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Kassandra Engels [RIOT] schrieb am 27-03-2010 17:36:12 : Nachtphilosophie
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"Ant?"
Kassandra hatte sich in die Arme des Riesen gekuschelt und schmiegte sich enger an ihn.

"Hmm?" antwortete ein unbestimmtes Brummen, das davon zeugte, daß Antares schon kurz vorm Einschlafen gewesen war.

"Glaubst Du, ich habe vorgestern wirklich eiskalt einen Unbeteiligten umgebracht?"
Erstaunlicherweise hörte sich nicht sonderlich besorgt an.

"Nein, das glaube ich nicht. Wenn der Schwachmat bei dem größten Angriff, den die Nappels bis dahin auf die Erdstation geflogen sind, nicht sofort die Flucht ergreift, sondern seelenruhig da stehen bleibt und angeblich ein Trainingsmanöver geflogen ist, dann ist der so saublöd, dass es die beste Tat war, ihn einfach aus der Evolution auszuklinken. Noch mehr Dummheit dieser Art verträgt das Universum wirklich nicht, also besser, die vermehren sich nicht."

"Naja, aber heute haben wir anscheinend eine wirklich unbeteiligte Station angegriffen und irgendwie bin ich mir nicht mehr so sicher. Glaubst Du nicht, ich bin dadurch ein schlechter Mensch. Also, ich meine so ein richtig schlechter Mensch?"

Antares lachte laut auf.
"Was ist das denn auf einmal für eine Frage? Du bist doch sonst immer die Erste, die ihre Waffenbänke leerpustet!"

Kassandra klang etwas kleinlaut, aber dennoch schien sie bestrebt, das Thema auszudiskutieren.
„Das stimmt schon, aber das nimmt mittlerweile doch schon Ausmaße an, die langsam im Massenmord münden, wenn man es genau nimmt. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich den damaligen Eid auf unser jetziges Handeln geschworen habe.“

Antares zog Kassandra enger an sich heran.
„Also gut, wollen wir das Ganze mal auseinandernehmen. Zum Einen, Du bist wahrscheinlich die einzige in unserem ganzen Haufen, die sich überhaupt solche Fragen stellt. Mir selbst ist das zum Beispiel vollkommen egal. Rein intellektuell weiß ich, dass wir aus ethischer und moralischer Sicht auf der falschen Seite stehen. Aber das wusste ich auch, als wir nur Piraten waren, die sich ein bisschen bereichern wollten. Jetzt sind wir halt Killer, macht im Grunde auch keinen großen Unterschied. Eine Schuld verspüre ich dabei nicht und gemäß den Lehren von Neely würde ich mit dieser Einstellung sogar zur überlegenen Spezies gehören.

Er schrieb nämlich, ich zitiere:
Es ist unzweifelhaft der Fall, dass die Menschheit nur durch die Ausprägung des Altruismus zu den überragenden Taten fähig war, die sie in ihrer Geschichte vollbracht haben. Denn die Form des Altruismus gegenüber anderen Individuen der gleichen Gruppe ist neben der gleichartigen Kultur das verbindende Merkmal einer Gruppe, durch die sie gestärkt wird und in der Gemeinschaft zu weitaus größeren Leistungen in der Lage ist, als würde jedes Individuum in egozentrischer Handlungsweise einzeln agieren. Dieser Altruismus wird beim Menschen zweiseitig erreicht. Zum Einen durch eine soziale Sanktionierung derer, die egozentrischen Charakters bezichtigt werden. Dies wird durch einen Mechanismus der Psyche erreicht, bei der ein Mensch durchaus auf eigene Vorteile verzichtet, wenn er jemanden, der klar egozentrischen Charakters ist, strafen kann. Zum anderen werden Belohnungsmechanismen in Gang gesetzt – die sich wiederum in direkter Belohnung durch die Gemeinschaft in Form von Zuneigung und sonstiger Vergünstigungen ergehen, aber auch transmitterinduzierte Belohnungsbahnen im Hirn aktivieren. Altruismus steht somit aus körperlicher Sicht auf der gleichen Stufe wie eine schwache Droge.
Ich besitze diesen Mechanismus nicht. Somit bin ich nicht zu altruistischen oder auch nur gemeinschaftlichen Dingen in der Lage. Vielmehr geht mir sogar jegliches Mitleid und jegliches Schuldgefühl ab, so dass ich in vollkommen egozentrischer Manier handeln kann. Sollte dies einem jeden Menschen zukommen, so wäre die Gesellschaft tatsächlich schon längst zerfallen. So aber bin ich eines der wenigen Individuen, die aus der schaffenden Masse herausragen und kann meinen individuellen Erfolg auf Kosten der Gemeinschaft erreichen. Aus biologischer Sicht bin ich somit einem Schmarotzer gleichgestellt, der als herausragende Eigenschaft einer individuellen Überlebensstrategie gehorcht. Neben der zweiten großen Strategie des gemeinschaftlichen Schaffens, das durch genetisch veranlagten Altruismus beim Menschen, aber ganz ausgeprägt vor allem bei staatenbildenden Insekten, auftritt, stehe ich somit für eine Überlebensstrategie, die mit der grundlegenden des Menschen in Konfrontation liegt. Da es jedoch nicht viele Individuen meiner Ausprägung gibt, stehe ich somit durch eine Rückkehr zu der einfacheren egozentrischen Strategie über dem der restlichen Menschheit und erhebt mich über diesen Pool an Ressourcen, aus dem ich frei Schöpfen kann.“

Antares holte nach diesem Monolog kurz Luft und Kassandra staunte einmal mehr über das phänomenale Gedächtnis ihres Verlobten. Sie war eine der wenigen, die diese Seite an ihm kannte und nicht nur einen bisweilen eher dümmlich wirkenden Riesen in ihm sah. Ganz im Gegenteil, sie wusste um seinen phänomenalen Verstand und fragte ihn immer wieder um Rat.

„So, gemäß dieses Verrückten wäre ich somit die Krone der Schöpfung. Das ist bei genauer Betrachtung natürlich Blödsinn, weil der Mann zu eingleisig dachte. Dennoch fühle ich vergleichsweise wenig Mitgefühl für unsere Opfer. Da hilft natürlich in erster Linie das unpersönliche Vorgehen in einem Gefecht. Man sieht nur die virtuelle Darstellungen oder allenfalls mal vergleichsweise weit entfernt einen Metallkasten, der was abbekommt. Aber die Menschen selbst sieht man dabei nicht. Das verschiebt die Sichtweise und entbindet das Gewissen von der direkten Erkenntnis, dass es dort drüben tatsächlich Menschen sind, die sterben. Im Grunde ist das vergleichbar mit einem Computerspiel, es sind nur Voxel, die sich verändern, mehr nicht.

Anna ist eher die logische Wissenschaftlerin, die in größeren Modellen denkt. Sie erfasst alles auf einer höheren Ebene und sieht in einzelnen Verlusten keine besondere Bedeutung für das Ganze. Das macht es ihr sehr leicht, das Morden zu abstrahieren und damit nicht wirklich wahr zu nehmen.

Bei Salome steht da ganz klar die juristische Bewertung im Vordergrund. Sie weiß zwar, dass wir derzeit gegen eine ganze Reihe Menschenrechte verstoßen, aber dennoch in unserem eigenen Kontext durch unsere Struktur und das Oberkommando legitimiert sind. Solange das der Fall ist und sie das Gefühl hat, dass wir gemäß einer höheren rechtlichen Instanz damit durchkommen, wird sie sich keine weiteren Gedanken drum machen.

Bleibt unser Chef. Das ist derjenige, dem ich von uns allen das größte Schadenspotential zuerkennen würde. Er ist eine dieser Kombinationen von eiskaltem, messerscharfen Verstand gepaart mit hohen moralischen Ansprüchen – und ich sage bewusst nicht ethischen. Durch seine extreme Intelligenz ist er in der Lage, eine Logikkette zu finden, die nicht nur jede seiner Handlungen legitimieren kann, sondern sie sogar als unvermeidbar definiert. Du kannst Dir das so vorstellen, dass er für sich dauerhaft eine Parallelwelt ausbildet, in der er als der strahlende Held dasteht – und es selbst nicht merkt. Somit wird alles, was er tut zu einer quasi göttlich legitimierten Handlung und ist damit sakrosankt. Auf Dauer führt dies zu einer sich immer weiter aufschaukelnden Spirale, bis er sich selbst auf einer Art Kreuzzug wähnen und geradezu fanatisch immer mehr und mehr abschlachten wird. Noch haben wir da etwas Zeit, aber ich wage die Prognose, dass es nicht mehr lange dauern wird. Und eines Tages wird er uns dann ans Messer liefern, weil er zu dem Archetypen eines paranoiden Autokraten geworden ist.

Und Du, meine Liebe, bist die einzige in unserem ganzen Verein, die emotionell an das Ganze rangeht. Und genau daher weiß ich, dass Du die einzige bist, die moralisch und ethisch gesichert ist und auch in Zukunft mit den Menschen zusammenleben kannst.“

Antares beugte sich zu der ihn im Halbdunkel anstarrenden Kassandra und gab ihr einen langen Kuss auf den Mund, aus dem sie sich schließlich herauswand.

„Glaubst Du das wirklich, was Du da gerade alles gesagt hast?“
Ihre Stimme klang erschrocken, aber dennoch fest.

„Ja.“
Eine klare Antwort von Antares.

„Oh …“
Es trat eine unbehagliche Stille ein, in der beide offensichtlich in Gedanken das Gesagt rekapitulierten.

„Nun …“
Kassandra räusperte sich leicht und ihre Stimme begann auf einmal zu Schnurren.

„Da wir offensichtlich noch etwas Zeit haben, bis es soweit ist, bin ich dafür, dass Du mir diesen ganzen Unsinn wieder austreibst und mir das Hirn rausfickst.“
Zielsicher griff sie mit ihrer schlanken Hand nach ihm...
Dieses Posting wurde am 29.03.2010 21:40:05 editiert (messagebody) von axe

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