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es war einmal...

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Lina Inverse schrieb am 05-10-2007 14:24:53 : der Trinker
upic
Ich weiß nicht mehr genau, wie dieser triste Ort überhaupt hieß. Es war eine dieser tristen Städte auf Cana Merotheus, die sowieso fast alle gleich aussahen. Enge Gassen, überall diese schwere Luft. Wenn es auf dieser Welt noch Orte gab, die anders aussahen – mit Ausnahme dieser recht eintönigen Geröllwüste - hatte ich sie noch nicht entdeckt. Wie es hier jemand längere Zeit aushalten konnte, war mir ein Rätsel. Okay, das Leben auf einem Sternenschiff mag auch nicht wesentlich angenehmer sein, aber immerhin bestand die Aussicht hin und wieder einige angenehmere Örtlichkeiten aufzusuchen. Diese Welt gehörte jedoch eindeutig nicht dazu. Anstatt mich noch weiter durch diese Gassen zu quälen, beschloss ich irgendeine Kneipe, ein Restaurant oder irgendwie etwas, wo ich eine Kleinigkeit zu mir nehmen konnte, aufzusuchen. Nichts hebt die Laune besser als eine kleine Mahlzeit zwischendurch! „Fjölnirs“ blinkte es in gelber Leuchtschrift über dem Ziel meiner Wahl. Das hört sich nicht gerade wie ein klassisches 5-Sterne Restaurant an? Stimmt. Aber die Auswahl war auch nicht die Größte und mein Magen drängte mich immer mehr zu einer Auszeit. Da nimmt man halt, was man kriegen kann. Eine schmale Treppe führte mich hinab in den Gastraum, der überraschend gut aussah, wenn man keine zu hohen Maßstäbe ansetzte. Kleine runde Tische mit jeweils zwei bis vier einfachen Stühlen füllten die Mitte des Raumes. Gegenüber der Treppe befand sich ein langer Tresen mit Durchreiche – vermutlich bzw. hoffentlich zur Küche – und an den verbliebenen Seiten säumten gepolsterte Bänke den Raum. Vor allem jedoch war es sauber und das war bereits mehr als ich zu hoffen gewagt hatte. Nachmittags um diese Zeit waren nicht sonderlich viele Gäste da, so dass ich mich bequem in einer der Ecken niederlassen konnte. Nach einem kurzen Blick auf die Karte war schon eine doppelte Portion Pommes rotweiß bestellt und ich nahm mir ein wenig Zeit die anderen Gäste zu mustern. In der mir gegenüberliegenden Ecke saßen ihren Overalls nach zu urteilen zwei Techniker der planetaren Landezone. Sie regten sich ziemlich über Überstunden auf, die sie heute hatten schieben müssen, weil „irgend so eine Verrückte“ beim Landen das halbe Dock demoliert hatte. Zum Glück konnten die nicht mich meinen, denn ich war schließlich nicht verrückt. Über die leicht, sagen wir, suboptimale Landung heute möchte ich lieber nicht sprechen. Ich will jetzt keine Witze über Frauen und einparken hören! Viel interessanter als die Beiden war die Gestalt, die in der Mitte des Raumes saß. Es handelte sich dabei um einen großen Mann mit dieser typischen Schläger Statur. Er hatte den Kopf oben kahlgeschoren und hinten trug er einen braunen Pferdeschwanz, dazu hatte er diesen Blick, der einem kalte Schauer über den Rücken laufen ließ. Die Art Mensch halt, der man nachts nicht so gerne über den weg lief. Aber das war nicht das eigentlich interessante an ihm. Interessant war wie schnell er den Rum auf seinem Tisch vernichtete. Schluck, Nachfüllen, Schluck, Nachfüllen. Man hätte meinen können, der inhaliert das Zeug. Schließlich näherte sich der Pegelstand seiner Flasche dem absoluten Minimum. Diesen erreicht winkte er den schlaksigen Kellner herbei. Apropos Kellner, wo blieben eigentlich meine Pommes? Mit klaren Worten versuchte der Angestellte dem Kerl zu erklären, dass er ihm keinen Rum mehr geben würde, doch mit einem eben so klaren Blick machte der Trinker dem Kellner klar, dass das keine gute Idee war. „Und nicht wieder diesen Billigfusel! Ich will den mit den drei Buchstaben!“, setzte er nach. Der Kellner schien kurzzeitig irritiert, doch dann erwiderte er: „Bitte? Ach, sie meinen NLS-Rum. Wir haben leider nur noch sehr wenig davon, da ja nun schon länger keiner mehr produziert wird, und ich will ja nicht anmaßend sein, aber ich glaube nicht, dass jemand wie sie...“ Der Mann am runden Tisch steckte dem Kellner irgendetwas zu, was diesen sofort verstummen ließ und seine Augen zum leuchten brachte. Diesen Effekt erzielt in der Regel eigentlich nur eines: Credits. Vermutlich waren es auch nicht wenige. Ich frage mich ernsthaft, wo jemand wie der, genug von dem Zeugs herbekam, um es so zu verprassen. Jeder weiß, dass dieser Rum mittlerer weile eine Rarität geworden ist, nicht zuletzt deshalb, weil sich Smalls Greedy Pirates die letzte Ladung unter den Nagel gerissen hatten. Tief in meine Gedanken versunken, wie ich war, hatte ich gar nicht mitbekommen, dass es nun der Fremde am runden Tisch seinerseits war, der mich anstarrte. Erwähnte ich bereits, dass er einem auf diese Art und Weise kalte Schauer den Rücken herunterjagen konnte? Genau das tat er jedenfalls. Schließlich hob der Kerl seinen Arm und deutete mit ausgestrecktem Finger auf mich „Du!“. „Ich?“, gab ich nur relativ leise, fast schon ein wenig furchtsam von mir. „Ja, ganz genau du!“, fuhr er fort, „Bist du Ire?“. Bitte? Was dachte der sich? In mir brauste es auf, doch angesichts der Übermacht an Mensch, fiel meine Antwort recht zart und leise aus – was ich in der Regel übrigens auch bin, dass ich ständig am rumschreien bin, ist wirklich nur ein Gerücht: „Nein, werter Herr, ich bin nicht irre, ganz gleich was die zwei Heinis dort vorne auch behaupten mögen.“ „Ich habe dich nicht gefragt, ob du irre bist, Mädchen, sondern ob du Ire bist! Ire! I – R – E.“, gab er in einer Weise von sich, die definitiv nicht erkennen ließ, dass der Mann vor wenigen Augenblicken noch eine ganze Flasche Rum geleert hatte. Wobei ich mir im Übrigen nicht mehr sicher bin, ob sie zu Anfang voll war. „Nein, ich bin auch keine Ire und nenn´ mich nicht Mädchen“, erwiderte ich diesmal schon leicht energischer. Ich mag zwar jung aussehen, doch ich kann es überhaupt nicht ab, wenn man mich „Mädchen“ nennt - oder so behandelt. Mein gegenüber verengte kurzzeitig die Augen und begann dann zu grinsen. „Egal, du siehst jedenfalls aus wie eine und ein einigermaßen hübsches Gesicht hast du auch noch. Du bist genau das, was ich gerade suche!“ Das ganze entwickelte sich langsam, na ja, viel eher schneller in eine Richtung die mir nicht behagte, ganz und gar nicht behagte. Meine Blicke schweiften umher nach einer Möglichkeit suchend, mich aus dieser Situation zu entwinden. Zum Ausgang rennen? Nein, der brauch nur einmal den Arm ausstrecken. Richtung Küche? Hmm, das gleiche. Überhaupt eine schlechte Position. Hach, ich wünschte ich wäre nicht so geizig gewesen und hätte mir doch die Waffe gekauft. Da musste mir wohl mein einzigartiges Charisma aus der Situation helfen – wobei mich das wohl eher hinein gebracht hatte. Ich hätte den Typen einfach nicht so lange anstarren sollen, meinen Augen kann halt niemand widerstehen. „Also du bist einfach nicht so mein Typ...“ Super... das war jetzt sehr charismatisch von mir. Doch plötzlich schallte mir ein lautes lachen entgegen: „Nein... das war auch nicht ganz so meine Absicht, ich habe es nicht so mit kleinen Mädchen.“ Ich bin kein kleines Mädchen! Als ich mich gerade aufraffen wollte, ihm irgendeine Beleidigung an den Kopf zu werfen – egal ob gefährlicher Hüne oder nicht – fuhr er fort: „Interessiert daran, reich zu werden? Das ganze sogar noch legal?“ Das war mein Stichwort. Reich war immer gut, legal noch viel besser. „Hier der höchst seltene NLS-Rum, der Herr“, meldete sich der Kellner zurück, der sich gleich meiner angestauten Aggression, meinem Hunger und den mangelnden Pommes stellen durfte. Ich mag vielleicht ein wenig laut geworden sein. Okay, selbst der Koch hat aus seiner Küche hervorgelugt, aber so weiß er zumindest was Sache ist. Trinkgeld sollte der Kellner im Übrigen heute Abend nicht erwarten. Als sich der Kellner recht flott wieder verflüchtigt hatte, nahm mein Gegenüber die Flasche in die Hand: „Siehst du das hier? Flüssiges Gold, sehr schmackhaftes noch dazu. Und ich habe vor wieder welches zu produzieren.“ Diesmal war es an mir laut loszulachen. Jeder wusste, dass die NLS - Rumbrennerei samt allen Rezepten verloren gegangen war. Nicht an irgendjemanden verloren, sondern verloren in dem Sinne von verlegt, nicht widergefunden werden können. Es ist unmöglich eine Rumbrennerei einfach so zu verlieren? Mag sein, aber nach Auflösung des Clans haben DIE es tatsächlich geschafft. „Und wie will der Herr die „Verlorene Brennerei“ ausfindig machen?“, fragte ich herausfordernd. Wieder schmückte ein breites Grinsen das Gesicht des Trinkers, der schon wieder dabei war sich ein Glas zu befüllen: „Mir ist es gelungen Zugang zu weiten Teilen des alten Handelszweigs des Clan zu bekommen. Inklusive allen Einrichtungen, Datenbanken und Finanzmitteln“ „Du weißt, wo die Brennerei steht?“, entgegnete ich überrascht. „Nicht direkt, aber ich weiß da jemanden, der den Standort kennen müsste. Ein ehemaliges Mitglied, eine Ire denke ich, das immer noch die alten Einrichtungen des Kämpferzweiges verwaltet. Und du könntest genau die richtige Kontaktperson sein.“ Das klang in der Tat vielversprechend - ich mein einen Versuch war es vielleicht wert? Da blieb mir nur noch eine Frage: „Und was springt für mich dabei raus?“ „Wie wäre es mit einer Teilhaberschaft, wenn du es schaffst den Kontakt herzustellen und - sagen wir - noch eine kleinere Investition in das Unternehmen steckst. Im Übrigen: mein Name ist Leif Alriksson“ Gut warum nicht. „Gut, ich wäre interessiert. Mein Name ist übrigens Lina. Wie sieht es mit den Details aus und was wäre denn eine „kleine“ Investition...?“

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„Hey, hallo Kyo, na wie geht es dir?“ Es war schwierig gewesen einen einigermaßen brauchbaren öffentlichen Kommunikator zu finden. Die meisten in der Gegend waren in miserabeln Zustand und zur Landezone traute ich mich nach dem Missgeschick von heute früh noch nicht zurück. Das Gesicht auf dem Bildschirm schien erfreut: „Hab´ dich ja schon ewig nicht mehr gesehen, wie geht’s, was gibt es?“ Jaja, immer noch die alte Kyoko „Ach, ich kann nicht klagen... das Übliche halt... du kannst mir nicht zufällig mit ein paar Credits unter die Arme greifen?“ Das Gesicht auf dem allenfalls mittelmäßigen Bildschirm sprach Bände. Eigentlich hasste ich es, Kyoko anpumpen zu müssen, das war schon in der Schule so gewesen, aber die konnte nun einfach viel besser mit Geld umgehen. Nicht, dass ich meines für sinnloses Zeugs verprassen würde - es sind alles sehr wichtige Sachen. „Wie viel denn dieses mal?“ „Och, nicht viel. Drei bis vier Millionen reichen vollkommen“, antwortete ich so bescheiden wie möglich. Ja, ich weiß auch, dass das bei dieser Frage nicht geht und ich konnte auch selbst auf diesem miesen Monitor sehen, wie Kyo die Spucke wegblieb. „Halt Kyo, bevor du irgendetwas sagst, lass´ mich ausreden...“


Fortsetzung folgt (ob ihr wollt, oder nicht ;)
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  • der Trinker - Lina Inverse - 05.10.2007 14:24:53
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