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es war einmal...

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Lina Inverse schrieb am 03-03-2008 21:12:51 : Ich will doch nur etwas Kuchen...
upic
Da stand er vor mir. Groß und braun und nur durch wenige Millimeter Glas von mir getrennt. Der vermutlich am leckersten aussehende Schokoladenkuchen des Sarn-Raals.

Ich muss ihn haben.

Alles war mir egal... der exorbitante Preis, die einfach ungesund wirkende Menge an Kalorien oder meine nervige Begleiterin. Denn dieser Kuchen war definitiv das einzige, was mich aus meiner tiefen Depression retten konnte. Die letzten Tage, ein Graus... Piraten... SGP... wir konnten kämpfen soviel wir wollten, wir wurden der Lage einfach nicht Herr – was vermutlich daran lag, dass wir in beängstigender Regelmäßigkeit die Kämpfe verloren. Und dann das hämische Grinsen dieser Frau, wenn sie einen wieder mal besuchte... Das ging alles zu weit. Ich hatte nun deswegen sogar schon extra Martini an Bord!

Doch da stand es: jenes Stück Bäckerskunst, welches mich zumindest für ein paar Augenblicke aus meiner tiefen Depression retten sollte. Dieses schokoladige Braun, diese wunderschöne Glasur...

„Lina, du sabberst da doch nicht gerade das Schaufenster voll, oder?“, ertappte mich Kyoko von der Seite.

Warum war sie eigentlich mitgekommen? Sie hatte diesen Einkaufsbummel nicht halb so nötig wie ich. Brauchte sie doch den ganzen Tag nur da zu sitzen und schauen, wie die Zahlen auf ihrem Konto immer größer wurden. Tja, das Händlerleben war halt zu einfach. Warum ich dann keine Händlerin bin? Weil ich vielleicht auch mal der Grund sein möchte, warum sich Leute genötigt fühlen, Schokoladenkuchen zu kaufen? Und ja, vielleicht will ich irgendetwas kompensieren! Okay?!

„Kyo, zwischen mir und diesem Schokoladenkuchen dort besteht eine Beziehung, die du niemals wirst verstehen können“, antwortete ich rasch meine Spuren verwischend.

Verwirrt blickte mich die Frau mit den grün gefärbten Haaren für einen Moment an. Schließlich deutete sie mit einem leichten Grinsen auf das Schaufenster: „Naja, zumindest scheint zwischen dem Kuchen und jemand Anderem eine Käufer-Kuchen-Beziehung zu entstehen.“

Das... das konnte nicht sein. Der Verkäufer hatte den Kuchen aus dem Schaufenster genommen... Das hieß, da kaufte jemand MEINEN Kuchen! Das durfte nicht sein, das sollte nicht sein...

Sofort stürmte ich in Richtung Eingang, und da sah ich ihn. Einen Mann von dunkler Hautfarbe, vielleicht einen Kopf größer als ich, ein kleines schwarzes Bärtchen zierte seine Oberlippe, und vor sich hielt er eine dieser rosaweißen Schachteln mit der Aufschrift „Meisterkonditorei Reebourn“.

Meine Blicke durchbohrten ihn. Er hatte meinen Kuchen. Er war der einzige, der zwischen mir und der Linderung meiner Sorgen stand.

„Haben sie ein Problem, junge Dame?“, fragte der Fremde freundlich.

Ob ich ein Problem hatte? Allerdings.

„Ich erhebe Anspruch auf ihren Kuchen“, erwiderte ich kurz, knapp und entschlossen. Ich mochte zwar viele Kämpfe verlieren, doch hier ging es um Schokoladenkuchen.

Ein Luftzug hauchte durch die Gasse, Blätter raschelten, keiner wagte sich zu rühren.
Schließlich blickte der Mann auf die Schachtel in seiner Hand, dann zu mir und schließlich wieder zu der Schachtel.

„Diesen Kuchen hier?“, fragte der Mann.

Ich nickte bloß stumm.

„Und warum erheben sie Anspruch auf diesen Kuchen?“, setzte der Fremde seine Fragerei ruhig fort.

„Schauen sie mich an und raten sie“, forderte ich den Fremden auf.

Es vergingen wieder einige Augenblicke in denen er mich genau anschaute.

„Hmm, zu verhungern scheinen Sie ja nicht gerade...“, schloß das Genie, „Sie scheinen gar eher etwas zu dick, Verehrteste“

Bitte was?! Ich ballte meine Faust Zorn erfüllt. Nein, nicht nur, dass diese Person es wagt, MEINEN Kuchen zu mopsen, nein, jetzt beleidigt der mich auch noch!

„Halt, nein, warten Sie, jetzt habe ich es! Sie benötigen eine Hautmaske... doch da würde ich Ihnen den Kosmetiker die Straße hinunter empfehlen“, fuhr der Schuft fort.

Genug war genug!

Zack, hatte ich mir die Kuchenschachtel gegrabscht. Diebstahl? Piraterie? Ich nenne das ausgleichende Gerechtigkeit. Er beleidigt mich und macht sich über mich lustig und ich bekomme den Kuchen, der eh quasi für mich gemacht wurde. Also ein fairer Handel, könnte man sagen.

Noch ehe er reagieren konnte, eilte ich die Gasse hinab meine Beute grinsend vor mir hertragend. Vielleicht war an mir doch eine gute Piratin verloren gegangen.

Etliche Meter hatte ich zurückgelegt, etliche Ecken umwunden, als ich mich in einer von Schatten geschützten Ecke niederließ. Das Objekt meiner Begierde lagerte ich auf meinen Oberschenkeln. Ich hatte keine Geduld mehr, bis zur Rückkehr zu meinem Schiff zu warten. Dieser Kuchen musste jetzt dran glauben. Ich spürte schon den schokoladigen Geschmack auf meiner Zunge ...als sich die Schachtel vor meinen Augen gen Himmel erhob?

Was zum... großen schwarzen Mann! Denn genau der stand vor mir mich eindringend anguckend.

Seufz, das war nicht fair! Irgendwer in diesem Universum wollte nicht, dass ich diesen Kuchen bekam! Ach ja, richtig. Der stand ja noch direkt vor mir.



„Also, ähm, ich nehme an, Sie erheben Anspruch auf diesen Kuchen?“, fragte ich gewohnt höflich mit meinem besonderen Lächeln.

Der Mann nickte nur. Ja, er schien ein wenig ungehalten. Hier half selbst mein Charme nicht mehr. Wobei ganz klar zu sagen war: ich konnte sexier sein als ein Buffet-Tisch nach einer 30-Tage-Hungerdiet. Aber verdammt, es ging hier nun mal um Schokokuchen. Das verstand ich. Da kam ich nun mal nicht mit.

Ich erhob mich. Aug in Aug stand ich meinem Kontrahenten gegenüber. Blitzschnell stieß ich vor und nahm die Schachtel an mich. Mit spielerischer Eleganz gelang es mir, um den Fremden herumzuwirbeln.

Tröpfchen dreckigsten Wassers spritzen in die Luft, als ich in der Pfütze aufschlug. Gut, das mit dem Wirbeln hatte nicht so ganz geklappt. Eigentlich bin ich vielmehr über ein Bein gestolpert. Wessen Bein es gewesen ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

Was ich allerdings wirklich als elegant bezeichne, war die Bewegung des Fremden, mit der er den Kuchen vor dem Zerbersten auf dem Boden bewahrte.

Schließlich drehte der Mann sich noch einmal um und warf mir etwas zu, ehe er in der Dämmerung verschwand.

Auf meiner Nase landete etwas, was ich schon lange, sehr lange nicht mehr gesehen hatte:
SGP-Sammelkarte 9/31 Motiv: Chil Aenid.

„GNAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARRRRR!!!!!“, war so das erste was mir spontan dazu einfiel.



Zurück auf meinem Schiff – weit deprimierter als vorher, wohlgemerkt – entdeckte ich etwas Seltsames: eine Spur brauner Krümel. Ich folgte dieser ominösen Spur schokoladig lecker wirkender Krümel, nicht sicher was mich erwarten würde.

Ich gelangte an einen Tisch auf dem eine dieser rosaweißen Schachteln mit der Aufschrift „Meisterkonditorei Reebourn“ stand, sowie der grün gefärbte Haarschopf einer mir wohlbekannten Person lagerte. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass jene Schachtel leer war und dass jene Person einen braun verschmierten Mund hatte und selig vor sich hin döste.

Letzteres wurde natürlich sofort abgestellt.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte ich, energisch auf die Schachtel deutend.

„Die? Das war der Schokokuchen von der Konditorei... die hatten den aus dem Schaufenster genommen, weil er dort schon eine Weile stand... und als ich nett fragte haben sie ihn mir geschenkt“, erhielt ich als verschlafene, verwirrende Antwort.

„WAS?!“ war dann in der Schachtel von diesem Piraten? Weswegen habe ich mich absolut lächerlich gemacht? Ich würde es wohl nie erfahren...
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  • Ich will doch nur etwas Kuchen... - Lina Inverse - 03.03.2008 21:12:51
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