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es war einmal...

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Imelde Anthos[MUUH] (*) schrieb am 23-10-2007 15:49:14 : Familienbande
Imelde blickte an sich selbst hinunter. Ihre Uniform warf an einigen Stellen Falten, doch das spielte keine Rolle. Immerhin war dies kein offizieller Anlass oder Ähnliches. Deutlich spürte sie, wie ihr Puls beschleunigte. Was sie hinter der Tür erwarten würde, wusste sie nicht, und genau das war es, was ihr auf eine seltsame Art und Weise Angst machte. Würde Sie in der Gesicht eines todtraurigen Menschens blicken? Die weinenden Augen Ihrer Schwester? Oder würde vielleicht sogar jemand Fremdes die Tür öffnen?

Noch bevor Imelde einen weiteren Gedanken fassen konnte, öffnete sich die Tür. Eine junge Frau stand darin, die rotblonden, langen Haare zu einem strengen Zopf gebunden. Ihre Lippen formten sich zu einem lächeln, dann fiel sie Imelde um den Hals.

«Imelde, schön dich zu sehen.»

Giannas Stimme klang fast wie ein Flüstern. Einen Moment lang war Imelde mit der Situation überfordert, doch dann erwiderte sie die Umarmung ihrer kleinen Schwester. Sekundenlang bewegte sich keine der beiden Frauen. Es schien fast so, als würden Sie einander festhalten um alles Andere um sie herum auszublenden. So als würde die Zeit still stehen. Gianna war die erste, die sich löste.

«Es ist schön dich zu sehen. Ich hatte zuerst damit gerechnet, dass du nicht kommen würdest. Komm doch rein, Mutter wird sich sicherlich freuen dich zu sehen.»

Imelde nickte, dann betrat sie die Wohnung während Gianna hinter ihr die Tür wieder verschloss. Im Inneren der Wohnung hatte sich kaum etwas verändert. Auf den weißen Wänden des langgezogenen Flurs befanden sich dunkle Schatten, von denen ein Teil durch gerahmte Fotos verdeckt wurde. Einige der Fotos zeigten sie in der Schule, bei ihrer Vereidigung am ersten Akademie-Tag, als Baby. Ohne ein Wort zu sagen ging sie weiter bis zum Ende des Flurs. Auf der rechten Seite befand sich das Schlafzimmer ihrer Eltern. Die Tür war nur angelehnt, und aus dem Inneren des Raumes waren die Stimmen von Ciril Jackson, einem der größten Entertainer des alten Holo-Netzes, zu hören.

Langsam öffnete sie die Tür und betrat den Raum. Ihre Mutter lag ordentlich zugedeckt auf ihrer Seite des Bettes. Ihre Haare waren scheinbar frisch gestylt worden, hatten aber seit ihrem letzten Besuch einiges an Farbe verloren. Der Blick ihrer braunen Augen war starr gerade ausgerichtet und die Hände wie zum Gebet auf der Oberseite der Decke zusammengefaltet. Imelde näherte sich dem Bett, beugte sich herunter und gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Stirn, dann blickte Sie sie an, fast so, als würde sie auf eine Reaktion warten. «Wann war die letzte Untersuchung?»

«Vor vier Tagen. Dr. Karr sagte, dass sich die Werte nun stetig verschlechterten. Wahrscheinlich müssten wir damit rechnen, dass Sie spätestens in acht Wochen nicht mehr in der Lage sein wird, allein zu atmen. Irgendetwas sorgte dafür, dass sie tiefer ins Koma fiel.»

Imelde nickte. «Meinst du, es ist, weil sie spürt, dass Vater nicht mehr da ist?»

Gianna zuckte mit den Schultern.

«Ich glaube schon. Ich meine, es ist fast wie ein Fluch, der auf dieser Familie lastet. Zuerst die Sache mit Jekk, dann ihr Unfall, nun Vater…» Eine Träne trat aus ihren Augenwinkeln und suchte sich langsam den Weg über ihre Wange. Von hinten legte Gianna ihre Arme auf Imeldes Schultern.

«Dr. Karr sagt, dass Sie keinerlei Empfindungen mehr hat. Es sieht nur rein optisch so aus, als ob sie wach wäre. In wenigen Wochen werden sich ihre Augen schließen, und sie wird sich noch weiter von dieser Welt entfernen. Spätestens dann müssen wir eine Entscheidung treffen.»

Imelde drehte sich um und sah, dass auch Gianna angefangen hatte zu weinen. Gemeinsam verließen beide das Zimmer und suchten den Wohnraum der kleinen Wohnung auf. Nachdem für einige Zeit Stille herrschte, ergriff Imelde wieder das Wort. «Wie ist es passiert?»

Gianna atmete tief durch. «Das weiß niemand so richtig. Besser gesagt macht es den Eindruck, als wolle es niemand so richtig wissen. Der Rettungssanitäter meinte, es wäre simples Herzversagen gewesen, doch das Blut an seinem Hinterkopf sprach eine andere Sprache. Sie wollten ihn nur schnell weg schaffen, sonst nichts. Hier interessiert sich schon lange keiner mehr für das was auf den Straßen passiert. Ash und seine Jungs werden immer brutaler und seit er mit diesem Psychopathen Shii rumhängt, muss man ständig aufpassen, dass man sich nicht urplötzlich im Leichenschauhaus wiederfindet.»

«Ich weiß, es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, dieses Thema anzusprechen, aber ich bin der Meinung, du solltest darüber nachdenken, deine Zelte hier abzubrechen. Oder zumindest in Erwägung ziehen, den Wohnort zu wechseln. Drüben auf der West-Seite haben sie ein paar neue Appartments gebaut. Sicher, auch nichts besonderes, aber besser als das hier, oder nicht?» Langsam hob sie die Tasse aus der feiner Dampf aufstieg. Ein Aroma aus Pfefferminz und Honig stieß ihr in die Nase und legte sich wie eine beruhigende Decke über ihre Lungen.

Gianna schüttelte den Kopf. «Das geht nicht. Nach den letzten Aktionen sieht es endlich danach aus, als ob man sich dazu bereit erklären würde, uns anzuhören! Der Bürgermeister ließ verlauten, dass er unter bestimmten Umständen dazu bereit wäre, mit uns zu reden.»

Langsam stellte Sie die Tasse wieder ab. «Mit euch zu reden? Gianna, ihr habt seinen Gleiter in die Luft gejagt und sein Grundstück dermaßen verseucht, dass es dort schlimmer aussieht als hier! Sobald einer von euch zu einem Treffen erscheint, werden die euch verhaften und einsperren.»

«Weißt du, das spielt für mich keine Rolle, so lange ich dadurch etwas bewegen kann. Es ist langsam an der Zeit, in diesem Viertel aufzuräumen und sich die kriminellen Machenschaften hier nicht mehr mit anzusehen. Ich meine, Selbst die Sicherheitskräfte trauen sich zum Teil nicht mehr her. Sei es nun aus Angst, oder weil ihnen einfach alles gleichgültig ist!»

«Ich hoffe, du hast dir das alles gut überlegt! Ich werde noch bis morgen bleiben, aber danach muss ich wieder meinen Pflichten nachgehen. Solltest du es dir anders überlegen… » Imelde wusste, dass Gianna es sich nicht anders überlegen würde, denn sie war schon immer eine Kämpferin gewesen. «Du weißt, wie du mich erreichen kannst.»

Den Rest des Tages sprachen beide über die Vergangenheit und klärten letzte Formalitäten bzgl. Des Erbes ihre Vaters, wobei dies wirklich nichts anderes als Formalitäten waren, denn wer hier wohnte, der besaß nichts, was man vererben konnte. Imelde entschied sich, noch bis zum Abendessen zu bleiben, immerhin kam es nicht sehr oft vor, dass sie von ihren Pflichten entbunden war.
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