RPG

„TakNav an Brücke: Nachricht von Lin´s Lair, Sensorortung positiv.“

Siegfried bestätigte kurz die Meldung des Ortungsgasts und wandte sich zum virtuellen Einsatztisch um. Die fünf Schlachtdrachen waren im Synchronlink im Sichtschatten des Frasu versteckt, um gemeinsam in Aktion zu treten. Erst kurz vor dem Angriff würde jeder wieder auf sich gestellt agieren. Dennoch erläuterte Siegfried die Befehle, während er die Eingaben auf seinem Pult vornahm, damit die anderen Kommandeure der fünf Schlachtdrachen im Bilde waren.

„Anflugvektoren werden gemäß Szenario Bravo Drei definierte Trajektorien gesetzt. Angriffsschema wie gehabt. Link wird geöffnet bei T minus 30 Sekunden. Bravo Drei Abschluss wie gehabt. Weiterhin beteiligt PAX-Geschwader Bachstein und unsere neuen Freunde. Insgesamt zwölf Einheiten. Fragen?“

Die ruhige Stimme von Antares ertönte: „Nur zwölf Einheiten? Reicht das? Diese Nappels verstecken sich doch immer gerne hinter dickeren Schilden und wenn die jetzt die Station angreifen, werden die das im Flotten-Synchronlink machen. Das dürfte hart werden.“

„Das reicht locker.“ antwortete Siegfried, „Die Analyse der letzten Angriffe hat gezeigt, dass hier einer der schlechteren Kommandanten am Werk ist. Langsame Reaktionszeiten auf unvorhergesehene Einflüsse, suboptimale Manöver und zögerlich bei den Angriffen. Dazu kommt, dass unser Zugriff beim Abflug des Angriffsmanövers erfolgen soll, wenn der Synchronlink wieder gelöst ist. Sonst noch Fragen? Nicht? Gut. Ihr habt Eure Befehle. Ausführung!“

Kurz darauf starteten gleichzeitig die mächtigen Fusionstriebwerke und die schlanken Schlachtdrachen schienen auf Feuerlanzen reitend ihrem Einsatz entgegenzufliegen.

„Link lösen in drei, zwei, eins, jetzt!“
Siegfrieds Stimme hatte einen leichten Unterton der Anspannung, als der Link gelöst wurde und jeder der fünf Schlachtdrachen nun eigenständig in den Zielanflug und den Angriff übergehen würde. Die Schiffe bildeten eine leicht versetzte Fächerform, so dass die Schussreichweite von allen fünf Schiffen innerhalb weniger Sekunden erreicht sein würde. Als Leitschiff war diesmal die Aurum Buteo vorgesehen, direkt gefolgt von Siegfrieds eigenem, Schiff, der Platinum Aquila.

„Ortung an Brücke: PAX und RIOT Eins im Zugriff, Schussreichweite in drei Sekunden.“

Siegfried gab sofort die Feuerfreigabe an, denn bei ihrer jetzigen Relativgeschwindigkeit würde es nur ein Fenster von wenigen Sekunden geben, ehe sie an dem Gegner vorbei und wieder aus der Feuerdistanz wären. Die Waffenentladungen der mächtigen Gammalaser waren auf dem Schiff nicht wirklich zu spüren, die Folgen des Angriffes wurden jedoch sofort ermittelt.

„Ortung an Brücke: Finalschuss, ich wiederhole, Finalschuss. Feindlicher Kontakt Tell Me Lies zerstört.“


Schlagartig wich die Anspannung aus Siegfried und er lehnte sich entspannter im Kommandositz zurück. Routinemäßig prüfte er die Einsatzbereitschaft der Schiffe und stellt fest, dass noch vier Einheiten in voller Einsatzbereitschaft und mit geladenen Waffenbänken zur Verfügung standen. Ein zufriedenes Grinsen spielte um sein Gesicht. Unter zwanzig Schiffen würde nichts gehen, hatte diese fiese Nappelschleiche behaubtet. Theorie entkräftigt durch Gegenbeweis. q.e.d.


Kurze Zeit später saßen die Kommandanten vor dem virtuellen Einsatztisch beim Debriefing des Einsatzes.
„Gut, fassen wir zusammen. Der Einsatz ist somit sehr erfolgreich verlaufen, Verbesserungspotential besteht bei solchen Einsätzen in Zukunft in einem Doppelzugriff, da wir noch Einheiten mit voller Kampfstärke in der Hinterhand hatten. Das sind doch wirklich mal erfreuliche Nachrichten. Weitere Kommentare?“

„Ja.“ mischte Antares sich ein, „Was macht ein Nappel beim Stationsangriff?“

Fragende Gesichter wandten sich ihm zu.
„Na, platzen!“

Nachdem das Gelächter wieder halbwegs verklungen war, mischte sich Anna ein: „Was heißt Tell Me Lies auf Nappelisch?“

Befremdete Gesichter schauten Anna an, als sie antwortete:
„Kein Glück.“

Nach einigen Sekunden, in denen sie die anderen voller Erwartung angesehen hatte und auf eine Reaktion hoffte, lehnte Anna sich genervt zurück.
„Ach kommt schon Leute! Der ist doch nicht so schwer. Überlegt mal, das ist bereits das zweite Schiff mit dem Namen, dass hops geht.“

„Also, Anna, echt!“ Siegfried klang tatsächlich belustigt. „Nappel und Denken, das schließt sich doch aus. Daher bitte keine Nappelwitze, bei denen man denken muss, das ist wie bei Blondinenwitzen, die ... Au!“

Kassandra hatte wie immer ein gutes Zielvermögen bewiesen und lehnte sich grinsend zurück, während Siegfried sein schmerzendes Schienenbein rieb.

„Bei Nappels hast Du natürlich Recht, bei Blondinen wäre ich besser vorsichtig. Die können nämlich zurückschlagen.“