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Wie lange die Wirkung des Halluzinogens angehalten hatte, konnte Imelde nicht sagen. Ihr Zeitgefühl hatte sie schon lange verloren. Doch es war deutlich spürbar, dass es nachließ, denn die Schmerzen und das Brennen in ihrem Körper war allgegenwertiger als jemals zuvor. Schlimmer als das war jedoch die Tatsache, dass Shii den Raum wieder betreten hatte. Ohne ein Wort zu sagen hatte er einen kleinen Tisch hineingeschoben und an ihre Seite gestellt. Als er das dünne weiße Tuch entfernte, konnte Imelde aus dem Augenwinkel eine Ansammlung von silberglänzenden Instrumenten erkennen, fein säuberlich nach Größe sortiert.

Shii hatte sich inzwischen vor sie hingestellt und beobachtete ihre Reaktion. «Weißt du, ich mag dich. Ehrlich, aber ich muss auch tun, was er mir sagt. Warum hast du ihm nicht gesagt, was wissen wollte? Nun muss ich Dinge mit dir tun, die nicht schön sind.» Shii griff nach einem der Instrumente dessen Spitze nach dem Einschalten zu glühen begann. «Weißt du was das ist? Das ist ein Gerät, dass in Krankenhäusern manchmal zum Kauterisieren von Wunden benutzt wird. Mittlerweile ist die Technik schon überholt, aber ich mag es trotzdem. Die Spitze erhitzt sich auf eine Temperatur von 400°C. Das ist eine Menge oder?»

Shii hielt ihr das Gerät direkt vors Gesicht und Imelde konnte die unglaubliche Hitze spüren, die von dem Instrument ausging. Dann riss er ihr in einer schnellen Bewegung den Ärmel ihrer Uniformjacke ab, so dass ihr Arm bis zur Schulter hin frei lag. Dann senkte er das Instrument langsam ab. Noch bevor es ihre Haut berührte, spürte sie deutlich die glühende Hitze der winzigen Nadel. Als diese dann ihre Haut berührte, war ein leises Zischen zu hören. Automatisch spannte sich jeder Muskel in Imeldes Körper an und ein lauter Schrei verließ ihre Kehle. Sofort hob Shii die Nadel wieder an, jedoch nur, um sie an einer anderen Stelle abzulassen.

«Weißt du, wenn ich zu lange an einer Stelle bleiben würde, dann würde es das Nervengewebe soweit verbrennen, dass man keinen Schmerz mehr fühlen würde.»

Imelde versuchte erneut, sich von ihren Fesseln zu befreien, doch es war sinnlos. Viermal hatte Shii inzwischen die Nadel angesetzt und in der Luft war deutlich der Geruch von verbranntem Fleisch wahrzunehmen. Inzwischen befand sie sich kurz vor der Bewusstlosigkeit. Das Schreien hatte sie bereits aufgegeben, denn es hatte keinen Sinn. Mal ganz abgesehen davon, dass ihre Stimmbänder bereits heiser waren und sie kaum noch einen Ton herausbekam.

In ihren Kopfformte sich immer wieder ein Gedanke. Der Gedanke, all das hier hinter sich zu lassen, keine Schmerzen mehr zu haben, alle Lasten von sich zu werfen und diese Welt der Qualen zu verlassen. Doch Shii schien sein Handwerk in der Tat zu verstehen. Er sorgte stets dafür, dass sich die Schmerzen und Qualen die er ihr zufügte, am Rande dessen befand, was sie ertragen konnte. So stellte er sicher, dass er sie nicht tötete. Es wurde immer schwerer, ihrem unterbewussten Schrei nach Erlösung zu wiedersprechen, denn Imelde wusste genau, wenn sie preisgab, was man von ihr wissen wollte, dann würde dabei die gesamte Crew ihres Schiffes sterben.

Shii war inzwischen dazu übergegangen, ihre empfindlichsten Körperstellen mit Stromschlägen zu behandeln was unweigerlich für die Kontraktion der entsprechenden Muskelregionen sorgte und dabei noch gewaltige Schmerzen auslöste.

«Stop, hör bitte auf…» Imeldes Stimme war kaum hörbar gewesen, doch ihr Gegenüber hatte sie wahrgenommen. Augenblicklich deaktivierte er den summenden Generator und blickte sie fragend an. Imelde musste husten. «Die Feuerstern befindet sich im Orbit der Venus und nimmt dort an verschiedenen Manöverübungen teil. Der Systemcode des Schiffes lautet Anthos, 61934002G. Der Sicherheitscode lautet 2112750.»

«Ich freue mich über deine Kooperation meine Liebe.» Von Imelde unbemerkt hatte Ashton den Raum wieder betreten. Sein Blick sagte deutlich aus, dass er von dem Anblick der sich ihm bot angewidert war. «Shii, ich werde mich in Kürze auf den Weg machen. Sorg du bitte dafür, dass unsere Freundin hier ihren Aufenthalt bei uns nicht so schnell vergessen wird.»

Imelde sah, wie Shii nickte. Sie hatte keine Ahnung, was Ashton damit meinte, jedoch waren damit sicherlich neue Schmerzen verbunden. «Nein, bitte, ich flehe dich an! Ich habe dir doch gesagt, was du hören wolltest!»

Ashton lachte nun laut. «Sicher hast du das. Aber ich gehe gern auf Nummer Sicher. Außerdem kann ein kleiner Vorsprung ja nicht schaden oder?» lachend drehte er sich um und verschwand wieder.

Shii hatte inzwischen den kleinen Generator wieder unter dem Tisch verstaut. Für einen kurzen Moment sah er Imelde in die Augen. «Zu Schade, aber ich muss tun, was er mir sagt.»

Imeldes Unterbewusstsein sagte ihr etwas wie „Siehst du, ich habs dir doch gleich gesagt!“ und tatsächlich hätte sie es Ahnen müssen, dass der Verrat an ihrer Crew nicht das Ende dieser Tortur sein würde. Wenn er sie hätte gehen lassen, wäre es ein Wettlauf gegen die Zeit gewesen, und so hatte er alle Zeit der Welt. Und vor allem auch niemanden, der eine entsprechende Aussage machen konnte. Egal was nun passierte, all das spielte keine Rolle mehr. Noch eine kleine Weile, dann würden die lebenswichtigen Organe ihres Körpers versagen. Sie würde das Bewusstsein verlieren und irgendwann wären ihre letzten Gedanken erloschen. Zumindest war es das, was Imelde hoffte…