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Nachdem sie das Dossier, an dem sie gerade gearbeitet hatte, abgeschlossen hatte, nahm sie sich die Aufzeichnungen zur Hand, die Saburo ihr zuvor gebracht hatte. Sie sah die Daten durch und überspielte sie in den Hauptrechner.
Nach nunmehr fast vier Wochen der Observierung ergab sich für einen neutralen und unbedarften Beobachter noch immer eine völlig unklare Situation. Paranoia? Vielleicht, aber sicherlich nahe dran. Die Intervalle zwischen den Rundgängen der Wachen waren so unregelmäßig, dass man unmöglich sagen konnte, wann sie erneut aufbrachen. Mal lagen zwei oder drei Stunden dazwischen, manchmal aber auch nur wenige Minuten.
Als sie die ersten Berichte bekommen hatte, wäre sie beinah der Versuchung erlegen, etwas tiefer zu graben, um genauere Informationen zu bekommen. Wieso betriebt jemand einen solchen Aufwand, wozu das Ganze? Es reizte sie, sich tiefergehend mit der Angelegenheit zu befassen, was jedoch einem Vertragsbruch nahe käme. Natürlich bedeutete das nicht zwangsläufig, dass jemand davon erfahren müsste. Sie würde schließlich nur ihre Neugier befriedigt wissen. Was aber wäre, wenn sie mehr heraus fände, als ihr lieb wäre. Könnte sie das bewahren? Vermutlich hätte sie auch ein schlechtes Gewissen ihrem Partner gegenüber. Und falls es doch irgendwie heraus käme, würde der Ruf der Firma darunter leiden.
In der relativ kurzen Zeit, in der sie ihre Dienste anboten, hatten sie sich einen Namen gemacht, weil sie sich 100%-ig an ihre Aufträge hielten und niemals indiskret waren. Jeder Auftrag wurde genauestens erfüllt, mochte er noch so ungewöhnlich sein. Und wenn es hieß Beobachtung, dann hieß es eben auch nur Beobachtung. Also rang sie ihre Neugier nieder und verwarf den Gedanken an weitergehende Nachforschungen.
Sie seufzte und machte sie wieder an die Arbeit.
Als sie wieder aufsah, war es draußen bereits dunkel geworden. Sie atmete ein paar Mal hörbar, stützte den Kopf in die Hände und rieb sich die Schläfen.
Einen Moment lang war sie versucht, die Arbeit fortzusetzen, aber ein Blick auf die Uhr überzeugte sie vom Gegenteil. Sie sicherte die Daten, nahm ihren Blazer vom Haken und verließ das Büro.

+f=#DC143C„Auch ein langer Tag endet ja gottlob einmal“, der Pförtner lächelte sie aufmunternd an.
+f=#FFFF99„Na ja, mitunter habe ich das Gefühl, der Tag ist nicht lang genug“. Sie lächelte zurück. +f=#FFFF99„Die Arbeit macht sich ja auch nicht von allein. Und wenn man allein ist, braucht eben alles länger. Gute Nacht“.
+f=#DC143C„Gute Nacht, Miss van Clerk“.

In ihrer Wohnung angekommen, flogen ihre Schuhe in einem hohen Bogen quer durch den Raum und sie glitt mit einer eleganten Bewegung aus dem Blazer. Sie hob ihn vom Boden auf und hängte ihn auf einen Bügel.
Anschließend öffnete sie den Haarknoten, schüttelte ausgiebig den Kopf. Ihr langes, dunkles Haar entfaltete sich über ihrem Rücken und rund um ihren Kopf. Sie wuschelte mit beiden Händen hindurch und gähnte ausgiebig.
Und jetzt in die Wohlfühlklamotten, einen gemütlichen Feierabend mit einer schönen Flasche Wein hatte sie sich jetzt verdient.
Sie hatte es sich gerade auf der Couch gemütlich gemacht, als das Kommunikationsterminal eine eingehende Verbindung meldete. Kara bestätigte und auf dem Videobildschirm erschien das Gesicht ihres Kompagnons.
+f=#008000„Hey Kara. Wie kommt’s, dass du schon zu Hause bist?“
+f=#FFFF99„Soll das ein Witz sein? Hast du ne Ahnung, wie spät das ist?“ Etwas missbilligend sah sie Blake an.
+f=#008000„Öhm... Entschuldige. Sollte ja kein Vorwurf sein“. Er lächelte. +f=#008000„Liegt vielleicht daran, dass bei mir noch Tag ist“.
+f=#FFFF99„Ja, schon gut. Nicht ernst nehmen. Ich bin etwas gestresst. War ein langer Tag. Wolltest du irgendwas bestimmtes?“
+f=#008000„Ja. Ich wollte dir nur bescheid geben, dass ich nicht wie geplant wieder da bin. Ich muss hier noch was erledigen. Kannst du meinen Termin morgen übernehmen?“
Kara nickte.
+f=#008000„Danke. Ich schulde dir was. Wir sehen uns dann“.
Mit einem Lächeln schloss er die Verbindung.