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“In dieser Tasche hier“, Oxana deutete auf das Gepäckstück, auf dem sie saß, “befindet sich ein speziell programmierter Roboter, mit der Form einer Raupe…na ja, zumindest so in etwa. In diesem Roboter ist das Equipment, das du besorgt hast und das uns an Bord der `Caracas Nights´ später behilflich sein soll.“

“Und wie bitte willst du das Roboterungetüm durch die Kontrollen bekommen?“ Blake schaute sie fragend an, konnte er sich doch wahrlich nicht vorstellen, dass das schon der ganze Plan sein sollte.

“Ich? Wie kommst du denn darauf? Du wirst das Ding durch die Kontrolle bringen – ist doch schließlich mein Plan.“

Oxana gefiel der überrascht und etwas bestürzt wirkende Gesichtsausdruck ihres Freundes. “Oder sollte ich zu deiner Beruhigung besser sagen, dass sich der Roboter selbst durch die Kontrollen bringen wird?“

Blakes Miene wechselte nun von `überrascht´ zu `verzweifelt´.

“Ich sehe schon, du traust meinem Plan nicht. Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir sage, dass Sullys Techniker das Ding entwickelt und gebaut haben. Na, besser?“ Blake nickte, wenn auch nur sehr langsam und bedächtig. “Und programmiert haben die Techniker den Roboter auch – ich hab darin keine Erfahrung und wollte daher auch nichts damit zu tun haben.“ Jetzt hellte sich Blakes Gesicht zusehends auf.

“Wenn du mir jetzt noch verrätst, dass du ein tolles Ablenkungsmanöver auf Lager hast, dann beginne ich langsam, an deinen Plan zu glauben. Lässt du vor dem Sicherheitspersonal bei der Personenkontrolle alle Hüllen fallen?“

“Das könnte dir so passen, alter Lustmolch. Ich weis schon, warum ich uns keine Doppelkabine reserviert habe.“ Jetzt hatte Blake seine Mimik so im Griff, dass Oxana nicht ablesen konnte, was er darüber dachte. “Die Ablenkung werden andere Gäste für uns übernehmen, wir müssen nur noch die Richtigen dafür finden.“

Oxana wurde langsam klar, dass sie sich nicht mehr ewig Zeit lassen konnten, schon bald konnte das Einchecken wieder beginnen. Daher weihte sie Blake kurz und knapp in die weiteren Details ihres Plans ein und begann dann, nach den geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten. In der zweiten großen dunklen Leinentasche waren verschiedene kleinere Taschen verstaut, die Oxana vorher in großen Warenhäusern gekauft hatte.

Der Plan sah vor, einen Passagier der `Caracas Night´ zu finden, der mit einer Tasche reiste, die einer der von Oxana gekauften Taschen zum Verwechseln ähnlich sah. Sollten die beiden Piraten keine solche Tasche ausfindig machen können, so müssten sie den `Ablenkungseffekt´ durch ein herrenloses Gepäckstück erreichen. Wobei das Durcheinander sicher größer werden würde, wenn – so wie geplant – die ausgetauschte Tasche bei der Gepäckkontrolle ihren präparierten Inhalt freisetzen würde.

Oxana und Blake machten sich abwechselnd und möglichst unauffällig daran, den passenden Kandidaten zu finden. Letztlich war es Blake, der mit einer Erfolgsmeldung zur Piratin zurückkam.

“Ich denke, ich hab unser Opfer gefunden. Es ist ein Herr mittleren Alters, dem Anzug nach zu urteilen ein Geschäftsreisender, hängt ständig am Com und hält sich vermutlich für unwiderstehlich und wahnsinnig clever. Seine Taschen stehen neben ihm auf dem Boden, von hinten bestens zu erreichen. Er sitzt etwa 25m entfernt, dort vorn links.“

Blake deutete mit einem Kopfnicken in die entsprechende Richtung und machte sich daran, das passende Gegenstück zur Tasche des Mannes aus dem eigenen Gepäck herauszusuchen.
Doch Oxana drückte die Leinentasche wieder zu und schaute sich nach einem etwas weniger auffälligen Ort um.

“Ich denke, wir sollten diesen Trick hier nicht in aller Öffentlichkeit starten. Irgendwo müssen wir auch die restlichen Taschen verstecken, sonst könnte der Plan doch noch auffliegen.“

Die Piratin schlug vor, die überflüssigen Taschen wieder in ein Schließfach zu stecken, aber Blake war das ein wenig zu riskant. “Nein, das ist vermutlich keine so gute Idee. Nachdem du dich im Anschluss deines Gesprächs mit dieser Philippa bei den Schließfächern doch etwas seltsam aufgeführt hast, ist es vielleicht etwas zu gefährlich, wenn wir jetzt eine Tasche zurück bringen. Man würde uns zu schnell wieder erkennen. Wie sieht es mit den Toiletten aus?“

Sie einigten sich darauf, dass eine Frau mit großer Tasche weniger auffällig wirkte. Also war es Oxanas Aufgabe, sich der Sache zu entledigen. Ach, so ein Mist, muss denn grad jetzt das Reinigungspersonal hier rumlungern?

Sie zog die Tür zur Einzelkabine hinter sich zu und wollte abwarten, bis es etwas ruhiger wurde. Doch dann kam ihr ein anderer Gedanke und sie sinnierte nur kurz über die neue Idee nach. Schnell stopfte sie viel zu viel Papier in die Toilettenschüssel und betätigte dann die Spültaste. Unter lautem Fluchen schnappte sie sich die Tasche und stürmte aus der Kabine hinaus, genau in die Arme der neugierigen Reinigungsdame.

“Eine Sauerei ist das. Erst lässt man uns hier ewig warten und dann auch noch defekte Toiletten. Toll! Wer ist denn hier zuständig? Das werde ich melden!“

Die Reinigungsfachkraft war darüber natürlich sehr erschrocken und hob beschwichtigend die Arme. +f=#FF00FF.“Du nix melden. Ok? Ich machen, ja?! Nix melden, ich putze, du gehen andere Klo. Ja?“

Ohne Oxanas Reaktion abzuwarten griff die Dame nach ihren Utensilien und begann, die vorsätzliche Überflutung zu bereinigen. Darauf hatte die Piratin gehofft und nun nutzte sie die Gelegenheit, die Tasche im Raum für die Reinigungsmittel zu verstecken.

Schnell noch ein paar Rollen Papier davor stellen…hier die Schrubber noch etwas verrücken. Gut! Fertig.

Sie schloss die Tür zum Putzmittelraum wieder und verschwand aus der Toilette. Sie konnte nur hoffen, dass trotz der Bombendrohung die Videoüberwachung vor dem eigentlichen Sicherheitsbereich nicht ganz so aufmerksam verfolgt wurde, wie es möglich wäre. Die anderen wartenden Reisenden schenkten den Toiletten aus verständlichen Gründen nur ein absolut notwendiges Maß an Aufmerksamkeit, so dass von der Seite nicht mit der Gefahr einer Entdeckung zu rechnen war.