedoch, dass wir diese Signaturen gleich in den beiden Systemen Sarn Raal und Gladsheim messen konnten. Eine einfache Triangulation ist damit zwar nur schwer möglich, aber ein Richtungsscan deute auf eine Quelle außerhalb der Milchstraße hin. Dummerweise sollte da draußen eigentlich gar nichts sein, was ein solches Signal hervorrufen könnte und die Signale werden stärker, scheinen sich also sehr schnell zu nähern.

[A. Tomar legt eine kurze Pause ein.]
Was vielleicht die Messungen im Gammabereich erklärt. Wenn die Quelle im Röntgenbereich liegt und sich derart schnell nähert, wird sie durch die Dopplerverschiebung hier natürlich im Gammabereich ankommen. Wobei nicht klar ist, was da draußen Röntgenpulse erzeugen sollte. Hm…



GT:
Na, vielleicht kommt ja die nächste Generation von Aliens rein. Und diesmal vom Outer Space, wie es so schön heißt. Aber bevor wir uns hier in Spekulationen ergehen, warten wir lieber mal ab, was Ihre Messungen und Schlussfolgerungen noch ergeben werden. Was ich in Ihrer Gefahreneinschätzung etwas vermisse, ist jedoch die Gefahr terroristischer Angriffe mit strahlendem Material. Welche Gefahr sehen Sie darin?

A. Tomar:
Sicherlich ist das eine Gefährdung, die nie ganz auszuschließen ist. Jedoch halte ich diese Gefahr für sehr gering. Zum Einen gibt es im biologischen und chemischen Sektor, sowie durch herkömmliche Angriffe mit Sprengstoffen oder Waffen ein sehr viel höheres Gefahrenpotential. Zum anderen sind radioaktive Materialien in größeren Mengen meistens selbstsichernd. Erstens schleppen sie die üblicherweise zur Lagerung verwendeten einige hundert Tonnen schweren Behälter nicht einfach mal so weg und zweitens ist die Strahlenbelastung meist derart hoch, dass Sie das Material gar nicht verwenden oder transportieren können, ohne selbst innerhalb kürzerer Zeit eine lebensgefährliche Dosis zu akkumulieren. Drittens haben heutzutage alle öffentlichen Zugänge Gammascanner, die das Schmuggeln eines radioaktiven Stoffes extrem erschweren, solange Sie nicht über ein eigenes Raumschiff verfügen, mit dem Sie irgendwo auch noch unbemerkt landen könnten. Nein, da gibt es sehr viel einfachere Möglichkeiten, Schaden anzurichten, als sich selbst dieser Gefährdung für eine vergleichsweise geringe Wirkung auszusetzen. Anders sieht es natürlich mit Kernwaffen aus, aber diese liegen ganz klar außerhalb unseres Aufgabengebiets.



GT:
Wir danken Ihnen recht herzlich für diesen überaus umfassenden und interessanten Einblick in die Vielzahl ihrer Aufgaben rund um den Strahlenschutz. Wir wünschen allzeit einen guten Flug, Frau Tomar.

A. Tomar:
Ich bedanke mich, dass ich mal die Gelegenheit bekommen konnte, meine Arbeit einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Auch Ihnen einen guten Flug.



Es berichtete für Galactic-Times: John Goodspeed.
Wir fassen die Zeit für SIE zusammen!
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