RPG

Achtung, diese Nachricht ist privat!

Mit einem leisen Pfeifen wegen des Überdrucks, der im Labor herrschte, schloss sich die schwere Schotttür hinter Georgy.

“Ah, Georgy, ich hoffe, Sie haben gute Nachrichten für mich?”

Etwas linkisch, wie es eben seine Art war, schritt Georgy die knapp 25 Meter ab, die ihm von seinem Chef trennten, der an einem Computerterminal diverse Berichte studierte und Ergebnisse auswertete.

“Nun, ähm, ...”, begann er, seine Worte mindestens ebenso schleppend sortierend wie seine Beine. “Von den Behörden haben wir die Eingangsbestätigung zu unseren Anfragen erhalten. Von der Venus, so wurde uns versichert, soll noch heute eine Entscheidung kommen. Und vom Pluto erwarten wir auch nichts anderes als eine Zusage.”

Jethon “Jet” Acesu hielt in seinen Analysen einen Augenblick inne. Er kannte Georgy nun schon eine geraume Zeit und wusste, seine Körpersprache zu deuten - vermutlich wesentlich besser als Georgy selbst. “Das scheint mir aber noch nicht alles zu sein. Noch irgendwelche Nachrichten?”

Der linkische Assistent musste mehrfach ansetzen und zwischendrin kräftig schlucken, um endlich mit den Informationen rauszurücken.

“Also, es hat sich einiges getan.” Als er den fragenden, leicht nervösen Blick seines Chefs sah, hob Georgy direkt abwehrend die Hände. “Zum Glück nur zwischen der Venus und dem Merkur. Diese Friedensbewegung, Packs oder so ähnlich, hat dort viele Stationen errichtet. Die Strecke zwischen dem Pluto und der Venus ist nach wie vor komplett frei.”

Jethon, der seinen Beinamen “Jet” von ehemaligen Kommilitonen erhalten hatte, weil er immer schnell, ja, rasend, unterwegs war, lehnte sich zurück, ließ seine Arbeit ruhen. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, welche Auswirkungen die plötzliche Expansion von PAX haben könnte. Friedensbewegung..na, nicht so ganz. Bei dem Gedanken daran, welche Vorstellung Georgy wohl von PAX haben mochte, musste Jet unfreiwillig lächeln - eine Mimik, die sein Gegenüber aufgrund der neuen Informationen, die er überbrachte und noch überbringen würde, ziemlich aus der Bahn warf.

“Ab...Abe...Ababber das ist noch nicht alles. Ich glaub, wir müssen den ersten Live-Test verschieben! Wir sind doch hier...also ich mein...die Piraten, die grad...also haben Sie schon davon gehört? Nein, woher denn, deshalb bin ich ja hier, also, da...”, er deutete mit seinen langen Armen erst in Richtung Tür, nach einem kurzen Zögern und einem Kopfschütteln dann über Jethon hinweg auf die hintere Laborwand, und dann noch mal irgendwo in den linken Bereich des großen Raums. “Also, dort, ja, ich glaub dort so, das könnte stimmen. Also, der Handelsposten, genau, dort, da wurde ein Bürogebäude, in dem wir bis vor Kurzem einige Räume angemietet hatten, überfallen. Aber nicht einfach so, nein, ein Loch hat man in das Dach geschossen, mit unglaublicher Präzision, aus dem Orbit!

Ich glaub, wir sind hier nicht mehr sicher! Wir sollten uns einen anderen Ort suchen.”

“Aber, aber, mein lieber Georgy. Nun beruhigen Sie sich doch erstmal. Es besteht wirklich kein Grund zur Panik.” Diesmal streckte Jet seine Arme aus und machte eine allumfassende Geste. “All das hier ist absolut sicher! Die Konstruktion kann so einiges aushalten. Außerdem haben wir so manche Vorkehrung getroffen, damit unliebsame Gäste nicht zu nah kommen. Also, kein Grund, hier nun alles einzupacken und woanders neu anzufangen. Beim derzeitigen Stand der Versuche würde uns ein Umzug um viele Wochen zurück werfen. Vermutlich werden wir noch heute die Genehmigungen für das Absperren der Teststrecke bekommen. Dann können wir den XESS endlich mal in den freien Raum bringen und ausgiebig testen.”

Jet stand auf, er konnte ohnehin eine kurze Pause gebrauchen. “Kommen Sie, Georgy, ich spendiere uns einen Tee, der beruhigt ganz sicher. Und dann erkläre ich Ihnen noch ein paar Details zu unserer Sicherheit. Sie werden sehen, es ist alles in Ordnung.” Jet, der inzwischen neben Georgy angekommen war, machte einen Schritt zur Seite. “Es sei denn, Sie haben noch weitere Neuigkeiten, von denen ich noch nichts weiß.”

“Nein, nein, es sei denn, die Verletzung des netten Mannes aus der kleinen Snack Bar im 3. Untergeschoss ist von Bedeutung?”

Lachend wandte Jethon sich der schweren Tür zu. “Kommen Sie, der Tee wartet!”